Sonntag, 19. Mai 2013

En-ergeia. Verwirklichung

Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.
Joh. 14, 15-17 
Der Geist der Wahrheit wurde erfüllt, er wurde gesandt. Die Wiederherstellung der gebrochenen Schöpfung und die Einrichtung der wiederhergestellten und heilen, neuen sind geschehen. Der Tod und die Todesgefangenschaft des Lebens und der Existenz wurden über- und verwunden, indem Er in seinem Tod und in seinem Sieg das Neue Leben hier aufgerichtet und eröffnet hat, das Tor in die wiederhergestellte, heile Schöpfung aufgerissen und damit den Weg zu ihrer Erfüllung und Verwirklichung freigemacht hat.

Wonach ist der Welt? Worauf zielt die Welt ab, um was bemüht sie sich, was ersehnt sie? Worin kommt sie zu ihrer Erfüllung und Befriedigung?

Nichts weiter und nichts weniger als diese Auferstehungsherstellung, die Auferstehungsherstellung realer und zugleich cälestischer Herstellung, Eröffnung und Einrichtung ist das innere Telos, der innere und eigentliche (und d.h. eigentlich wirkliche, äußere und reale) Strebensgrund der Welt, des Seins und des Selbst. Diese ist die Wahrheit. Die aletheia. Die Offenbarkeit des Ganzen in seiner ganzen und eigentlich eingelegten Einrichtung. Sie ist die eingelegte Dynamis, die vollendete En-ergeia, das vollbrachte Werk (Wie ein Hausbau unternommen wird, um des Baus wegen und nicht um des bloßen Bauens. Der Bau hat seinen Zweck in der Behausung, des wohnendnen, behausten, eingerichteten und eingefaltenen Lebens. Das Leben fängt aller erst in der Einrichtung an und vollzieht sich in ihr. Das heißt aber auch zugleich, dass der Ritus der Darbringung, der Gegenwärtigung und der eucharistischen Wandlung der eigentliche Vollzugs- und Vollendungsritus, die eigentliche Ökonomie und der eigentlich (aber dann bewundernswürdige) Handel einer solchen Vollendungseinrichtung, eines solchen Erbaus, der WELT ist.) Sie ist die Gegenwart der Erfüllung, der Vollendung und des und DAS Sein.

Der Geist der Wahrheit (eben in dieser seiner betonten Bedeutung der Verwirklichungseinrichtung, der En-ergeia, der Einlösung und Ein-richtung der Dynamis) ist der innere und eigentliche Vollendungsgeist der Welt, ihr Strebensgrund, ihr Signifikat. Es ist und wird offensichtlich, dass die Welt selbst sich eine solche Erfüllung und Signifikation nicht geben oder nicht befriedigend und erfüllend geben kann. Sie kann sich höchstens versammeln in der Weise und in dem Bewußtsein der Notwendigkeit der Ankunft und Einkunft einer solchen Signifikation und eines solchen Signifikats. Die Ankunft und die Einstellung eines solchen erfüllenden und vollendenden Signifikats muß erbeten werden.

Nun  ist es aber so, dass die Welt sich - durch die Gnade und Güte Gottes - seit nun mehr 2000 Jahren in einem Zustand befindet, in dem gerade eine behauptete Tradition und Vorhandenheit einer solchen erhörten Erfüllung und Ankunft und Wirkung behauptet und vollzogen wird.

Die Einlösung der Versprechen und Erwartungen, die Validisierungsmaßstäbe soz. sind die der: Überwindung der Todesverfallenheit der Existenz, der Heilungsmacht der verletzten Existenz und die Einrichtung und Präsentation einer wiederhergestellten und heilen Möglichkeit. Das wird unter und mit dem Begriff der Erlösung zusammengefasst.
Das aber ist, was in Jesus Christus und was in und durch seine Tradition geschieht und geschehen ist. Genau die Tradition dieses Geschehens wird tradiert und somit auch geschichtlich vergegenwärtigt und präsent gehalten.

Diese Tradition und ihre Behauptung erfüllen somit zumindest die Kriterien und die Kriteriologie für ein unbedarftes, wenn auch kritisches und waches Hinschauen und sich zu ihr, ihrer Prüfung wegen, Hinwenden.

Der Geist der Wahrheit besteht in seinem Mut des Sich-Stellens der empirischen Wirkmächtigkeit und Zuprüfbarkeit des empirisch Gegebenen. Der moderne Geist kann sich nicht ideologisch und ängstlich in die Verweigerung der empirischen und historischen Prüfung der vorhandenen Traditionen und Tradition und Tatsächlichkeit verschließen. Dann ist er und erzeigt er sich ja gerade als das Gegenteil dessen, dessen Namen er trägt und zu dem er sich scheinbar bekennt: offener, kritischer, empirischer Geist und dann auch offenes, kritisches, empirisches Leben zu sein. Er wird Eingeschlossenheit, Verweigerung, Ängstlichkeit und Vermeintlichkeit. Er wird somit das Nichts seiner selbst. Als nichts seiner selbst ist er aber kurz davor ein Nichts zu werden, oder zu sein. Ein Schatten und ein bloßes Wehen eines anderen Windes und Geistes und Hauches, der ihn erfüllt, trägt und bestimmt, oder gar hinweg trägt.

Der Geist der Wahrheit öffnet die Welt in ihrer Vollendbarkeit und in die Möglichkeit und Wirklichkeit ihrer Erfüllung.

In diesem Sinne macht der Geist der Wahrheit, der unser zugesellter Beistand ist, die Möglichkeit der Vollendbarkeit möglich. Er ist ihre Verwirklichung, ihre En-Ergeia.

Pfingsten 2013


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