"Noch einmal stellen sich Blut und Not und Untergang dem betrachtenden Geist. Die Geschichte kennt viele Untergänge. Sie kennt sehr oft den Untergang des Guten und Echten unter der Übermacht und Gewalt des Bösen. Der Mensch spricht dann ebenso oft und gern vom sühnenden Opfer, vom fruchtbaren Tod des Samenkorns, vom neuen Sieg, der aus dem Leid erblühen wird. Das ist manchmal richtig und manchmal falsch. Wer in der Geschichte untergeht, nur weil er einer aufsteigenden Entwicklung, auch einer zwar sachlich richtigen, aber ethisch falsch geführten Entwicklung im Wege steht, der stirbt keinen geschichtlich fruchtbaren Tod. Über das innerste Geheimnis des persönlichen Sterbens wissen nur zwei Bescheid: Gott und der verlöschende Mensch. Geschichtlich wirksam als sühnendes Opfer und als fruchtbarer Weckruf neuer geschichtlicher Wirklichkeit ist nur der Untergang mit wehender Fahne; der Untergang im Kampf um die rechte Ordnung und Gestalt der Geschichte. Auch die verlassenste Qual und das einsame Versinken im öden Winkel, in den die Gewalt einen Menschen verschleppen mag, hat diese Zeugniskraft, die immer auch eine Zeugungskraft ist, wenn dies alles bewusst übernommen wird als Einsatz und Treue für das göttliche Antlitz, das in der Geschichte sich darstellen will.
Geschichte ist innerhalb ihrer Ordnung und ihrer Möglichkeiten auf das Zeugnis und die Entscheidung der Menschen gestellt. Sie ist vom Menschen her ein agonales Geschehen, und wer um die Geschichte nicht gekämpft hat, darf sich nicht wundern, wenn er sie verlor und wenn sie ihn vergaß."
aus Das Rätsel der Geschichte, 1941
*hingerichtet wegen Teilnahme am Widerstand gegen das Staatsregime. Im Kreisauer Kreis spiritus rector des Entwurfes einer neuen wohlfahrtlichen und gerechten Staatsordnung für die Zeit nach dem Untergang. Diese macht bis heute einen Großteil der Matrix der bundesrepublikanischen Sozial- und Gesellschaftsordnung aus.
** Santo subito!
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