Dienstag, 25. März 2014

Das Zusammenkommen

"Caritas abundat in omnia, 

de imis excellentissima 
super sidera,
atque amantissima in omnia, 
quia summo Regi 
osculum pacis dedit."


"Die Liebe überflutet alles, 
von den tiefsten Tiefen 
bis über die höchsten Sterne hinaus,
sie ist liebend zugetan allem,
da dem König, dem höchsten,
sie den Friedenskuss gab."


Hildegard von Bingen

Das Eigentümliche und Herausragende an dieser von der Heiligen Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen vertonten Aussage ist ihr Verhältnis der Zusammenführung und der gleichzeitig daraus hervorgehenden Eröffnung und Begründung und Verankerung: Es ist der Kuss. Noch genauer: Der Kuss des Friedens.

An dieser Stelle will ich mich nicht weiter einlassen auf eine auslegende Bedeutung der inhaltlichen Implikationen des Verhältnisses von z.B. höchster Allgemeinheit und Ungebundenheit (Liebe) und Konkretion, Bestimmtheit, Zusammenfügung (König) und der Möglichkeit ihrer Verfügungsverhältnisse,
sondern nur darauf hinweisen, dass dieses über einen KUSS geschieht, einen Kuss der als das körperliche, materielle Zeichen und Vollziehen, ein Kuss und ein Vollziehen damit des Friedens und der Befriedung wird und d.h. der vollkommenen Ankunft und Erfüllung, der ankommenden Vollendung, die allererst zum Anfang befähigt.
Ein Kuss. Nicht ein anderes, mehr geistiges, oder mehr materielles. Ein Kuss, welcher die absolute und vollkommene Mitte und Verfügung von Körperlichem, Physischem und rein Liebendem, Geistigen ist.
Ein Kuss, der die Mitte ist.
Jener Vollzug also, welcher die Mitte, die Mitte also des Christlichen und hier vor allem des Christlichen ist.

Und so soll sich das Christentum fragen, ob es denn heute und in welcher Weise es aus einem Kuss lebt und ist. In welcher Weise ist seine Realisation und d.h. die Realisation von uns allen, die wir dieses tun des Christlichen tun, eine Weise und sogar DIE Weise der Realisation des Kusses? In wieweit sind wir ein Kuss? Und die Frucht eines Kusses, des Kusses von Himmel und von Erde. Ein Kuss des Friedens, ein Kuss der Wunden, ein Kuss der Füsse, ein Kuss der Seiten, ein Kuss der Versöhnung. Ein Kuss.
Ein Kuss, aus dem und in dem und durch den, die Liebe überfließend wird und alles, das Tiefste und das Höchste überflutet und einfasst, indem sie allem seine begegnende Zuwendung zuwendet, um so ein Kuss zu sein, ein Kuss überfließender Liebe, der Liebe, die in allem und aus allem überfließt.

Ein Weg und ein Ziel, der die Mitte finden läßt, die Mitte, welche eine allzugroße Vergeistigung und Entkörperlichung damit, genauso wie eine allzugroße Materialisierung (wobei ich denke, dass es diese Gefahr im Christentum im guten Sinne bisher noch nicht gab) vermeidet, um jene und aus jener und dieser Mitte zu sein, in welcher die Vereinigung ist, die einzige Kraft und der einzige Weg, der jenen "unbedingten Tod", den ewigen Tod, die ewige Erstarrung und die totale Verflüchtigung und Auslöschung vermeiden und besiegen kann, indem es ihnen die Konkretheit des Kusses, der liebesmäßigen Vereinigung entgegensetzt, um so über allen und in (in-über) jenen als Schatten und Bedignungen und Stroh(feuern) zu thronen und zu herrschen. Und d.h. wirklich inseits und inwendig zu sein. 

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