Montag, 20. Mai 2013

Die Gabe des Heiligen Geistes




Der Geist ist nach christlicher Lehre und nach christlichem Glauben derjenige Gott, der ganz nah und bei und mit uns ist. Er ist die und diejenige der drei göttlichen Personen, die augenblicklich uns ganz durchdringt, durchweht, durchtränkt. Und damit: bestimmt, leitet, (er)zieht, hindert und aufbaut. 
Er ist ganz DER Gott, in dessen und durch dessen Licht und Walten und d.h. durch dessen Anwesenheit und Kraft, die Welt in jenem und zu jenem himmlischen Gold auferleuchten könnte und das Fleisch zu jener Heilheit und Vollständigkeit gelangen und emporwachsen könnte, welche die Vollendung und die Erfüllung, die Frucht wäre und ist. 

In welcher Weise haben wir den Heiligen Geist?

Der Geist ist das Lebensprinzip des Lebens. Der Welt und unserer Selbst, jedes Einzelnen, der Gruppen und der Gesamtheit, des Kosmos und dann damit der gesamten Schöpfung und zwar in der Weise, dass er nicht nur der Vitalgeist des Kosmos, der Schöpfung und des Selbst ist, sondern auch noch die Kraft seiner Verwaltung, Vergegenwärtigung und Gestaltung, seines Betreibens und seiner Feier. Er ist auch die Kraft des Kultes der Feier der Gegenwärtigkeit und der Verwandlung und Einverwandlung der Welt, des Kosmos und des Selbst. 

Bis heute ist der Geist einer der, wenn nicht sogar DER Hauptbegriff und das Haupt- und Zentralverhältnis der abendländischen Philosophie, also der Disziplin, deren Zuständigkeit gerade in der Verwaltung und der Betreuung und der Ob-hut des wesentlichen Verhältnisses der Wirklichkeit liegt. Die Philosophie ist somit wesentlich immer Ontologie (die Kunde und Wissenschaft und BEtreuung des Seienden als solchen und der Versorgeung seines Seins) und Metaphysik (Versorgung und BEtrachtung des Seins des Seienden, der Grundsätze des Seins des Seienden und des Seins als solchen (Fundamentalontologie)) gewesen. (Sie ist dies nicht nur als „theoretisch-kontemplative Betrachtung“, sondern sie ist theoretisch-kontemplativ indem und damit sie praktische, ethische Philosophie und Handlung und Einrichtungsverhandlung und -verfügung ist.) Und sie ist dies europäisch wesentlich und klassisch, indem sie die Ontologie und die Metaphysik (auch als praktische und ethische Philosophie) ist als Philosophie und Ontologie und Metaphysik des Geistes. Der Geist ist die eigentliche kontemplative und meditative und dann auch handlungs- und verhandlungsmäßige materia prima einer solchen Wesentlichkeitswissenschaft und -kunde und -be- und -verhandlung. Das ist er aber wesentlich und explizit durch und im Rahmen der „Christianisierung“ und d.h. Personalisierung und Verabsolutierung des Denkens, der Wirklichkeitsaufstellung und -vernehmung. Wenn die antike Philosophie (und d.h. Ontologie und Metaphysik und Politie) in ihrer klassischen Kulmination auch wesentlich eine Nous- und Eido-Philosophie sind, so werden sie erst und im Zuge der Judäo-christianisierung erst als solche zu sich emanzipiert und befreit und absolutiert und vollendet und d.h. auch erfüllt. 
Der Geist also solcher - und das gilt letztlich bis heute so - wird dann aber auch sehr häufig als das Negative und das Andere der „Materie“, der „Physis“, der Erscheinungen und ihrer Vielfältigkeiten und ihrer Welt und Welten verstanden und aufgefasst. Dann ist der Geist - wenn er zu sehr in und aus dieser Entgegensetzungs- und Negationsbewegung wird und erwächst - das Nicht-materielle, das Andere. Das Gespenst. Spiritus. Der Geist wird das Gespenst. Er ist höchstens die destillierte Materialität.

Gegen ein solches Verstehen und Vernehmen des Geistes hat auch Hegels Versuch der material-geschichtlich-onto-phänomenologischen Einbergung des Geistes noch nicht viel wesentlich vermocht. 
Die intellektual-technizistisch-instrumentalistische Reduktion steht der pneumatischen Vernehmung des Geistes als des Lebensgeistes und d.h. des „Lebensprinzips“ der Wirklichkeit, dem Seins- und Lebendigkeitsprinzip des Lebens entgegen, auch da, wo es diesen verheerenden Reduktionismus mit einer vitalistischen Verkürzung zu überwinden androht.

In diesem Sinne ist heute jede Geistrede oder Verhandlung aus dem Begriff und der Grundwirklichkeit des Geistes immer intellektualistisch, spiritistisch und instrumental-technizistisch bedroht. Sie ist damit das genaue Gegenteil zur Fülle und Alldurchdringung des und jenes Geistbegriffes und -verhältnisses, welches als das hier primäre erkannt wurde und wird. 
Der Geist ist gerade die Fülle der Wirklichkeit und dies aber eben nicht nur im Sinne einer ebenfalls irrigen „Materialisierung“ des Geistes, im Sinne einer Völligkeit. Der Geist als die Fülle und als das Prinzip der Wirklichkeit ist gerade auch der Geist der Scheidung und Unterscheidung, der Grenze und der Kontur, ist der Geist der Bestimmung der der Gestalt, der Geist der Mächtigkeit und der Dezision. Als solcher ist er das Prinzip und die Materie des Selbstbewußtseins und der Kommunikation und Interkommunikation. Er ist Geist der Teilung und Mitteilung und auch der Geist und die Möglichkeit und Ermöglichung auch der Absolutendifferenz und -differenziation (entsprechend der ontologischen Differenz) und nicht nur der Geist der ontischen - oder der Immanenzdifferenziation. Ja, er ist, wenn er wahrer und vermögender Geist ist niemals ein Geist der Separation dieser zwei Dimensionalitäten und Ontologien. Er ist immer ihre Verfügung (nicht Verwechslung und Verschmelzung!), ihre optimale Verfügung. Und diese ist (schematisch-bildlich dargestellt) immer das Kreuz. Dieses ist der kürzeste und der umfassendste und damit gerechteste Weg ihrer Verschränkung und Verfügung, ihrer „Vereinigung“, welche aber damit auch gleichzeitig immer die Eröffnung und die Freilegung eines Dritten, Eigentlichen, Bedingenden und Erwirkten ist, welches aus dieser Kreuzigung als die wahre Wirklichkeit hervorkommt und ersteht und dann auch (hoffentlich) besteht. Es ist die Freilegung DER Wirklichkeit. 

Somit ist der Geist, auch wenn er in dieser seiner Komplettierung ergänzt und von der Vereinseitlichung seiner bloßen aszetisch-negationalen Reduktionierung befreit und somit er-füllt und selbst befreit wird aber trotzdem die Gewahrung der Unerfülltheit, der Verwiesenheit, der Negationalität der Existenz und der Essenz, des Seins und allen seinen Seienden. Gelingt es der Philosophie des er-füllten Geistes die Welt und die Wirklichkeit zu durchschreiten und dann auch zu versammeln und versammelt sein zu lassen, so wird diese Philosophie letztlich immer eine nekrische Verwiesenheit und Ausständigkeit sein und bleiben. In der Mitte der Versammlung wird ein Loch, eine Unerfülltheit und eine Unbefriedigtheit, eine Ausständigkeit und dann eine Erflehung, eine Erbittung, eine Errufung sein. Ein Rufen, welches nach der Einkunft und der Herabkunft jenes und des Vollendeten und Vollkommenen und des vollkommen Manifestierten und Materialisierten und d.h. Erscheindenden ruft und schreit und verlangt. Das ist die Bedeutung der judaischen Heilsverheißungsgeschichte. Das ist die Bedeutung des Lochs, der Absenz, des Ausstands in der Mitte der Ontologie, des Fehls und des Fehlens des absoluten Signifikats (und d.h. des adäquat, des ontisch adäquat vollkommenen Signifikats). Das ist die Bedeutung des Rufs und der Verwiesenheit der Philosophie nach dem und vom Erlöser, dem Heiland, dem herabgekommenen Gott, dem Messias, von welcher der platonische Politikos redet. Alle Wirklichkeit des Ontischen ist ungenügsam und selbstungenügsam, weil sie beschränkte und bedingte Wirklichkeit und Realität ist (Das bedeutet aber nicht und keineswegs, dass sie ein Nichts und nichtswertig ist!! Sie ist einfach das, was sie ist und als solche ruft sie automatisch nach dem Unbedingten und dem Vollkommenen, welches zugleich aber nicht das ihr ganz Andere und damit sie negierende und damit vernichtende und bedrohende und nichtend-konkurrierende wäre, sondern das ihr entsprechend Vollkommene, das inkarnierte Vollkommene, das inkarnierte Wort, der inkarnierte Logos, der Geist der Leib und Fleisch und Mensch geworden ist. Die Wirklichkeit kann nicht anders als in ihrer „christlichen“ (d.h. salbungsmäßigen) Ergänzung und Vollendung ihre Vollendung und Erfüllung zu finden. Und dieses bedeutet nicht eine konfessionelle oder ideologische Einschränkung und Partialierung. Die Struktur des Christlichen, das Christische, ist die Vollendung und die Erfüllung und damit die Apotheose und gleichzeitige Selbstvollendung der bedingten und geschaffenen Wirklichkeit. Sie ist die Weise ihrer Selbsterfüllung selbst. 

In welcher Weise ist aber der Heilige Geist heilig und d.h. auch heilbringend ohne zu schnell in diesen Chrstozentrismus sich zu beschleunigen und somit die Zwischenstufen und -gnaden der Heilung der Wirklicheit zu überspringen und zu vergessen, welche im und auf dem Weg dieser christologischen Vollendung der Wirklichkeit passieren?

Was ist die Heilung des Geistes vom Geist her selbst?

Was ist die Heilung und d.h. die Verwandlung des Geistes jener zentrischen und innersten Absenz und Unerfülltheit und Unnamentlichkeit (Unselbstigkeit)? Was ist die Heilung und Überwindung jener bedingten Realität und Wirklichkeit auch in jenen ihren verherrenden und demütigenden Manifestationen, des Todes, der Verletztlichkeit, Hinfälligkeit, Verfehlungs- und dann auch Verschuldungsbedrohtheit? Was ist die Befreiung des Geistes der bloßen Bedrohtheit und Hinfälligkeit und Ausständigkeit und Verschuldetheit zu jenem Geist des Heils, zu jenem Heiligen Geist, welcher der Geist der Vollendung und Vollendetheit ist, jener Geist des Heils, das gegenwärtig, präsent, gegeben und gewährt ist, präsent gewährt ist, um uns ins Heil zu setzen und zu versetzen, um uns zu erlösen und erlöst sein zu lassen, oder an unserer Erlösung und Vollendung arbeiten und beitragen zu lassen? Was ist jener Beistand der Vollendung des Himmelreiches, der Basileia tou Theou, das wie Jesus verkündete und lehrte so nah war und ist?

Pfingstmontag 2013

Sonntag, 19. Mai 2013

Pfingstliche Gabe: Vollendung


"Dem Fluch seid ihr verfallen, doch ihr betrügt mich weiter, ihr, das ganze Volk.
Bringt den ganzen Zehnten ins Vorratshaus, damit in meinem Haus Nahrung vorhanden ist.
Ja, stellt mich auf die Probe damit, spricht der Herr der Heere, und wartet, ob ich euch dann nicht die Schleusen des Himmels öffne und Segen im Übermaß auf euch herabschütte. 
Den Fresser wehre ich von euch ab, damit er nicht die Früchte eurer Äcker vertilgt und damit der Weinstock auf eurem Feld nicht ohne Ertrag bleibt, spricht der Herr der Heere. 
Dann werden alle Völker euch glücklich preisen; denn ihr seid ein glückliches Land, spricht der Herr der Heere." 
Maleachi 3, 9-12 

Der Heilige Geist ist die Gabe der Verwindung der Freiheit von ihrer potenzialen Ermöglichung (Entbindung, Entfesselung), ihrer Verbeliebigungsakkumulation (Unbefriedigung trotz Produktion und Überproduktion) und Vernichtung trotz Exponentiation des Selbstbewußtseins-anstiegs (Annonymisierung des Selbst und der Welt).

Das ist der Zustand und das Unheil und die "sehnende Wüste" unserer Welt. Das ist die Unruhe des Aufbegehrens des Unmuts (der inneren Unbefriedigung, der alten Partialitäten, mythischen Kulturen und idolatrischen Anstrengungen). Das ist die Fratze der terroristischen Selbstbedrohung in der Re-flexion der Spiegelung.

Das ist die Verwirklichung des annonymisierenden und befreienden protestantischen Christentums, des Projekts der Entfesselung der Neuzeit.

Das ist die Stunde der Realisation der Freiheit (und ihrer Verwirklichung).

Das ist die Stunde der Anerkenntnis des wohl-dankenden, eucharistischen Darbringungsrituals und -verfahrens. Das ist die Stunde der Eröffnung des Vollendungsfunktivs,
der Einrichtung der Strukturen der und der Ewigkeit.
Das ist die Stunde der Ermöglichung der Vollendung und der Verwirklichung und der Fruktation der Welt. Das ist die Chance der Stunde: Das Werden des Weltenkindes.

Das ist die Stunde der Einrichtung der Welt-Eu-Charistie.
Das Amt der Vollendung. Der Versammlung. Der Ermöglichung und Anerkennung aller und von allem. (Die globale 5%-Abgabe für Gott und die Welt wird in "blühende Landschaften" der Gerechtigkeit und der Liebe verwandelt!)
Das ist die Stunde der Ermöglichung der Vergegenwärtigung unserer selbst.

Das ist die Stunde der Geburt der Welt.

Komm, Heiliger Geist, zeuge das Kind! Lasse die Welt werden und sich vollenden.
Zeige uns den Menschen- und den Gottessohn, der der Heiland der ganzen Welt und die Sehnsuchtserfüllung aller Völker ist.

En-ergeia. Verwirklichung

Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.
Joh. 14, 15-17 
Der Geist der Wahrheit wurde erfüllt, er wurde gesandt. Die Wiederherstellung der gebrochenen Schöpfung und die Einrichtung der wiederhergestellten und heilen, neuen sind geschehen. Der Tod und die Todesgefangenschaft des Lebens und der Existenz wurden über- und verwunden, indem Er in seinem Tod und in seinem Sieg das Neue Leben hier aufgerichtet und eröffnet hat, das Tor in die wiederhergestellte, heile Schöpfung aufgerissen und damit den Weg zu ihrer Erfüllung und Verwirklichung freigemacht hat.

Wonach ist der Welt? Worauf zielt die Welt ab, um was bemüht sie sich, was ersehnt sie? Worin kommt sie zu ihrer Erfüllung und Befriedigung?

Nichts weiter und nichts weniger als diese Auferstehungsherstellung, die Auferstehungsherstellung realer und zugleich cälestischer Herstellung, Eröffnung und Einrichtung ist das innere Telos, der innere und eigentliche (und d.h. eigentlich wirkliche, äußere und reale) Strebensgrund der Welt, des Seins und des Selbst. Diese ist die Wahrheit. Die aletheia. Die Offenbarkeit des Ganzen in seiner ganzen und eigentlich eingelegten Einrichtung. Sie ist die eingelegte Dynamis, die vollendete En-ergeia, das vollbrachte Werk (Wie ein Hausbau unternommen wird, um des Baus wegen und nicht um des bloßen Bauens. Der Bau hat seinen Zweck in der Behausung, des wohnendnen, behausten, eingerichteten und eingefaltenen Lebens. Das Leben fängt aller erst in der Einrichtung an und vollzieht sich in ihr. Das heißt aber auch zugleich, dass der Ritus der Darbringung, der Gegenwärtigung und der eucharistischen Wandlung der eigentliche Vollzugs- und Vollendungsritus, die eigentliche Ökonomie und der eigentlich (aber dann bewundernswürdige) Handel einer solchen Vollendungseinrichtung, eines solchen Erbaus, der WELT ist.) Sie ist die Gegenwart der Erfüllung, der Vollendung und des und DAS Sein.

Der Geist der Wahrheit (eben in dieser seiner betonten Bedeutung der Verwirklichungseinrichtung, der En-ergeia, der Einlösung und Ein-richtung der Dynamis) ist der innere und eigentliche Vollendungsgeist der Welt, ihr Strebensgrund, ihr Signifikat. Es ist und wird offensichtlich, dass die Welt selbst sich eine solche Erfüllung und Signifikation nicht geben oder nicht befriedigend und erfüllend geben kann. Sie kann sich höchstens versammeln in der Weise und in dem Bewußtsein der Notwendigkeit der Ankunft und Einkunft einer solchen Signifikation und eines solchen Signifikats. Die Ankunft und die Einstellung eines solchen erfüllenden und vollendenden Signifikats muß erbeten werden.

Nun  ist es aber so, dass die Welt sich - durch die Gnade und Güte Gottes - seit nun mehr 2000 Jahren in einem Zustand befindet, in dem gerade eine behauptete Tradition und Vorhandenheit einer solchen erhörten Erfüllung und Ankunft und Wirkung behauptet und vollzogen wird.

Die Einlösung der Versprechen und Erwartungen, die Validisierungsmaßstäbe soz. sind die der: Überwindung der Todesverfallenheit der Existenz, der Heilungsmacht der verletzten Existenz und die Einrichtung und Präsentation einer wiederhergestellten und heilen Möglichkeit. Das wird unter und mit dem Begriff der Erlösung zusammengefasst.
Das aber ist, was in Jesus Christus und was in und durch seine Tradition geschieht und geschehen ist. Genau die Tradition dieses Geschehens wird tradiert und somit auch geschichtlich vergegenwärtigt und präsent gehalten.

Diese Tradition und ihre Behauptung erfüllen somit zumindest die Kriterien und die Kriteriologie für ein unbedarftes, wenn auch kritisches und waches Hinschauen und sich zu ihr, ihrer Prüfung wegen, Hinwenden.

Der Geist der Wahrheit besteht in seinem Mut des Sich-Stellens der empirischen Wirkmächtigkeit und Zuprüfbarkeit des empirisch Gegebenen. Der moderne Geist kann sich nicht ideologisch und ängstlich in die Verweigerung der empirischen und historischen Prüfung der vorhandenen Traditionen und Tradition und Tatsächlichkeit verschließen. Dann ist er und erzeigt er sich ja gerade als das Gegenteil dessen, dessen Namen er trägt und zu dem er sich scheinbar bekennt: offener, kritischer, empirischer Geist und dann auch offenes, kritisches, empirisches Leben zu sein. Er wird Eingeschlossenheit, Verweigerung, Ängstlichkeit und Vermeintlichkeit. Er wird somit das Nichts seiner selbst. Als nichts seiner selbst ist er aber kurz davor ein Nichts zu werden, oder zu sein. Ein Schatten und ein bloßes Wehen eines anderen Windes und Geistes und Hauches, der ihn erfüllt, trägt und bestimmt, oder gar hinweg trägt.

Der Geist der Wahrheit öffnet die Welt in ihrer Vollendbarkeit und in die Möglichkeit und Wirklichkeit ihrer Erfüllung.

In diesem Sinne macht der Geist der Wahrheit, der unser zugesellter Beistand ist, die Möglichkeit der Vollendbarkeit möglich. Er ist ihre Verwirklichung, ihre En-Ergeia.

Pfingsten 2013


Samstag, 18. Mai 2013

Der Pfingstgeist



Komm, Heiliger Geist, der du die Welt
in Jesus gezeugt und geboren hast. 
Lasse der Welt sein Ansehen werden.

"So wie jetzt das neue Heiligtum Jesus Christus ist, der allen Nationen offen steht, so ist das neue Gesetz nichts anderes als der Heilige Geist, der in allen Völkern für Jesus Zeugnis ablegt. Das Zeichen der Zungen verheißt die Katholizität der Bezeugung. Die Apostel (alle Jünger?) sprechen die Sprache anderer Völker und verkünden in diesen Sprachen die Großtaten Gottes. Die Kirchenväter, aber auch die Exegeten und sicherlich Lukas selbst haben in diesem vom Geist gewirkten Wunder die Umkehrung des Sprachenwirrwars und der Zerstreuung von Babel (Gen 11,1-9) erblickt. Es handelt sich dabei nicht bloß um eine Ausdehnung, eine Universalisierung. Dem Geist ist es eigen, als ein und derselbe in allen zu sein, ohne die Eigentümlichkeiten der Personen, der Völker, ihrer Geistigkeit, ihrer Kultur anzutasten, sondern er bewirkt, dass jeder die Großtaten Gottes in seiner eigenen Sprache zum Ausdruck bringt."

Yves Congar, Der heilige Geist, 1982, 56

Donnerstag, 16. Mai 2013

Kultur der Verwandlung

Über die Neuwerdung

„Unerbittlich schreitet die christliche Wahrheit in der Geschichte unserer Welt voran. Paradoxerweise ist dieses Voranschreiten und die scheinbare Schwächung des Christentums ein und dasselbe. Je stärker das Christentum unsere Welt belagert - im selben Sinn, wie es den späten Nietzsche belagerte -, um so schwieriger wird es, ihm mit relativ harmlosen Mitteln, mit „humanistischen“ Kompromissen nach Art unserer guten alten Positivisten zu entgehen.“ 

René Girard, Und ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz


Das Folgende ist eine Kurzskizze kultureller Anverwandlung und Kulturbetrachtung der abendländischen (christlichen) Kultur, welche, so die These, eine Kultur der inferenten Verwandlung und zwar spezifisch der paschalen inferenten Verwandlung, eine Kultur des Aufgangs und Untergangs ist, oder besser gesagt: des Aufgangs aus der Absenzruhe des Untergangs. Der Aufriss befragt die Verfassung und Adäquatheit bisheriger Kulturtheorie und Selbstbetrachtung für eben dieses Spezifikum (universaler) Zivilisation und Kultur und erschöpft die Betrachtung, indem es zu einem Begriff aufgängigen Untergangs der europäischen Kultur kommt, welche eine Kultur der Eucharistisierung der Welt wird, des Selbst-gewinns und Gewinns der Welt in der und durch das eucharistische Verfahren, die Eucharistie, welche zugleich der Sinn ihres paradoxen Selbstwesens und der Zusage und Auf-gabe ihres Neuwerdens ist. Die Welt wird in jenem Leib Christi gerettet, indem sie selbst in diesem ihre Präsenz und damit Selbstvergegenwärtigung und -möglichung erblickt, entdeckt und erkennt. Dieses ist der Sinn des Untergangs und der Übergabe: die (selbst)gegebene Vollendung. 

Man könnte auch sagen, dass die bisherige Selbstverständigung christlicher und nachchristlicher Kultur nicht den christlichen Modus ihrer Selbstvergegenwärtigung, Präsenz und Verständigung angenommen, erlangt und angewandt hat. 
Die Kulturphilosophie der Neuzeit ist eine wesentlich selbstunkenntliche und selbstfremde. Das Modell ihrer eigenen Selbstvergegenwärtigung ist ihr noch wesenhaft insuffizient und subjekt- und objektinadäquat.
Das Modell unserer Kultur müßte nach dem Grundmodell des paschalen Mysteriums und nicht nach dem, oder nicht hauptsächlich und nicht endgültig nach dem Modell des progressiv-eschatologischen betrachtet werden. Zwar beinhaltet auch unser Sein das geschichtlich-fortschreitend-lineare einer Unendlichkeitseschatologie, diese aber ist auf eine eigentümliche und für uns eben wesenhafte Art in sich trotz ihrer Progressivität und Prolongizität eingebogen, eingekurvt, reflex und rückwendend aufgängig, was sich eben im paschalen Mysterium oder dem Grundmodell und -bild des Todes und der Auferstehung erzeigt. 

So gesehen kann und muß auch das Christentum oder die Betrachtung der Zyklizität und die Diagnostik ihrer Beschaffenheit nach dem Muster und in dem „Modell“ und der Grundbeschaffenheit und Wahrheit des naturalen, eingängigen (Tod), des in dem Tod (Absenz) verbleibenden und des Aufgängigen (Auferstehung, Werden in Glorie, Neuwerdung) betrachtet und erwogen werden.

Das Christentum und die abendländische Kultur haben und leben und verwirklichen sich in Zyklen und pulminativen Wendungen des Eingangs und des Aufgangs, der Insistenz und der Existenz, wenn nicht sogar der Ekstase. Die Natur/Kultur geht ein, atmet ein, zieht sich zurück, kommt zur Ruhe, verschwindet und sie verbleibt in der Atemwende (Atempause, Stillstand, Stillschweigen, Tod, Absenz) und sie kommt wieder und erneut unendlich wiederversammelt, konzentriert und strahlender und herrlicher in Herrlichkeit und Grundwirklichkeit wieder hervor und heraus. Sie wird und wird neugeboren. Aus dem Tod. Aus dem Verschwund. Aus der Auflösung. Aus dem Sich Verlassen, Aufgeben und Abgeben. 

In diesem Sinne befinden wir uns in einer Phase europäischer, abendländischer Abgabe, Dissemination, Ausatmung. Das Abendland gibt sich ganz ab und auf und weg. Es entäußert sich. Es teilt sich ganz mit in der Entäußerung. Es entäußert sich ganz in der Ganzmitteilung. Es verschwindet. Es lebt nicht mehr. Der Geist ist aus ihm ausgezogen. Es ist eine leere Ansammlung von Ehemaligem. Das Inventar wird verhandelt, verschickt, verscherbelt, verkauft, übergegeben und weggegeben. Schon längst aber ist der Geist aufgegeben und abgegeben worden. Schon längst ist Europa tot und hat den Geist in die Welt entlassen. Der Geist ist in der Welt. Die Welt kann nicht anders. Sie wird - in diesem Geist? - antworten müssen. Sie kann nicht anders. Der Geist heiligt. Der Geist steckt an. Der Geist wird aufgenommen. Der Geist, die Antwort antwortet. Die Gegengabe gibt. Der Dank versammelt. Der Geist erweckt und vergegenwärtigt. Der Geist erweckt.. Während dessen aber sehe ich auf das ehemalige christliche Abendland.

Was aufersteht? Was versammelt sich? Und was ist getrennt, was ist vielleicht auch um einer größeren zukünftigen Klarheit willen und eines tieferen Selbsteingangs und einer möglichen Reinigung wegen zerspalten, zertrennt, selbstzerstört worden? Was hat sich hingegeben und was ist mit den „Sünden der Welt beladen“ verstorben, um einige Zeit die Ruhe der „Absence des Gottes“ zu haben, die Zeit auch in der der Teufel entbunden ist, um dann umso mächtiger wiedervereinigt zu sein, auferweckt zu sein, wiedergefunden und gewährt zu sein, sich selbst gegeben und geschenkt zu werden? Um aus dem Grab aufzuspringen, zu explodieren, um also das Grab zu explodieren. Um also zu werden. Neu zu werden. Ganz neu zu werden, um mehr und noch mehr und eigentlich und eigentlicher der zu sein und zu werden, der sie ist und war. Und gewesen sein wird. Das auferstandene Christentum. Die Gewähr der Kultur und für die Kulturen und der Welt und für die Welt, dass eine reale Hoffnung und Möglichkeit, und Wirklichkeit heißt das, realer Vervollkommnung und eine reale Vollkommenheit und Möglichkeit ist, welche die Ewigkeit ist, welche die reale Präsenz und Möglichkeit realer Präsenz ist. Realer Präsenz welche vollkommene Wirklichkeit ist, weil sie Präsenz, weil sie reale Präsenz ist. Reale Präsenz, die alle Virtualität überwunden, verwunden, eingelöst und überhoben hat. Auf eine Realität hin überhoben hier. Eine Ewigkeitspräsenz hervorgebracht hat. Sich geboren hat. Wurde. 

Die Kultur muß also, so sage ich, wenn es eine (wenn auch ehemals) christliche Kultur ist, auch christlich, nach dem Muster christlicher Existenz ausgelegt und betrachtet und beobachtet und erwartet werden. 

Ja, die christlich abendländische Kultur mag auf der einen Seite tot sein (z.B. als das Christentum. Seine öffentliche Relevanz wird auch schon seit über 100 Jahren als abgeschafft betrachtet. So gesehen gibt es das Christentum schon lange im christlichen Europa nicht mehr. Aber die Frage ist damit, ob es es damit überhaupt nicht gibt? Und d.h. in Europa.), auf der anderen Seite ist die ganze Welt nichts anderes als ein überwältigender Abstellplatz von einer nie zu enden scheinen wollenden Flut und Auftürmung von „europäischen“ Warenbergen, welche in die Welt herausgespuckt werden, welche die Welt als den Inbegriff ihrer Selbstverwirklichung ansieht (Amerika), kopiert (China) und ersehnt (Islam), oder sich in es genüsslich-verächtlich versenkt (Indien), sie ist nichts anderes als der Hallraum und der Lautsprecher europäisch-abendländischer Melodien und Lärminterferenzen (via Lautsprecher-multiplikatoren, die wenn sie auch lokale Laute hervorbringen, damit - via Medium - schon abendländische Musik hervorbringen). Diese sind immer eigentlich technisch multiplizierte und vervielfältigte und in die Fähigkeit zur Unendlichkeitsproduktion entlassene einige wenige Wert- und Begehrensgegenstände des alten Europa (Reproduktionen abendländischen Lebens also, des Lebens des Materie- und des Geistesadels(?)). Ist das Christentum tot oder lebt es in dieser Überschwemmung der Welt mit Überproduktion, mit Segen, mit Gnade und Wohlwollen und Kultivierung und Zivilisierung des Menschen und seines Lebens, der in eine Seligkeits- und Selbsthaftigkeitsproduktion einverwandelt wird, welcher nun aber das letzte Christliche fehlt und welche es damit noch indifferent, namenlos und unbewußt macht und sein läßt, ein unvollkommenes vollkommenes Leben sein läßt?

So gesehen ist der Kontinent, ist „das Abendland“ einerseits tot (es liegt im Grab) und andererseits ist es überpräsent und indem es überproduktiv ist (im Sinne wirklicher Über- und Massenproduktion der Lebenswerte), ist es heilbringend und -schaffend, so dass es die ganze Welt annimmt, als den Inbegriff ihres erstrebten Wertes und Lebens, welche es noch mit der eigenen Identität aber füllen will, womit es sich gerade dadurch in der Abwendung und Abgrenzung vom „scheinbar Christlichen, Imperialen des Abendlandes“ zur Vollendung des Christlichen erhebt: nämlich zur individuellen Apotheose des jeweilig menschlichen und spezifischen (auch kulturell spezifischen) in eben einem Seligkeits-überfluß-kontext/Matrix materieller und technischer (geistiger) Überflüssigkeit. 

Welcher Art könnte dann die Auferstehung sein in einer solch, auch paradoxal konstituierten Beschaffenheit und Selbstaufstellung des eingängigen Abendlandes, wie ich es nennen möchte?

In diesem Sinn ist das Abendland in der Gänze nicht tot. Es meditiert oder träumt oder verweilt in der Unterwelt des Karsamstags, um alle Welt und Unterwelt von der Befreitheit der Finsternis oder der Eingeschlossenheitsgefangenheit (in einer bestimmten, endlichen, auch kultural endlichen Welt letztlicher Todes- und Hinfälligkeitsverfallen und schlechter, unerfüllter Unendlichkeit oder unguter Maximationspräsenz) zu befreien.

Als kirchliches, christliches Christentum ist es tot in der Selbstauflösung und -zertrennung der einen Kirche, des einen Leibes Jesu Christi, welcher der Anfang und das Ende, das Alpha und das Omega, das Haupt und die Glieder, der eine Gott und der wahre Mensch ist (und der erste Erstandene von den Toten..), welcher nicht ist oder in der Weise einer verhüllten, verborgenen Offenbarkeit der ganzen Offenbarung des allerheiligsten Leibes Jesu ist, des concretum universale des gegenwärtigen und präsenten und leibhaftigen Gottes, welcher der Herr in den und in dem Sakrament der Kirche ist, welcher für die Welt verhüllt ist. 

Als weltliches, unternehmerisches, technisches, politisches Christentum ist es Augenblick der Bereitung der Vollendung, Unterwegs, Anschein, dessen Wesen, Signifikat, Person und Heil damit sich letztlich verhüllt und verbirgt, ausbleibt, um sogar somit vor diesem Möglichkeitshintergrund des Guten und zugesagten und d.h. eröffneten Vollkommenen einen unendlichen Schmerz und ein übergrelles Vernehmen des Fehlerhaften, des Hinfälligen, des Verletzten zu offenbaren, das an den Schmerz des unmittelbaren Todes und Mordes heranreicht und somit fast gleichzeitig eine Unmöglichkeit (eine Unmöglichkeit trotz Überflusses) generiert. (Die Ungerechtigkeit, auch noch die kleinste werden übergroß und übermächtig vor dem Hintergrund oder im Licht absoluter und unbedingter Gerechtigkeit und des Lichts und der Wärme der unbedingten Gerechtigkeit und der Liebe.) 

Was wäre also in dieser Situation die Handlung der konsequenten Prolongation, der Verlängerung und der Grundverwandlung des Christentums und der „christlichen Zivilisation des Westens“, welche die Welt „beherrscht“ und d.h. (auch noch in dem Eigenwillen anderer) konstituiert?

Ich werde dieses verkürzt und unmittelbar und ohne Ableitung hier aber nur vorstellig machen, vorhalten, präsentieren:

„Das Abendland“, die Christenheit, „die westliche Kultur und Zivilisation“, welche die „universale Zivilisation und Kultur“ sind und ist müssen zu einem Modus ihrer Verlängerung und Selbstverwandlung gelangen, in welchem sie und über welchen sie der Welt die Welt in ihrer Gesamtheit und in ihrem selbst präsentieren und anbieten und eröffnen: In dem concretum universale, in dem leibhaftigen und vergegenwärtigten Gott, in welchem und in welcher Handlung und in welchem Vollzug die gesamte Wirklichkeit (von allen Herkünften und Zugängen her!) versammelt und ideal aufgehoben und präsentiert sind, in der Eucharistie, dem allerheiligsten Sakrament der Gegenwart und Vergegenwärtigung des Selbstseins der Welt und des unbedingten Gottes, welcher sich „in seinem Fleisch und Blut“, in dem Leib der Eucharistie gibt, präsentiert und schenkt und welcher so die Lösung aller Fragen der Welt und der Überwelt und der Unterwelt ist, welcher die Präsenz der Ersehnungswünsche aller und jeden, jedes Individuums und jeder Entität und d.h. jeder Kultur und jeder Religion letztlich ist, welcher die Vollendung und die Selbstgegenwart der Welt ist, welche er gegeben uns eröffnet und übergeben hat. Und welche wir frei sind zu übernahmen und anzunehmen. (Sie ist nicht Besitz des Christentums, aber wer es nimmt ist Christ, weil er es nimmt. Um so unendlich selbst zu sein und zu werden. Die An- und Aufnahme des Leibes Christi ist die wahre Apotheose des Selbst, der Selbsthabe und -gabe. Sie ist die wahre Erfüllung der Welt (und zwar nicht „extrinsisch“, sondern von ihr selbst her, von der Einrichtung ihrer Eigeneinrichtung, von ihrer Strukturalität her. Diese aber ist geschenkt, gewährt und kann angenommen oder abgelehnt werden. Aber warum sollte die Vollendung, auch die eigene Werdung und Möglichkeit abgelehnt werden? Warum kann ein Geschenk, ein Selbstgeschenk Gottes nicht angenommen werden? Warum darf die Technik nicht die Technik der Vollendung sein?)

Das ist also die Herausforderung des Abendlandes. Das ist das Initial ihrer Selbstauferstehung, ihrer Neu- und Wiedergeburt. Ihrer Auferstehung. Das ist also die Herausforderung ihrer innigsten und innersten Selbstverwandlung, Selbstwerdung, ihren innigsten und eigensten Selbsteingangs, der Erfüllung ihres Letztauftrags (die Befreiung des Todes in der Unterwelt. Vergebung der Sünden der Welt. Verkündigung und Einrichtung des Namens. Vollzug der Taufe der Finsternis..) und das Werden ihres Selbst- und Neuwerdens, ihres Aufgangs und Ausgangs. 

Die Einrichtung der Eucharistie und der eucharistischen Existenz und Ontologie und Konsistenz und Verfassung ist die Aufgabe der abendländischen Kultur, in der sie aufersteht und in der sie das übernimmt, was ihr zuinnerst übergeben und gegeben und eingegeben ist und indem sie es für die „Welt“ übersetzt. Indem sie es sagt. Und nichts anderes bedeutet die Verkündigung, besagt die Sage der Frohen Botschaft. Das ist die Frohe Botschaft. Die Seligkeit und die Vollendung und die Einlösung der vollendeten Strukturen und Verfassungen, die Einrichtung der Vollkommenheit sind uns in der Einrichtung der eucharistischen Konstitution der Wirklichkeit gegeben und geschenkt präsent. Wir dürfen und können sie umsetzen und anwenden. Wir dürfen sie verwenden. Und wir dürfen sie heraustragen und -bringen. Ite missa est. 

Das Christentum läutert und wiederversammelt sich (und wieder aufersteht damit), indem es weiß, was es der Welt darhat und darbringt und zum Übertragen und zur Übergabe übertragen bekommen hat. Es weiß, dass es der Welt die Antwort zu geben hat und kann, welche die Welt will und verlangt und welche sie ersehnt, ohne dass sie vielleicht ihren Namen kann und weiß. Es hat den Namen. Und wenn es den Namen erkannt hat, wird es die Welt befreit sein. Das Christentum überträgt und übermittelt. Was? Die Lösung und die Antwort aller Fragen der Welt. Es übergibt oder hat die Erfüllung und die Apotheose und die Vollendung der Welt, welche ihr übergeben ist und welches es hat und welche es über-geben darf. So gesehen ist das Christentum die endgültige Heilanstalt und d.h. vielleicht auch Apotheoseanstalt der Welt. Es hat die Gabe die Welt zu sich selbst zu bringen. Die Welt zu gebären, hervorzubringen. Es hat die Gabe des und es hat den Namen. Kennt das Christentum den Namen den es hat? Hat es den Namen? Hat es den Geist? Hat es den Leib? Ist der Auftrag gültig? Wer gibt dem Leib Einheit, wer vereinigt den Leib? Wer auferweckt den Toten? 
Hat er nicht seine und die Herrlichkeit erzeigt?!

Die Auflösung des Christentums in den Tod (was ja nicht eine Auflösung ins Nichts unbedingt sofort ist..) ist eine Auflösung des vielleicht mit Schuld beladenen Weltenlamms oder es ist die Begrabung der Unbedarftheit der Fortträger des Lamms (und somit eine Chance zu größerer Christuswerdung ihrer) oder es ist eine weitere Welle, ein weiterer Kreis des Todesabstiegs der Welt in dem Paschalamm des kosmischen Herrschers und Königs, um in dem Tod das Licht der Finsternis zu berühren und somit mit seiner Dunkelheit die Dunkelheit jenes Lichts zu erleuchten. Es ist eine Reinigung, die zu größerer Selbstwerdung und Selbsterkenntnis und -bewußtheit dient und bereitet wurde und worden ist. Es ist die Zeit des je größeren Aufgangs der Bewußtheitsbedeutung und Gewahrung der Eigenheit des Geists, des Leibs und des Wortseins. Es ist der Anfang und die Bedingung des nächsten und größeren Aufgangs und Hervorgangs Christi, seiner Geburt, welche zugleich ein Wiederkommen seiner aus „den Wolken des Himmels“ ist. Die Einheit der Christenheit ist eine Möglichkeit und Wirklichkeit, welche die Struktur ihrer Verfasstheit und ihres Eigenseins an dem und aus dem Leib des Geopfert-Auferstandenen, Inkarnierten selbst hat, welcher der ist, der sich uns gegeben hat und der uns beauftragt und der sich aus allen beibringt und versammelt, um sich wundersam angesichtig zu machen (Vielfalt, auch der „Christentümer“), der also selbst sich gibt, gegenwärtig gibt. Sie ist also Struktur über die Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft aus diesem gegenwärtigen, bisherigen und künftigem, dem ewigen Leib also.
Und sie ist Einheit aus jenem Geist, welcher der Inkarnationsgeist ist, welcher der Auferstehungs- und Rettungsgeist ist, welcher der Geist der Schaffung aus der Liebe und der Einsetzung ist (Der Geist, der im Sagen tut und macht und schafft und Verwandlung, Anverwandlung, Errettung, Wirklichkeit schafft.)
Es ist der Geist der Möglichkeit, der Geist der Sammlung, der Geist der Freude und der Geist der Anverwandlung, der Heilung und Heiligung der Welt. 

Es ist der Geist und das Vermögen des sakramentalen, ein- und anverwandelten Leibs, des Leibs und des Zeichens und der Gabe, in der die Welt versammelt ist
und in welcher die Welt in seiner Ewigkeit sich verdankt
und in der Liebendheit und Geliebtheit heilt. 

Es ist der Geist der Auferstehung des Abendlands, in dem die Welt ihre Mitte in jenem Leib, in jenem heiligen und geheiligten Zeichen findet, in jener Eucharistie und jenem Sakrament, jener Handlung, Amt, Liturgie (öffentlicher Vollzug, Amt), in welcher die Einheit der Welt nicht nur möglich und real, sondern realmöglich ist und gefeiert und erinnert und weitergegeben und versammelt wird, damit die Welt jene Herrlichkeit Gottes ist und werde und unendliche Selbstbefriedigung erfahre, indem sie sich in ihm und von ihm ganz erfahre, in jener Liebe und Freiheit und Versammeltheit, in welcher er alles gibt und in welcher er das Kreuz seiner Unmöglichkeit verwandelt hat. Amen.


Gebet
Psalm 85
Das Heil ist nahe

Einst hast du, Herr, dein Land begnadet / und Jakobs Unglück gewendet,
hast deinem Volk die Schuld vergeben, / all seine Sünden zugedeckt, 
hast zurückgezogen deinen ganzen Grimm /und deinen glühenden Zorn gedämpft.
Gott, unser Retter, richte uns wieder auf, /lass von deinem Unmut gegen uns ab!
Willst du uns ewig zürnen, / soll dein Zorn dauern von Geschlecht zu Geschlecht?
Willst du uns nicht wieder beleben, / sodass dein Volk sich an dir freuen kann?
Erweise uns, Herr, deine Huld /und gewähre uns dein Heil!
Ich will hören, was Gott redet: /Frieden verkündet der Herr seinem Volk und seinen Frommen, / den Menschen mit redlichem Herzen.
Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten. /Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land.
Es begegnen einander Huld und Treue; /Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
Treue sprosst aus der Erde hervor; /Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.
Auch spendet der Herr dann Segen /und unser Land gibt seinen Ertrag.
Gerechtigkeit geht vor ihm her /und Heil folgt der Spur seiner Schritte.


Exkurs zur „Auferstehung der toten Christenheit“ (getrennte Kirchen)

In der eben entworfenen kulturtheoretischen und -kontemplativen Skizze einer paschalen Betrachtung der „abendländischen Kultur“ und des Christentums wurde das „religiöse“ Christentum als „tot“ erkannt und bestimmt. Das „religiöse Christentum“ meint eine apophantisch und affirmativ realitäts- und wirklichkeitsprägende und -bestimmende Christenheit, eines wirklichkeitsbestimmenden Modells (und dann auch natürlich Vollzugs und Verhaltens), welcher „die ganze Wirklichkeit“ prägt und bestimmt und auch so noch bestimmt und prägt, dass diese Bestimmung und Prägung namentlich identifiziert und objektiviert und dann auch verhandelt und angesprochen werden kann, indem es für diese Prägung und Bestimmung nochmals „metaphysische“ oder „offenbarende“ Namen und Verhältnisse hat und bestimmt, die sie allererst zu jenen Bestimmungen und Prägungen machen, die sonst nur implizit, unbewußt und affektiv-instinktiv wirkten und wären. 
Diese hat dann eine objektive Offenbarkeitsdimension und dann auch eine Strukturalität und Klarheit und Bestimmtheit und somit Seiendheit, obwohl sie und gerade weil sie geistige, übernatürliche, nichtphysische Realität und Bestimmtheit ist. Sie ist dann die Verkörperung des Unsichtbaren und seiner Waltung. Die Gnade seiner Verfügung. Das angewandte und präsente Gute als es selbst und solches und in seiner ganzen weltbestimmenden Macht. Als solche ist die Kirche, die kyriake, die Ecclesia Domini gemeint und bestimmt gewesen. Sie ist diese ganze Spanne aus Geistigkeit und Jenseitigkeit und/bis hin zur Konkretheit, Realität, Bestimmtheit und der Weise ihres besonderen Wirkens (als Heilungswandlung der Schöpfung und Welt) und somit in der Stärke und Einzig- und Eigenartigkeit ihrer Symbolizität, ihres Geheimnisses und realen und realpräsenten Mysteriums. So ist sie Sakrament der Verhandlung und Verbindung des Untersten und des Obersten, des Äußersten und des Innersten und ihre Mitte in ihrer und durch ihre Versammlung und Verbindung. So ist sie Leib des Hauptes der Schöpfung und der Welt, der zweiten göttlichen Person, des Sohnes, welcher das A und das O und der erstgeborene der Toten ist. So ist sie jenes Wirken der Erlösungs- und Auferstehungsanverwandlung der Welt. Katalysation der Basileia, des Reiches Gottes (der Erden).

Als solche ist das Christentum und die Christenheit tot. Sie obliegt, das ist die These und die Ausgangsbasis dieser Betrachtung, einer Eigenauflösung und Dissoziation und Schneidung. Sie ist das aus einer Naht genähte Kleid, das zerrissen ist, das der Auflösung (in der Erde?) aufgegeben und anheimgegeben ist. Sie ist die Auflösung, damit Eingang, aber auch je größere Wiederversammlung, Wiederwerdung, Auferstehung des Eigentlichen und des Wesens, des Christus, der Christenheit werde.

Die Spaltungen der Kirche geschehen genau entlang der Nahstellen des Wesentlichen und des Eröffnenden und des Verbindenden des Mysteriums der jeweils doppelten Natur der einen Person. Das ist die These: Der Schädel löst sich auf und zerfällt genau entlang seiner Plateaunähte und aufgrund des Eingangs, aber auch des Aufgangs (Aufbruchs) des eigentlichen des Hauptes. Sie sind Zeichen für Wesentlichkeitseinverwandlungen grundsätzlicher Bezüge, welche über diese Auflösung von ihren Mißverständnissen und Vereinseitlichungen geklärt und gelöst und asketisch-prüfend geläutert werden, um in dieser Absenceprüfung und diesem Ausstand je näher an das und in das Wesen des Mysteriums zu gelangen, dass sie als wesentliche und wirkliche und dann auch weltbedingende und -konstituierende trägt und prägt. Der Aufbruch des Symbolischen der Kirche in eine stummgewordene, esoterische, bloss symbolizistische Orthodoxie und in ihr funktional-universal-differenziertes und integriertes Organisationsgesamtgefüge zeichen-verweisender-bewirkender Sakramentalität und Vollmächtigkeit. 
Der Bruch der juridischen Äußerlichkeit extrinsischer Vermassung und Differenzverwechslung (Stellvertretungsmissbrauch) und der geistigen, pneumatischen Innerlichkeit und Vermeintlichkeit purer Gläubigkeit und Rechtfertigung über das Buch und „die Person“. Der Bruch schließlich dieses homöopathischen Christentums einer bloßen Aspiration und der und zu der rein offenen, wirklichkeits- und d.h. seligkeit- und paradieseinrichtenden Welt als der Verwirklicherin der Namentlichkeit oder der Namenlosigkeit ihres Selbstseins, ihrer Habe und ihrer Bestimmung. Des Bruchs, welcher sich vielleicht aus diesem und jenem Bruch, dem Bruch und der Spaltung und der Zerreißung des Kreuzes, sieht und ansieht, um aus ihm und durch es und in ihm jene Aufgängigkeit, jenes Hervorkommen zu werden und zu generieren, sich jenem Hervorkommen zu überlassen, welches in der Ruhe ihrer Grablegung jene unvorstellbare und formidable Auferweckung und Werdung und Selbstwerdung getätigt hat, welche jene Gabe der Einheit und der Selbstheit und der Offenbarkeit wurde, welche die Welt rettete und werden läßt und ließ. 

Die Kirche und das Christentum steht aber immer, genauso wie die Welt, in dem und unter dem Anspruch dieser Werdung, dieser Auferstehung, die uns nach dem Eingang und Untergang aller unserer Vermeintlichkeiten und vermeintlichen Bestimmtheiten und Teilbestimmungen aufgegeben ist, hinter die wir in der Verwirklichung nicht zurückschreiten können, die wir alle - weil frei - erfüllen müssen. 
Jede Vermeidung der Erfüllung und d.h. Gewährenlassung dieser Werdung ist eine Unterschreitung unserer selbst und somit Verrat an uns selbst und somit Sünde, Gefangenschaft, Gefangenschaft in Satan, im Grab, in der Höhle, in der Subpotenzialität unserer Wahrheit. 

Der Christenheit ist aber das reale und das konkrete Wissen dieses Vollzuges und Nachvollzuges gegeben. Das ist ihr einziger Vorteil und Vorzug. Sie hat nichts ausser diese und die Treue und die Treue zur Gesamtheit und Eigentlichkeit und Symbolizität dieser Nachahmung. Sie ist somit Bestimmung zur Einrichtung. Institution ewiger Welt. Jener Welt, welcher der Traum und der innerste Wunsch aller Menschen und jeder Kultur und ihrer Nächstenliebe ist. 

Sonntag, 12. Mai 2013

Maria: Die Einbergung des Neuen Seins


für Frau Helga Kallan RIP

Der folgende kleine wunderbare Abschnitt ist dazu angetan, das Geheimnis Mariens und des Werdens der Inkarnation betrachtend zu erleuchten. 
Es ist also einerseits das Bedenken und Betrachten eines der grundlegendsten Verhältnisse und Bewegungen des Werdens der christlichen Religion und der Inkarnation. Er ist aber auch geeignet das Symbolon des Grundes der Hierarchie des Weiblichen in der Kirche zu sein (Und das vor allem heute angesichts der wieder auftauchenden Frage nach der Amtlichkeit der Frau in der und für die Kirche). 
Drittens - "physiologisch-fundamentaltheologisch" - ist "Maria" auch der Inbegriff und die Form, der zu sich selbst gebrachten und beim Namen genannten, also selbsthaften Physis, der Natur und Wirklichkeit. 
In diesem Sinne feiert der Monat Mai diese kosmische Entität, indem er ihr ihren Namen gibt (die Physis zu Ende erkennt und sie als personalisiert erkennt),
um sie zur Bedingung der Möglichkeit des Werdens jenes Neuen Seins zu machen,
das wir alle erwarten und loben und preisen 
und vor dem wir uns heute schon hinknien können. 



                                Sassoferrato, Gebet der Jungfrau Maria

"Wenn Maria das Ja-Wort spricht, ist sie in einem neuen Zustand, der in ihr gewirkt wird, nicht durch sie selbst, sondern durch die Hand Gottes in ihr, durch eben die Hand, die das Mysterium der Inkarnation wirken wird. So ist die Jungfrau nicht in einer Bewegung, sondern in der Ruhe, und doch nicht in Ruhe, sondern in Bewegung, denn sie strebt zu Gott, und dies mit wunderbarer Kraft und Lebendigkeit. Sie befindet sich in einer himmlischen Bewegung, die als solche Ruhe in Gott ist. Dieses Einssein von Ruhe und Bewegung in ihr betrachtend, sage ich, dass sie sich in keiner Tätigkeit, sondern in einem Zustand befindet, denn ihr Beschäftigtsein ist nicht vorübergehend, sondern bleibend. Und doch ist sie in keinem bloßen Zustand, sondern in Tätigkeit, denn was in ihr  vorgeht, ist voller Spannung und dringt bis ins Mark ihrer Seele ein. Sie ist weder in Tätigkeit noch in einem Zustand, sondern in einem neuen Sein; denn was in ihr vorgeht, ist quick wie das Leben selbst, so substantiell und tief innerlich wie das Sein. Sie ist also in einem neuen Sein; in einem Sein aber, das Sein und Nichtsein zugleich in sich birgt. Die Jungfrau ist wie im Nichtsein ihrer selbst, um dem Sein Gottes Raum zu seinem Wirken zu geben. Denn Gott will in ihr sein und hier sein Meisterwerk schaffen. In diesem Sinn ist sie nicht, lebt nicht, wirkt nicht; Gott ist und lebt und wirkt in ihr. Und was mehr ist: er ist, lebt und wirkt, um selber ein neues Sein und Leben anzunehmen und in der Jungfrau etwas zu wirken, was er seit einer Ewigkeit in sich selber birgt: etwas, das den göttlichen Hervorgängen am allernächsten kommt. 
Was aber wird dieses neue Sein sein, das sich einem so erhabenen Werden verdankt? Welches wird die Macht, die Fülle und Wirksamkeit dieses Lebens sein, das würdig mit der heiligen Trinität zusammen wirken soll, um das neue Prinzip des Lebens und der Gnade für die Welt zu bilden? Etwas Größeres und Erhabeneres wird es nach der Trinität im Weltall nicht mehr geben. Vorher war die Jungfrau wie die Morgenröte, jetzt aber erscheint sie mir einer Sonne gleich, soviel Licht strömt aus ihr. Sie ist im Aufgang eines neuen Standes und betritt eine Daseinsweise, die sie über sich selbst erhebt, während sie schon immer über alle anderen erhoben war. Sie ist ein Geschöpf der neuen Welt und sogar deren erstes Geschöpf. Das geschieht im Augenblick, da sie spricht: "Ecce ancilla Domini."

Pierre de Bérulle,Vie de Jesus, 17

Dienstag, 7. Mai 2013

Die ganz neue Ordnung


DIE ERDE ÜBER DEM HIMMEL

"O neue und unerhörte Mischung! Wunderbare Zubereitung! Der Seiende ist im Werden; der Ungeschaffene wird geschaffen, der alle Bereichernde wird arm, der die Fülle ist, ist erschöpft, damit wir seiner Fülle teilhaftig werden!"(Gregor von Nazianz).
Dass der Mensch, der nur ein vergehender Hauch ist, nunmehr Gott wird, und dass dieser Gott-Mensch durch alle Stufen, alle Zustände des Menschen hindurchgeht, sie adelnd, heiligend, ja vergöttlichend! Und durch diese neue Einheit entsteht nicht nur ein neues Wesen, ein neuer Mensch, ein neuer Adam, sondern auch eine neue Weltordnung, ein neuer Zustand des Alls. Gott stellte bei der Schöpfung die Ordnung der Natur auf und gleichzeitig setzte er die Ordnung der Gnade auf Erden und die der Glorie im Himmel fest. Drei verschiedene, wunderbare Ordnungen, an denen er den Menschen Anteil geben wollte. Aber nun entsteht eine neue Ordnung in der Welt, ein neuer Zustand des Alls weit erhabener über den Stand der Glorie als der des Himmels über der Erde, als der Stand der Glorie erhaben ist über der Ordnung der Gnade, und diese über der Natur, und diese über dem Nichts. Und dies e Einheit göttlicher Subsistenz führt die Welt in eine so erhabene und mächtige und einmalige Einheit ein, dass sie alle Dinge in sich fasst und durch alle übrigen Ordnungen hindurch wirkt. Denn alles, was aus Gott durch Schöpfung hervorging und durch die Heiligung in ihn zurückkehrt, ist nunmehr auf diese letzte Ordnung hin ausgerichtet: auf das höchste Mysterium, die Inkarnation als Quell und Prinzip aller Dinge, als Punkt, bei dem alles endet, als Ziel, worauf alles sich beziehen muss, da es Gott selbst gefallen hat, hier Ursprung zu nehmen, sich hier einzuschließen, hier zu enden und sich daraufhin zu beziehen.
 So geht von dieser neuen Ordnung eine Änderung und ein neues Verhalten der göttlichen Vorsehung aus. Denn nicht mehr der Himmel herrscht jetzt über die Erde, sondern die Erde herrscht über den Himmel, und der erste Beweger ist nicht mehr in den Himmeln, sondern auf der Erde, seitdem Gott sich auf der Erde inkarniert hat. Der menschgewordene Gott ist fortan der erste Beweger, der erste Himmel, der die anderen bewegt; sogar Ordnung, Zustand und Lage der Hauptteile der Welt sind umgeworfen durch die von Gott in diesem Mysterium vorgenommene Umwefung seiner selbst. Jetzt ist der Himmel nicht mehr oberhalb der Erde, sondern eine Erde ist oberhalb aller Himmel, nämlich die Erde unserer Menschheit, die in Jesus Christus lebt. Sie subsistiert jetzt im ewigen Wort, ist ein neuer Himmel, unbewegt in sich selbst, aber alles bewegend, ein neues Zentrum des Alls, auf das alle geistige und körperliche Kreatur zustrebt, das alles in seine Einheit hinein versammelt, alles durch seine Kraft an sich zieht, ein Zentrum, das nicht in der Mitte der Welt, sondern höher als die Welt steht.
Und nicht mehr der Engel beherrscht die Menschen, sondern ein Mensch beherrscht alle Menschen und alle Engel. Sie alle, und selbst der oberste der Engel, nehmen ihre Weisungen auf Erden von diesem Menschen entgegen, einem Kind von drei Jahren, drei Monaten, drei Tagen. Ja, die Engel lernen sogar von Menschen, die diesem Gottmenschen anhängen und dienen, von armen Sündern, von törichten und unwissenden Menschen, nur weil diese ihm nachfolgen und seine Jünger sind; die Engel, sage ich, lernen demütig auf Erden von ihnen die Geheimnisse der göttlichen Allmacht, von der niedrigen, geheimnisvollen Ökonomie der Menschwerdung Dinge, die sie im Himmel und im Licht der Glorie in ihrem ganzen Umfang und in all ihren Wundern nicht kennen. Das hat den Apostel, da er vom gleichen Mysterium sprach, zu sagen veranlasst, dass ihm der Auftrag zufiele, die Herrlichkeit und den unfasslichen Reichtum Jesu Christi zu verkünden und das seit Äonen in Gott verborgene Mysterium kund zu tun, damit die vielfältige Weisheit Gottes den Mächten und Gewalten offenbar werde durch die Kirche (vgl. Eph 3, 3.9f)."

Pierre de Bérulle, Grandeurs de Jésus, 4,6-7

Donnerstag, 2. Mai 2013

Todessog: Nichts anbeten

"So also hat Gott den Menschen erschaffen und ihn in der Unsterblichkeit belassen wollen. Die Menschen jedoch würdigten den geistigen Verkehr mit Gott wenig, kehrten sich davon ab, erdachten und ersannen sich die Bosheit, wie im ersten Teil ausgeführt wurde, und verfielen dem angedrohten Todesurteil. Jetzt sollten sie auch nicht mehr so bleiben, wie sie geschaffen worden sind, vielmehr sanken sie entsprechend ihrer Denkart immer tiefer, und der Tod wurde ihr Gewaltherr. Denn die Übertretung des Gebotes warf sie auf ihren natürlichen Urstand zurück, so daß sie, wie aus dem Nichts geworden, so auch mit Recht nach Ablauf der Zeit den Verlust ihrer Existenz zu gewärtigen hatten. Denn wenn es in ihrer Natur lag, einmal nicht zu sein, und sie erst durch das Eingreifen und die Menschenliebe des Logos ins Dasein gerufen wurden, so ergab sich als natürliche Folge, daß die Menschen mit dem Verlust ihrer Gottesvorstellung und mit ihrer Abkehr zum Nichtseienden - nichtseiend ist das Böse, seiend das Gute, weil ja vom Seienden Gott ausgegangen - auch ihrer ewigen Existenz verlustig gingen, das heißt aber, daß sie der Auflösung anheimfielen und im Tod und in der Verwesung verblieben. Tatsächlich ist ja der Mensch von Natur aus sterblich, da er aus dem Nichts entstanden ist. Doch dank seiner Ähnlichkeit mit dem Seienden hätte er in dem Falle, daß er sie mit einer richtigen Herzensstellung zu ihm bewahrt hätte, die naturgemäße Auflösung von sich ferngehalten und wäre unverweslich geblieben, wie ja die Weisheit sagt: "Die Beobachtung der Gebote ist die Sicherung der Unverweslichkeit". Wenn aber unverweslich, dann hätte er fortan wie Gott gelebt, wie dies auch irgendwo die göttliche Schrift zum Ausdruck bringt, wenn sie sagt: "Ich habe gesagt: Götter seid ihr und Söhne des Höchsten allzumal. Doch Menschen gleich sterbet ihr dahin und fallet wie einer der Fürsten" (Ps 81)."

Athanasius von Alexandrien, Über die Inkarnation des Logos, 4.