Dienstag, 15. März 2011

THEOLOGISCHE EXKURSE I: Die Bestimmung des Menschen

Dieser Blog führt einen neuen Strang in das Betrachtungsgeflecht des Feldes der Entstehung der Welt ein. Alles schien mehr und mehr und zunehmend mit den letzten Einträgen darauf hin zu laufen, in etwas zu kippen, das vorerst mal ein Ganz-Anderes ist und eine Wandlung zu nehmen, welche alles scheinbar zu verwandeln droht und dann auch wahrhaft verklärt. Das Theologische ist kein Strang neben den anderen. Er ist gleich allumfänglich und zugleich ist er nichts, denn er verschwindet in und vor dem großen und reinen Licht und dem Lichtbrot, in dem er die WELT erscheinen läßt oder indem er die Welt ist und sich als diese übergibt, nicht aber ohne darin und in deren seitlich verschränkter, erstmals, Mitte seinen wahren und erhobenen und erhöhenden Platz zu finden und zugewiesen zu bekommen, von der ganzen Welt, welche ihm huldigt, zu ihm pilgert, sich um ihn nur versammelt, beiträgt und welches somit der Jubel und die vollendte Einrichtung der Welt ist.

Ich beginne diesen Strang mit einer kleinen Betrachtung


Über die Bestimmung des Menschen 


und anhand und durch einen Satz von Augustinus, welcher sich in seiner Bürgerschaft Gottes findet; genauer im 22. Kapitel des 12. Buches und welche lautet in der Übertragung von Wilhelm Thimme

"Seiner Natur wies er eine Art Mittelstellung an zwischen Engeln und Tieren. Wenn er, dem Schöpfer als seinem wahren Herrn untertänig, sein Gebot in frommem Gehorsam erfüllte, sollte er in den Kreis der Engel aufgenommen werden und, ohne erst sterben zu müssen, die selige, nie endende Unsterblichkeit erlangen; wenn er aber den Herrn, seinen Gott, unter Mißbrauch des freien Willens hochmütig und ungehorsam beleidigte, war ihm bestimmt, dem Tode überantwortet tierisch zu leben, Sklave seiner Lüste zu sein und nach dem Tode der ewigen Verdammnis zu verfallen." 

Ich will diesen, selbstredenden Text, vornehmlich unter einem bestimmten Aspekt betrachten, der für "uns" ("heute") interessant ist und d.h. aus einer anthropologischen und humanistischen ("humanistisch" verwende ich hier im heideggerschen Sinne als die Auffälligkeit der Reduktion und Konzentration des ganzen Seins auf und in das Bild des Menschen und auf und in das Menschenwesen) Perspektive aus besehen.
Ich betrachte ihn damit zugleich in einem Punkt und Verhältnis, welches zugleich die Würdigung des (Kirchenvaters) Augustinus bedeutet und beinhaltet und welche damit zugleich die Würdigung und Registrierung, (erneute) Erinnerung und die Heraustellung der darin enthaltenen und sie bedeutenden erweiternden, und d.h. kategorial! erweiternden, Erkenntnis ist, der Erkenntnis über die Bestimmung des Menschen nämlich.
Diese Erkenntnis ist nicht nur eine faktische Erkenntnis (daß-Erkenntnis). Sie ist auch eine einordnende und d.h. konkrete Erkenntnis (also materiale Erkenntnis), insofern sie nicht nur die Formalgründe und -verhältnisse erkennt, sondern insofern sie auch die Lebenswelt dieses Erkannten und damit als lebendige Erkenntnis wirklich ihren Gegenstand erkennt und vergegenwärtigt und in diesem Fall die Bestimmung des Menschen vor uns in ihrer Aufgehobenheit hinstellt und eröffnet und darbietet und darbringt. Das ist das Bewunderungerregende und das Ehrerweisungswürdige.

Dieses Verhältnis findet sich in der folgenden Herausstellung:

"Seiner Natur wies er eine Art Mittelstellung an zwischen Engeln und Tieren." und "(dadurch sollte er) in den Kreis der Engel aufgenommen werden und, ohne erst sterben zu müssen, die selige, nie endende Unsterblichkeit erlangen".


Hierin findet sich die spekulative Zuwachserkenntnis (kantisch korrekt würden wir von einer wahren synthetisch apriorischen Erkenntnis reden) über die wahre und aufgeklärte Bestimmung des Menschen, welche (natürlich nicht jedem) offensichtlich ist und als solche in ihrer Wahrheit sofort erkannt wird, indem sie selbstevident ist. (Sie ist es natürlich nur für den, welcher in einem bestimmten, sagen wir, positiven, grundsätzlich positiven oder auch nur empfangsoffenem Verhältnis zu jenem anderen großen Teil dieser Textstelle steht und welcher so zentral die Civitas Dei des Augustinus bestimmt, nämlich die Bedingungsangabe das obige: "Wenn er, dem Schöpfer als seinem wahren Herrn untertänig, sein Gebot in frommem Gehorsam erfüllte").

Das ist also die wahre und herausgestellte, offenbarte, schöpfungsmäßige und -geschichtliche und kosmologische und kosmopoetisch-kosmopolitische Bestimmung des Menschen:

Seine Anwärterschaft auf und seine gegenwärtige Vorbereitungsbestimmung für den Rang der Engel

(und damit Unsterblichkeit) (und damit auch zugleich Leibhaftigkeit und damit einer besonderen Engelhaftigkeit, muß hier eingefügt werden, denn nicht zufällig und vorübergehend und nur zur Prüfung und zum Mittel haben die Menschen einen irdischen Leib empfangen..).

Das ist der höhere und eigentliche Sinn des Menschenwesens und des Menschengeschlechts und das heißt wie er  gehört werden muß von den jeweiligen beiden Richtungen, Dimensionen und Konstituenzien her: der "irdisch-tierischen", niederen und der "überweltlich-geistig-engelhaften" und höheren. In der aufsteigenden Bewegung damit der Anverwandlung der Naturalität des Menschen und damit der Naturalität der Natur selbst und d.h. hier ganz konkret der Verwandlung von der endlichen, sterblichen und hinfälligen Natur und Physik und vergänglichen Geschaffenheit hin zu einer strahlenden, herrlichen, unvergänglichen, unversehrten und ungeschaffenen, ewigen Natur und Sinnlichkeit und Physik. Und in der absteigenden des Eingangs und der Verkörperung und Leidensannahme und Passivität über Selbsttranszendenz der reinen körperlosen Engelhaftigkeit und d.h Geistigkeit und Intellektualität und Willentlichkeit, Begehrlichkeit und Liebesfähigkeit, welche auf dem Weg ist endliche Unendlichkeiten, zeitlichbedingte Ewigkeiten zu schaffen, Darbietungen reiner Selbstgabe und -mitteilung, welche sie gottählich oder gar göttlich macht oder in jenen göttlichen Stand erhebt und zu ihm einprägt und einweiht.

Das ist als Beitrag zum heutigen Menschen und seiner Selbstverständigung und -aufstellung (seiner Vermittlung in der Diskursivität der rationalen Animalität und animalen Rationalität, der Würdediskussion und -besinnung seiner selbst, in mitten seiner weltlichen Aufstellung und seines weltlichen Lebens, welches zerklüfftet ist und konfliktiv selbstverschüttend zwischen seiner animalischen und vitalistischen Bestimmung und seiner freien-geistigen-würdevollen Bestimmung, seiner Geistigkeit und Gewissentlichkeit und seiner "schwachen und verletzbaren" Natur und dem Fehlen einer selbsterträglichen und in sich ruhenden und stimmigen und überzeugenden Zielrichtung und der Zweckhaftigkeit eines Vor-Bildes, dessen Verfolgung und bloßes Dasein dem Menschen und d.h. der Menschheit Ursache ist der Aufrichtung, der Befreiung und dann auch damit des Erfolgs, welcher schon in diesem Akt der Öffnung und des Aufblickens und des Erkennens und Annehmens seiner Bestimmung und seines Wesens besteht) hier eingebracht und eingestochen, als ein Pflock eines möglichen Gespanns und "des Zeltes", welches die neue mögliche oder die werdende und im Entstehen und in der Geburt und Zeugung begriffene Welt ist.
Es ist ein Beitrag der anthropologischen Aufklärung und der anthropologischen kosmopolitischen Aufrichtung und Aufstellung. Es ist somit, vom Hl. Augustinus, ein Aufriß und die Vorausbestimmung und kosmopoetisch-strategische Prägung der Geschichtsentwicklung und des Sinnes und Zweckes des Geschichtswerdens. Es ist eine Furche im Werden des herrlichen Leibes, welcher die Welt ist und welcher die Welt des einen Herren und Königs, Jesus Christus ist, welcher alles in sich versammelt und zu dem alles gehört und gehören soll und in dem alles geheiligt und d.h. vergöttlicht werden wird und sogar und gerade die Erde (und der menschliche Geist)!


Riegel und Öffnungen
Damit will ich nur noch kurz zu ein Paar anderen wesentlichen und ziemlich problematisch, und geschichtlich problematisch und konfliktiv gewordenen und sich darstellenden Begriffen und Verhältnissen kommen, welche aber wesentlich sind nicht nur für die hier angeführte und erwogene Stelle, sondern auch wesentlich sind und Türen sozusagen sind, Schwellen und Brücken für das rechte und mögliche Passieren dieser herausgestellten zentralen Offenbarung und Einsicht des augustinischen Textes und des realen Verhältnisses damit, den sie ausdrücken und vermitteln.

Diese sind: "dem Schöpfer untertänig", "sein wahrer Herr", "Gebot", "frommer Gehorsam", "Mißbrauch des freien Willens", "hochmütig und ungehorsam", "Sklave seiner Lüste".

Die Begriffe "Untertänigkeit", "Herr" und "Herrschaft", "Gehorsam", "Gebot" sind und stehen unter einer grundsätzlichen Diskreditierung, Negativbesetzung. Sie sind ja geradezu, heutzutage und in unseren Kreisen, welche aber auch nicht die wenigen Kreise sind, der Inbegriff und die Garanten und Prototypen des Negativen und Unannehmlichen!
Sie sind auf jeden Fall in einer solchen Projektivität Verhinderungsquellen und Sperren der Eröffnung jeglichen Segensreichen und auch dann natürlich des auch nur möglichen Nachvollzugs und Empfindens und Erfahrenkönnens einer solchen vollen Erkenntnis und Verhältnisangabe, welche an sich von unfaßbarer Bedeutung und Werthaftigkeit und Heiligung und Würdigung eben des MENSCHEN selbst ist!
Diese Begriffe sind die grundsätzlich mehr wie Verdachtbesetzten
und es ist einer solchen negativen Projektion vollkommen unmöglich das Erfüllende und Befriedigende und Rechte und Gerechte, Gute, Schöne und Wahre solcher und dieser Begriffe und d.h. auch immer Wirklichkeitsdarstellungen zu vernehmen.
Die Untertänigkeit wird nicht als eine Partizipation an und Aufgehobenheit durch unvorstellbare Güte, Wohltuendheit, Perfektion, aber auch "Menschlichkeit", Hingäblichkeit, und allgemein nicht als ein Betreten der Herrlichkeit, ein Anteilnehmen an ihr als der absoluten uns aufhebenden und aufnehmenden und damit emporhebendsten Vollkommenheit und Herrlichkeit eben gesehen. Der Gehorsam wird nicht als das Vermögen oder als der Sachverhalt des andauernden Vernehmenkönnens und Verbleibens in diesem Vermögen der Unendlichkeit gesehen und verstanden. Die Herrlichkeit, Herrschaftlichkeit und der Herr wird als der absolut Vollkommene und absolut Gute und Liebende und Freisetzende nicht in seiner absoluten Freilassungsfähigkeit, Aufnahme- und Versammlungs- und Vereinigungsfähigkeit und damit Heiligungs- und Vollendungsfähigkeit gesehen und damit gehabt.

Damit wird aber in einer ganz verderblichen und traurig-tragischen Weise die Anteilnahme am Vollkommenen und Vollendeten und dem Guten und Schönen und der Wahrheit der stimmigen Offenbarkeit selbst zerstört und abgewiesen und damit dann auch "vernichtet". In dem Sinne, daß sie dann einfach für den jenigen, der in einer solchen Glaubenswelt lebt, tatsächlich nicht mehr da ist,
bis sie sich "mühselig" hineinoffenbaren muß, oder wie ein Dieb bei Nacht einbrechen muß oder blenden und dann auch traurig beschämen muß beim unausweichlichen Anmelden und trotzdem voll und ohne jegliches Nachtragen und damit in und als volle Gnade frei beschenkt und ausgießt, um jene Vollkommenheit zu zeugen, um die es ihr nur geht und welche sie andauernd im Begriff ist herzustellen, weil sie nichts anderes als Dar- und Herstellung der Vollkommenheit ist.

Ein gesundes und versöhntes Verhältnis also mit diesen Verhältnissen und Begriffen und sozusagen Schwellenhütern ist somit so etwas wie der Weg und die Eröffnung jener seraphischen Herrlichkeit,
welche hinter den Worten der "Unsterblichkeit" und Ewigkeit und der Vollendung in einer menschlichen Engelhaftigkeit der Schöpfungsevolution wartet und sich bereit hält.

Ein geklärtes Verhältnis, welches wesentlich etwas mit dem Akt des Mündig- und Erwachsenwerdens, der Vollentwicklung des Menschen  zu tun hat, welcher den Stand der adoleszenten Rekursion und Repetition seiner Selbst- und damit Welt- und Schöpfungswahrnehmung endlich in die Erwachsenheit hineinstellt und verwandelt und d.h. in ein normales Verhältnis zu sich und seiner Bestimmtheit und "Endlichkeit" und Gewährtheit, dem darin enthaltenen gleichzeitigen Verhältnis zur Bedingungs- und Gewährungsfülle der Unendlichkeit und Unerschöpflichkeit seines Grundes, welcher ihn gewährt und frei stellt und sein läßt, sowie damit und in diesem Verhältnis mit der gleichzeitigen Offenbarung seiner Berufung und Bestimmung, welche in diesem eröffneten und hergestellten, normalen Verhältnis zwischen ihm und (seiner) Unendlichkeit besteht, als derselbige Augenblick derselbigen Erfahrnis völliger Aufgehobenheit, Geborgenheit, Getragenheit und Beschütztheit und dem  jener der damit verbundenen vollen und eigentlichen Ermächtigung.

Ein Spiegel verzerrter, unaufgeklärter Selbstbestimmung und Selbstwahrnehmungsbestimmung und ein erhöhter Antrieb und Anporn des Heraussprungs in und zu ihrer Erlangung und Erfassung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen