Dienstag, 24. Mai 2011

Verströmte Weisheit – Über den gegenwärtigen Zustand von Philo-Sophie und Welt

Wir sprechen es also von jetzt an ganz offen aus: Die Philosophie hat die Erforschung der Wahrheit und des Wesens der Dinge zur Aufgabe (es handelt sich aber um die Wahrheit, von der der Herr selbst sagte: "Ich bin die Wahrheit"); andererseits schult die auf die Ruhe in Christus vorbereitende Bildung den Geist, weckt den Verstand und erzeugt Gewandtheit im Suchen nach der wahren Philosophie. Diese besitzen die Eingeweihten, nachdem sie sie gefunden oder vielmehr von der Wahrheit selbst erhalten haben.“ Clemens von Alexandrien, Teppiche, 1. Buch, Kapitel V

1.
In größtmöglicher Weise nähert sich mit Mitteln des eigenen Vermögens der Vernunft diese selbst in Form der Philosophie (als Metaphysik und Prima Philosophia) an den Grenzen des Seins und Bewußtseins, in ihrem Inbegriff und Wesen den Voraussetzungen der Möglichkeit und der Bedingtheit.
Zugleich mit größter Offenheit und ihr selbst größtmöglicher Bestimmtheit schafft die Philosophie somit jene Bedingung des Geistes und der Leiblichkeit (der Materie), welche Empfänglichkeit, Empfangsmöglichkeit und Befruchtungsmöglichkeit bedeutet, für die Anmeldung und Offenbarung jenes das der Hervorbringungs- und Darbringungs-/Hervorbringungsgrund ist, dieses Ganzen das ist.

2.
Die Weisheit aber offenbart sich selber, bringt sich selber dar und teilt sich mit.
Offener, vorurteilsfreier und empfangs- und ver-nehmensfähiger Geist (und Körper) erkennt aber in bestimmten Mitteilungen, Äußerungen, Verlautbarungen das unbedingte Gesicht und die unbedingte Mitteilung des Unbedingten, des absoluten Grundes und Schöpfers von Allem, die Mitteilung Gottes. Er erkennt sie mit Unbedingtheit und Gewißheit, indem er dann weiß, daß genau das die Darstellung und die Mitteilung jenes Wesens ist, das alles hervorgebracht hat und haben muß und daß sich nun hier und hiermit mitteilt.
In der gleichen Weise erkennt er mit unbedingter Gewißheit in Jesus von Nazareths Leben, Rede und Real-Wirkung die unbedingte Selbstmitteilung und damit Mitunsseiendheit jenes unbedingten und absoluten Gottes und Schöpfers und somit sich selbst und uns erneut in und mit und durch Gott.

3. 
Mit den Dingen des Glaubens verhält es sich in Bezug auf die „ungläubige“ Vernunft auch so:
Wären die "Geschichten des Glaubens" auch nur Geschichten und hätten in ihren wesentlichen Gehalten keine andere als die fiktional-phantastische Beglaubigung und Legitimation, so wären sie (für die Vernunft) schon ausreichend und d.h. überzeugend, mustergültig und daher bindend, denn, so nicht nur die These, die Geschichte und das Bild Jesu (z.B.) sind unbedingte und hinlängliche Vorbilder (Ideale) der Vernunft selber und somit mustergültig, maßstabgebend, leitend, formatierend und bindend für die Vernunft. In Jesu Geschichte und Vor-stellung formatiert sich und d.h. ist in vollkommener Weise das Ideal der Vernunft abgebildet, denn gibt es für die Vernunft ein anderes Vorbild und einen anderen Zweck als die Entdeckung und dann auch die Präsentation des Lebens als solchen, d.h. des „ewigen, immerwährenden“ Lebens, des Lebens an sich und für sich? Gibt es für die Vernunft eine andere Möglichkeit als das Ganze im Bilde des Menschen und des „Menschlichen“ sich vorstellig und präsentabel zu machen und zu halten? Gibt es für sie ein anderes Verfahren als jenes, welches die eigene Logik und Wirkweise der Geistigkeit so mit jenen Prozeßen und Notwendigkeiten der Geschichtlichkeit und Körperlichkeit verbindet, das etwas anderes oder genau jenes, eingebetet noch in den großen und dann doch erbarmungslos konkreten Zusammenhang des Ganzen, wäre, als genau die Vergegenwärtigung und die Verzeichnung der ganzen Geschichte Jesu, welche damit für die Vernunft zur Frohen Botschaft wird? Deswegen aber zur Frohen Botschaft der Vernunft wird, weil es der Vernunft hier zum ersten Mal gelingt und gewährt wird, ihr Ideal konkret abzubilden und darzustellen und sich auch vorgeben zu lassen, so daß es genau jeder Vernunft widerspricht, wenn genau diese Vernunft (oder ist es dann bloß die Unvernunft welche es tut?) par tout genau dieses abzulehnen sich bemüht, um somit an ihr selber bis zur Unvernunft zu verfallen.
Wem obliegt aber das Vermögen, die eigene Idealität anzunehmen und sich mit ihr selbst somit und somit mit sich selbst sich zu versöhnen und zu befrieden, sich seiner selbst sich einzugeständigen und somit in jene konkrete Sphäre einzutreten, in welcher die Vernunft konkret ist, in welcher die Vernunft bei der Vernunft ist, weil es ihr nicht mehr bloß gelingt ständig als Unvernunft in bloße Faktizität und reine Noumenalität auseinanderzubrechen, weil es ihr gelingt jenes Konkrete und d.h. Zusammengesetzte der Faktizität und der Bedeutsamkeit zusammenzuhalten und zu sein, in welcher sie sie wird und in welcher ihr jenes gewährt wird, was sie aufrechterhält, sie sich entwickeln, auswachsen, konkretisieren läßt, um irgendeinmal nicht nur bloße (auch nicht bloße konkrete) Vernunft zu sein, sondern Wirklichkeit zu sein, Realität, Sein. Sein, welches jener konkreten Vernünftigkeit entwachsen ist. Ewige Wirklichkeit, ewiges Sein. Konkrete daseiende Ewigkeit.

4. Konkrete Selbstverweigerung des Lebens
Das Leben steht aber nicht in einem bezugs- und umgebungslosen Raum. Immer ist unser Leben eingebetet in eine Umgebung, in ein Umfeld, das ihm zumindest synergisch ist, das ihm ko-existent ist. Genauso verhält es sich mit der Tatsache dieses Lebens der konkreten, einer bestimmten Personalität entwachsenen, Vernünftigkeit und d.h. ihrer konkreten Daseinendheit, ihrer daseienden Ewigkeit. 
Das Abendland und die westliche, christliche Zivilisation, deren Teil (oder Abkömmlinge) wir sind, bestimmt oder bestimmte sich durch die Tatsache ihrer Ko-existenzialität mit und aus und durch Jesus Christus. Das Abendland und die westliche Zivilisation und das Christentum leiten sich ab, oder begründen und verstehen und legitimieren sich somit klassisch und ursprünglich als die Gemeinschaft und die Versammlung jener, welche an Christus Jesus glauben, welche in Christus Jesus, seinen Geist und seinen Leib und d.h. seinen Tod und seine Auferstehung(!) getaucht und getauft sind.
Auch wenn seit jetzt nun schon über zwei Jahrhunderten versucht wird eine abendländische Philosophie und Legitimation zu begründen und zu legitimieren und dann aus ihr Wirklichkeit aufzubauen und aufzuziehen, welche jener Legitimation indifferent, vorläufig oder abgehoben ist oder zu sein sich bemüht, weil sie sich in einem Raum begründet der ???, so kann die Tatsache doch nicht geleugnet werden, daß jene ursprüngliche abendländische Legitimation, Begründung und Aufstellung immer noch und auch innerhalb und nach den Zeiten des extremen Säkularismus doch die eigentlich bedingende, umfangende und tragende bleibt, immer noch jene Gewichtigkeit und Substanzialität besitzt, welche in der Lage ist, erneut nach den uneingelösten Gewagtheiten des Säkularismus gerade ihm seine Wesentlichkeit zu geben und d.h. der Welt das Wesen der Welt zu schenken, in welcher die Welt noch unendlich viel mehr erhält, als sie jemals auch nur zu wünschen gewagt hätte und in welcher sie in und aus etwas gegründet wird, das von inbegrifflicher Unerschütterlichkeit und Ewigkeit und Schönheit und Herrlichkeit ist, welche alle Zweifel verstummen und Mißtrauen und Unbefriedigtheit in Verherrlichung, in Jubelausbruch, Danksagung, Verzückung und Verherrlichung wendet, welche am Ende alles eingeständigen werden, was noch der Vollendung harrt.

Die immer noch und ewige Gründlichkeit der Person Jesu Christi und d.h. seiner vorbildhaften und ehrfurchterweckenden Aufopferung, seines Todes und das Passieren und die Herrlichkeit seiner Auferstehung als der ewigen Überwindung des Todes und der Herstellung des ewigen, des immergegenwärtigen und vorstelligen Leben, sind immer noch unbedingte und ausschließliche Legitimationsgründe und Bindungen Europas und des Abendlandes und der sog. westlichen, aber auch universalen menschlichen Zivilisation.

Diese Geschichte und Personalität ist aber von dieser Person und Geschichte eigenmächtig in die Geschichte übertragen und über- und fortgesetzt worden, genauso wie sie ewig im Himmel als ewige Gegenwärtigkeit und Herrlichkeit und Allherrschaftlichkeit eingesetzt ist und dort ewig, auch uns einbegreifend, fortbesteht und d.h. einfach besteht.

Hiesig ist sie aber, ist Jesus Christus gegenwärtig und wird gegenwärtig fortgegeben und als lebendiger Vollzug bei jenen, die den Vollzug vollziehen und d.h. die heilige Eucharistie, das Abendmahl feiern und den überheiligen eingesetzten Leib und das Blut Christi verteilen, lebendig fortgetragen, gegenwärtig erhalten und der Welt angeboten und als Angebot des Heils ausgeteilt.
Die Kirche ist aber die, der aufgetragen und übergeben wurde und die sich dadurch bestimmt und definiert, daß sie jene ist, welche dieses Amt, diese aufgetragene Handlung vollzieht, welche das hochheilige Mysterium der Eucharistie feiert und fortsetzt, welche somit den Vollzug der Einsetzung, der Vergegenwärtigung und der Verteilung des Leibes und des Blutes Christi und damit Christus hiesig feiert und verteilt und austeilt, indem sie genau das tut, was jener ihr aufgetragen hat, welche jenen heiligen und hoch-heiligsten (d.h. heilsamsten und heilgewährendsten) Geist und jenen unbedingt heilverschaffenden Leib und sein Blut in der Welt als Ewigkeiten, verkörperte und fortgegebene Weisheiten ausströmt, welche der gegenwärtige Zustand der Gegenwart der Weisheit und der Philosophie der Welt und in der Welt somit sind und ihrer Verteilung auf der Erde.

Von hier aus fragt man sich, in welchen Verhältnissen denn die (säkulare) Welt angesichts eines solchen Angebots und einer solchen Lebensmöglichkeit lebt und wie hoch der Grad ihrer Vernunft und Selbstannahme dann denn ist. Man fragt sich auch, warum sich die Welt über mannigfaltige Übel, welche sie besetzt zu halten scheinen wundert und man fragt sich, wie es einer Welt anders ergehen sollte, wenn sie in der nämlichen Weise mit der Vorstellung und der Habe ihrer eigenen Idealität umgeht.

Wenn wir so gefragt und das Ganze vorgestellt hätten, hätten wir noch kein einziges Mal die Sphäre sog. Religiosität betreten müssen. Alles dieses hätte und sollte zunächst eine Erwägung der Vernunft sein, einer Vernunft allerdings, die ihrer selbst bewußt ist.

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