Montag, 10. Dezember 2012

Zeugnis Neuer Ökonomie

"Dieser innere Zusammenhang ist eben der der göttlichen Heilsökonomie, aber er ist nicht bloß der eines jenseitigen Planes, der im Geiste Gottes verborgen liegt; er hat, wie die Heilsökonomie als solche, eine konkrete (im scholastischen Sinne des Wortes könnte man sagen: eine "physische" (d.h. eine reale Ganzheit bildende)) Wirklichkeit, die aus einem Leib und einer Seele besteht. Dieser Leib ist die Sendung, die Seele ist der heilige Geist. 
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Nach den Aposteln sollte die Kirche gewiss die Nutznießerin des Offenbarungs- und Erlösungswerkes Christi sein, aber sie sollte auch das Werkzeug dafür sein, das Mittel der Mitteilung an die Welt. Das Neue Testament sieht sie als die, die von der Menschwerdung lebt, aber auch als die, die durch diese Menschwerdung die innere Bewegung empfangen hat und die diese fortführt, bis Christus in Macht und Herrlichkeit wiederkommt. Diese Einheit der Sendung verwirklicht zwischen all denen, die, ein jeder an seinem Platze und bei Wahrung aller Unterschiede der Situation, die Sendung empfangen haben, die Einheit einer gleichen moralischen Körperschaft von Gesandten und Zeugen. Unter dieser Hinsicht kann man von einem einzigen Träger der Tradition sprechen, der sogar ihre Quelle umfasst und der von dieser bis zu uns fortschreitet, wie eine Welle vom Punkte ihres Entstehens bis zum Gestade läuft. Die Quelle, das waren die Propheten und die Apostel als Zeugen Jesu Christi, das ist Jesus Christus als Zeuge des Vaters - "Philippus, wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen" (Joh 14,9); "Meine Lehre stammt nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat" (7,16) -: Das ist schließlich Gott selbst, der Vater, der Urgrund ohne Grund, von denen die Sendung Christi ihren Ausgang nimmt, wie überhaupt das ganze Sein des WORTES, das in Jesus Christus Mensch geworden ist. Es war ein im Judentum anerkannter Grundsatz, dass die Autorität dessen, der sendet, sich dem mitteilt, den er sendet. Im Neuen Testament begegnet uns etliche Male der Widerhall dieses Grundsatzes: "Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf, und er nimmt den auf, der mich gesandt hat" (Mt 10,40, ..)
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Die katholische Kirche glaubt unbefangen und fest an die Tatsache, dass Gott in der Welt eine Sendungskörperschaft aus einem Guss geschaffen hat und dass sie eine Wirklichkeit göttlichen Rechtes und eine öffentliche Wirklichkeit ist: die Öffentlichkeit ist eine der bezeichnenden Züge der Offenbarung, ob man diese auf der Stufe der Propheten, der des Evangeliums oder der des Apostelamtes und der durch das Pfingstfest begründeten Kirche betrachtet. Es gibt wirklich in der Welt eine von Gott gesetzte Körperschaft, die das trägt und übergibt, was er der Welt ausgeliefert hat, damit diese davon lebe und gerettet werde."

Yves Congar, Tradition und Kirche



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