Dienstag, 18. Februar 2014

Das Eingeständnis der Kunst

„Wer die Biografie Michelangelos kennt, weiß, dass der unruhige und sehende Geist des Künstlers an seinem Ende – er starb 1564 mit 89 Jahren – durch quälende Gedanken ging. Dies lähmte nicht seine immer mit dem Meißel bewehrte Hand, verwarf aber sein Urteil über seine eigene Kunst, so als sei sie eine vergebliche Mühe, ein Hindernis seines Heils. Der letzte traurige und aufgewühlte Gedanke des großen Künstlers, ein wissender Gedanke: Er sah, dass die Kunst, obwohl königlich und erhaben, im Insgesamt der menschlichen Existenz kein Selbstzweck ist. Sie ist und muss eine nach oben führende Treppe sein. Sie zählt in dem Maß, wie sie auf den höchsten Gipfel unseres Lebens, auf Gott hin gerichtet ist.“

Paul VI., Predigt über Michelangelo, 1972 

Freitag, 14. Februar 2014

Das Andere meiner selbst: Objektivität

"Wenn Christus nicht nur eine Idee, sondern ein konkreter Mensch ist, wenn sich das Heil in Christus nicht nur durch die Mitteilung einer Ideologie ereignet, die grundsätzlich auch unabhängig von Jesus und seiner Verkündigung erreichbar wäre, wenn an seinem konkreten Ereignis des Kreuzes, des Todes, der Auferstehung des Heil hängt, dann kann dieses Heil eben nicht nur durch eine subjektive Innerlichkeit gegeben und getragen sein, dann muss diese Konkretheit Jesu Christi als die mich anfordernde mir in dem entgegentreten, was wir die Kirche nennen, die Kirche, die nicht erst ich bilde, die nicht erst durch meine Wünsche und religiösen Bedürfnisse konstituiert wird, sondern die in einer Sendung, einem Auftrag, einer Proklamation, die mir wirklich die Heilswirklichkeit präsent macht, entgegentritt."

Karl Rahner, Grundkurs des Glaubens, 334

Mittwoch, 12. Februar 2014

Das Heilmittel empfangen

„Manchmal fragt jemand: Warum sollte ich in die Kirche gehen, wo doch alle, die zur Messe gehen, Sünder sind wie alle anderen? Wie oft haben wir das gehört. In Wirklichkeit gehen aber diejenigen, die die Eucharistie feiern, nicht deshalb hin, weil sie sich für besser halten oder besser scheinen wollen als die anderen, sondern weil sie sich bedürftig fühlen: Sie möchten empfangen und erneuert werden von der Barmherzigkeit Gottes, der in Jesus Christus Fleisch geworden ist. Wenn jemand von uns glaubt, die Barmherzigkeit Gottes nicht zu brauchen, soll er besser gar nicht zur Messe kommen! Denn wir gehen in die Messe, eben weil wir Sünder sind und die Vergebung Jesu empfangen möchten. Das „Ich bekenne“, das wir zu Beginn der Messe sagen, ist kein pro forma, sondern ein echter Akt der Reue.“ 

Papst Franziskus, Mittwochskatechese vom 12. 02. 2014

Sonntag, 2. Februar 2014

Visionen des Heiligen Don Bosco

Vision über die Heimsuchungen

"An der Vigil vom Feste der Erscheinung des Herrn dieses Jahres 1870 verschwanden alle Gegenstände meines Zimmers vor meinem Geiste, und ich fand mich bei der Betrachtung übernatürlicher Dinge. Dieser Zustand dauerte nicht lange, doch sah ich vieles. Obgleich der Gestalt und der Erscheinung nach sinnfällig, können diese Dinge doch nur äußerst schwer durch äußere sinnlich wahrnehmbare Zeichen anderen mitgeteilt werden. Man bekommt aus dem Folgenden eine Idee davon. Das ist die Sprache Gottes, der Ausdrucksweise der Menschen angepaßt.
Von Süden kommt der Krieg, von Norden kommt der Friede.
Die Gesetze Frankreichs anerkennen nicht mehr den Schöpfer. Der Schöpfer aber wird sich Anerkennung verschaffen und wird es dreimal mit der Rute seines Zornes heimsuchen:
Bei der ersten Heimsuchung wird er dessen Stolz niederschlagen durch Niederlagen, durch Ausplünderung und durch die Vernichtung der Ernte, der Tiere und der Menschen.
Bei der zweiten Züchtigung wird die große Hure von Babylon, also jene Stadt, welche die Guten unter Seufzen das Bordell Europas nennen, eine Beute der Unordnung und ihres Hauptes beraubt. Paris! Paris! Statt dich mit dem Namen des Herrn zu rüsten, umgibst du dich mit den Häusern der Sittenlosigkeit, auf daß das Wort in Erfüllung gehe: 'Die Schlechtigkeit betrog sich selbst.' Deine Feinde werden dich mit Schrecken und Angst erfüllen. Sie werden dich aushungern und du wirst sein ein Abscheu für die Völker. Aber wehe dir, wenn du die Hand nicht anerkennen willst, die dich schlägt. Ich werde die Sittenlosigkeit bestrafen und dich dafür züchtigen, daß du mein Gesetz verlassen und verachtet hast. So spricht der Herr.
Bei der dritten Heimsuchung wirst du in fremde Hand fallen. Von der Ferne werden deine Feinde sehen, wie deine Paläste in Flammen aufgehen, wie deine Wohnstätten Ruinenhaufen geworden sind, getränkt mit dem Blute deiner Verteidiger, die nicht mehr sind.
Doch siehe! Ein gewaltiger Kriegsheld aus dem Norden bringt ein Banner. Auf der Rechten, die es führt, steht geschrieben: 'Unbesieglich die Hand des Herrn.' In diesem Augenblicke geht ihm der ehrwürdige Greis aus Latium entgegen, schwenkend eine stark brennende Fackel ... Dann entfaltete sich das Banner; bisher schwarz, wurde es jetzt weiß wie Schnee. Mitten auf der Standarte stand mit goldenen Buchstaben der Namen dessen geschrieben, der alles vermag. Der Kriegsheld verneigte sich vor dem Greis und sie drückten einander die Hand.
Nunmehr richtet sich die Stimme des Himmels an den Hirten der Hirten: 'Du bist auf der großen Versammlung mit deinen Beisitzern. Aber der Feind des Guten ist nicht einen Augenblick ruhig. Es sinnt aus und betätigt alle Künste wider dich. Er wird Zwietracht säen unter deinen Beisitzern; er wird Feinde erwecken unter deinen Söhnen ... Die Mächte der Welt werden Feuer speien und möchten, daß die Worte den Wächtern meines Gesetzes im Halse stecken bleiben. Dem wird nicht so sein. Sie werden Schlechtes tun, indes Schlimmes für sich selbst. Beschleunige die Sache. Wenn sich die Schwierigkeiten nicht lösen, dann sollen sie durchgehauen werden. Wenn du in Bedrängnissen bist, halte nicht an, sondern fahre fort, bis das Haupt der Schlange des Irrtums wird abgeschlagen werden. Dieser Schlag wird die Erde und die Hölle erzittern lassen; aber die Welt wird gesichert sein und alle Guten werden aufjubeln. Sammle darum um dich nur zwei Helfer. Wo immer du gehst, setze das dir anvertraute Werk fort und vollende es. Rasch gehen die Tage dahin, deine Jahre nähern sich der festgesetzten Zahl; aber die erhabene Königin wird dir immer Hilfe leisten; und wie in der Vergangenheit so auch in der Zukunft wird sie immer der gewaltige und einzigartige Schutz der Kirche sein.
Aber du Italien, Mutter der Segnungen, die du dich in Verwüstungen tauchest. Nicht die Feinde, sondern deine Freunde. Nicht hörst du, daß deine Söhne um das Brot des Glaubens bitten und finden nicht den, der es ihnen reicht. Was soll ich tun? Soll ich die Herde schlagen und zerstreuen. bis die Sitzer auf dem Stuhle des Moses die guten Weiden umgeben und die Herde sanft zuhört sich zu nähern? Aber über die Herde und den Hirten wird meine Hand fahren. Hungersnot, Pest und Krieg werden es machen, daß die Mütter über Söhne und Gatten klagen, die im feindlichen Lande verstorben sind. Und was wird aus dir, Rom? Undankbares, verweichlichtes, stolzes Rom? Du bist so weit gekommen, daß du nichts anderes suchst und bewunderst bei deinem Herrn als den Glanz, vergessend, daß dein und sein Ruhm auf Golgatha ist. Jetzt ist er alt, hinfällig, unbewaffnet, beraubt; doch macht das lichte Wort die ganze Welt erzittern.
Rom! Ich werde viermal zu dir kommen!
Zum ersten Male: Ich werde deine Länder und deine Bewohner erschüttern.
Zum zweiten Male: Ich werde Niederlagen und Vernichtungen bis an deine Mauem bringen. Noch öffnest du die Augen nicht.
Zum dritten Male: Ich werde Verteidigungswerke und Verteidiger niederschlagen und auf Befehl des Vaters wird folgen das Reich des Schreckens, des Entsetzens der Verwüstung. Aber meine Knechte werden fliehen, mein Gesetz wird zertreten. Daher werde ich die vierte Heimsuchung senden.
Zum vierten Male: Wehe dir, daß mein Gesetz dir noch sein wird ein leerer Name. Es werden Übertretungen folgen bei den Gelehrten wie bei den Unwissenden. Dein Blut und das deiner Söhne wird die Flecken abwaschen, die du an dem Gesetz deines Gottes machst. Der Krieg, die Pest, der Hunger sind die Geißeln, durch welche der Hochmut und die Schlechtigkeit der Menschen zerschmettert wird. Wo, ihr Reichen, sind eure Herrlichkeiten, eure Landhäuser, eure Paläste? Sie sind die Kehrichthaufen der Plätze und der Ställe geworden. Aber, ihr Priester. warum eilt ihr nicht, um zwischen der Vorhalle und dem Altare zu weinen und um Aufhebung der Geißeln zu flehen? ... Warum greift ihr nicht den Schild des Glaubens und geht nicht auf die Häuser, auf die Dächer, auf die Straßen, auf die Plätze, an jeden auch zugänglichen Ort, den Namen des Wortes dahin zu tragen? ... Wißt ihr nicht, daß das mein zweischneidiges Schwert ist, welches meine Feinde niederschlägt und den Zorn Gottes und der Menschen bricht?"

Vision über Kirche und Papsttum vom 30. 5. 1862

"Ich will euch einen Traum erzählen. Zwar heißt das Sprichwort, Träume sind Schäume, dennoch will ich zu eurem geistlichen Nutzen meinen Traum mitteilen: Stellt euch vor, ihr wäret mit mir am Meeresgestade, oder, noch besser, auf einer alleinstehenden Felsenklippe, und ihr sähet nur noch den Fleck Landes, der gerade unter euren Füßen liegt. Auf der ganzen weiten Meeresoberfläche sieht man eine unzählige Menge von kampfbereiten Schiffen (Schiffe der Feinde: die Verfolgungen), deren Buge in eiserne Schnäbel von außerordentlicher Schärfe auslaufen und alle auf ein gemeinsames Ziel gerichtet sind. Wohin nun diese scharfen Spitzen aufstoßen, da verwunden und durchbohren sie alles. Diese Schiffe sind mit vielen Kanonen, mit ganzen Ladungen von Gewehren und anderen Waffen aller Art, mit Brennstoffen und auch mit Büchern ausgerüstet und steuern auf ein Schiff, das stattlicher und höher ist als sie selber. Ihr Ziel besteht dann, dieses prächtige Hauptschiff mit den Schiffsschnäbeln zu durchstoßen, es anzuzünden, jedenfalls aber ihm allen möglichen Schaden zuzufügen.
Jenes majestätische, in jeder Hinsicht wohlausgerüstete Schiff ist begleitet von vielen kleinen Schiffen. Diese empfangen von jenem die Kommandos und führen die nötigen Bewegungen aus, um sich gegen die feindlichen Flotten zu verteidigen. Der Wind ist ihnen entgegen, und das aufgeregte Meer scheint die Feinde zu begünstigen.
Mitten auf der unermeßlichen Meeresfläche erheben sich über den Wellen in geringer Entfernung voneinander zwei starke, sehr hohe Säulen. Auf der einen steht die Statue der Unbefleckten Jungfrau, zu deren Füßen glänzt ein Schild mit der Aufschrift: 'Hilfe der Christen!' Auf der anderen, die viel höher und stärker ist, erblickt man eine Hostie von einer Größe, die der Säule entspricht, und darunter prangt in Riesenlettern die Aufschrift: 'Heil der Gläubigen!'
Da der Oberbefehlshaber auf dem großen Schiff (die Kirche), der kein geringerer als der Bischof von Rom, also der Heilige Vater selber ist, die Wut der Feinde und die gefahrvolle Lage sieht, in der sich seine Gläubigen befinden, beschließt er, die Kapitäne der ihm unterstellten Schiffe zu versammeln, um über das, was nun zu tun ist, zu beraten. Alle Kapitäne begeben sich aufs Hauptschiff und vereinigen sich um den Papst. Sie halten Rat, aber da Wind und Wetter sich immer drohender gestalten, sind sie gezwungen, wieder auf ihre eigenen Schiffe zurückzukehren, um deren Führung zu übernehmen.
Als es ein wenig ruhig geworden ist, vereinigt der Papst zum zweiten Male die Kapitäne der einzelnen Schiffe um sich, während das Hauptschiff seinen Lauf fortsetzt. Aber wieder bricht der Sturm mit erneuter Gewalt los. Der Papst steht am Steuer, und seine Kräfte sind darauf gerichtet, sein Schiff zwischen jene zwei Säulen zu führen, von deren Höhe ringsum Anker und an Ketten befestigte starke Ankerhaken herunterhängen. Die feindlichen Schiffe eilen alle heran, um es anzugreifen, und sie versuchen alles, um es zum Stehen zu bringen und es zu versenken. Die einen kämpfen mit Büchern, Schriften und Brennstoffen, mit denen sie angefüllt sind und die sie an Bord des päpstlichen Schiffes zu werfen suchen; andere mit Kanonen, Gewehren und Schiffsschnäbeln. Der Kampf wird immer erbitterter. Die feindlichen Buge stoßen das Schiff des Papstes heftig, aber ihre ungestümen Angriffe bleiben erfolglos. Vergebens machen sie immer wieder neue Versuche, umsonst verschwenden sie Mühe und Munition: das große Schiff zieht sicher und frei auf seinem Wege dahin. Manchmal kommt es wohl vor, daß es, von fürchterlichen Stößen erschüttert, an seinen Planken einen breiten. tiefen Riß erhält. Aber kaum ist der Schaden verursacht, als auch schon von den zwei Säulen her ein Hauch weht und die Lecke sich schließen und die Löcher verstopft werden.
Indes zerplatzen die Kanonen der Angreifer, die Flinten sowie alle anderen Waffen und die Schiffsschnäbel zerbrechen. Viele Schiffe werden zertrümmert und ins Meer versenkt. Jetzt beginnen die wütenden Feinde mit kurzen Waffen zu kämpfen: mit den Händen, mit den Fausten, mit Flüchen und Verwünschungen.
Da auf einmal fällt der Papst, schwer getroffen. Seine Umgebung eilt ihm sofort zu Hilfe und hebt ihn auf. Zum zweiten Male wird der Papst getroffen, er fällt von neuem und stirbt. Bei den Feinden erhebt sich Sieges- und Freudengeschrei, von ihren Schiffen vernimmt man unbeschreiblichen Jubel. Allein, kaum ist der Papst tot, so tritt schon ein anderer Papst an seine Stelle. Die versammelten Kapitäne haben ihn so schnell gewählt, daß die Todesnachricht des Papstes mit der Wahl seines Nachfolgers gleichzeitig bekannt wird. Nun schwindet den Gegnern der Mut.
Der neue Papst führt, jedes Hindernis überwindend und zerstreuend, sein Schiff bis zu den zwei Säulen. In der Mitte zwischen diesen angelangt, befestigt er es mit einer am Vorderteil herabhängenden Kette an einem Anker der Säule, auf welcher die Hostie steht, mit einer anderen, am Hinterteil herabhängenden Kette bindet er es auf der entgegengesetzten Seite an einen anderen Anker, welcher an der Säule hängt, auf der das Bild der Unbefleckten Jungfrau thront.
Jetzt tritt ein großer Umschwung ein. Alle Fahrzeuge, die bis dahin das päpstliche Schiff bekämpft hatten, fliehen, geraten in Verwirrung, stoßen aufeinander und bohren sich gegenseitig in den Grund. Einige Schiffe, die wacker auf seiten des Papstes gekämpft haben, kommen als die ersten, um bei jenen Säulen vor Anker zu gehen. Viele andere Schiffe, die sich aus Furcht vor der Schlacht zurückgezogen hatten, befinden sich in weiter Ferne und warten in klug beobachtender Stellung, bis die Trümmer aller unterlegenen Schiffe in den Wellen des Meeres verschwinden. Dann fassen auch sie Mut und nehmen ihren Lauf jenen Säulen zu. Dort angekommen, gehen auch sie vor Anker und bleiben dort ruhig und sicher zusammen mit dem Hauptschiff, auf dem der Papst sich befindet. Auf dem Meere herrscht jetzt eine große Ruhe."
Loerzer, Sven: Visionen und Prophezeiungen. Augsburg 1998