Freitag, 28. November 2014

Eins, zwei, drei. Plausibilität

"Die Gründung der Welt und die Erschaffung aller Dinge haben viele verschieden aufgefaßt, und ein jeder hat nach seinem Kopf eine Erklärung gegeben. Die einen behaupten, alles sei von selbst und durch Zufall entstanden, so die Epikureer, die zu ihrem eigenen Verderben die Vorsehung in der Welt wegschwatzen - in direktem Widerspruch mit der hellen, augenscheinlichen Wahrheit. Wäre nämlich alles durch sich selbst ohne Vorsehung entstanden, wie sie meinen, dann hätte alles einfach entstehen müssen, sich gleich, nicht verschieden. Wie in einem Körper müßte alles notwendig Sonne oder Mond sein, und bei den Menschen müßte das Ganze Hand oder Auge oder Fuß sein. Nun ist es aber nicht so. Wir sehen vielmehr da Sonne, da Mond, da Erde, und so wieder bei den menschlichen Körpern da Fuß, da Hand, da Haupt. Solche Ordnung aber zeigt, daß sie nicht von selbst entstanden, weist vielmehr auf eine vorausliegende Ursache für diese Dinge hin, aus der man auf Gott, der alles angeordnet und geschaffen hat, schließen kann. Andere hingegen, zu denen auch der große Grieche Plato zählt, behaupten, aus einer bereits vorliegenden, unerschaffenen Materie hätte Gott das Weltall geschaffen. Gott hätte ja nichts machen können, wenn die Materie nicht bereits vorgelegen hätte, so wie auch dem Zimmermann das Holz zur Verfügung stehen muß, um etwas verfertigen zu können. Doch die so reden, merken nicht, daß sie Gott eine Schwäche beilegen. Ist er nämlich nicht auch Urheber der Materie, schafft er vielmehr überhaupt alle bestehenden Dinge aus einer bereits vorhandenen Materie, so erweist er sich schwach, weil außerstande, ohne die Materie auch nur ein Ding zu schaffen, wie es selbstverständlich auch ein Unvermögen des Zimmermanns verrät, wenn er ohne Holz keinen der unentbehrlichen Gegenstände fertigen kann. Nach dieser Annahme hätte also Gott nichts fertigen können, wenn keine Materie vorgelegen hätte. Wie könnte man ihn dann noch Schöpfer und Baumeister nennen, wenn er einem dritten, der Materie, seine schöpferische Macht verdankt? In diesem Falle wird aber nach ihrer Ansicht Gott nur mehr ein Handwerker sein, nicht mehr eigentlich Schöpfer, wenn er ja nur den vorliegenden Stoff bearbeitet, nicht aber auch dem Stoff das Dasein gibt. Er kann überhaupt nicht Schöpfer genannt werden, wenn er nicht auch den Stoff schafft, aus dem das Geschaffene geworden ist, Die Häretiker träumen sich freilich einen anderen Weltschöpfer als den Vater unseres Herrn Jesu Christi und verraten in ihren Worten eine arge Verblendung. Wenn der Herr zu den Juden sagt: "Habt ihr nicht gelesen, daß Gott im Anfange sie als Mann und Weib schuf und sprach: Deshalb wird der Mann Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden zwei in einem Fleische sein?", und hernach mit einem Hinweis auf den Schöpfer: "Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen", warum reden sie denn so, als hätte die Schöpfung mit dem Vater nichts zu tun? Und wenn Johannes zusammenfassend sagt: "Alles ist durch ihn geworden, und ohne ihn ward nichts", wie könnte es denn neben dem Vater Christi einen anderen Schöpfer geben?"

Athanasius (295-373), Über die Menschwerdung des Logos und dessen leibliche Erscheinung unter uns (De incarnatione Verbi), 2, http://www.unifr.ch/bkv/kapitel2251.htm

Sonntag, 16. November 2014

Kein Fels!

"Jener Verführer und Vater der Sünde, den zuerst sein Hochmut zu Fall brachte und dann der Neid dazu aufstachelte, den Menschen zu schaden, baute, "weil er in der Wahrheit nicht bestanden" (Joh 8,44), seine ganze Macht auf der Lüge auf. Aus dieser giftigen Quelle seiner Arglist ließ er Täuschungen aller Art entspringen, um den Frommen die Hoffnung auf jenes Gut zu rauben, dessen er selbst durch seine Überhebung verlustig ging, und die mit sich in die Verdammnis zu reißen, an deren Erlösung er keinen Anteil haben konnte. Deshalb sind alle, durch welche Art von Ruchlosigkeit sie auch Gott beleidigt haben mögen, durch des Teufels Tücke dazu verführt, durch des Teufels Bosheit verdorben worden; denn mühelos verstrickt er die in alle möglichen Laster, die er um ihre Religion betrogen hat. Da er aber wußte, daß Gott nicht allein durch Worte, sondern auch durch Taten verleugnet wird, so hat er vielen, denen er den Glauben nicht entreißen konnte, die christliche Liebe geraubt. Er ließ den Geiz im Boden ihrer Herzen seine Wurzeln schlagen und brachte so die um die Früchte wohltätiger Werke, denen er das "Bekenntnis mit den Lippen" ließ."

Leo der Große, Predigten IX

Mittwoch, 12. November 2014

Gegenschlag, Gegenschlag?, Gegenschlag!

"Now, if pop apologetics — which is fine as far as it goes but is unable to speak to the deepest issues or to the most sophisticated opponents of Christianity — if that is not what I am saying we need to return to, and if I have criticized as ineffective or irrelevant the moralizing, aesthetic, or pseudo-scientific appeals made by many contemporary churchmen and theologians, what exactly is it that I would recommend? What is it to which I am saying we need to return if the human element in the Church is to be restored to its full intellectual vigor and fighting strength?
I am going to take the remainder of my time this evening to answer that question, but I can begin by summing the answer up in one word: Scholasticism. It’s a word that will raise hackles on the backs of some Catholic necks, and not only liberal ones. Some years ago, at an initially friendly dinner after an academic conference, I sat next to a fellow Catholic academic, to whom I mildly expressed the opinion that it had been a mistake for Catholic theologians to move away from the arguments of natural theology that had been so vigorously championed by Neo-Scholastic writers. He responded in something like a paroxysm of fury, sputtering bromides of the sort familiar from personalist and nouvelle theologie criticisms of Neo-Scholasticism. Taken aback by this sudden change in the tone of our conversation, I tried to reassure him that I was not denying that the approaches he preferred had their place, and reminded him that belief in the philosophical demonstrability of God’s existence was, after all, just part of Catholic doctrine. But it was no use. Nothing I said in response could mollify him. It was like he’d seen a ghost he thought had been exorcised long ago, and couldn’t pull out of the subsequent panic attack.
...
Now there have of course been times when the significance of nature, reason, and philosophy have been overemphasized — when the claims of grace, faith, and revelation have been deemphasized and religion reduced to a rationalist skeleton. But the pressing danger today comes from the opposite direction. Talk of “faith” has been bastardized, so that many believers and skeptics alike wrongly take it to refer essentially to a kind of subjective feeling or irrational will to believe. Too much popular preaching and piety has been reduced to trashy self-help sentimentality or vague moralizing. Too many philosophers of religion have for too long been playing defense — maintaining, not that theism is in a position rationally and evidentially superior to atheism, but instead conceding the evidential issue and pleading merely that religious belief not be regarded as less rational for that. Too many theologians have turned their attention away from questions of objective, metaphysical truth to matters of aesthetics, or moral sentiment, or psychology, culture, or history."

Dr. Edward Feser, "What we owe the New Atheists", http://www.thomasaquinas.edu/news/lecture-dr-edward-feser-what-we-owe-new-atheists


Auf dem Weg zur öffentlichen Einrichtung II

"Nun fragt wohl jemand: Ist es schwer in die Liturgie einzudringen? Die Antwort lautet: wenigstens nicht ganz leicht. Weite Kreise sind ihr entfremdet; auch solche, die es mit der Religion ernst meinen. Liturgie ist, zugleich mit Dogma und Kirchenverfassung, die Kraft vollster Ausprägung des katholischen Geistes. Dazu musste gerade hier der Protestantismus ist eine schlimmste Wirkung tun. Protestantische Religiosität will für die Innerlichkeit keine objektiven, gar bindenden Ausdrucksformen. Sie hat auch auf viele Katholiken Einfluss gehabt. Solche empfinden die Liturgie wie leere Äußerlichkeit, und fühlen sich durch eine Predigt oder eine Privatandacht mehr angeregt, als etwa durch die unausschöpfbar tiefen Weihen des Karsamstags...
Wir stehen vor einer gewaltigen Erneuerung des katholischen Lebens. Vielleicht ist unsere Zeit berufen, die Größe der katholischen Religion tiefer zu begreifen als irgendeine andere zuvor, denn sie hat den nötigen Abhebungsgrad dafür: den zerstörenden Umsturz überall. Erst jene Zeit wird die ungeheuere Bejahung des katholischen Geistes mit allen Fiebern empfinden, die auch das Rasen der negativen Kräfte mit wachen Sinnen verspürt hat. Dogma, Liturgie und Kirchenverfassung sind aber die drei monumentalen Äußerungen dieses Geistes...
So gilt es, sich die Welt des kirchlichen Gebetslebens neu zu errobern. Und hier fällt vor allem dem Akademiker eine führende Rolle zu. Er besitzt den unschätzbaren Vorteil zu sorgfältigerer Bildung und vermag so die Kulturwerte der Liturgie besser zu würdigen. Er versteht auch, zum größten Teil wenigstens, die lateinische Sprache. Daher ist er der gegebene Pionier der liturgischen Frömmigkeit, die, wie alles reife und echte Gut, von oben nach unten dringen muss.
 Freilich muss er vor allem das Bewusstsein haben, dass die Liturgie der Kirche als Geistesschöpfung von millenarer Grüße vor ihm steht. Eine der schlimmsten Gefahren demokratischen Geistes ist die Arroganz, die keine Größenunterschiede anerkennen will, und meint alles sei allen ohne weiteres zugänglich. Solche Gesinnung würde sich die Tore zum Heiligtum verschließen. Nur wer die Grundeigenschaft echten Geistesadels hat: den Blick für Unterschiede und die Ehrfurcht vor der Größe, hat Zutritt zum "Opus Dei". Er wird sich auch auf eine andauernde Bemühung einrichten, und nicht gleich entmutigt sein, wenn er Schwierigkeiten begegnet.

Romano Guardini, ""Lex orandi", Gedanken über die Liturgie", 1919

Öffentliche Einrichtung I

"Die Kirche als die gesellschaftlich verfasste Präsenz Christi durch alle Zeiten bis zum Ende kann darum mit recht das Grundsakrament des Heils der Menschheit genannt werden, d.h. sie ist das unaufhebbar bleibende, dauernd Christus in der Welt präsent machende Zeichen dafür, dass die gnadenhafte Entelechie der ganzen Geschichte, die diese in Gott selbst hineinführt, wirklich in der Welt durch alle Schuld und Finsternis hindurch siegreich sein wird und wirklich als Heil und nicht als das Gericht in der Welt sich in deren Vollendung hinein durchsetzen wird."

Karl Rahner, Über die Sakramente der Kirche,19

Montag, 10. November 2014

Wirkung

"Tagtäglich spricht Petrus durch den Mund der gesamten Kirche: "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16,16). Und jede Zunge, die den Herrn bekennt, macht sich die in diesem Ausspruch enthaltene Lehre zu eigen. Dieser Glaube schlägt den Satan in Bande und löst die Fesseln seiner Gefangenen. Er entrückt die Menschen dieser Welt und erschließt ihnen das Himmelreich. "Die Pforten der Hölle vermögen ihn nicht zu überwältigen (Mt 16, 18) ; denn Gott hat ihn mit solcher Kraft ausgerüstet, dass ihn weder jemals die Torheit der Ketzer verfälschen noch die Tücke der Heiden vernichten konnte." Predigt III

"Dieses Bekenntnis (Mt 16,16) werden die Pforten der Hölle nicht überwältigen und die Bande des Todes nicht umschlingen; denn dieses Wort ist ein Wort des Lebens. Wie es seine Anhänger zum Himmel erhebt, so stößt es seine Widersacher in die Hölle hinab. " Predigt IV


Leo der Große

Mittwoch, 5. November 2014

Zusammensehen: "Auf dem Berg Sinai"

Auf dem Berg Sinai

Wir stiegen zu zweit auf, ich und mein Freund. Bei 
der Zwischenetappe, dem Hain des Propheten Elija,
war eine Bergung. Als du aber 
auf den Gipfel stiegst und 
deine Arme ausbreitetest, war nichts.
und dieses Nichts, diese Klarheit,
war die Luft,
die mich heute erschaudern läßt.
Darin hast du die Erde geboren. 


5.11.2014, 10:16, Fasten

Das Beisein des Heiligen Geistes und der Zug der Verwandlung der Welt

Fastenspruch
Der Heilige Geist ist da. Er ist der Geist des Heils. „Ich hinterlasse euch den Heiligen Geist.“ Die dritte göttliche Person, die mit uns ist. Der Beistand, der Tröster, der ganz konkret, innerer als mein Inneres da ist, der Geist der Liebe, der wartet bis wir ihn rufen, zur Hilfe und Unterstützung nehmen, der das Heil mit und durch uns wirkt. Die Erlösung der Welt und Eröffnung der Herrlichkeit des Himmels. 
Das Wunder der Berührung, durch deinen Finger und die unfassbare Herrlichkeit der Betrachtung der Wiederherstellung, der Heilung der Welt und des Aufgangs deines herrlichen, warmen und hellen und fürsorglichen Lichts..
Auch die Befreiung der Philosophen von der Gefangenschaft in der Erstarrung und Abstraktheit oder dem materiellen, konsumistisch-physikalistischen Realismus der Dinglichkeit und des dürftigen artfiziell-technischen Vermögens in deine Liebe, in dein allumfassendes und trotzdem fügendes und schöpferisches Wehen. Die arme, verlassene und verzweifelnd kämpfende Vernunft, die Du mit deiner Gnade berührt hast und die sogar aus ihrem Tod Leben werden sieht und aus dem Lobsingen und Mitteilenwollen/müssen nicht mehr raus kommt. Der alarmierte Mensch, der zur Ruhe kommt. Zur tiefen tiefen, immer größeren Ruhe, in der und aus der allererst das Lebenssprudeln zu vernehmen vermag. Überhaupt (erst) hört, dass er lebt. Dass er gerettet ist, dass ihm das Leben gegeben und geschenkt ist, dass er nicht tot ist oder auch nicht vom Tod bedroht. Denn er spürt, fühlt, weiss die Unversiegbarkeit, weil er sie in der Unversiegbarkeit „seines“ (ihm mitgeteilten) Lebens ersieht und erfährt. Weil er weiß und zu erkennen beginnt, inwiefern er das Flammenzünglein, ein Flammenzünglein dieser unversiegbaren und trotzdem gefasstesten Mitteilung des Lebens, des ewigen Lebens ist, von jenem der ihm sein ewiges Leben mitgeteilt hat und der alles schön macht und der die Schlüssel der Macht der Verwindung des Todes hat, der Mitteilung des Lebens, der Heilung der Verletzung, der stockenden Unmöglichkeit und Verhinderung. 
Führe alle und alles zu dieser Versammlung und diesem beflammten Aufgang und der Fuge und Um-Sammlung dieser eucharischen gemeinsamen Feier, dieses Mahles des Amtes der Welt, der himmlischen Welt, wie du es aufgegeben hast, was du hinterlassen hast, was du beauftragt hast, wozu du kamst
und zu dem uns dein Heiliger Geist führen soll, 

denn der Mensch vermag das Beste und Vollendung vermag er zu wirken. In deinem und durch dein Amt verwandelt er die Welt. 

Amen.