Montag, 23. September 2013

Genialität wagen!

"„Der Mensch ist auf der Suche nach sich selbst, und bei dieser Suche kann er auch Fehler machen. Die Kirche hat Zeiten der Genialität gehabt - etwa die Zeit des Thomismus. Aber sie erlebt auch Zeiten der Dekadenz des Denkens. So dürfen wir zum Beispiel nicht die Genialität des Thomismus mit dem dekadenten Thomismus verwechseln. Ich habe leider Philosophie in Handbüchern des dekadenten Thomismus studiert. Beim Nachdenken über den Menschen muss die Kirche die Genialität suchen und nicht die Dekadenz.
Wann also ist ein Denkausdruck nicht gültig? Wenn ein Gedanke das Humanum aus den Augen verliert oder wenn er das Humanum gar fürchtet oder wenn er sich über sich selbst täuschen lässt. Das in die Irre geführte Denken kann als Odysseus vor dem Gesang der Sirenen dargestellt werden oder als Tannhäuser, der umgeben ist von Satyrn und Bacchanten oder als Parsifal im zweiten Akt der Wagneroper am Hof von Klingsor. Das Denken der Kirche muss wieder Genialität gewinnen und muss immer besser begreifen, wie der Mensch sich heute versteht, um so ihre eigene Lehre besser zu entwickeln und zu vertiefen.“
Papst Franziskus, Interview für die Civilta Cattolica, August 2013, http://www.stimmen-der-zeit.de/zeitschrift/online_exklusiv/details_html?k_beitrag=3906433

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