"Wir möchten immer beruhigt sein und fürchten jedes Befremden. Darum bauen uns eine kleinliche Religion nach unserem kleinlichen Format. Die Paradoxe des Evangeliums sind uns ein zu starker Wein; wir verstopfen die Ohren vor dem großen befreienden Anruf. Entmutigt bleiben wir vor den Todespforten stehen, die der einzige Zugang zum Leben sind. In unserer Verzagtheit überlassen wir das Neue und Freie des Christlichen denen, die es verdrehen, und selbst das wird uns zum Vorwand, uns noch mehr zu entfremden. Wie Parasiten darin eingebohrt, aber ohne seinen Saft in uns überströmen zu lassen, fälschen wir das Christentum in den Augen derer, für die wir es repräsentieren. Indem wir es in den Dienst des weltlichsten Menschen stellen, berauben wir es seiner höchsten Bezauberungsmacht und sind schuld an seiner Verhöhnung.
Das ist die Kirchengeschichte aller Jahrhunderte. Das ist, o Gott, wir geben uns zu, unsere Alltagsgeschichte. Wie kommt es, dass trotz allem, o Wunder, ein paar Strahlen Lichts durchsickern?"
Henri de Lubac, Glaubensparadoxe
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