Donnerstag, 14. Januar 2016

Eros und göttliche Liebe

Gott und Eros werden aufgrund einer langen Tendenz der Diskussion der beiden Sachbereiche getrennt und auch entgegengesetzt verhandelt. Was dem einen gut tut, kann dem anderen nur schaden. Die Betrachtung der Abstammung des Eros und/oder die Hypostasierung und Verallgemeinerung eines Verderbens des Erotischen fielen durchaus undifferenziert und schematisch-dualistisch, ja manichäisch aus. Von der Seite der göttlichen Schöpfung und der Inkarnation und Kenosis des Gottes aus muss sich das Verhältnis anders darstellen. Der Eros muss in seiner göttlichen Abstammung und Potenzialität betrachtet werden. Der Sündenfall impliziert auch einen Bruch der göttlichen Herrlichkeit des Eros und seiner Ekstasen. In der Erfüllung unseres Körpers erfüllen wir auch die Möglichkeit göttlicher Verkörperung. Gott liebt über sich hinaus. In der Barmherzigkeit und in seiner Selbstaufopferung erzeigt er die erotische Kraft der Selbsthingabe und der Verschmelzung mit dem anderen. Diese verleiht ihm dann auch die eigentliche Herrlichkeit, welche der heile, aufgerichtete Eros verleihen kann: Die Wiederkunft aus dem Tod. Die Auferständigkeit. Und diese eröffnet die höchste Herrlichkeit und Verklärtheit. Diese eröffnet und instituiert den Himmel und die Ordnung des Himmels auf der und in der Erde. Ein Eingang, der die Erde selbst ganz verändert, verwandelt und verklärt. Der sie auferständig, geheilt, versöhnt wieder aufgerichtet macht.
In dieser Weise ist der Eros die Kraft der Berührung und der Durchgängigkeit der Kommunikation und der Wandlung/Verwandlung.
Der wiederhergestellte Eros schenkt die Gnade ebenfalls in die Unberührbarkeit und die bloße egomanische Verdorbenheit des eigenen Selbst hineinzugehen. Er verwandelt ihn, indem er in ihm ebenfalls ein Licht des Heils und der Wiederherstellung ein- und aufrichten kann, zum Zeichen. Hier macht er aus Unberührbarkeit, aus Angst, Zwiespalt, Intrige, Todesbesessenheit und Versteinerung der Gefühllosigkeit das Wunder der Selbstaufgängigkeit, das mehr ist als nur Selbstbefreundung, das Selbstdarbringung und -darreichung ist, ein schöpfungs- oder erlösungslogischer Akt.
In diesem Sinn erfüllt sich das inkarnatorische Erlösungs- und Gnadenpotenzial des eigentlichsten christlichen Gedankens und seiner Handlung in der Heilung und Verwandlung des Selbstverhältnisses und zwar in der Weise des Selbstausweises.
Die Mitte eines heilen, aufgängigen und versprechenden homoerotischen Verhältnisses ist die sakrale, göttliche, leibhaftig spirituelle Aufgängigkeit und Ursprünglichkeit aus der, zu der und durch die alles ist. Diese gibt der Kommunikation und der physischen Interaktion Sinn und Zweck. Diese läßt es auch frei sein und gewährt die unausschöpfliche Räumlichkeit und Differenziertheit, welche sonst abgeht und Horreurs der Enge und des Mißverständnisses bildet.
Dieses lernen wir von Jesus. Wir können sicher sein, dass Jesus, sei es im vorkarfreitaglichen oder in dem nachösterlichen Leib physisch-leibhaftige Interaktionen mit den seinen aufnimmt. Eine Ahnung davon vermittelt uns der Hinweis auf den beim Abendmahl an der Brust des Meisters liegenden Jünger. Das Christliche ist gerade ein erfüllter, ein himmlischer, göttlicher Leib.
Ein Leib, der die Milde der Todesüberwindung hat.
So ist und wird er der herrliche, der Auferstehungsleib.
Ein Ausweis der Verwindung der Krankheit, der Verhinderung und des Todes.

Wir können sagen, dass Gott gerade jener ist, welcher den vollen, den erfüllten und den erfüllenden Eros vermag. Er scheitert nicht an den vielfältigen Klippen, welcher jener auch raue Gott bereiten kann. Er zeigt uns die reife Weise, auch über eine gewisse Selbstdemut hindurch, wie die Herrlichkeit des Eros in einem herrlichen erotischen Leib aufgehen und sein kann. So erlöst uns Gott.
So schenkt er auch seine Gnade.

In diesem Sinn ist der Heilige Geist gerade auch jener Geist, welcher dieses Vermögen hat und vermitteln kann. Er läßt Aufgängigkeit stehen und werden.
Er läßt Wunder wahr sein.


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