Der neuzeitlichen, weltlichen Philosophie fällt das Verdienst zu, die Geschichtsphilosophie und damit die Geschichte in starker Weise in den Fokus der Nachdenkensbemühung gezogen zu haben. Allerdings, wie es auch an dem mittlerweile verebbendem Interesse abzulesen ist, mit einem unscharfen, zerfließenden Ausgang und damit, wahrscheinlich auch retrograd, Ausgang und Fokus. Unser Sinn bleibt uns verborgen und ein Rätsel. Wir befragen uns. Wenn es auch mit Taten unseres emsigen Lebens ist, das nicht vom Werken und dem Werk ablassen will, dem das gerade Getane aber auch nicht die Ruhe und Befriedigung zu verschaffen vermag, welche ihn die Wunder des 7. Tages des "Ruhens" erfahren ließe.
In diesem Kontext stellt Hans Urs von Balthasars Versuch einer erneut genuin christlichen oder glaubensmäßigen Geschichtsphilosophie und damit -theologie unter dem Titel "Das Ganze im Fragment" ein zu beachtendes Unternehmen vor.
Es erwächst nicht von Ungefähr, dass dieser Versuch, der zugleich auch eine, vielleicht viel zu unmittelbare Auseinander- bzw. Entgegensetzung zur weltlichen (vor allem) hegelisch-idealistischen Geschichtsentelechie ist, ein Herbeiholen Augustins ist, welcher getrost als der Patron der Geschichtsreflexion angesehen werden kann.
Das mag aber dann auch schon das Manko des Unterfangens sein. Balthasars Versuch vermag es nicht in der substanziellen Ausarbeitung einer Geschichtsphilosophie/-theologie weiter zu kommen, ausser in einem Erneuern von grundsätzlichen Dualismen und ihrer Verstärkung trotz ihrer gleichzeitigen Überwindung. Er vermag nicht weiter als zu den formalsten und grundsätzlichsten Bestimmungen zu gelangen, die aber nicht mehr als etwas Herkömmliches wiederholen, das als solches Wiederholtes bloß scheinbar Wieder-holtes und d.h. dann doch nur Restauriertes ist und in dieser Restauration sich - angeblich wegen einer äußeren Bedrohung und Schlechtwetterlage - befestigt, um den Sinn und Zweck einer Wiederholung und Reflexion, nämlich den Sinnüberschuß und die Sinneröffnung ganz klein und horizontal (also am Horizont liegend) zu halten und am Schluß doch zu negieren und einzuholen (in die Geschichte, wenn auch als Intendiertes und Erstrebtes/Erhofftes, Erbetenes), hineinzuholen.
Die Wirkung des epochalen Christentums (auch vermittels des Sakramentes der Kirche) mag aber epochal viel weiter fortgeschritten und infundiert sein, so dass eine substanziellere und universalere und erfülltere Geschichtsreflexion der Verwirklichung und Einsetzung des Leibes Christi als der Taufe und Vollendung und Verwandlung der Welt viel mehr an der Zeit der Herausforderung einer sei es geschichtsphilosophischen oder -theologischen Besinnung ist.
Man kann sich auch angesichts der Unterlassung der Inangriff- und Annahme der angebotenen Gnade schuldig machen und der Verwirklichung entledigen.
Samstag, 10. September 2016
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen