Samstag, 29. März 2014

Bekehrung

Fastenzeit. Zeit der Bekehrung. Klassische Zeit der Chance der Umkehr, der Umsteuerung und Neuausrichtung. Der Bedingungsvorbereitung für die Neuausrichtung.

Zu was oder in was könnten wir als Kirche im säkularen Westen umkehren, uns bekehren, um dann dort zu kommen, wo wir sein sollen?

Mir scheinen hier mindestens drei Punkte beachtenswert zu sein.

Der erste ist die Liebe und die Umkehr zur Liebe.
Der zweite ist die Einrichtung. Wie richten wir uns dementsprechend ein?
Und der dritte ist der Beitrag den wir zu leisten haben, unser Beitrag für die Allgemeinheit, für das Gemeinwohl.

Warum und inwiefern ist hier eine Umkehr nötig?

Die folgenden Ausführungen werden gerafft verfahren müssen.


1. Die Liebe

"Die Liebe Gottes ist übergegossen über uns alle." "Gott ist die Liebe." Das ist die zentrale Mitteilung des christlichen Glaubens. Die Liebe als das Göttliche und als der Gott ist somit nicht etwas Abständiges. Sie ist etwas, das lebensbedingend primär allkonstitutiv und allpräsent ist. Aus allem und von allem, das Schöpfung ist, kommt zu allererst die Liebe hervor. Es kommt in Liebe oder es ist die Liebe, die gegeben wird. Die Liebe durchflutet und durchstrahlt alles. Die Liebe strahlt die Wärme aus, wie erwärmte Steine strahlen. Wenn davon auszugehen ist, dass das Leben, das Lebendige, das Andere zum Stein ist und zwar insofern das Andere als es der Ausdruck, die Mitteilung, die Spur der Liebe ist. Das Lebendige als das Geliebte und Liebende. Als solches, welches die Liebe anzeigt, die in allem ist und durch alles ist.
Wie stark ist unser Gottesglaube und seine Vermittlung bisher dafür angetan, diese Vorgängigkeit und diese Omnipräsenz und primäre Sieghaftigkeit der Liebe und ontologische Vormacht der Liebe zu vermitteln und zu vergegenwärtigen und nicht zu verstellen?
Inwiefern kann ein reiner geistiger Gottesglaube und Gottesbegriff und eine im primitiven Sinne personal gebundene Rede von der Inkarnation der Liebe in Jesus Christus dafür angetan sein diese Allmacht und Ominpräsenz der Liebe, dieses "Ich bin." deutlich zu machen, hinter das jegliche andere, wenn auch noch so anmaßende Machtbehauptung oder Hypermaterialität weichen muss, weil es in seinem Liebes- und Tragevermögen nicht diesem omnipräsenten und -potenten "Ich bin." standhalten kann und vor ihm weichen muss, sich hinter es und in es stellen muss, um zu sein, um zu bestehen, um zu werden, das was es ist, bzw. sein will.
Wie weit ist das Christentum die Versenkung in diese Liebe und die strukturale und allgemeine Veranstaltung der Meditation dieser Beschaffenheit und ihrer Freiräumung und wie stark macht es sich auf den Weg sich für die Durchlässigkeit und Fassung dieser Heilsbotschaft bereit zu machen und zu öffnen, um in sie einzugehen, um sich in ihr niederzulegen und aus ihr zu sein? Aus dieser Liebe, aus der alles ist und durch die alles ist und in der alles das ist, was es sein will und soll.
Wollen wir uns zu dieser Größe und zu dieser Allpotenz der Liebe bekehren, uns in sie bekehren, um aus ihr, in ihr und durch sie zu sein?

2. Die Einrichtung

Was aber bedeutet die Einrichtung aus dieser Liebe? Was ist das für eine Einrichtung? Was bedeutet sie?
Ist es nicht primär eine Einrichtung der Gnade, der Barmherzigkeit? Und wenn eine Regulation und Satzung dann die einer und der Barmherzigkeit? Der Heilung aus und in Liebe, des Gedeihs in und aus und durch Liebe. Jene Einrichtung des heilenden Mehr der und durch diese Liebe. Jenes mehr als die normale Gesellschaft, wenn sie auch durch ihre Teilnehmer und Mitglieder genau den Teil enthält, der sie zu einer menschlichen und irdischen Gesellschaft macht, so zeichnet sie sich gerade aber durch jene Krönung und Überhöhung aus, welche wir in der Heiligung und d.h. der Sakramentalität entdecken und erkennen und behaupten. Ihr Different-spezifisches in in ihrer Sakramentalität verwahrt und aufgehoben. Aber was ist dieses so neugewonnen aus dem Verständnis ihrer Beschaffenheit als der Verwahrungsort der barmherzigenden, gnadenhaften Heiligung und Heilung?
Ja, sie überhöht z.B. die Materialität und die Materialität der Gaben, indem sie diese in Gaben und Gnaden und Teilhaben somit des Himmels macht.
Sie überhöht die irdische Partizipation und Personalität, indem sie diese zu irdisch-himmlischen Partizipationen und Teilnahmen am und des Himmels macht und somit zu seiner Vergegenwärtigung in der Einverleibung der Taufe, der Kommunion und der Firmung.
Sie macht sie zu jenen Gegenwarten des Himmels, indem sie zu Orten der Heilung und Verwandlung des Übels ins Gute und Heile wird, im Heilsmysterium der Heilung und der Versöhnung.
Und sie segnet die Naturalität in dem sie sie in ihrer Gottesebenbildlichkeit bestätigt in den Sakramenten der Ehe und der Weihe.
Sie richtet jene Caritas und Diakonia ein als Heilsanstalten des Erweis der göttlichen Liebe, welche über die irdische Liebe und Hilfsbereitschaft hinausgehen und sie in den Bereich des Himmlischen und Allgegenwärtigen ausweiten, um so jene Liebe zu schenken, welche jeglicher nur bedingt sein könnenden irdischen Liebe und HIlfsbereitschaft ihren Sinn weil ihre Möglichkeit und ihre Ermächtigung gibt, ohne welche diese versiegen und irregehen müssten, indem sie sie nährt und mit der unversiegbaren Quelle speist und bekräftigt.
Sie ist öffentliche Einrichtung des stiftenden und aufrechterhaltenden Vollzuges über alle kontingenten Bindungen und Divergenzen hinweg, indem sie die Feier des Grundes und aus dem Grund und durch den Grund ist, in welchem die möglichkeit der Allgegenwart des Tages und der Nacht, unserer Gemeinschaft und Persönlichkeit sind und werden: in den Feiern der Liturgie.
Sie ist Dienst und Feier der Guten, Wahren und Schönen, der heiligen Wissenschaft, Kunst und Handlung.
Sie ist Ökonomie des Heils und der Wohlfahrtlichen Einrichtung, wobei die Wohlfahrt hier auch jene Wohlfahrt ist, die auch noch jenes in Wohlfahrt einrichtet, das uns wesentlich konstituiert, das wir aber nicht sehen und aus dem wir sind, jene eigentliche Ökonomie unseres Betriebes, die wir vergessen haben und für die höchste Dringlichkeit der Erinnerung besteht.

3. Beitrag

Ja, wir wären somit dieses Plus der Einrichtung des Heils. Jenes Heils, das das Licht der Welt ist und an dem die Welt eben erlöst und geheilt wird und ist, weil sie die Gegenwart und die Veranschau jenes ist, der ewig ist und lebt und thront zur rechten des Vaters und der am dritten Tage auferstand.

Das ist und darin wär die Notwendigkeit, Möglichkeit und Dringlichkeit unserer Umkehr, unserer Umstellung, Metanoia und Bekehrung.



Dienstag, 25. März 2014

Das Zusammenkommen

"Caritas abundat in omnia, 

de imis excellentissima 
super sidera,
atque amantissima in omnia, 
quia summo Regi 
osculum pacis dedit."


"Die Liebe überflutet alles, 
von den tiefsten Tiefen 
bis über die höchsten Sterne hinaus,
sie ist liebend zugetan allem,
da dem König, dem höchsten,
sie den Friedenskuss gab."


Hildegard von Bingen

Das Eigentümliche und Herausragende an dieser von der Heiligen Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen vertonten Aussage ist ihr Verhältnis der Zusammenführung und der gleichzeitig daraus hervorgehenden Eröffnung und Begründung und Verankerung: Es ist der Kuss. Noch genauer: Der Kuss des Friedens.

An dieser Stelle will ich mich nicht weiter einlassen auf eine auslegende Bedeutung der inhaltlichen Implikationen des Verhältnisses von z.B. höchster Allgemeinheit und Ungebundenheit (Liebe) und Konkretion, Bestimmtheit, Zusammenfügung (König) und der Möglichkeit ihrer Verfügungsverhältnisse,
sondern nur darauf hinweisen, dass dieses über einen KUSS geschieht, einen Kuss der als das körperliche, materielle Zeichen und Vollziehen, ein Kuss und ein Vollziehen damit des Friedens und der Befriedung wird und d.h. der vollkommenen Ankunft und Erfüllung, der ankommenden Vollendung, die allererst zum Anfang befähigt.
Ein Kuss. Nicht ein anderes, mehr geistiges, oder mehr materielles. Ein Kuss, welcher die absolute und vollkommene Mitte und Verfügung von Körperlichem, Physischem und rein Liebendem, Geistigen ist.
Ein Kuss, der die Mitte ist.
Jener Vollzug also, welcher die Mitte, die Mitte also des Christlichen und hier vor allem des Christlichen ist.

Und so soll sich das Christentum fragen, ob es denn heute und in welcher Weise es aus einem Kuss lebt und ist. In welcher Weise ist seine Realisation und d.h. die Realisation von uns allen, die wir dieses tun des Christlichen tun, eine Weise und sogar DIE Weise der Realisation des Kusses? In wieweit sind wir ein Kuss? Und die Frucht eines Kusses, des Kusses von Himmel und von Erde. Ein Kuss des Friedens, ein Kuss der Wunden, ein Kuss der Füsse, ein Kuss der Seiten, ein Kuss der Versöhnung. Ein Kuss.
Ein Kuss, aus dem und in dem und durch den, die Liebe überfließend wird und alles, das Tiefste und das Höchste überflutet und einfasst, indem sie allem seine begegnende Zuwendung zuwendet, um so ein Kuss zu sein, ein Kuss überfließender Liebe, der Liebe, die in allem und aus allem überfließt.

Ein Weg und ein Ziel, der die Mitte finden läßt, die Mitte, welche eine allzugroße Vergeistigung und Entkörperlichung damit, genauso wie eine allzugroße Materialisierung (wobei ich denke, dass es diese Gefahr im Christentum im guten Sinne bisher noch nicht gab) vermeidet, um jene und aus jener und dieser Mitte zu sein, in welcher die Vereinigung ist, die einzige Kraft und der einzige Weg, der jenen "unbedingten Tod", den ewigen Tod, die ewige Erstarrung und die totale Verflüchtigung und Auslöschung vermeiden und besiegen kann, indem es ihnen die Konkretheit des Kusses, der liebesmäßigen Vereinigung entgegensetzt, um so über allen und in (in-über) jenen als Schatten und Bedignungen und Stroh(feuern) zu thronen und zu herrschen. Und d.h. wirklich inseits und inwendig zu sein. 

Freitag, 21. März 2014

Bedeutung des Verlangens

"Die Horizontalisierungstendenz ist in Wirklichkeit ein Verlangen die Kirche Christi als eine wahre Gemeinschaft der Liebe zu sehen!"

E. Schillebeeckx, Personale Begegnung mit Gott