Zusammenfassung
Mit der modernen Eingrenzung und Einschränkung des Lebens auf das "hiesige" wird das Leben (bewußt gesteuert?) seiner zwei wesentlichen Räumlichkeiten und Zeitlichkeiten beraubt, die es zu einem ganzen und eigentlichen machen. Diese waren noch Gegenstände der gesamtheitlichen Darstellung des Lebens in der Tradition. Ihre aktualisierende Vergegenwärtigung und Eröffnung stellt das Mittel der Befreiung und Vervollständigung des Lebens da, mit welchem die Moderne zu ihrer Erfüllung gelangt.
Die sog. neuzeitliche Repräsentation des Lebens und damit zunehmend das verbreitete, allgemeingültige Bild und dann auch die Wirklichkeit des Lebens zeitigen sich in einer Gestalt des Lebens der "Normalität". Dieses bedeutet, mit minimalen Differenzen an den Rändern, dann doch eine Art des aktuellen Seins in einer bestimmten Faktizität und Gegebenheit, einer ursprungslosen oder -nebulösen Agglomeration der Situation und Umstände der Gegenbenheiten samt einer individuellen Gegebenheit (der Person) in gewöhnlichen (vielleicht auch manchmal destabilisiert-bedrohten) Umständen und Konstellationen, mit einer schnell schwindenden Spur der Begründung der Herkunft genauso wie mit einem genauso planlosen, unwirklichen oder wagen Fortbestand der Existenz nach dem sogenannten Tod oder Ende, dieser Existenz, die allem und jedem vorstellig und doch so fern, so verdrängt ist, daß sie manchmal nicht mehr ist, eine Ansammlung der Gewöhnlichkeit und der Soseinendheit hinterlassend, welche das Subjekt mit einer umso größeren Selbstverständlichkeit betreibt und sich in sie versenkt, je sinnloser und das heißt je weniger sinnaufgängig sie ist.
Das ist das Bild oder der strukturelle Aufriß jenes Lebens, wie es als das pragmatische das vorherrschende, das maßstabgebende und das wirklichkeitskonstituierende ist (Natürlich nicht allgemein und wirklich, aber doch für eine große Menge und Anzahl, für eine große Größe der Projektionsfläche, die es bestrahlt und mitbestimmt.).
Auf der anderen Seite entwachsen dieser Lebensformation und eigentlich -gefangenschaft ihr, so muß man sagen, korrespondierende genauso aber wesensmäßig nebulöse Fluchtvarianten des gefangenen und festgesetzten, kleinen Lebens, welche alle samt unter das Bild der Wolke, der Bewußtseinswolke des z.B. im Gefängnis Gefangenen oder des physisch Gelähmten und Gehemmten oder besser Gebannten gehören, in das Bild des Träumers und des Traumausflüchtigen. Zu allen diesen Formen gehören Formen des sog. Spiritualismus, des Transzendentalismus und der vor allem im Westen unter gewissen Intellektuellen beliebten Bewußtseins- oder auch rationalen - oder konstruktivistischen Bewußtseinsphilosophie. Zu ihr gehören dann weiter fast alle Formen des Ästhetizismus und des vermeintlichen Ästhetizismus, des Medialismus und auf Umwegen des technischen Maschinismus und prothetischen Funktionalismus.
Das Leben aber ist weiter und erstreckt sich, umfaßt mehr und mehrere andere Räume und Verhältnisse, in welchen es wirklich an sein eigenes und eigentliches Bestimmungsbild gelangen kann, es sich so weit ausbreiten und ausdehnen kann, daß es alle Räume erfüllt, die es dann ergänzen, zu einem völligen und gänzlichen Leben machen und von jener absoluten bulemeischen und ausgedörrten Form des Lebens, als des Lebens der kleinnormierten Normalität, befreien, welche es vom Leben gerade abschneidet.
Formale und inhaltliche Vorbilder und Urformen eines solchen noch die gesamten Räumlichkeiten seiner selbst ausfüllenden Lebens stellen historische Bedingungen und Verhältnisse dar, welche recht eigentlich nicht historisch sind, zu historischen und dann auch vergangenen und fantastischen erklärt werden, mit propagandistisch diskriminatorischen Absichten von jener Projektion des Lebens, welche als das Unleben sich herausstellte und welche in dem Bild unseres gegenwärtigen Lebens als das "normale", kleine, dreidimensionale pragmatisch-bürgerliche Leben sich materialisiert, vergegenwärtigt und allmächtig (und allmächtig den Lebensatem abwürgend) zu machen sich bestrebt. Diese enthüllen sich aber, sich von ihrer historisch-mythologisch-vergangenen Besetzung befreiend, in ihrer Ur- und paradigmatischen und eigentlichen und Wesensform als Repräsentationen des wirklichen und eigentlichen und des ganzheitlichen und gesamtheitlichen Lebens und als präzise und eigentliche Fassungen der Repräsentation des LEBENS selbst.
In diesem Sinne muß sich eine Hermeneutik und Wiedereinsetzung ihrer befreien von der Diffamierung und Diskreditierung ihrer als bloß "religiöse", also eigentlich minderwertige und unwirkliche und vorvernünftige, mythische, womit sie als eigentliche Offenlegungen und Darstellungen der eigentlichen und wirklichen Verfassung des Lebens wegfallen und seinen Realitätsbedingungen nicht mehr genügen, womit sie aus der ernsthaften Einsetzung oder gar Beschäftigung ausscheiden und somit unschädlich und dann auch unwirksam gemacht werden. Das genau ist der Weg und die Wirkung und Absicht der Propaganda der Verhinderung des Lebens über den Weg seiner Verkleinerung und Verkapselung und dann auch Abtötung und Gefügigmachung durch seine Formatierung und Normierung und Einfassung in die Struktur des kleinen, "normalen", "natürlichen" Lebens, wie es als das unsere sich repräsentiert und darstellt.
Die alten religiösen Repräsentationen und Kosmologien sind urvernünftige und wirkliche/wahre Urformen der Grundverfassung des Lebens und als solche je schon vernünftig-realsymbolische Eröffnungen der wahren Grundverfassung des Lebens. Eine Vernunftaufklärung des Lebens muß also deren Vernünftigkeit und Gestalthaftigkeit ausdifferenzieren und mit ihnen an ihnen ansetzen und auf ihnen aufbauen, indem es sie ausbaut, ausführt, systematisiert oder repräsentiert, vergegenwärtigt. Das ist der Weg der Strategie des Wiederaufgangs, oder allgemein des allgemeinen Aufgangs des vollen und d.h. dann wirklich normalen und d.h. völligen und völlig dargestellten, sich verkörpernden Lebens.
Das Leben und die Form in der wir leben und es leben ist größer und umfassender.
Deutlich wird das z.B. an der Eingesperrtheit des kleinen, gewöhnlichen Lebens, welches aber dann doch letztlich das Leben ist, in das wir alle gedrängt werden und worden sind, weil es als das einzig reale scheinbar ausgewiesen wurde. Dieses hört je an der Grenze zum Tod auf. Genau genommen verendet es und verlöscht es, wie ein ausgegangener Film, ein ausgegangenes Stück mit seinem Tod. Somit ist es ein in die Grenzen von Geburt und Tod eingesperrtes, kleines und in diesen Grenzen im besten oder schlimmsten Falle alles erreichen müssendes Leben. Die Reduktion der Wirklichkeitsschranke auf die "Lebenszeit" reduziert das eigentliche Leben tödlich und absolut (indem sie es sowieso von seiner Quelle und möglichen vollkommenen Verwirklichung und Freisetzung abschneidet und in eine kleine Betonform der Realität einfaßt). Aus diesem Grund kann auch die vorherrschende Auffassung und Formatierung des Lebens keine Auskunft geben über die wunderbare und überaus erstaunliche Verfassung der Transformation des Bewußtseins und des Lebens im Augenblick des Todes (aber auch nicht über sein Werden im Werden der Geburt). Genau genommen interessiert sie diese Infinitesimalverfassung seiner nicht oder sie gehört zum Bereich des absolut Verbotenen. Eine Erfahrung und Aufklärung seiner Verfassung würde nämlich die ganze Scheinhaftigkeit und ideologische Besetzung auffliegen lassen, insofern die Transformationsbewegung des Bewußtseins und des Lebens, z.B. im Augenblick des Todes an sich deren Beschränktheit und Lächerlichkeit erfahrbar macht. Die Gesamttransformation des Bewußtseins und Lebens, welche der Augenblick des Todes ist, macht aber offenkundig, inwiefern das hiesig verkörperte Leben zwar eine Hiesigkeit und Bestimmtheit und Abgegrenztheit ist, dabei aber doch als ein (teilautonomer) "Auswuchs", eine Vorstellung der absoluten Zeit-Räumlichkeit und Aufgehobenheit ist, welche Kategorialität das tödlich transformierte Bewußtsein und Leben wieder betritt, um für Augenblicke jene Qualitäten und Entitäten zu leben, welche das selische Pendant darstellen, welcher das Leben bedarf, um ein absolut vollständiges zu sein. Diese Transmutation ist insofern herkömmlich und bezogen und d.h. in Identität mit dem verkörperten, sie ist aber über jene Todestransformation eine gänzlich andere (weil die Matrix der RaumZeit eine andere ist) und sie ist dann auch eine formierte, gestaltete, also eine Lebensform. Das ist der natürliche nächste Raum des Lebens, der wesentlich zu dem Leben als ganzem gehört und der und dessen Räumlichkeit und Zeitlichkeit (seine sog. jenseitige Raum-Zeit-Gestalthaftigkeit) dem herkömmlich, kleinen, beschränkten Leben entwendet ist, womit dieses eines Teils seiner selbst beraubt und damit ein enteignetes, ja lebensquellenteignetes, also gar nicht eigentlich lebendiges Leben ist.
Diese konkrete Figuration und Gestalt des Lebens stellt also den zweiten Raum und die Räumlichkeit des Lebens dar, welche dem gewöhnlichen Leben und dem dem gewöhnlichen Lebensbild gläubigen und verfallenen Leben fehlt und entwendet wird. Es ist die inwendige Jenseitigkeit seiner Unendlichkeit, aus welcher und in welche das verkörperte Leben hervorgegangen ist und welche ihm als sein Negativ immer inhärierte, als Bedingungsgestalt und -gefüge, die aber nun, während die Verkörperung zurücktritt in den Vordergrund der Erscheinung und ihrer Wesenhaftigkeit tritt. Sie ist nichts anderes als jenes, welches die klassische Metaphysik und religiöse Sprache in der Symbol- und Analogiesprache des Jenseits und seiner Kartographierungen zum Ausdruck brachte und bringt, womit sie diejenige ist und wird, welche sich als die eigentlich dann lebenskundige und -offene aus- und erweist, die scheinbare Säkularisierungssprache und -tatsächlichkeit damit ob ihrer Beschränktheit und Uneigentlichkeit und Lebensverunmöglichung entblößend und aufklärend.
Der zweite Raum aber des Lebens bildet aber zusammen mit dem hiesig-verkörperten Leben eine Einheit und Gestalt. Sie sind sozusagen und so gesehen eine Einheit einer großen und größeren Lebendigkeit und Darstellung, welche auch sofort offenkundig wird, wenn die Übergänge (des Todes und der Geburt) in ihrer Übergangsbeschaffenheit eröffnet und wahrnehmbar werden, womit sich dann auch sofort die Natürlichkeit der Übergänge von einer Raumzeitlichkeit in die andere eröffnet und ausweist. Als solche sind sie aber noch nicht oder ist diese Einheit der beiden an sich noch nicht das Gesamte und die Gesamtheit des Lebens, das einem zusteht. Auch die Jenseitigkeit der Unendlichkeit bedarf einer anderen und weiteren Entwicklung und Vervollkommnung, um zur tatsächlichen Eigentlichkeit und Vollkommenheit des Lebens zu werden. Das ist der Anfang und die Frage nach dem Dritten der eigentlichen Beschaffenheit des Lebens. Die seelische Unendlichkeit bedarf einer absoluten Verkörperung ihrer selbst, um tatsächliche Unendlichkeit, also Ewigkeit zu werden. Die Vergegenwärtigung und der Aufgang vor und im Angesicht der absoluten Quelle und des Hervorbringers des Lebens ist der Aufgang und die Vergegenwärtigung des Lebens. Das ist die Region und die Zeit der Auferstehung und Wiederherstellung von welcher z.B. das Christentum redet und von welcher und auf welche hin es ausgeht und welche als solche das Christentum begründet. Der Raum der Auferstehung und der Ewigkeit ist erst der eigentliche Raum und die eigentliche Zeit des Lebens.
Das beschränkte, in die engen Grenzen von Leben und Tod eingesperrte und dort festgehaltene, enteignete und unendlich entwürdigte Leben sollte sich fragen, wie es eine Brücke schlagen könnte zu diesem dritten Raum seiner selbst und des Lebens, welche seine Wiederherstellung wäre.
Mittwoch, 3. August 2011
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