Montag, 1. Juni 2015

Magic

"Größe erfordert Überfluss und Armut zugleich. Nichts Großes geschieht ohne einen gewissen Überfluss, alles Große geschieht durch eine gewisse Armut. Kann man überhaupt etwas vom menschlichen Leben verstehen, wenn man nicht damit beginnt zu verstehen, dass die Armut immer in Größe überfliesst? Das tragische Gesetz – nicht der menschlichen Natur, sondern der Sünde des Menschen – bewirkt, dass die Armut der einen den Überfluss der anderen schafft: Armut mit Not und Sklaverei, Überfluss mit Lust und Stolz. Dieses Gesetz der Sünde darf man nicht hinnehmen:  Man muss es bekämpfen. Es entspricht der Natur, und wir müssen es in der Gesellschaftsordnung von den neuen Formen in der Zivilisation fordern: dass die Armut eines jeden (nicht Mangel oder Not! sondern Genügsamkeit und Freiheit, Verzicht auf den Geist des Reichtums, Frohsinn der Lilie auf den Feldern), dass eine gewisse private Armut den gemeinsamen Überfluss schafft, die Überfülle, den Luxus, den Ruhm für alle."

Jacques Maritain, Christlicher Humanismus, 150

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