Freitag, 19. August 2011

Die ökobiologische Beschneidung

Der folgende Eintrag sollte eine kleine Reflexion und Notiz über ein akut werdendes Verhältnis unserer Realisierung sein. Auch wenn das Verhältnis nicht als solches immer und explizit (was seinem Wesen auch wiederstreben würde, wie sich nach dem Ende der Reflexion herausstellen sollte) in der Weise daherkommt, so betrifft es und greift es trotzdem in Bereiche und Verhältnisse hinein, die grundlegend also metaphysisch und wirklichkeitsformativ sind.
Ich rede vom und meine den Ökologismus.
Natürlich kann man, und sollte man, gerade dieses "ideologische" Neu- und Alternativphänomen differenziert betrachten und seine Fähigkeit zur Beurteilung und Unterscheidung der Geister gerade hier nicht ausschalten.
So ist der "naturalistische" "Ökologismus" einerseits ein Ausgleichsphänomen und als solches Anzeichen des Ausgleiches einer einseitigen Extremisierung, eines ungesunden Ausschlußes.
Er könnte aber auch andererseits (diesen Aspekt werde ich aber hier vernachlässigen) auch als ein Gemachtes und als eine Beschwörung gerade jener "anderen Seite" des (in seine (beschränkte) Imaginität gehenden) Rationalismus und technizistisch-rationalistisch-mathematischen Funktionalismus festgestellt werden. In diesem Fall wäre der Kylchor des "natürlich-naturalen, ursprünglichen, sog. biologisch-organischen und kopflosen(das ist der Punkt!) Lebens" wesentlich eine mangelhafte, an sich ebenfalls rationalistische und technizistische und eben nicht verwurzelt-naturale Hervorbringung des rationalistischen Technizismus selbst, in dem Augenblick, in dem dieser vielleicht versuchte selbst schöpferisch und hervorbringend zu werden.

Ich sage, man kann den Ökologismus als eine Ausgleichsbewegung sehen für unnötige und unheil sich auszuwirken beginnende Vereinseitlichungen eines rein technisch-unterleibsabgeschnittenen und technizistisch-projektiven und d.h. organisationalen Denkens und Seins, so daß diese "Ergänzung" etwas an sich Gutes und Notwendiges und Erstrebenswertes wäre, damit das Leben nicht vereinseitlicht wird und ein ganzes und völliges und d.h. normales, naturales wird und bleibt und soz. Fleisch an die Knochen bekommt und aus diesem Fleisch dann auch teilweise auch ist, in Ergänzung und Verschränkung mit jener ebenfalls geistgesteuerten und transzendentalen Selbstverwaltung und -betreibung.

Nun ist es aber so, daß der Ökologismus und die gesellschaftsökologische Bewegung auch und gerade und vornehmlich so auftritt, daß er nicht ergänzend ist, daß er nicht auf Komplettierung aus ist, daß er vielmehr auf radikale Antagonalität aus ist, auf eine radikale Kriegserklärung und Vernichtung aus ist. Das ist die These: Der Ökologismus hat Tendenzen und teilweise Grundimpulse der Vernichtung und der Totalnegation des rationalen Funktionalismus und der willentlich-geisthaften Selbstverwaltung und d.h. der Autonomie, der Autarkie, der Selbsthaftigkeit. Er ist somit gleichbedeutend mit der Vernichtung der Sphäre (weil der Quellen) des Selbstbewußtseins, der Selbstfreiheit und der wirklichen freien Selbstorganisation und Würdehaftigkeit, obwohl er gerade im Namen des Gegenteils auftritt.

Wesentlich ist einem so bestimmten Ökologismus (und einer solchen Möglichkeit muß sich der naive Ökologismus bewußt sein und Stellung zu ihm beziehen, wenn er nicht von vorne herein sich als selbstentmächtigt er- und ausweisen will!) die Dekaptivation, also die Enthauptung, die Verachtung und dann auch die Abreißung des Kopfes und d.h. des "Kopfes", also des wie auch immer beschaffenen, wirklich autonomen Selbstverfügungswesens in Differenz zur bloßen Erscheinung und Erscheinungsmaterialität und der Differenz zur Organisation und dem bloßen Immanenzbetrieb, die willentliche, wenn auch körperlich rückgebundene und aufgängige Freiheit, welche als Selbstverfügung noch im Rationalismus und seiner Macht vorherrschend und als Leitidol vorherrschend war und ist, um dieses so klar und übergrell hervorzuleuchten.

Der Ökologismus geht somit auf die Abschaffung der Freiheitlichkeit und Selbstverfüglichkeit. Er ist als die Enthauptung (im Grunde) die Verwirklichung und Propagierung des kopflosen und enthaupteten (blutenden?!) Leibes, welcher als der enthauptete und blutende Leib Selbstorganisation, Selbstverwaltung und Selbsterfahrung sein soll...
Übrigens, das muß und kann an dieser Stelle besonders deutlich hervorgehoben und ersichtlich werden: Der sog. naturale Ökologismus in dieser Weise seiner Erscheinung ist die besonders krasse und soz. neue Variante des Materialismus. Er ist vielmehr die Verstärkung und die Intensivierung des Materialistischen, insofern mit der Enthauptung das Materialistische nicht mehr das Materialistische des Rationalen und mit dem Rationalen wird, sondern vielmehr das bloße enthauptete Fleisch, der Fleischklumpen wird. Für jemanden, der Bilder oder Geschichten kennt von archaischen oder früheren Hühnerschlachtungen und den makaber-belustigenden Geschichten vom entlaufenden und umeinanderlaufenden, geköpften Huhn, ist offensichtlich, in welchem System und Systembild sich dieses System des naturalen Ökologismus bewegt und was seine Lebens- und Erfolgsaussichten sind und was sein Zweck ist. Die Kompostierung ist eine zweite, zentrale Kategorie des naturalen Ökologismus. "Blut und Boden", nur scheinbar aus einem anderen Bezug stammend, eine weitere.

Die ökologische Gesellschaft ist eine, im Bann dieser (übrigens voraufgeklärtesten) Materialisation des Ökologismus, sich selbst beschneidende und, skurilerweise, selbst-köpfende und selbstentmächtigende und -absetzende Gesellschaft. Sie ist dann auf dem Weg und im manischen Taumel eine Eigenkompostierung. Sie lebt als die Realisation des Kompostierungskreislaufs (Recycling).
Sie ist eine Gesellschaft, welche als die hochentwickelte, die zivilisierte und kultivierte zum (überdüngten?!) Nährstoffboden wird für Samen, die herangeflogen eingelegt werden und aufgehen als Blumen und als die Pflanze einer Kultur, die wir ....

Natürlich ist aber eine andere Grundbestimmung und Grundbildhaftigkeit des Ökobiologischen möglich und geboten. Dieses müßte dann nur wirklich im Bild einer wirklichen Wohligkeit und Aufgängigkeit aufgängig und verwurzelt sein, aus der Öffnung und von einer Vollkommenheit und Gnädigkeit und Gewährung her, welche die Natur zur immerwährenden Schönheit, Gnade, Milde, Fürsorglichkeit und Verehrung der übervölligen Unendlichkeit und jenes, was und der sie geschaffen hat und schafft, macht.

Aber es ist fraglich, ob der Mensch von sich aus zu einer solchen Ökonomie der Völligkeit und Unendlichkeit und d.h. der wechselseitigen Unendlichkeit fähig und möglich ist und wäre,

wenn ihm nicht schon ein Weg geöffnet und gebahnt somit worden wäre,

welchen er aber nicht annehmen kann

usw. usw...

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