Dienstag, 22. Juni 2010

Unterschreitung

Die Grundfigur einer Einlösung 

"Doch wohin steigt ihr auf, wo ihr doch oben seid und euer Mund sich im Himmel angesiedelt hat? Steigt hinab, um aufzusteigen, um zu Gott aufzusteigen!"  
Augustinus, Bekenntnisse, Buch IV, 12 
"Sein Zeichen aber ist seine Erniedrigung."  
Augustinus, Kommentar zum Johannesevangelium, 3. Vortrag 
Der folgende Text ist eine kulturphilosophische (-kontemplative) These. Er oder sein Betrachtungsgegenstand ist die westliche Kultur oder ein bestimmter Teil ihrer, die protestantische oder kapitalistisch-universalrechtlich-offene.
Er geht davon aus, daß wir uns an einem Punkt kultureller Entwicklung und Verfassung oder in einem Zustand befinden, in welchem unsere Welt und Sicht der Welt (wie dann auch entsprechend unser Selbst) und damit dann auch insgesamt unser Leben durch eine grundsätzliche Eröffnung von grundsätzlichen Potenzialitäten und Eröffnetheiten bestimmt ist, welche der Zustand sind, in welchem die Verfassung des Lebens, der Welt und des Selbst „verankert“, aufgehängt oder gepflanzt (fundiert, begründet) sind. Gepflanzt, verankert, aufgehängt in etwas, was an sich und von seiner eigenen Bestimmung her kein Anker-platz ist, kein Grund und Boden, kein Ort, keine räumliche, aber auch nicht zeitliche Möglichkeit, in etwas, das vielmehr der Überstieg dieser an sich und eine gewisse Art der „jenseitigen“ Kummulation, ein Verhältnis, ein Akt, eine Möglichkeit eben, eine Potenz ist.

Der folgende Text ist eine kurze Bemerkung dieses fundamentalen Grundverhältnis der Neuzeit, der Moderne oder unserer Gegenwart in seiner schwierigen, wenn nicht sogar aporetischen, krisenhaften Grundverfassung und Differenz (Eröffnung, Selbst-remodifikation, inversive Destruktion und infinitesimale Ana-lysis (Auflösung) ), um es als solches möglichst ihm selbst und seiner Verfassung gerecht in der Präsenz zu halten (auch wenn diese Präsenz eben einen differenzialen Aufschub, eine Flucht- und Moderations- und Modifikationsdynamik enthält, welche ihre Fixierung verwehren und verunmöglichen), eine erwähnende Betrachtung möglicher Modi und Modelle (Muster) der Entfaltung und Verwirklichung ihrer „Auflösung“ und vor allem dann die Vorstellung eines Grundverhältnisses ihrer „Überwindung“ und Fortentwicklung (grundsätzlichen Fortentwicklung!), ihrer Aufhebung und Grundtransformation (Metabole und Metanoe), um von ihr einen Ausgang zu nehmen oder als genommen (vernommen) zu erkennen.

In ihr wird die Möglichkeit (der Potenzialmöglichkeit) der „Verwirklichung“, also der grundsätzlichen Materialisation und d.h. Verkörperung der Möglichkeit als solcher, des Möglichkeitssinnes und -schibboleths der Kultur, unserer Selbst- und Welt (und Grundverfassung) bedacht und vorgestellt, in welcher eine wirkliche Möglichkeit vorherrschend, bestimmend, formativ ist, ein Modell der Wirklichkeitsprägung und -ereignung welche mehr von der realen Verwirklichung der Möglichkeit ausgeht und welche vor allem dann als ersten Schritt das reale Mögliche in seiner Verwirklichung verwirklicht oder präsentiert, welches das Alpha und Omega, die Mitte und das Herz und der reale Motor der gesamten Verfügung und Vermittlung und Realisation und Entlassung ist, welches in der Lage ist, alles selbstentstehend zu binden, versammelt und verfugt sein zu lassen und gleichzeitig frei, entlassen und möglich. Es handelt sich damit um eine grundsätzliche Transformation der Gesellschaft, der Kultur (und d.h. der grundsätzlichen Selbstverständigung und Seinsbestimmung), welche das gegenwärtig bestimmende Grundmodell einlösend (auflösend) anverwandelt und es in eine Erfüllung und Vollendung ihrer selbst hineingehen und -werden läßt, es in das verwandelt, was die wirkliche Möglichkeit ist (und auch eine Wirklichkeit der Möglichkeit des Ganzen), eine daseiende Möglichkeit als Anwesenheit optimaler Potenz.

Ein grundsätzliches Verhältnis bisherigen Versuchs der gegenseitigen Vermittlung und Einrichtung dieses an sich disparaten und aporetisch-widerstreitenden Grundverhältnisses (der Substanzialität von etwas an sich rein Akthaft-Unsubstanziellem, der Vermittlung der Unbedingtheit und der ständigen Kontingenz unserer selbst) ist Immanuel Kants Grundparadigma der transzendentalen Methode, der kritisch transzendentalen Egoität und der transzendentalen Ontologizität gewesen. In dieser Grund-Figur und diesem Grund-verhältnis passiert etwas eigentümliches: das Verhältnis wird in einem dauerhaften Übertritts-verhältnis untersuchend-eröffnender, prüfend-aufbringender Art (Kritik) verankert, in welchem sich das Gesamt als das scheidende und schiedlichmachende Differenzial- und Auflösungsverhältnis befindet, in welchem und aus welchem Realität, Faktizität und auch Photoität (Lichthaftigkeit, Leuchtung, Bewußtsein und Bewußtheit) entstehen oder in einem ständigen Prozeß der Reflexion und der Rekursion und der rekursiv-reflexiven Ertätigung des Bedingungsvollzugsverhältnisses als die „Frage“ nach den Bedingungen der Möglichkeit als Eröffnungen, Herausbringungen damit des Möglichkeitsbedingungsverhältnisses in seiner differenzial-insistentialen Akkumulation ertätigt werden.
Kants Methode und Versuch besteht oder bleibt letztlich in einer eigentümlichen Unterschreitung und Unterbietung seines eigenen Aufgebotes der Transzendentalität und der Transzendentalität der Methode. Die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit wird in eigentümlich beschränkte Grenzen verwiesen, die Kritik hört auf bei der Kritik der transzendentalen Methode selbst, oder wenn die Kritik als solche gesehen wird (als Selbstkritik der Vernunft/des Seins), dann ist ihr aktuales Verwirklichungspotenzial noch ein potenziales, offenes, prolongiertes. Die Unbedingtheit und die Möglichkeit bleiben letztlich Möglichkeiten, verflüchtigen sich in einer Möglichkeit infinitesimal-abrückender Art (Je näher wir ihr kommen, desto mehr entfernt sie sich-Aporie). Der Bedingtheit und der aktiven Egoität bleibt letztlich nur ein permanenter Aspirationszug-zwang(?), eine Betätigung der Eröffnung und Ergründung, bei der nicht zu sehen ist, wann wie und ob diese jemals in Erfüllung gehen wird. In Erfüllung und d.h. zur Selbsteinlösung kommen wird. Das Verhältnis wird auf das Transzendentale, das Überschreitungs- und Überstiegsverhältnis (oder dann auch eigentlich Unterschreitungs- und Einstiegsverhältnis als Eröffnung der Bedingungsmöglichlichkeiten, als Eröffnung der Gründe) reduziert, fixiert bis nur eine Vorübergehendheit, ein Passus, um nicht zu sagen eine Passivität übrigbleibt und herauskommt, oder eine scheidend-schiedlichmachende Eröffnung und Kritik, welche aber immer einen Schritt vor der endgültigen Kritik und Eröffnung stehenbleibt oder sich vor einer Eröffnung scheut oder diese ihr verwehrt ist, weil sie ihrer Grenzen als kontingente Vernunft und Schiedlichkeit und Entität doch letztlich nicht entkommen und diese nicht über- oder unterschreiten kann, oder nicht von jener zu einer solchen gewährt wird.
Vielleicht wird mit einer solchen Interpretation Kants Methode unrecht getan, bzw. wird sie damit in ihrer Dauerhaftigkeit oder dem bloßen Daß-sein, der Aktualität des transzendentalen Ereignisvollzuges verkannt (Aber wie sind wir ständig nur Überstieg, wenn wir auch nicht schon ständig nicht nur Einstieg sind, sondern auch überstiegen, eingestiegen, seiend sind in einer Weise des Vollzuges, aber auch in einer der Permanenz, der Soseiendheit, der Gegebenheit, der Darbringung? Diese Frage oder dieser Strom des Themas und Verhältnisses wird dann bei Heidegger in seiner Fülle ausbrechen und überflutend zu werden trachten. Wenn sie nur Aktsein ist, dann hat auch diese Aktualität eine Persistenz und eine Dauerhaftigkeit (Zeitlichkeit) (und Räumlichkeit der Einrichtung dann natürlich auch), auch wenn sie sie nur betreibt. Sie hat eine Wesenhaftigkeit, welche gesagt, thematisiert und reflektiert werden muß, welche transzendental angegangen und emergiert werden muß. Sie hat ein Recht in ihr selbst gesagt zu werden, als sie selbst formuliert und dann auch erschöpfend formuliert zu werden.)

Aus diesem Grundmotiv oder -anstoß erwächst dann auch der gesamte Antrieb der nachkantischen deutschen Philosophie aus Tübingen, aus dem Tübinger Stift. Dieser unbedingte Zug, dieses unbedingte Drängen des Systems (der Gespanntheit, der Unmöglichkeit) Kants, seine Akutheit (und gleichzeitige Naturgegebenheit, Abstraktheit und Neutralität. Denn das gesamte Geschehen (der „Vernunft“ und des „Seins“) als solches bleibt letztlich ein apersonal-neutrales, natur- und automatikgegebenes) vermittelt über Fichtes subjektivistisch-tathandlungs-idealistische Zuspitzung entlädt sich dann und restabilisiert sich dann in einem Modus des Allanwesenheitsdenkens einer Subjektivität und dann auch Objektivität und Absolutheit der Systeme Schellings, Hegels oder der Poetoversuche Hölderlins, welche sich alle aus diesem Versuch entwickeln, das Selbst und aus dem Selbst zu sagen und es auf eine Formulierung zu bringen, die sei es dialektisch begriffserschließend, oder objektivitäts-re-mythopoetisch, oder aussagend-dichtend ist, welche aber alle in einer Weise Selbste erzeugen oder präsentieren oder heben, denen aus verschiedenen Gründen nur eine schematische-abstraktivistische-kylchoristische oder unheile Selbstpräsentation eigen ist, die sie an sich selbst oder der Wirklichkeit scheitern, Schiffbruch erleiden läßt, oder sie dabei auf etwas öffnet, was sie von der anmaßenden Gesamtheit ihrer Selbstdarbietung und -geschlossenheit befreit, um sie vielleicht mal Selbste werden zu lassen, die gewährt und selbsterträglich und wirklichkeitsbildend sind (An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.)
Die Grundthese dieser sehr verkürzten und vielleicht ungerecht damit scheinenden Bewertung und Darstellung der Alternative und der Eigenheit der Philosophien und Sophien des Deutschen Idealismus läuft darauf hinaus, oder bündelt sich in der Frage nach der schöpferischen Potenz und Adäquanz und Hinlänglichkeit der Systeme des Deutschen Idealismus und ihrem Genügen. Nach der schöpferischen Potenz aber als dem Vermögen des Selbst Welt und Selbstverwirklichung in einer Weise zu bilden oder sein zu lassen, welche selbsterträglich, umfassend und selbstgegeben ist, welche sich von der wie auch immer beschaffenen Konstruktivität trennt oder diese einlöst und überschreitet, indem sie eine Welt ist, welche nicht mehr Konstruktivität ist (die es aber ganz ist), ein Akt und eine Daseindheit in der die Aspiration und das Werken zurücktritt vor der Erfüllung (und Erlösung?) und dem Werk, in welchen auch das Werken und die Aspiration verschwinden (oder aufgehoben sind), weil sie Vollzugs- und Präsenzakte sind der Wirklichkeit und Gegenwart, welche Geschehen des „Selbst“ sind. Erfüllungen als befriedigende, selbsterträgliche Wirklichkeiten.

Zwei weitere Grundmodelle und Versuche der Lösung jenes versprechungsoffenen Sphinxgrundverhältnisses des Lebens der Gegenwart und Neuzeit werde ich noch konterkarierend und zur Ergänzung kurz registrieren (wobei deutlich werden wird, inwiefern dieses „Sphinxgrundverhältnis“ ein eigentliches Kreuz-grundverhältnis ist).
Es ist das materialistische Programm (der empirisch-naturwissenschaftlich-technischen-materialistischen „Wissenschaften“ und Vollzüge. Das Mehr aus dem Weniger zu erklären.) und das pragmatische (Das Ganze in Bedingtheiten aufgehen zu lassen oder die Bedingtheiten für das Unbedingte anzusehen und zu halten, in der Hoffnung, daß es ein solches wird, oder ohne jegliche oder mit einer partialen („pragmatischen“) Hoffnung.)
Beide bestimmen das sogenannte Alltagsleben mehr als die anderen beiden ersten, welche die mehr elitär-esoterischen der Gegenwartsweisheitsverfassung der Welt und der Zeit sind. Sie entfalten sich voll oder finden ihren Niederschlag voll in den Alltagsvollzügen und dann auch Selbstverständigungen des Lebens und im ökonomischen Umgang und Geschehen und sogar auch in der Politik. Sie bilden die Philosophie und Politik und Ökonomie der „niederen“, der Betriebs- und der Arbeitswelt. Sie sind Ausführungen der Organisation, des Betriebes oder des Kreislaufs (des Verdauungsapparats und der Zirkulation (des Blutes? Geld?), der Nerven (Informativität?).
Der materialistischen, ich werde es verkürzen, ist eigen, daß sie immer nur eins weniger von dem verwirklicht oder verwirklichen kann, was sie will oder sich vornimmt oder sich vorstellt oder ersehnt. Das hat mit ihrer eben materialistischen Selbstbestimmung und -definition zu tun, welche immer noch von einem mehr als dem Materiell-Stoffhaften betrieben und unternommen wird (wenn die letzten Akteure oder Mittel dann doch nicht schon völlig azephalisiert sind und in der Tat sich in dem Geköpften und Entselbsteten der rein physischen Selbsthaftigkeit und Selbstbewußtheit gefallen oder ausführen (ausgeführt werden) als die totale, fröhliche Selbstentfremdung.). Das materialistische Grundprogramm ist in diesem Sinne grundsätzlich selbstfrustriert und impotent (Es bedarf hauptsächlich technischer Prothesen und Imaginative, um einen Schein oder eine Anwähnung der Wirklichkeit, der Realität und der Befriedetheit zu empfinden und zu erstellen.). Es strebt von sich aus auf eine Überschreitung seiner selbst oder ertätigt sein Programm so, daß eine inversive, eingehende Selbsttranszendenz und d.h. Eingängigkeit vollzogen wird, welche die Grundverfassung der Materialität aber dann so fundamental revolutioniert oder eröffnet, daß diese nicht mehr als solche erkennbar wird oder in einer Transzendentalität oder sog. Transzendenz geschieht, die ein gänzlich neues Verhältnis und eine gänzlich neue Verfaßtheit der Materie als solcher erbringt, welche nur mit den klassischen Mitteln der Mariologie beschrieben und genügend adäquat repräsentiert werden können.
Das Gleiche und ähnliche Verhältnis gilt für alle Formen der Pragmatik grundsätzlich selbst und auch: Die Pragmatik erfüllt sich in einer nichtpragmatischen Unbedingtheit, welche zur Pragmatik wird und welche aller erst Pragmatik eröffnet, indem sie Absoluta zeugt und eröffnet und betreibt oder vollzieht, Absoluta die sie einrichtet und das kann letztlich nur heißen, die sie sich einrichten und vorgeben läßt, die sie sich vorgeben läßt, indem sie sie vollzieht oder vollziehen darf und kann.

Zusammenfassung: Figur der UNTERSCHREITUNG
Worin kommen diese ganzen Alternativen und Versuche zusammen? Worauf laufen sie hinaus oder zu was zu oder in was hinein?
Was kennzeichnet die Einlösung dieser vielfach disparaten, aporetischen, widerstreitenden, unmöglichen Konstellation, welche die „Gegenwart“ beschreibt oder beschrieben hat und auf und an welcher die Gegenwart, die Moderne, die Neuzeit stirbt, eingeht, zu Ende kommt, indem sie sei es in einer inneren oder einer äußeren Unendlichkeit verschwindet?
Es ist eine eingängige Einlösung, welche aus dem Widerstreit, der Kreuzigung, der Verunmöglichung, der eigenen Aufspannung (kreuzhaften Aufspannung) erwächst, welche sie in eine Einlösung und Auflösung und Erlösung, wie wir sehen werden, hineinverwandelt oder -stehen läßt, die ihre neue Gegenwart und Gegenwärtigkeit ist, sein wird, oder gewesen sein wird. Es ist die Realität der Unterschreitung.

Ich werde die Darstellung des Lösungsverhältnisses am Paradigmatischen Wort UNTERSCHREITUNG darstellen, ausführen.
Die Lösung und Auflösung dieses drängenden aporetisch-ausständigen Grundverfassungsverhältnisses und der Geschichte der Neuzeit und der Moderne und der Gegenwart läuft auf eine Möglichkeit der Realisation, auf die Wirklichkeit der Möglichkeit der absoluten Wirklichkeit und Möglichkeit hinaus, auf die Verwirklichung (der Hervorbringung, Produktion) hinaus, welches im Begriff und Verhältnis der Unterschreitung gefasst wird und welche der Zauberbegriff ist für die doppelte Verfasstheit dieses Grundverhältnisses und dieser ausständigen und nun eingelösten (oder wiederholten) Grundfigur. Die Unterschreitung bedeutet ein Doppeltes.
Sie bedeutet 1. die wirkliche und mögliche Unterschreitung der Unendlichkeit und Unbedingtheit und Absolutheit von sich selbst her, also die Unterschreitung ihrer Unendlichkeit und Unbedingtheit und Absolutheit als pure auf eine daseiende und mögliche und d.h. wirkliche Unendlichkeit und Unbedingtheit und Absolutheit. Sie ist die Vollendung der Unendlichkeit. Sie ist die Darstellung und die Präsentation der Möglichkeit der wirklichen, der aktualen Unbedingtheit und Unendlichkeit. (Sie ist, klassisch, Kenosis. Sie ist die Fleischwerdung, die Verkörperung und die Figur der Fleischwerdung und Verkörperung des Unbedingten und Absoluten und Unendlichen, jene Komponente also des Absolutendenkens, welche dem bisherigen Absolutendenken zu seiner Vollendung gefehlt hat, welche es noch abstrakt hat bleiben lassen oder extrem geschieden oder unzulänglich konstruiert oder vergegenständlich faktifiziert.)
2. Von der anderen Seite (der „Subjekt- und Wirklichkeits“-seite) her bedeutet sie die Darstellung und Eröffnung eines grundsätzlichen und unbedingten Grundverhältnisses, in welchem und durch welchen Wirklichkeit und Ermöglichung und Verwirklichung möglich und eröffnet und zum Eröffnen zugelassen werden. Sie ist „kontraintuitiv“, d.h. sie widerspricht der normalen Lauf- und Entwicklungs- und Aspirationsbewegung der bisherigen Verfassung des Ego, des Selbst, der Wirklichkeit. Sie besteht in der Figur der notwendigen Unterschreitung der eigenen Möglichkeiten als dem Weg zur und der Verwirklichung und Selbstverwirklichung und Wirklichwerdung. Der Akt der Demut (als der Demutswendung im eigenen Selbst-Bewußtsein) wird zum Akt der Selbsthervorbringung und zum Akt des Herauskommens des Selbst und dann der Welt in der Fülle ihrer optimal(maximalen) Möglichkeit und Möglichkeiten. Sie ist der als widersinnig scheinende Weg Erfüllung der eigenen absoluten Möglichkeit und Möglichkeiten (..Wirklichkeiten). Unterschreitung bedeutet das Eingehen in den eigenen Möglichkeitsraum, welcher als der Möglichkeitssinn nicht mehr überschritten werden kann, wenn er damit nicht (und damit alles) zerstört (und wahnsinnig und zerstört) werden soll. Das Eingehen heißt aber hier Unterschreiten, den Möglichkeitssinn unterschreiten und damit Wirklichkeitssinn schaffen. Weil aber das Selbst und die Welt dieser eröffnete Möglichkeitssinn (ununterschreitbar) sind, so ist dieses Unterschreiten des Möglichkeitssinnes immer ein Verwirklichungssinn und eine Verwirklichung der Möglichkeit. Sie ist Geschehen- und Gewährenlassen der Möglichkeit, insofern als dieser Sinn nicht mehr getan werden kann, sondern geschehen lassen werden muß, bzw. sein Machen gerade in dem Geschehenlassen passiert (welches gemacht werden muß und welchen dann doch das Geschehenlassen nur machen kann, also die Möglichkeit allein nur machen oder eröffnen oder gewähren oder ritual vollführen, heiligen kann). Die Unterschreitung bedeutet das Eingehen in den Möglichkeitsraum als damit den Wirklichkeitsraum, welcher der Verwirklichungsraum der Möglichkeit ist, welche die Möglichkeit der Wirklichkeit ist, welche die Möglichkeit der Wirklichkeit ist, welche die Wirklichkeit mag und eine Wirklichkeit damit wird, in der die Möglichkeit wirkt. Die Unterschreitung ist somit der Begriff und das Grundverhältnis der Verwirklichung als der Wirklichung und der Ermöglichung als der Möglichung. In einer solch bestimmten Unterschreitung und an dieser „systemischen“ Stelle, bedeutet der Akt der Unterschreitung das Werden der wirklichen, wirkenden Möglichkeit, des Mögens, des Ganzen. Sie ist Werden der Welt und das Sein des Selbst, welches die mögliche Welt, das wirkliche Selbst ist. Unterschreitung, Kenosis, Herabkommen des Gottes, und die Demut, die Selbsteingängigkeit des Subjekts sind der Titel und das Tor damit einer neuen Grundfigur und des „neuen“ Paradigmas der Zeit und der Einlösung der Modernität und der Neuzeit, welche sie als das Erlösungskennzeichen bestimmt. Sie ist die Zeit ihrer Verwirklichung und ihrer Wirklichwerdung. Die Zeit ihrer Möglichkeit und Möglichung.
Die Zeit der Unterschreitung kommt, wie der Dieb bei Nacht, wenn sie oder er will oder gewollt hat.

Mittwoch, 9. Juni 2010

Person und Gerufensein der Wirklichkeit

Über die ontologischen Implikationen der biblischen Rede von der Gerufenheit des Menschen von Gott


Die biblische Schöpfungsgeschichte erzählt den Akt der Schöpfung, der Hervorbringung des Menschen als einen Akt der personalen Berufenheit und Gerufenheit. Der auferstehende, der ins Dasein seiner und der Wirklichkeit Kommende und in und aus der Welt kommende Mensch ist der von einem Schöpfergott (aus dem Nichts und d.h. in der Unbedingtheit und der Unübersteigbarkeit und der Eindeutigkeit des Rufes) beim Namen namentlich Herausgerufene und als solcher (aus dem Nichts) herausgezogen in dem gesamten Gebild seiner leiblichen, interpersonal-seelischen und weltverfügerischen Einrichtung seiner Personalität, welche nicht nur in dem Namen gipfelt, sondern welche dieser Name ist, in diesem Namen inbegriffen ist und welchen dieser Name als die Gesamtheit die Gesamtheit noch mal als solche im Namen völlig überhebende bedeutet.


Die Konstitution der Wirklichkeit (oder wir sagen klassisch der Ontologie) ist dann und damit in einer anderen und abschließenden und abrundenden und zur Vollendung bringenden Wirklichkeit, welche in dem Namen enthalten ist und aus welcher sie entlassen ist, überhoben. Die Namentlichkeit (und dann die Verbindung und die Interkonstellation der Namen bis hin zum völligen Überstieg und Einstand in dem und in den allerheiligsten Namen Gottes) ist dann jene eigentliche Wirklichkeit, welche hauchdünn, und fast unsichtbar als das in der Welt ist, welches fast nicht ist und sowieso fast unsichtbar ist und welches doch das Maßgebende und Bestimmende und Ermöglichende und Realitätsgebende ist. Sie ist das eingeschriebene Gesetz und die eingeprägte Vollendung des Gesetzes als Einprägung, als herausrufende Einprägung (erst wirkliche Formgebung als freie und freieste und bestimmte und konkreteste Schöpfung), welche der Schöpfung ihr Sein, ihre Versammlung, ihre Verbindung und ihre Unbedingtheit im Verhältnis zum allerheiligsten und allergrößten und allerschöpferischsten Namen ist, welches Fleisch gewinnt (insofern Fleischgewinnung des allerhöchsten Namens das Werden, das erneute Werden jener und der Welt ist, die aus dem Allerheiligsten und Eigentlichsten, die wieder aus dem Namen kommt und als seine Materialisation und Weltlichung und Verfügung ist und wird. Sie ist insofern die bloße Wieder-holung dessen, was als Anfang war, als der Mensch noch das war, was aus seinem von Gott (also dem Absoluten Namen) gerufenen und d.h. dann auch an und aus seinem Namen war und bevor dieser unbedingte und „natürliche“ und aufgehend-ungestörte Zusammenhang der Namentlichkeiten und der daraus Seiungen und Hervorgebrachtheiten verstört, zerbrochen und verunmöglicht war,

auf dem Wege übrigens eines bestimmten Verhältnisses der Querstellung der „auflösenden und einsehenden“ Einsicht in die gesamte Fülle und geheimnishaft aufgängige Stimmigkeit der Synchronizität und Analogizität und Simultanität und der Wechselgegebenheit und der Eindeutigkeit des Grundverhältnisses, welches hier erstmal noch nicht wertend gesagt wird. Es wird nur festgestellt, daß der Fall und der Schwund einer solchen Stimmigkeit des Absoluten und des Kontingenten und der Heiligkeit und Perfektheit der Ordnung durch eine solche Unpässlichkeit der Betrachtungsmaßstäbe zustande kommt, in welchen die Aufgängigkeit zerstört wird und in die Verborgenheit wechselt. ...


Wenn aber Wirklichkeit durch die Gerufenheit konstituiert wird und diese in der und durch die namentliche Gerufenheit und in der Namentlichkeit besteht und in dieser und diese es ist, welche die gesamte „sonstige“ Wirklichkeit (Ontologie) enthält, dann ergibt sich ein gänzlich anderes Bild der Konstitution der Wirklichkeit oder Ontologik, welche in der inwendigen Geistigkeit der Gerufenheit und der Sprachlichkeit und der Geistigkeit besteht, in dem unbedingten, schöpferischen und welthervorbringenden Wort und dem Schöpfer, der Person des Wortes und dem namentlichen, einen Namen habenden, geistigen und freien und gebildet im Geist aufgehobenem und zur Gerufenheit und in der Gerufenheit stehenden und aufgehobenen Person des Geschöpfs (den Kindern und dem Sohn) steht und in der Geistigkeit dieses Rufens und Gerufenseins und des Rufes, welcher jener ist, der alles erhält und zusammenhält, der Geist der Schöpfung, der Wirklichkeit und der Geist des Lebens (der so sehr dieses ist, daß er in den Zeiten jener Ver- und Zerfallenheit zum heiligenden und heilenden und die Verwirrung aufhebendem Geist wird).


Die Alternativik und die Darstellung aus dem diese Darstellung und „Idee“ erwächst bewegt sich nicht in der klassisch herkömmlichen Alternativik des antik-philosophischen und des jüdisch-theistischen Paradigmas.

Die Namentlichkeit bezeichnet im eigentlichen Sinne auch nicht eine pur weltjenseitige Geistigkeit (wie Weltjenseitigkeit auch nicht eigentlich eine vulgäre Weltjenseitigkeit als Hinterweltlichkeit gemeint hat! Immer war das Konzept komplex und in zeitlichen Verhältnissen gedacht (allein von der griechischen Bestimmung des Wortes aion her) und bedeutete immer ein Verwandlungs-, ein Metabole und/als metanoetisches Verhältnis und nicht einen einfachen Dualismus oder eine Alternativ) oder Innigkeit. Sie läßt sich auch nicht in dem Paradigma und Denkbild der Gesetzlichkeit, welche bis auf Kant maßgeblich geworden ist und im Strukturalismus und formalistischen Funktionalismus bis heute „welt“tonangebend ist, fassen. Immer noch bleibt das Gesetz, der Gesetzgeber und der Empfänger im Medium des Gesetzes bloß schwach vermittelt, die Trennung aber nicht in einem Bild der absoluten Vermittlung aufgehoben oder vorgezeigt, immer noch bleibt das Gesetz eine mangelhafte Repräsentation jener in sich aufgängigen und aus sich aufgängigen Namentlichkeit und Wörtlichkeit des gesprochenen und gerufenen Schöpfungswortes, welches dann das WORT eben darstellen und repräsentieren wird, um die Namen wieder in sich und aus sich zu geben, zu ermöglichen und den Zusammenhalt der Welt aus Namen, heiligen Namen, um somit die Schöpfung wieder überhaupt werden zu lassen, die Schöpfung die zerbrochen und damit nicht war, die wie eine aufgebrochene Eierschale war, aus der das Weltenkind und das Himmelskind und die Welt geworden sind, in dem Wort und als das Wort, das vom und aus dem Himmel, aus der unendlichen Möglichkeit und Aufgängigkeit ist, welche der Name ist Jesus Christus, in welchem das perfekte, das aufgängige und das unverbrüchliche, das mitleidige, liebende (keusche) und empfängliche (allesempfängliche) (gehorsame), sich zurückstellende (arme) Wort ist, das alles werden und sein kann, das alles ist und das in dieser Struktur des hervorgebracht-hervorbringenden und dargestellt-darstellenden zum Siegel des unverbrüchlichen Lebens wieder wird, in dem alles ist und versammelt und aufgängig ist und das somit der Anfang und das Ende ist von allem und in dem alles heil aufgehoben ist und geheilt ist und werden kann, wenn es diesen seinen wohlig aufgängigen Namen erkennt.


Die Welt und Ontologik aus dem Namen ist gerade eine volle Welt, eine Welt der Völligkeit und trotzdem eine Welt der Geistigkeit und der Aufgängigkeit ist (insofern die Sphäre der Namentlichkeit Aufgängigkeit bedeutet), eine Welt inwertiger Geistigkeit, eines inwertigen Geistes und einer inständigen und wenn auch transzendenten so auch inzendenten Person, einer inständigen und insistenten Person, an der die ganze Welt, die ganze Weltlichkeit und Materialität ist, vermittelt über Versammlung des heiligen Namens und die Funktionalität und Strukturalität und Formalität der Gesetzlichkeit und der systemischen Verbindung und in der Summe der Mannigfalt der Data und der empirischen Gegebenheit, welche aber in dem heiligen Namen und via Schemate in dem Gesetz und in der Aufgängigkeit der Namentlichkeit versammelt und aufgehoben sind, aufgehoben sind als lebendige in einem konkret Unendlichen, in einem Heiligen, weil von Gott, dem schöpferischen Wort, Gerufenem aufgehoben, welches das „Geheimnis“ als das Heim und Bergung und gleichzeitige Entlassung und Freilassung von allem ist.


Namentliche Welt, personale Welt ist Welt allererst als konkrete, als Weltlichkeit, als personal verfügte und in der absoluten und zur absoluten Person der Väterlichkeit und mit der passenden Mütterlichkeit eröffnete und hinaufversammelte Wirklichkeit und Weltlichkeit, welche in dem Namen ihre eigentlich lebendige und repräsentationale und das Symbol versammelnde Mitte und Sphärzität hat, welche alles einbegreift und alles als solches frei versammelt (nicht nur eingenetzt!) stehen und leben läßt.


Es ist eine Welt und eine Personalität und Subjektivität und Materialität, die aus der Gerufenheit und der Herausruf in dem und beim Namen und in diesem und aus diesem steht, eine Welt die voll ist, die völlig ist und die inständig ist, während sie dabei zugleich heraus-gerufen ist, und von einem ganz anderen sich bestimmt weiß, ohne in dieser Trennung aufgespalten sein zu müssen, weil diese Spaltung in dem Namen eine wohlaufgängige und produktive Spaltung ist, welche organisch-material verfügt ist und die echte Generativität gewährt, insofern im Namen eine dritte Wirklichkeit vorhanden ist, welche Immanenz (Eingewandtheit und Einseitigkeit) und Transzendenz (Hinausgerichtetheit und Andersseitigkeit), so glücklich aufhebt und verfügt, daß der Name gerade die Vermittlung und die ertätigte Wirklichkeit dieser Vermittlung und Doppeltgebundenheit und Rückaufgehobenheit in beidem ist.


Der Name ist ein Titel und Ursprung der Welt.

Mittwoch, 2. Juni 2010

Abschied und Wiedersehen

Für Ellen Dietrich im Angedenken der Äußerung und Erinnerung

und im fröhlichen Rückerinnern und Rückblende von
Eberhard Simons´ späleio-mythologischer Differenz


Abschied

"Wenn nun aber (unter den Menschen) am vormaligen Aufenthaltsort (in der Höhle nämlich) gewisse Ehrungen und Lobsprüche festgesetzt wären für den, der am schärfsten das Vorübergehende (was sich alltäglich zuträgt) ins Auge faßt und dazu am meisten das im Gedächtnis behält, was davon zuerst, was nachher und was gleichzeitig vorbeigebracht zu werden pflegt, und der am ehesten (dann) hieraus das vorher zu sagen vermöchte, was künftig eintreten könnte, glaubst du, ihn (den aus der Höhle Hinausgegangenen) würde es (jetzt noch) nach jenen (in der Höhle) verlangen, um mit denen (dort) zu wetteifern, die bei jenen in Ansehen und Macht stehen, oder wird er nicht gar sehr das auf sich nehmen wollen, wovon Homer sagt: "auf dem Lande (oberirdisch) lebend einem fremden unbegüterten Manne um Lohn zu dienen", und wird er nicht überhaupt was immer sonst eher ertragen wollen, als in jenen (für die Höhle gültigen) Ansichten sich herumzutreiben und auf jene Weise ein Mensch zu sein?

-Ich glaube, sagte er, alles würde er eher über sich ergehen lassen, als auf jene (höhlenmäßige) Weise ein Mensch zu sein. -


&
Wiedersehen

Und nun also bedenke dieses, erwiderte ich: Wenn der solcherart aus der Höhle Herausgekommene wiederum hinabstiege und an denselben Platz sich niedersetzte, füllten sich ihm da nicht, wo er plötzlich aus der Sonne kommt, die Augen mit Finsternissen?

- Gar sehr allerdings, sagte er. -


Wenn er nun wieder mit den ständig dort Gefesselten sich abgeben müßte im Aufstellen und Behaupten von Ansichten über die Schatten, während ihm noch die Augen blöd sind, bevor er sie wieder angepaßt hat, was nicht geringe Zeit der Eingewöhnung verlangte, würde er dann dort unten nicht der Lächerlichkeit preisgegeben sein, und würde man ihm nicht zu verstehen geben, daß er ja nur hinaufgestiegen sei, um mit verdorbenen Augen (in die Höhle) zurückzukehren, daß es also auch ganz und gar nicht lohne, sich auf den Weg nach oben zu machen? Und werden sie denjenigen, der Hand anlegte, sie von den Fesseln zu lösen und hinaufzuführen, wenn sie seiner habhaft werden und ihn töten könnten, nicht wirklich töten?

- Sicherlich wohl, sagte er. -"*



*Martin Heideggers Übersetzung von Platons Höhlengleichnis, Politeia 516c-517a, aus Martin Heidegger, "Platons Lehre von der Wahrheit", Klostermann 1997