Donnerstag, 26. September 2013

Liebesruf

„Man kann Jesus nicht kennen, ohne Probleme zu bekommen. Man kann ihn nicht in der Ruhe kennen lernen, nicht in der Bibliothek. Ja, man muss Jesus auch aus dem Katechismus kennen. Aber es reicht nicht aus, ihn mit dem Geist zu kennen: Das ist nur ein Schritt. Es ist nötig, dass wir im Gespräch mit ihm stehen, mit ihm sprechen, im Gebet, auf den Knien. Wenn du nicht betest, wenn du nicht mit Jesus sprichst, kennst du ihn nicht. Du weißt Dinge über Jesus, aber du hast nicht diese Kenntnis, die dir das Herz im Gebet gibt. Das hilft uns, aber auch das reicht noch nicht aus. Es gibt noch einen dritten Weg, um Jesus kennen zu lernen: Die Nachfolge. Mit ihm gehen, den Weg mit ihm gehen.“ 
Papst Franziskus, Predigt 26.9. 2013

Herr, wahrlich will ich im Herzen zu dir kommen und mit dir und aus dir sein. Lasse mich nicht wie Petrus sein, der zu schnell verspricht. Erbarme dich meiner, lieber Herr Jesus!
Ich weiß, dass die Liebe das ist, was der Unterschied ist, den Du uns gebracht hast. Jene Liebe, welche der unbedingte Welt- und Wertzuwachs ist, den du mit deinem Selbstopfer und deiner ewigen Verbindung mit uns in die Welt wieder eingetragen und hineingelegt hast, indem du damit die Welt wieder geheilt und d.h. zur Welt eröffnet hast. Ihr das Gefangensein in der Gefangenheit an die Zwangsverhältnisse genommen hast. So hast Du die Welt unendlich geöffnet und zugleich eingeborgen, aufgebaut. Dieser Zuwachs und die gleichzeitige Fügung der Welt kennzeichnen deinen erlösenden Vollzug aus.

Die Liebe ist jene, welche die Möglichkeit der Einrichtung und der Lösung, der Verhandlung und Verwandlung gibt, auch der verfahrensten und kompliziertesten und verfeindetsten Verhältnisse. Das ist der immer größere Raum, sogar in der je größeren Enge. Jene Kraft und jene Gnade und jene Bergung, die eben den Tod wendet. Das bist du! Dein Leib! Dieser, der die Aussichtslosigkeit wendet und uns verhilft heile und d.h. wohleingerichtete, harmonische Verhältnisse einzurichten. 

Das ist der Glaube an die konkrete Verwandelbarkeit: An die Öffnung und Aussicht, an die Gestaltung und Fügung. Aber ganz konkret und ganz personal heilend. Das ist, was es heißt, das Reich Gottes aufbauen. Du hast uns diesen Auftrag und diese Würde gegeben. Wir sind nicht allein und machen es nicht allein und „aus uns“. Denn dies ist etwas, das uns übersteigt. Wir machen es und können es nur in dem Heiligen Geist machen, dem Gott mit uns. An welchem Ende du dich uns erneut hinzugesellen wirst, an dessen Ende wir zur endgültigen Ausrichtung erneut zusammenkommen werden, um jene Vollendung einzurichten und eingerichtet zu haben, von welcher es heißt, dass Gott alles in allem sein wird. Herr, helfe uns dazu. Gib uns die Gnade, es zu vollenden und schließe es ab in deiner Macht! Vollende uns im Vater und dem Heiligen Geist. Zeige uns erneut dein Gesicht. Und lasse uns, die Welt sichtbaren Anblick und Abglanz deiner Herrlichkeit sein. Denn du Herr, vollbringst die Wunder und machst aus der Aussichtslosigkeit des Todes und der Starre nach gebührender Ruhe- und Wandlungszeit jenes Wunder der offensichtlichen Auferstehung. Herr, erzeige das Wunder deiner Auferstehung an der Auferstehung der Welt. Herr, verhilf ihr, der Abglanz deines Angesichts, der Abglanz der Herrlichkeit deines Angesichts zu sein.

Herr, gieße diese deine weltbildende, -aufrechterhaltende und heilende Liebe in die Welt ein und über die Welt aus. Herr, heile das Wunder der Überwindung des Krieges, des Unvermögens der Übereinkunft und Einigungsverhandlung der Welt, der ungerechten Verteilung. Herr, eröffne den Damm der Herstellung der Herrlichkeit wirklich globaler Welt und Weltwerdung, welche das lebendig angesichtige Wunder deines Scheins sein kann, damit die Welt zum Glauben komme und sich an ihrem Leib von deiner Herrlichkeit und Gegenwart überzeuge, um dich vereint zu rufen: Komm, Herr, maranatha, zeige uns die milde der Herrlichkeit und des Einstands deines Gesichts!

"Überlegt doch, wie es euch geht."

"So spricht der Herr der Heere: Dieses Volk sagt: Noch ist die Zeit nicht gekommen, das Haus des Herrn aufzubauen.
Da erging das Wort des Herrn durch den Propheten Haggai: Ist etwa die Zeit gekommen, dass ihr in euren getäfelten Häusern wohnt, während dieses Haus in Trümmern liegt?
Nun aber spricht der Herr der Heere: Überlegt doch, wie es euch geht. Ihr sät viel und erntet wenig; ihr esst und werdet nicht satt; ihr trinkt, aber zum Betrinken reicht es euch nicht; ihr zieht Kleider an, aber sie halten nicht warm und wer etwas verdient, verdient es für einen löcherigen Beutel.
So spricht der Herr der Heere: Überlegt also, wie es euch geht. Geht ins Gebirge, schafft Holz herbei und baut den Tempel wieder auf! Das würde mir gefallen und mich ehren, spricht der Herr."

Haggai 1, 2-8

Montag, 23. September 2013

Genialität wagen!

"„Der Mensch ist auf der Suche nach sich selbst, und bei dieser Suche kann er auch Fehler machen. Die Kirche hat Zeiten der Genialität gehabt - etwa die Zeit des Thomismus. Aber sie erlebt auch Zeiten der Dekadenz des Denkens. So dürfen wir zum Beispiel nicht die Genialität des Thomismus mit dem dekadenten Thomismus verwechseln. Ich habe leider Philosophie in Handbüchern des dekadenten Thomismus studiert. Beim Nachdenken über den Menschen muss die Kirche die Genialität suchen und nicht die Dekadenz.
Wann also ist ein Denkausdruck nicht gültig? Wenn ein Gedanke das Humanum aus den Augen verliert oder wenn er das Humanum gar fürchtet oder wenn er sich über sich selbst täuschen lässt. Das in die Irre geführte Denken kann als Odysseus vor dem Gesang der Sirenen dargestellt werden oder als Tannhäuser, der umgeben ist von Satyrn und Bacchanten oder als Parsifal im zweiten Akt der Wagneroper am Hof von Klingsor. Das Denken der Kirche muss wieder Genialität gewinnen und muss immer besser begreifen, wie der Mensch sich heute versteht, um so ihre eigene Lehre besser zu entwickeln und zu vertiefen.“
Papst Franziskus, Interview für die Civilta Cattolica, August 2013, http://www.stimmen-der-zeit.de/zeitschrift/online_exklusiv/details_html?k_beitrag=3906433

Samstag, 21. September 2013


„Ein gutes Gesetz macht die Bürger besser, ein schlechtes macht sie schlechter, und Gesetze, welche Bürger lassen, wie sie sind, sind eigentlich überflüssig.“ 

Hannah Arendt, Über die Revolution

Freitag, 20. September 2013

Feldlazerett in der Schlacht

„Ich sehe ganz klar, dass das, was die Kirche heute braucht, die Fähigkeit ist, die Wunden zu heilen und die Herzen der Menschen zu wärmen - Nähe und Verbundenheit. Ich sehe die Kirche wie ein Feldlazarett nach einer Schlacht. Man muss einen schwer Verwundeten nicht nach Cholesterin oder nach hohem Zucker fragen. Man muss die Wunden heilen. Dann können wir von allem Anderen sprechen. Die Wunden heilen, die Wunden heilen ... Man muss unten anfangen.“

Papst Franziskus im Interview für die Civilta Cattolica über die Rolle der Kirche, August 2013

Donnerstag, 19. September 2013

The love for man

"Well, if a child asks "Who am I?", I think I can answer that question quite well, I can say: You are an animal, you are an animal or a primate, a mammal. And you are of the species homo sapiens."

Philosoph und Ethiker Peter Singer, in einer Diskussion mit John Lennox in Melbourne, 2013, über die Existenz Gottes, http://www.youtube.com/watch?v=UJkGW5m6gtM

Mittwoch, 18. September 2013

Sprudelnde Quellen, Zwitschern und Geschwätz

"Das universelle Gleichheitsprinzip, aus dem die Ideale von Freiheit und einem kollektiven solidarischen Leben, von autonomer Lebensführung und Emanzipation, von individueller Gewissensmoral, Menschenrechten und Demokratie entstanden sind, ist das direkte Erbe der jüdischen Rechts- und der christlichen Liebesethik. Dieses weitgehend unveränderte Vermächtnis wurde immer wieder kritisch neu in Besitz genommen und interpretiert.
Bis heute ist es alternativlos. Und angesichts der aktuellen Herausforderungen einer postnationalen Konstellation greifen wir auch weiterhin auf die Substanz dieses Erbes zu. Alles andere ist nur postmodernes Geschwätz."

Jürgen Habermas, Übergänge