Donnerstag, 23. Juli 2020

Schlechte Biopolitik, gute Lebenspolitik II

Unerwartet, sagten wir, oder unverhoffter als gedacht, sind wir in Konditionen und Koordinationen der Lebenspolitik geraten. Es sieht so aus, als ob über die diesjährige Coronahustenwelle hinaus Aufstellungen unserer Lebenseinrichtung aufrechterhalten werden sollen, die für längere Zeit, sagen wir es schön, unser Leben und d.h. seine öffentliche Aufstellung sub speciae politicae biologicae aufgestellt sein lassen werden.
Die biopolitischen Kategorien der globalen Bestimmung der Politik nach gesundheitspolitischen Massstäben und Kategorien werden ab jetzt und scheinbar unauslöschlich die Politik, das was Politik ist, in ihrer Aufstellung und Koordination, also struktural wesentlich bestimmen.
Das ist ja und muss an sich nichts Schlechtes sein, wenn nicht eine offensichtliche Gewissheit bestünde, dass der Katalysator, der Auslöser dieser konstitutionellen Revolution eine Simulation wäre oder zumindest ein Akteur, der unter realen Bedingungen es niemals rechtfertigen könnte und niemals bisher auch rechtfertigt hat, eine solche Umstellung aller Umstellungen durchzuführen, eine solche grundlegende Umwälzung unserer Lebenseinrichtung, ein solches Umgraben der herkömmlichen und gewöhnlichen Landverfassungen, welche Umstellung zumal und aufgrund dieser ersten unzulänglichen Bedingtheit des Grundes nicht von der Absicht geprägt wäre, die ein ernsthaftes, neutrales und allgemeines Interesse an einer revolutionären Vertiefung unserer Lebensauffassung und seiner allgemeinen Aufstellung anzeigt, welche aber vielmehr als ein solcher globaler Betrieb und eine solche globale Unternehmung für jeden normal, nüchtern und offen Betrachtenden und Erwägenden nicht anders als eine Usurpation derselben Biopolitizität zu einem bestimmten Zweck der privaten Manipulation, Gewinnerwirkung und Kontrolleinrichtung in ihrer strategischen Blitzkrieghaftigkeit und Durchführung eben als eine Usurpation, als ein Coup, ein napoleonischer Machtergreifungsversuch zu verständigen ist.
Man könnte das Ganze auch in seiner systemkritischen Form auch anders formulieren: Wenn die biopolitische Erweiterung und Vertiefung unserer Lebensaufstellung in dieser Weise als Geburtsvorgang bestimmt ist, dann kann es sich nur um eine fatale Fehl-, Miss-, oder Todgeburt handeln. Nach 10 Jahren geht ihr die Luft aus. Ein trauriges Gründungs-, und von solchem Ausmaß geprägte Weltwerdungsunternehmen, spricht nicht wirklich für die strukturelle Kompetenz seiner Verfasser. Zumal dessen Durchführung, das sei hier vorgreifend angeahnt, gleichbedeutend mit der Durchführung des eigenen Todes ist, eine Verwirklichungsdynamik also darstellt, die eine gleichzeitige Selbstvernichtungsdynamik ist.. Aber dazu vielleicht später.

Biopolitik wird also nur zum Schein und d.h. diese missbrauchend als solche und als neuer Betrachtungsmaßstab eingeführt, indem seine Einführung aber nur einer technokratische Beherrschung und d.h. eindimensionalen Lenkung der Lebenspolitik dient und sich so als Alibi der Lebensusurpation zum Zwecke seiner totalen Ingriffnahme und Beherrschung zu lebensabseitigen, lebensfremden oder gar lebensvernichtenden Zwecken offenbar und somit als das Gegenteil der Lebenspolitik und d.h. als technokratisch-despotische Lebensverhinderungs- und d.h. Lebensvernichtungspolitik, als das Abiologische per se offenbart. Die Biopolitik ist dann nur der unwesentliche Schleier und Schein einer lebensfeindlichen Lebensvernichtungsprogrammatik und -exekution. Sie ist Lebensvernichtung, Lebensextermination als solche.
Sie ist der Inbegriff dessen, was man landläufig und volkstümlich als aktivierte Karzenosität bezeichnet, ein aktiviertes Geschwör, ein bösartiges Geschwür, das den Tod des biologischen Trägers impliziert.

Woher aber kommt eine solche, sicherlich nicht schlagartig und aus dem Nichts auftretende, aber vielmehr eine stätig anwachsende oder gar permanent anwesende, nun aber exzessive, sich verselbständigende, selbstverstärkende und übermächtig werdende Dynamik und Manifestation, so dass systembestimmend wird und die Verfassungsweise des Systems übernimmt und bestimmt?
Hat sie nicht ihre Ursache, ihre letzte Ursache in dem entkoppelten Verhältnis von Biologizität und Technizität mit dem letztlich fehlehnden Grund ihrer Vermittlungsinstanz, der die beiden Askpekte vermittelnde Instanz der regulatorischen Selbsthaftigkeit zu tun, welche in der totalen Entkoppelung weggefallen, abhanden gekommen zu sein scheint, so dass sich das im Spiegel betrachtende Subjekt nur als eine antagonistische Zweiheit von Biologizität und Technizität ohne ein Gesicht wiederfinden, als ein Nihil, ein Loch, ein Nichtiges, das im Kampf der beiden und ihrer Entsinntheit besteht?  Und ist nicht dieses die klassische Beschreibung des psychiatrischen Depersonalisierungsphänomens, welches von schizoider Wahnhaftigkeit, Parandoidizität und Wahnbildung besteht?
Ist sie nicht letztlich die Aggitation des Selbstschwundes, der Selbstanihilisation, der Entselbstung und der dogmatischen Selbstnegation und die Realisation und Aktivierung der nihilistischen Vermeintlichkeit, welche sich als Selbstvernichtung nur vollzieht und soz. im abschließenden Akt vollführt?
Ist sie nicht somit eine Selbstverständlichkeit, ein natürliches Phänomen und Ereignis, eine Folgerichtigkeit?
Und was hieße eine Wiedererselbstung in so einem Fall auch als therapeutisches, ja als exorzistisch-therapeutisches Verfahren?
Vollzieht sich die Selbstvernichtung der Selbstanihilisation nicht als ein Selbstgeschehen und ist Selbst nicht immer ein Selbst vor einem anderen, ständigen Selbst, das auch diese Selbstvernichtung terminieren und verwinden oder eben vollenden und überwinden helfen könnte?
Ist Selbst nicht immer ein transzendentales Geschehen, ein sich immer selbst übersteigendes und im starken und d.h. vermitteltem Sinne auf sich zurückkommendes Selbst, eins das Selbstvernichtung letztlich nicht als Letztgültiges stehen lassen kann, aus seiner Struktur heraus, das aber das Selbst gerade aus dieser Vernichtung auch neu zu geben vermag, indem es sich meldet und sagt: Ja, es mag sein. Ich bin hier und sage dir, dass du bei dir selber neu anfangen kannst und zwar als ein solches, das sich so und so aufbauen kann, das nicht nur Selbstvernichtung, das durch eine solche Selbstauferbauung, -aufgängigkeit bestimmt sein kann und sein soll. Baue dich als ein solches auf, das ständig sein kann, und mit und neben mir und durch und aus mir sein kann und trotzdem es selbst sein kann, das in Dualität sein sein, das im Auferbauen des Dritten Zwischen- und Umseienden sein kann und zu sein hat.
Schon kann das Selbst, das durch Selbstvernichtungsprogrammierung bestimmt war, mit der Selbstabsehung zur Selbstannehmlichkeit kommen und aus der Gewähr der Seinsmöglichkeit und Seinsgewolltheit aufbauend und zwiegesprächig, kommunikativ und konstruktiv sein kann, indem es seine neue kommunikative Selbstmöglichkeit aus dem transzendentalen und transzendendem und trotzdem inzendentem Überstieg und Einstieg auferbauen, betreiben und mitzukonstruieren anfangen kann.

Es versteht sich von selbst, dass diese kommunikative Aufsprengung und Eröffnung der, nennen wir sie autistisch, zwangsverschlossenen Selbst- und d.h. Ichhaftigkeit einer qualitativen Ergänzung bedarf. Das autistische Ich kann durchaus ein vielfältig autistisch gemeinschaftliches sein und so sein Leben voll und fast total betreiben können und trotzdem eine Verschlossenheit sein und bilden.
Es kann aber auch diese Geschlossenheit auf eine transzendente, höhere sozusagen Geöffnetheit öffnen und trotzdem in einen Strudel des Verderbens immer wieder geraten und gedrängt werden oder in eine blinde Vergeblichkeit, so dass diese Geöffnetheit eben durchaus von der Qulität der transzendentan Vermeintlichkeit abhängt.
Sie kann aber auch von einem solchen Bild und von einer solchen transzendentalen Entität ausgehen und ihr begegnen, die sagen wir es verkürzt Destruktiviät und Aussichtslosigkeit von vorn herein verhindert, Konstruktivität und Beständigkeit garantiert, fördert und fordert und ermöglicht. Das kann sie um so mehr je mehr sie als ein Selbständiges und Eigenes erscheint und west, wie es schon bei jedem mit-autistischen Selbst oder Ich der Fall ist, bei dem man von Verhandlung und Anerkennung der Selbständigkeit auszugehen hat.
Ja, eine wirkliche Autizität fordert eine solche und gibt sich nicht mit einer solchen zufrieden, die mangelnde Vollständigkeit oder Totalität nicht nur behauptet, sondern auch sie als solche ausweist, indem ihre Macht eine Überzeugendheit hat, welche sich gerade am eigenen totalen Anspruch misst und diesen als Zweifaches, Dialogisches, Anerkennendes sein läßt und nicht durch hierarchische Verbrämung vorzugaukeln nötig hat. Sie hat immer etwas unüberschreitbar Partnerschaftliches, wenn auch unbedingt Eigenständiges und Forderndes, meistens die Selbständigkeit Forderndes.
Diese Differenz ermöglicht dann aber nicht nur die Differenz sondern auch die Selbstseiendheit.
Es geht also um Selbsteröffnung, Selbsttranszendenz und die Selbstevidenz der Transzendenz selbst.
Genau besehen, kann die wirkliche Selbsttranszendenz nicht anders als eine solche der Selbstevidenz und daraus der evidenten Mächtigkeit sein. Alles andere erkennt das transzendierende Subjekt als Ungenügen und als Selbstprojektion an, welche kein volles dialogisch-kommunikatives und Standermöglichendes ermöglicht und garantiert.
Die Selbstevidenz gibt sich mit nichts anderem zufriefen und schreitet von allein bis zu diesem Erreichen vor, in welchem es sich allererst befriedigt und als bei sich ankommend erkennt, aus dem es jenseits aller Vermeintlichkeit und Illusion allererst herausgehen und anfangen, bildend, konstruktiv werden kann.

Biopolitik und ihre Technik ist nichts anderes als das Ereignis dieses transzendental-transzendent-inzendenten und exzendenten Geschehens, das das Selbst als den Anfang, das Werden der Selbstwerdung und -bildung erkennt, den Punkt und das Erreichen jenes Zustands, in welchem es erst jenseits aller Vermeintlichkeit, Vergeblichkeit und Illusionsverfallenheit anfangen kann.

In diesem Sinn ist die usurpierte biopolitisch-technizistische Aktivierung und Psychotisierung nichts anderes als der Anfang und der Vollzug des Untergangs dieser letzten Vermeintlichkeit an dessen Ende und bei dessen Zugrundegehen es als jenes Aufgängiges neu werden und anfangen kann.

Die techniszistische biopolitisch verbrämte Zwanghaftigkeit und Psychtisiertheit ist der Anfang jener ganzheitlichen Aufgängigkeit und Auferbaulichkeit, der Anfang der Welt, für ein Subjekt, das noch nicht geboren war, das den letzten FinsternisKampf seines Aufgangs gekämpft hat.

Das Selbst befreit sich zum Selbst, endlich und wirklich.


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