Über die Neuwerdung
„Unerbittlich schreitet die christliche Wahrheit in der Geschichte unserer Welt voran. Paradoxerweise ist dieses Voranschreiten und die scheinbare Schwächung des Christentums ein und dasselbe. Je stärker das Christentum unsere Welt belagert - im selben Sinn, wie es den späten Nietzsche belagerte -, um so schwieriger wird es, ihm mit relativ harmlosen Mitteln, mit „humanistischen“ Kompromissen nach Art unserer guten alten Positivisten zu entgehen.“
René Girard, Und ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz
Das Folgende ist eine Kurzskizze kultureller Anverwandlung und Kulturbetrachtung der abendländischen (christlichen) Kultur, welche, so die These, eine Kultur der inferenten Verwandlung und zwar spezifisch der paschalen inferenten Verwandlung, eine Kultur des Aufgangs und Untergangs ist, oder besser gesagt: des Aufgangs aus der Absenzruhe des Untergangs. Der Aufriss befragt die Verfassung und Adäquatheit bisheriger Kulturtheorie und Selbstbetrachtung für eben dieses Spezifikum (universaler) Zivilisation und Kultur und erschöpft die Betrachtung, indem es zu einem Begriff aufgängigen Untergangs der europäischen Kultur kommt, welche eine Kultur der Eucharistisierung der Welt wird, des Selbst-gewinns und Gewinns der Welt in der und durch das eucharistische Verfahren, die Eucharistie, welche zugleich der Sinn ihres paradoxen Selbstwesens und der Zusage und Auf-gabe ihres Neuwerdens ist. Die Welt wird in jenem Leib Christi gerettet, indem sie selbst in diesem ihre Präsenz und damit Selbstvergegenwärtigung und -möglichung erblickt, entdeckt und erkennt. Dieses ist der Sinn des Untergangs und der Übergabe: die (selbst)gegebene Vollendung.
Man könnte auch sagen, dass die bisherige Selbstverständigung christlicher und nachchristlicher Kultur nicht den christlichen Modus ihrer Selbstvergegenwärtigung, Präsenz und Verständigung angenommen, erlangt und angewandt hat.
Die Kulturphilosophie der Neuzeit ist eine wesentlich selbstunkenntliche und selbstfremde. Das Modell ihrer eigenen Selbstvergegenwärtigung ist ihr noch wesenhaft insuffizient und subjekt- und objektinadäquat.
Das Modell unserer Kultur müßte nach dem Grundmodell des paschalen Mysteriums und nicht nach dem, oder nicht hauptsächlich und nicht endgültig nach dem Modell des progressiv-eschatologischen betrachtet werden. Zwar beinhaltet auch unser Sein das geschichtlich-fortschreitend-lineare einer Unendlichkeitseschatologie, diese aber ist auf eine eigentümliche und für uns eben wesenhafte Art in sich trotz ihrer Progressivität und Prolongizität eingebogen, eingekurvt, reflex und rückwendend aufgängig, was sich eben im paschalen Mysterium oder dem Grundmodell und -bild des Todes und der Auferstehung erzeigt.
So gesehen kann und muß auch das Christentum oder die Betrachtung der Zyklizität und die Diagnostik ihrer Beschaffenheit nach dem Muster und in dem „Modell“ und der Grundbeschaffenheit und Wahrheit des naturalen, eingängigen (Tod), des in dem Tod (Absenz) verbleibenden und des Aufgängigen (Auferstehung, Werden in Glorie, Neuwerdung) betrachtet und erwogen werden.
Das Christentum und die abendländische Kultur haben und leben und verwirklichen sich in Zyklen und pulminativen Wendungen des Eingangs und des Aufgangs, der Insistenz und der Existenz, wenn nicht sogar der Ekstase. Die Natur/Kultur geht ein, atmet ein, zieht sich zurück, kommt zur Ruhe, verschwindet und sie verbleibt in der Atemwende (Atempause, Stillstand, Stillschweigen, Tod, Absenz) und sie kommt wieder und erneut unendlich wiederversammelt, konzentriert und strahlender und herrlicher in Herrlichkeit und Grundwirklichkeit wieder hervor und heraus. Sie wird und wird neugeboren. Aus dem Tod. Aus dem Verschwund. Aus der Auflösung. Aus dem Sich Verlassen, Aufgeben und Abgeben.
In diesem Sinne befinden wir uns in einer Phase europäischer, abendländischer Abgabe, Dissemination, Ausatmung. Das Abendland gibt sich ganz ab und auf und weg. Es entäußert sich. Es teilt sich ganz mit in der Entäußerung. Es entäußert sich ganz in der Ganzmitteilung. Es verschwindet. Es lebt nicht mehr. Der Geist ist aus ihm ausgezogen. Es ist eine leere Ansammlung von Ehemaligem. Das Inventar wird verhandelt, verschickt, verscherbelt, verkauft, übergegeben und weggegeben. Schon längst aber ist der Geist aufgegeben und abgegeben worden. Schon längst ist Europa tot und hat den Geist in die Welt entlassen. Der Geist ist in der Welt. Die Welt kann nicht anders. Sie wird - in diesem Geist? - antworten müssen. Sie kann nicht anders. Der Geist heiligt. Der Geist steckt an. Der Geist wird aufgenommen. Der Geist, die Antwort antwortet. Die Gegengabe gibt. Der Dank versammelt. Der Geist erweckt und vergegenwärtigt. Der Geist erweckt.. Während dessen aber sehe ich auf das ehemalige christliche Abendland.
Was aufersteht? Was versammelt sich? Und was ist getrennt, was ist vielleicht auch um einer größeren zukünftigen Klarheit willen und eines tieferen Selbsteingangs und einer möglichen Reinigung wegen zerspalten, zertrennt, selbstzerstört worden? Was hat sich hingegeben und was ist mit den „Sünden der Welt beladen“ verstorben, um einige Zeit die Ruhe der „Absence des Gottes“ zu haben, die Zeit auch in der der Teufel entbunden ist, um dann umso mächtiger wiedervereinigt zu sein, auferweckt zu sein, wiedergefunden und gewährt zu sein, sich selbst gegeben und geschenkt zu werden? Um aus dem Grab aufzuspringen, zu explodieren, um also das Grab zu explodieren. Um also zu werden. Neu zu werden. Ganz neu zu werden, um mehr und noch mehr und eigentlich und eigentlicher der zu sein und zu werden, der sie ist und war. Und gewesen sein wird. Das auferstandene Christentum. Die Gewähr der Kultur und für die Kulturen und der Welt und für die Welt, dass eine reale Hoffnung und Möglichkeit, und Wirklichkeit heißt das, realer Vervollkommnung und eine reale Vollkommenheit und Möglichkeit ist, welche die Ewigkeit ist, welche die reale Präsenz und Möglichkeit realer Präsenz ist. Realer Präsenz welche vollkommene Wirklichkeit ist, weil sie Präsenz, weil sie reale Präsenz ist. Reale Präsenz, die alle Virtualität überwunden, verwunden, eingelöst und überhoben hat. Auf eine Realität hin überhoben hier. Eine Ewigkeitspräsenz hervorgebracht hat. Sich geboren hat. Wurde.
Die Kultur muß also, so sage ich, wenn es eine (wenn auch ehemals) christliche Kultur ist, auch christlich, nach dem Muster christlicher Existenz ausgelegt und betrachtet und beobachtet und erwartet werden.
Ja, die christlich abendländische Kultur mag auf der einen Seite tot sein (z.B. als das Christentum. Seine öffentliche Relevanz wird auch schon seit über 100 Jahren als abgeschafft betrachtet. So gesehen gibt es das Christentum schon lange im christlichen Europa nicht mehr. Aber die Frage ist damit, ob es es damit überhaupt nicht gibt? Und d.h. in Europa.), auf der anderen Seite ist die ganze Welt nichts anderes als ein überwältigender Abstellplatz von einer nie zu enden scheinen wollenden Flut und Auftürmung von „europäischen“ Warenbergen, welche in die Welt herausgespuckt werden, welche die Welt als den Inbegriff ihrer Selbstverwirklichung ansieht (Amerika), kopiert (China) und ersehnt (Islam), oder sich in es genüsslich-verächtlich versenkt (Indien), sie ist nichts anderes als der Hallraum und der Lautsprecher europäisch-abendländischer Melodien und Lärminterferenzen (via Lautsprecher-multiplikatoren, die wenn sie auch lokale Laute hervorbringen, damit - via Medium - schon abendländische Musik hervorbringen). Diese sind immer eigentlich technisch multiplizierte und vervielfältigte und in die Fähigkeit zur Unendlichkeitsproduktion entlassene einige wenige Wert- und Begehrensgegenstände des alten Europa (Reproduktionen abendländischen Lebens also, des Lebens des Materie- und des Geistesadels(?)). Ist das Christentum tot oder lebt es in dieser Überschwemmung der Welt mit Überproduktion, mit Segen, mit Gnade und Wohlwollen und Kultivierung und Zivilisierung des Menschen und seines Lebens, der in eine Seligkeits- und Selbsthaftigkeitsproduktion einverwandelt wird, welcher nun aber das letzte Christliche fehlt und welche es damit noch indifferent, namenlos und unbewußt macht und sein läßt, ein unvollkommenes vollkommenes Leben sein läßt?
So gesehen ist der Kontinent, ist „das Abendland“ einerseits tot (es liegt im Grab) und andererseits ist es überpräsent und indem es überproduktiv ist (im Sinne wirklicher Über- und Massenproduktion der Lebenswerte), ist es heilbringend und -schaffend, so dass es die ganze Welt annimmt, als den Inbegriff ihres erstrebten Wertes und Lebens, welche es noch mit der eigenen Identität aber füllen will, womit es sich gerade dadurch in der Abwendung und Abgrenzung vom „scheinbar Christlichen, Imperialen des Abendlandes“ zur Vollendung des Christlichen erhebt: nämlich zur individuellen Apotheose des jeweilig menschlichen und spezifischen (auch kulturell spezifischen) in eben einem Seligkeits-überfluß-kontext/Matrix materieller und technischer (geistiger) Überflüssigkeit.
Welcher Art könnte dann die Auferstehung sein in einer solch, auch paradoxal konstituierten Beschaffenheit und Selbstaufstellung des eingängigen Abendlandes, wie ich es nennen möchte?
In diesem Sinn ist das Abendland in der Gänze nicht tot. Es meditiert oder träumt oder verweilt in der Unterwelt des Karsamstags, um alle Welt und Unterwelt von der Befreitheit der Finsternis oder der Eingeschlossenheitsgefangenheit (in einer bestimmten, endlichen, auch kultural endlichen Welt letztlicher Todes- und Hinfälligkeitsverfallen und schlechter, unerfüllter Unendlichkeit oder unguter Maximationspräsenz) zu befreien.
Als kirchliches, christliches Christentum ist es tot in der Selbstauflösung und -zertrennung der einen Kirche, des einen Leibes Jesu Christi, welcher der Anfang und das Ende, das Alpha und das Omega, das Haupt und die Glieder, der eine Gott und der wahre Mensch ist (und der erste Erstandene von den Toten..), welcher nicht ist oder in der Weise einer verhüllten, verborgenen Offenbarkeit der ganzen Offenbarung des allerheiligsten Leibes Jesu ist, des concretum universale des gegenwärtigen und präsenten und leibhaftigen Gottes, welcher der Herr in den und in dem Sakrament der Kirche ist, welcher für die Welt verhüllt ist.
Als weltliches, unternehmerisches, technisches, politisches Christentum ist es Augenblick der Bereitung der Vollendung, Unterwegs, Anschein, dessen Wesen, Signifikat, Person und Heil damit sich letztlich verhüllt und verbirgt, ausbleibt, um sogar somit vor diesem Möglichkeitshintergrund des Guten und zugesagten und d.h. eröffneten Vollkommenen einen unendlichen Schmerz und ein übergrelles Vernehmen des Fehlerhaften, des Hinfälligen, des Verletzten zu offenbaren, das an den Schmerz des unmittelbaren Todes und Mordes heranreicht und somit fast gleichzeitig eine Unmöglichkeit (eine Unmöglichkeit trotz Überflusses) generiert. (Die Ungerechtigkeit, auch noch die kleinste werden übergroß und übermächtig vor dem Hintergrund oder im Licht absoluter und unbedingter Gerechtigkeit und des Lichts und der Wärme der unbedingten Gerechtigkeit und der Liebe.)
Was wäre also in dieser Situation die Handlung der konsequenten Prolongation, der Verlängerung und der Grundverwandlung des Christentums und der „christlichen Zivilisation des Westens“, welche die Welt „beherrscht“ und d.h. (auch noch in dem Eigenwillen anderer) konstituiert?
Ich werde dieses verkürzt und unmittelbar und ohne Ableitung hier aber nur vorstellig machen, vorhalten, präsentieren:
„Das Abendland“, die Christenheit, „die westliche Kultur und Zivilisation“, welche die „universale Zivilisation und Kultur“ sind und ist müssen zu einem Modus ihrer Verlängerung und Selbstverwandlung gelangen, in welchem sie und über welchen sie der Welt die Welt in ihrer Gesamtheit und in ihrem selbst präsentieren und anbieten und eröffnen: In dem concretum universale, in dem leibhaftigen und vergegenwärtigten Gott, in welchem und in welcher Handlung und in welchem Vollzug die gesamte Wirklichkeit (von allen Herkünften und Zugängen her!) versammelt und ideal aufgehoben und präsentiert sind, in der Eucharistie, dem allerheiligsten Sakrament der Gegenwart und Vergegenwärtigung des Selbstseins der Welt und des unbedingten Gottes, welcher sich „in seinem Fleisch und Blut“, in dem Leib der Eucharistie gibt, präsentiert und schenkt und welcher so die Lösung aller Fragen der Welt und der Überwelt und der Unterwelt ist, welcher die Präsenz der Ersehnungswünsche aller und jeden, jedes Individuums und jeder Entität und d.h. jeder Kultur und jeder Religion letztlich ist, welcher die Vollendung und die Selbstgegenwart der Welt ist, welche er gegeben uns eröffnet und übergeben hat. Und welche wir frei sind zu übernahmen und anzunehmen. (Sie ist nicht Besitz des Christentums, aber wer es nimmt ist Christ, weil er es nimmt. Um so unendlich selbst zu sein und zu werden. Die An- und Aufnahme des Leibes Christi ist die wahre Apotheose des Selbst, der Selbsthabe und -gabe. Sie ist die wahre Erfüllung der Welt (und zwar nicht „extrinsisch“, sondern von ihr selbst her, von der Einrichtung ihrer Eigeneinrichtung, von ihrer Strukturalität her. Diese aber ist geschenkt, gewährt und kann angenommen oder abgelehnt werden. Aber warum sollte die Vollendung, auch die eigene Werdung und Möglichkeit abgelehnt werden? Warum kann ein Geschenk, ein Selbstgeschenk Gottes nicht angenommen werden? Warum darf die Technik nicht die Technik der Vollendung sein?)
Das ist also die Herausforderung des Abendlandes. Das ist das Initial ihrer Selbstauferstehung, ihrer Neu- und Wiedergeburt. Ihrer Auferstehung. Das ist also die Herausforderung ihrer innigsten und innersten Selbstverwandlung, Selbstwerdung, ihren innigsten und eigensten Selbsteingangs, der Erfüllung ihres Letztauftrags (die Befreiung des Todes in der Unterwelt. Vergebung der Sünden der Welt. Verkündigung und Einrichtung des Namens. Vollzug der Taufe der Finsternis..) und das Werden ihres Selbst- und Neuwerdens, ihres Aufgangs und Ausgangs.
Die Einrichtung der Eucharistie und der eucharistischen Existenz und Ontologie und Konsistenz und Verfassung ist die Aufgabe der abendländischen Kultur, in der sie aufersteht und in der sie das übernimmt, was ihr zuinnerst übergeben und gegeben und eingegeben ist und indem sie es für die „Welt“ übersetzt. Indem sie es sagt. Und nichts anderes bedeutet die Verkündigung, besagt die Sage der Frohen Botschaft. Das ist die Frohe Botschaft. Die Seligkeit und die Vollendung und die Einlösung der vollendeten Strukturen und Verfassungen, die Einrichtung der Vollkommenheit sind uns in der Einrichtung der eucharistischen Konstitution der Wirklichkeit gegeben und geschenkt präsent. Wir dürfen und können sie umsetzen und anwenden. Wir dürfen sie verwenden. Und wir dürfen sie heraustragen und -bringen. Ite missa est.
Das Christentum läutert und wiederversammelt sich (und wieder aufersteht damit), indem es weiß, was es der Welt darhat und darbringt und zum Übertragen und zur Übergabe übertragen bekommen hat. Es weiß, dass es der Welt die Antwort zu geben hat und kann, welche die Welt will und verlangt und welche sie ersehnt, ohne dass sie vielleicht ihren Namen kann und weiß. Es hat den Namen. Und wenn es den Namen erkannt hat, wird es die Welt befreit sein. Das Christentum überträgt und übermittelt. Was? Die Lösung und die Antwort aller Fragen der Welt. Es übergibt oder hat die Erfüllung und die Apotheose und die Vollendung der Welt, welche ihr übergeben ist und welches es hat und welche es über-geben darf. So gesehen ist das Christentum die endgültige Heilanstalt und d.h. vielleicht auch Apotheoseanstalt der Welt. Es hat die Gabe die Welt zu sich selbst zu bringen. Die Welt zu gebären, hervorzubringen. Es hat die Gabe des und es hat den Namen. Kennt das Christentum den Namen den es hat? Hat es den Namen? Hat es den Geist? Hat es den Leib? Ist der Auftrag gültig? Wer gibt dem Leib Einheit, wer vereinigt den Leib? Wer auferweckt den Toten?
Hat er nicht seine und die Herrlichkeit erzeigt?!
Die Auflösung des Christentums in den Tod (was ja nicht eine Auflösung ins Nichts unbedingt sofort ist..) ist eine Auflösung des vielleicht mit Schuld beladenen Weltenlamms oder es ist die Begrabung der Unbedarftheit der Fortträger des Lamms (und somit eine Chance zu größerer Christuswerdung ihrer) oder es ist eine weitere Welle, ein weiterer Kreis des Todesabstiegs der Welt in dem Paschalamm des kosmischen Herrschers und Königs, um in dem Tod das Licht der Finsternis zu berühren und somit mit seiner Dunkelheit die Dunkelheit jenes Lichts zu erleuchten. Es ist eine Reinigung, die zu größerer Selbstwerdung und Selbsterkenntnis und -bewußtheit dient und bereitet wurde und worden ist. Es ist die Zeit des je größeren Aufgangs der Bewußtheitsbedeutung und Gewahrung der Eigenheit des Geists, des Leibs und des Wortseins. Es ist der Anfang und die Bedingung des nächsten und größeren Aufgangs und Hervorgangs Christi, seiner Geburt, welche zugleich ein Wiederkommen seiner aus „den Wolken des Himmels“ ist. Die Einheit der Christenheit ist eine Möglichkeit und Wirklichkeit, welche die Struktur ihrer Verfasstheit und ihres Eigenseins an dem und aus dem Leib des Geopfert-Auferstandenen, Inkarnierten selbst hat, welcher der ist, der sich uns gegeben hat und der uns beauftragt und der sich aus allen beibringt und versammelt, um sich wundersam angesichtig zu machen (Vielfalt, auch der „Christentümer“), der also selbst sich gibt, gegenwärtig gibt. Sie ist also Struktur über die Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft aus diesem gegenwärtigen, bisherigen und künftigem, dem ewigen Leib also.
Und sie ist Einheit aus jenem Geist, welcher der Inkarnationsgeist ist, welcher der Auferstehungs- und Rettungsgeist ist, welcher der Geist der Schaffung aus der Liebe und der Einsetzung ist (Der Geist, der im Sagen tut und macht und schafft und Verwandlung, Anverwandlung, Errettung, Wirklichkeit schafft.)
Es ist der Geist der Möglichkeit, der Geist der Sammlung, der Geist der Freude und der Geist der Anverwandlung, der Heilung und Heiligung der Welt.
Es ist der Geist und das Vermögen des sakramentalen, ein- und anverwandelten Leibs, des Leibs und des Zeichens und der Gabe, in der die Welt versammelt ist
und in welcher die Welt in seiner Ewigkeit sich verdankt
und in der Liebendheit und Geliebtheit heilt.
Es ist der Geist der Auferstehung des Abendlands, in dem die Welt ihre Mitte in jenem Leib, in jenem heiligen und geheiligten Zeichen findet, in jener Eucharistie und jenem Sakrament, jener Handlung, Amt, Liturgie (öffentlicher Vollzug, Amt), in welcher die Einheit der Welt nicht nur möglich und real, sondern realmöglich ist und gefeiert und erinnert und weitergegeben und versammelt wird, damit die Welt jene Herrlichkeit Gottes ist und werde und unendliche Selbstbefriedigung erfahre, indem sie sich in ihm und von ihm ganz erfahre, in jener Liebe und Freiheit und Versammeltheit, in welcher er alles gibt und in welcher er das Kreuz seiner Unmöglichkeit verwandelt hat. Amen.
Gebet
Psalm 85
Das Heil ist nahe
Einst hast du, Herr, dein Land begnadet / und Jakobs Unglück gewendet,
hast deinem Volk die Schuld vergeben, / all seine Sünden zugedeckt,
hast zurückgezogen deinen ganzen Grimm /und deinen glühenden Zorn gedämpft.
Gott, unser Retter, richte uns wieder auf, /lass von deinem Unmut gegen uns ab!
Willst du uns ewig zürnen, / soll dein Zorn dauern von Geschlecht zu Geschlecht?
Willst du uns nicht wieder beleben, / sodass dein Volk sich an dir freuen kann?
Erweise uns, Herr, deine Huld /und gewähre uns dein Heil!
Ich will hören, was Gott redet: /Frieden verkündet der Herr seinem Volk und seinen Frommen, / den Menschen mit redlichem Herzen.
Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten. /Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land.
Es begegnen einander Huld und Treue; /Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
Treue sprosst aus der Erde hervor; /Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.
Auch spendet der Herr dann Segen /und unser Land gibt seinen Ertrag.
Gerechtigkeit geht vor ihm her /und Heil folgt der Spur seiner Schritte.
Exkurs zur „Auferstehung der toten Christenheit“ (getrennte Kirchen)
In der eben entworfenen kulturtheoretischen und -kontemplativen Skizze einer paschalen Betrachtung der „abendländischen Kultur“ und des Christentums wurde das „religiöse“ Christentum als „tot“ erkannt und bestimmt. Das „religiöse Christentum“ meint eine apophantisch und affirmativ realitäts- und wirklichkeitsprägende und -bestimmende Christenheit, eines wirklichkeitsbestimmenden Modells (und dann auch natürlich Vollzugs und Verhaltens), welcher „die ganze Wirklichkeit“ prägt und bestimmt und auch so noch bestimmt und prägt, dass diese Bestimmung und Prägung namentlich identifiziert und objektiviert und dann auch verhandelt und angesprochen werden kann, indem es für diese Prägung und Bestimmung nochmals „metaphysische“ oder „offenbarende“ Namen und Verhältnisse hat und bestimmt, die sie allererst zu jenen Bestimmungen und Prägungen machen, die sonst nur implizit, unbewußt und affektiv-instinktiv wirkten und wären.
Diese hat dann eine objektive Offenbarkeitsdimension und dann auch eine Strukturalität und Klarheit und Bestimmtheit und somit Seiendheit, obwohl sie und gerade weil sie geistige, übernatürliche, nichtphysische Realität und Bestimmtheit ist. Sie ist dann die Verkörperung des Unsichtbaren und seiner Waltung. Die Gnade seiner Verfügung. Das angewandte und präsente Gute als es selbst und solches und in seiner ganzen weltbestimmenden Macht. Als solche ist die Kirche, die kyriake, die Ecclesia Domini gemeint und bestimmt gewesen. Sie ist diese ganze Spanne aus Geistigkeit und Jenseitigkeit und/bis hin zur Konkretheit, Realität, Bestimmtheit und der Weise ihres besonderen Wirkens (als Heilungswandlung der Schöpfung und Welt) und somit in der Stärke und Einzig- und Eigenartigkeit ihrer Symbolizität, ihres Geheimnisses und realen und realpräsenten Mysteriums. So ist sie Sakrament der Verhandlung und Verbindung des Untersten und des Obersten, des Äußersten und des Innersten und ihre Mitte in ihrer und durch ihre Versammlung und Verbindung. So ist sie Leib des Hauptes der Schöpfung und der Welt, der zweiten göttlichen Person, des Sohnes, welcher das A und das O und der erstgeborene der Toten ist. So ist sie jenes Wirken der Erlösungs- und Auferstehungsanverwandlung der Welt. Katalysation der Basileia, des Reiches Gottes (der Erden).
Als solche ist das Christentum und die Christenheit tot. Sie obliegt, das ist die These und die Ausgangsbasis dieser Betrachtung, einer Eigenauflösung und Dissoziation und Schneidung. Sie ist das aus einer Naht genähte Kleid, das zerrissen ist, das der Auflösung (in der Erde?) aufgegeben und anheimgegeben ist. Sie ist die Auflösung, damit Eingang, aber auch je größere Wiederversammlung, Wiederwerdung, Auferstehung des Eigentlichen und des Wesens, des Christus, der Christenheit werde.
Die Spaltungen der Kirche geschehen genau entlang der Nahstellen des Wesentlichen und des Eröffnenden und des Verbindenden des Mysteriums der jeweils doppelten Natur der einen Person. Das ist die These: Der Schädel löst sich auf und zerfällt genau entlang seiner Plateaunähte und aufgrund des Eingangs, aber auch des Aufgangs (Aufbruchs) des eigentlichen des Hauptes. Sie sind Zeichen für Wesentlichkeitseinverwandlungen grundsätzlicher Bezüge, welche über diese Auflösung von ihren Mißverständnissen und Vereinseitlichungen geklärt und gelöst und asketisch-prüfend geläutert werden, um in dieser Absenceprüfung und diesem Ausstand je näher an das und in das Wesen des Mysteriums zu gelangen, dass sie als wesentliche und wirkliche und dann auch weltbedingende und -konstituierende trägt und prägt. Der Aufbruch des Symbolischen der Kirche in eine stummgewordene, esoterische, bloss symbolizistische Orthodoxie und in ihr funktional-universal-differenziertes und integriertes Organisationsgesamtgefüge zeichen-verweisender-bewirkender Sakramentalität und Vollmächtigkeit.
Der Bruch der juridischen Äußerlichkeit extrinsischer Vermassung und Differenzverwechslung (Stellvertretungsmissbrauch) und der geistigen, pneumatischen Innerlichkeit und Vermeintlichkeit purer Gläubigkeit und Rechtfertigung über das Buch und „die Person“. Der Bruch schließlich dieses homöopathischen Christentums einer bloßen Aspiration und der und zu der rein offenen, wirklichkeits- und d.h. seligkeit- und paradieseinrichtenden Welt als der Verwirklicherin der Namentlichkeit oder der Namenlosigkeit ihres Selbstseins, ihrer Habe und ihrer Bestimmung. Des Bruchs, welcher sich vielleicht aus diesem und jenem Bruch, dem Bruch und der Spaltung und der Zerreißung des Kreuzes, sieht und ansieht, um aus ihm und durch es und in ihm jene Aufgängigkeit, jenes Hervorkommen zu werden und zu generieren, sich jenem Hervorkommen zu überlassen, welches in der Ruhe ihrer Grablegung jene unvorstellbare und formidable Auferweckung und Werdung und Selbstwerdung getätigt hat, welche jene Gabe der Einheit und der Selbstheit und der Offenbarkeit wurde, welche die Welt rettete und werden läßt und ließ.
Die Kirche und das Christentum steht aber immer, genauso wie die Welt, in dem und unter dem Anspruch dieser Werdung, dieser Auferstehung, die uns nach dem Eingang und Untergang aller unserer Vermeintlichkeiten und vermeintlichen Bestimmtheiten und Teilbestimmungen aufgegeben ist, hinter die wir in der Verwirklichung nicht zurückschreiten können, die wir alle - weil frei - erfüllen müssen.
Jede Vermeidung der Erfüllung und d.h. Gewährenlassung dieser Werdung ist eine Unterschreitung unserer selbst und somit Verrat an uns selbst und somit Sünde, Gefangenschaft, Gefangenschaft in Satan, im Grab, in der Höhle, in der Subpotenzialität unserer Wahrheit.
Der Christenheit ist aber das reale und das konkrete Wissen dieses Vollzuges und Nachvollzuges gegeben. Das ist ihr einziger Vorteil und Vorzug. Sie hat nichts ausser diese und die Treue und die Treue zur Gesamtheit und Eigentlichkeit und Symbolizität dieser Nachahmung. Sie ist somit Bestimmung zur Einrichtung. Institution ewiger Welt. Jener Welt, welcher der Traum und der innerste Wunsch aller Menschen und jeder Kultur und ihrer Nächstenliebe ist.