Dieser Eintrag mag, wie es nun scheint, in der Tat wenig mit der Weltwerdung zu tun haben und er ist bedingt und inspiriert durch ein privates Erfahren, ein Erfahren des Fastens.
Jedoch könnte es sein, daß dies nur scheinbar so ist und daß in ihm Verhältnisse angesprochen sind, welche, wenn auch ungewöhnlich an Art und Herangehen, essentiell sind für das Werden und für ein mögliches Werden einer neuen Welt.
Ich möchte hier eine besondere, wie mir scheint, bisher und heutzutage vernachlässigte oder ungenügend verfolgte Eigenheit des Fastenprozesses eminent machen und herauskommen lassen.
Sie ist eine Eigenheit, welche das "Körperliche" des Fastens durchaus nicht negiert. Dieses steht heutzutage häufig und meistens im Vordergrund und ist als der einzige Verstehensrahmen und -Zusammenhang des Fastens entweder seine krasse Vereinseitlichung oder bedeutet mehr als sie meint.
Auf der anderen Seite möchte ich auch nicht über den herkömmlichen Interpretationszusammenhang des Fastens sprechen, welchen ich aber hier voraussetzen werde und von welchem ich ausgehen werde und welcher in der "spirituellen Verzichtsleistung" und Askese besteht, bei welchem der Verzicht auf das Materielle und eine somit damit verbundene Behauptung und Darbietung an Gott und die Transzendenz im Vordergrund steht und sie lange zu einer Kulturtechnik mit großer Prägekraft für die abendländische Kultur (bishin zu Max Webers Kapitalismustheorie..) gemacht hat.
Ich will von einer mir aufgehenden und begegnenden Eingenheit des Fastens sprechen, welche beiden innewohnt, welche beide unterschreitet und beide überschreitet und das zugleich und wechselweise entgegengesetzt und in einem Verhältnis, das etwas Drittes aus allen hervorbringt oder etwas Drittes abzeichnet und sich auszeichnen läßt, das ich das Mystische des Fastens nennen möchte.
In diesem Fall ist das Fasten, es mag auch noch "spirituell" vorbereitet und vorgeübt worden sein, ab dem Eintritt in die Phase des Fastens und des Verzichtes (zumal es sich um einen Verzicht handelt, der als ehemals existenziell angesehen wird, wie z.B. die gesamte stoffliche Nahrung und Versorgung) allein durch die damit verbundene physische Erfahrung der Befreiung von der Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme und damit des Abschneidens von diesem für uns und unsere Selbstverständigung prägenden Bereiches und die damit verbundene ganz unmittelbare Erfahrung der "Transzendenz" des eigenen Körpers und Selbsts (durch die Tatsache, daß man eben nicht an diesen Kreislauf angeschlossen ist, sondern von ihm getrennt und als Getrennter aber trotzdem existiert und dann auch sehr wohl existiert) das Betreten einer mystischen und d.h. real-geist-körperlichen, pneumatischen Ebene und Welt und Dimension also, welche sich dadurch auszeichnet, daß sie eben nicht nur köperloser, also "geistiger" Natur ist, welche vielmehr ganz leiblich und körperlich ist und welche die Transzendenz mit dieser neugewonnen freien Körperlichkeit und befreiten Geistigkeit vereinigt, um so in die Sphäre der unmittelbaren Ereignung des Geistlichen versetzt zu sein.
In dieser Sphäre und in diesem Zustand geschieht dann die Transformation (Klärung, Vertiefung, Erweiterung, Vereigentlichung, der Aufgang) der "spirituell-geistigen" Begriffe und Verhältnisse auf eine physikalisch-leibliche Art als die Veränderung der mit ihnen verbundenen Wirklichkeitsverständigung und damit dann Wirklichkeit, als die Veränderung und die Modifikation der Wirklichkeitskonstitution, wenn davon ausgegangen wird, daß diese Bereiche wesentliche und zentrale Bereiche der Wirklichkeit sind, in welche mehr oder weniger eingestiegen werden kann, in welche man mehr oder weniger eingelassen sein kann oder an ihren Oberflächen, Vermeintlichkeiten oder Annahmen verbleibt.
Das Mystische des Fastens verändert und verwandelt die Wirklichkeit, es arbeitet mit der und aus dieser Wirklichkeit in Unmittelbarkeit oder in zumindest viel größerer Unmittelbarkeit und es ist die ganz besondere morphische Veränderung unseres Selbsts, welches als eine Einweihung oder als eine Taufe erfahren werden, welche sich immer mehr vertiefen und vereigentlichen, bis hin sogar zu einer völligen Übereinstimmung und Stimmigkeit im Absoluten-Kontingenz-Verhältnis, bis hin zu einer völligen und bewußten Geistestaufe und damit der totalen Einweihung und Immitatio. Einer entgegnenden unio mystica oder Vergöttlichung als das Aufgehen und Selbst-Ankommen in der Lobpreisung des Absoluten, Göttlichen, welche mich damit durch seine Vorstelligkeit und Offenbarkeit in seinen Blick und Geist taucht und damit erleuchtet, heiligt und schadlos einrichtet.
Das Mystische des Fastens ist dann die Arbeit an der (innersten und inneren) Konstitution der Welt. Sie ist dies natürlich nicht als Eigenmächtigkeit oder Anmaßung. Sie ist dieses immer als Gnade, als Gewährung, als Antwort und Entsprechung. Sie ist dies als der Weg und die Erfüllung der entsprechenden Antwort und als die gestimmte Bestimmung, welche das Absolute, der Gott stimmt und gestimmt hat.
Das Mystische des Fastens ist ein Sehen des Geistes. Es ist ein Sehen des Dritten und des Eigentlichen in dem man ist; in dem man ist, insofern man mit diesem fremdmächtigen Geschehen Umgang hat und in die absolut klärende Kraft und Macht seiner reinigenden Geistigkeit und Mächtigkeit und Leibkörperlichkeit geraten und gekommen ist; gekommen ist, weil man schon immer bestellt war; bestellt, weil man schon immer hinausgesandt werden sollte und war.
Das Mystische des Fastens und d.h. ein solchermaßen vollzogenes und passierendes Fasten ist die Initiation und die Vorstelligkeit des Selbst, meines Selbst, welches auf dem Weg der völligen Adäquation ist. Auf dem Weg der völligen Stimmigkeit und Aussetzungs- und Einordnungsfähigkeit unter und vor das Geleit und das Gesicht und die Macht und die Walt des Absoluten als des Gottes,
des Gottes, welcher die fruchtbare und die hervorbringende und aufgehenmachende, hägende und offenbarende Liebe ist, die Liebe, welche bereitmachen will zu sich und die sich geben will, weil sie nichts anderes ist, als die gewährte und geschenkte Liebe, die Liebe die sich völlig aussetzt, sich völlig "abhängig" macht und machen kann bishin zum Verlust ihrer selbst vor sich, bis zu jenem Verlust, der sie ihr selbst gibt, weil sie dort die absolute und die unzerstörbare Liebe ist und als solche aufgeht und alles, alle Welt und allen Geist vollkommen verwandelt, wie ein lebendigmachendes Feuer vollkommen anverwandelt, umformt und als ewig, unzerstörbar, unverwüstlich und neu, frisch, unschuldig stehen läßt, als die Geburt jenes neuen Anfangs und jener neuen Welt, welche die Ewigkeit lebt, ihre Endlichkeit darbringt und welche eine Einordnung hat, die vollkommen ist, weil sie vollkommen geformt ist und vollkommen frei ist und vollkommen vernommen und gewährt und angenommen ist dargebracht ist und sich darbringt.
Das Mystische des Fastens ist eine wunderbare, kurze Zeit, eine Zeit der totalen Erhebung, der Heiligung und des Glücks. Es ist eine Zeit beseligender Absendung.
Montag, 21. März 2011
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