Dienstag, 29. September 2009

Über das Symbol der Welt und die gesamtheitliche Wirklichkeit

Ich schreibe das folgende als eine Skizze, eine Zeichnung mit wenigen Strichen, welche das Ganze bedeuten und repräsentieren und damit darstellen soll. Das heißt, daß diese Skizze nicht eine offene sein soll, eine assoziativ-brainstormartige. Sie soll eben das Ganze aufheben, beinhalten und darstellen.

Es geht dabei um die Reflexion der (grundsätzlichen) Beschaffenheit unserer Realität, unserer Wirklichkeit und d.h. auch dann unseres Begriffes, unserer Auffassung unserer Wirklichkeit, welche dann auch wirklichkeitsbildend oder mit- und maßgeblich mitbestimmend ist.

Dabei werde ich mich an die herkömmliche Interpretation der Entwicklung der Wirklichkeitssicht halten, nach der wir aus einer traditional-natural, herkömmlich gewöhnlich gefügten (manche nennen sie die mythologische) Wirklichkeit in eine vielfach rational aufgebrochene und aufcodierte, offene und rational bestimmbare, aber auch irrational unergründbare und apriorisch verdunkelte oder versperrte oder verbotene Wirklichkeit getreten sind, in eine, manche sagen, entzauberte. Diese progressive Auslegungstendenz werde ich gelten und stehen lassen.
Trotzdem werde ich aus dieser Entwicklung und aus dieser unserer gegenwärtigen Position nach einer Weiterentwicklung und Anverwandlung ihrer selbst fragen gerade auf die Möglichkeit einer wieder aufgehobenen und geschlossenen Wirklichkeit hin, welche aber nicht die Potenziale und Eröffnungen der zweiten Entwicklung (ihrer sog. Demystifizierung) rückgängig macht, um auf ihren Verschlüssen und reinen Rückwärtsgewandtheiten die angeblich neue Wirklichkeitsgestalt zu entwickeln. Denn dieses ist nicht möglich. Nur durch und mit der Annahme und der Gültigmachung der gegenwärtigen Wirklichkeitspositionen und -dispositionen und d.h. -konstituenzien und aus ihnen heraus läßt sich die Bedeutung und der Wiederwert der ersten Phase (ihrer Herkunft) für sie erschließen, welche Rückwendung als Rückbeschäftigung dann einzig und erst in der Lage ist, ein unabhängig und eigenständig schöpferisches Drittes zu begründen, welches aus der Entwicklung der Zeit harrt, wie die zweite Phase der Kultur- und Wirklichkeitsentwicklung sich auch aus dem Herzen der ersten nur entwickeln konnte und entwickelt hat und nur adäquat verstehbar und auslegbar wird, wenn sie als die Frucht und Verwirklichungstendenz der ersten, mythologischen Phase gesehen und gedeutet wird, mit allen ihren Potenzialen, welche Auslegungsmethodik schon in ihren Ergebnissen uns die Konstitution jener dritten Sicht und Wirklichkeitsfigur an die Hand gibt, die wir dann nur wirklichkeitskonstitutiv also -wirksam machen müssen.

Die Frage ist also, in welcher Weise eine dermaßen eröffnete und aufgebrochene und bindungs- und d.h. synthesenskeptische Welt zu einer kosmisch wieder gefügten häuslichen Welt werden kann, einer Häuslichkeit die aus Freiheit und Grundlegender Versorgung besteht, denn diese zwei Sterne waren es, um deren Willen scheinbar die zweite Welt unternommen und die erste aufgebrochen wurde; Leitthemen, aus welchen sich die sog. Neuzeit aber auch speiste und welche sie auch erfolgreich zu beantworten und zu lösen unternahm.

Diese ganze Rückschließung und Aufhebung und Verwindung und Neuaufstellung und Unmöglichkeit und Möglichkeit und Unwahrscheinlichkeit und Wirklichkeit muß also und wird eine extrem kritische (im Sinne von Krisis) sein. Sie wird extrem turbulativ und extrem trans-modifikativ, aber auch extrem entschleunigend und extrem beruhigungseröffnend und aufstellend sein, eine Aufstellung die sich nur aus einer extremen Abbremsung einer wiederum extremen Beschleunigung ergeben kann, um aus diesem Moment (big bang) eine wirklichkeitsgültige Wirklichkeitsgültigkeit und dann auch reale Welt-ständigkeit zu entwickeln und zu erwirken, welche die nächste Welt sein soll, welche eine aufhebend geschlossene und die Freiheit verwirklichende und die Welt ertätigende Welt sein soll, welche einzig aus einem dialogisch gereiften Verhältnis möglich wird mit den Quellen dieser Selbstertätigung als eine aufgestellte Welt, welche Welt sich zu einem dialogischen Tauschverhältnis mit dem transzendenten unendlichen Grund ermöglichen wird und ihn gnadenhaft erfüllen und institutional einrichten wird können. Sie wird sich zum sakralen Tausch der Eu-charistie befähigen und erwachsen und aus diesem Verhältnis als ganzheitliche, selbsterträgliche und grundgetragene Welt ermöglichen. Weil Welt und Selbstständigkeit und Freiheit anders nicht denkbar und wirklichbar sind.

Aber zunächst muß nach den aktuellen Aufstellungsbedingungen und Hinderungsgründen eines Aufgehens von Welt und einer Erfüllungswerdung gefragt werden.

Die Welt ist neuzeitlich eine wesenhaft offene Welt. Offen im Sinn einer dachlosen, fast als natural angesehenen kosmischen Ausgesetztheit (welche Offenheit aber, ihres elementaren Charakters wegen, auch ganz schnell eine totale Gleichschaltung und Ignoranz und totale Geschlossenheit bedeuten kann). Im gleichen Zuge zeichnet sich die heutige und d.h. neuzeitliche Wirklichkeitskonstitution durch eine wesenhafte innere Aufgehobenheitsunfähigkeit, durch ein wesentliches inneres und inverses Rückverbindungsunvermögen der persönlichen Empfindung und der eigenen Selbstaufstellung jeglicher Subjektivität, eine gewisse Flachheit und Tiefenangst, einen gewissen Oberflächenzwang (mit gleichzeitigen mystizistisch-romantizistisch-irrationalen Auflösungs- und Versenkungstendenzen und Irrationalitäten). Beides sind perfekte Aufspannungs- und Kreuzungsbedingungen einer verunmöglichten oder einer Verunmöglichung einer Aufhebung der Welt im Sinne der Ganzheitlichwerdung von Welt und Wirklichkeit im Sinne eines freien und offen7geschlossenen und eben gefügten Gefüges als ganzheitliche Geschlossenheit und Aufgehobenheit (Das was wir als das Bild der Welt (der Erde) aber vor uns sehen und haben. Eine in sich abgerundete Welt und Figur und Gestalt, welche aufgehoben schwebt und ihren bestimmten Gang hat. Ein solcher Charakter und der Antrieb als Grund- und Fundamentalantrieb seiner Über- und Verwindung ist aber der Hauptmotor der heutigen aktivisch-progressiv-differenzialen Weltfiguration als Negativfiguration. Eine Negativfiguration die aber einer Negation der Negation zustrebt.

Unabhängig von der Extremitätsdynamik dieser wesentlichen Kruzifikation kann aber gesagt werden, daß sie wesentlich an einer Unfähigkeit ihrer Extremisierung und Totalisierung und d.h. Vollendung und Erfüllung derzeit und d.h. an sich scheitert. Sie wird dogmatisch-statisch im Grundhalten ihrer selbst und damit nicht sie selbst. Sie erweist sich als eine nicht gelungene Modernisierung.
Sowohl das Ermangeln eines unbedingten Totalisierungswillens des eigenen Ansatzes auf die ganze Welt und d.h. seine unbedingte Verweltlichung und Verallgemeinerung und Verwirklichung nach außen als auch das Unvermögen der Einlösung der eigenen Befriedigung nach Innen als Selbstbefriedung und -befriedigung vorhabensverwirklichender Art (ökonomisch, gesellschaftseinrichtend, bürgerschaftsverwirklichend und (umwelt- und kosmo-)politisch, sowie transzendental-re-ligiös), obwohl beide als Potenziale erreicht sind und nur ihrer Umsetzung und d.h. Verwirklichung bedürften, zeigen die Überfälligkeit und Hinfälligkeit der gegenwärtigen Aufstellung in der Weise, daß überhaupt fraglich erscheint, ob eine solche Einlösung überhaupt systemisch möglich ist oder ob es denn nicht einer gnadenhaften transzendent-immanenten Tat bedarf, um diese kritische Stagnations- und Repetitions- und Hinfälligkeits- und Absurditätsphase homöopathisch-akkumulativ heilswirksam seiner Verwandlung zuzuführen, die auch plötzlich geschehen kann. Mit einem Umschlag. Wie es auch heißt. Und was dann das Wort Revolution im eigentlichen Sinne bedeuten würde.



Das Heil- und Lösungsmittel der Anverwandlung von Brot und Wein

Und ich glaube, daß es dies kann und daß dies möglich ist und daß dies geschieht an Vorgaben die wir gerade in dieser Kultur und als das abgespaltene Zentrum dieser Kultur kennen und welche Vorgabe eine Kraft und wundersame Befähigung hat, so sie wirklichkeitsadäquat verstanden und angewandt wird für gerade diese Situation und die Verwandlung dieser Situation auf das hin, was ihre interne Neigung ist, ihr eigenes Telos.
Wir finden in der Eucharistieinstitution und -ökonomie und -tätigkeit nämlich genau jene Struktur und jenes Realsymbol und Mittel, das in der Lage ist das Anverwandlungssymbol dieser neuzeitlichen Kreuzigung aufzulösen, ohne sie schlicht negieren oder gar selber verdrängen zu müssen. Und von da aus, von dieser immanenten Tathandlung und dem Samenkorn und dem Pharmakon der Verwandlung und Anverwandlung des neuzeitlichen negativen und strebenden und unsubstantiellen Welt- und Selbstkörpers werden wir auch zu jener „außen-offenbarungslogischen“ Seite der Geschichte hingezogen und auf sie aufmerksam gemacht: Dieses Eucharistieinstitut und -wirken ist nämlich das sichere Offenbarungs- und Handlungszeichen eines eingreifenden und heilstiftenden Gottes, welches ein empirischer Er- und Beweis ist und welches eine Verwandlungshandlung ermöglicht, allerdings eine die nur mit Wunderkategorien beschrieben werden kann, wenn auch diese völlig offensichtlich und eben „rational“ aufschließbar sind.

In der Ökonomie und Politik der (immanenten) Eu-charistie von der Gabenseite ist nämlich ein Modell einer universal-allgemeinen (katholischen!) Sammlung, Koordination, Zirkularität, Eröffnung und Rückgabe vorhanden, gewährt und geschenkt, welches genau die Modellantwort auf jene Offenheits- und Hinfälligkeits- und Erstrebungsfragen der neuzetilichen Welt und Wirklichkeitsstruturaufstellung ist. Diese Ökonomie und Struktur und Politik erfüllt nämlich die wissenschaftlich-praktischen und dann damit auch die metaphysischen Bedingungen der Unhintergehbarkeit des freiheitlichen, akkumulativen Vollzuges, seiner Offenheit und Unbegrenztheit und gleichzeitig seiner Schließung und Sammlung und nochmaligen Akkumulation oder gar Krönung und Heilungsveredelung! Sie ist Apotheose des immananenten Kreislaufs. Sie ist eben sogar wörtlich seine Vergöttlichung! In diesem Modell findet sich das Maximum der erstrebten Selbstwertzusicherung und -erstrebung der Welt, weil es aufgehoben ist in ein schöpferisches Unendlichkeits-Endlichkeitsverhältnis, in ein frucht- und heilbringendes Verhältnis von Geschöpf und Schöpfer, welches einzig in der Lage ist, das Geschöpf endgültig und gesichert zu krönen und aufgehend-gelingend einzurichten.
Das Modell ist aber auch zugleich die Antwort auf jene vielfältigen Mangelzustände der Innerlichkeits- und Selbstbefriedigungsunfähigkeit der neuzeitlichen Selbstaufstellung, indem hier eine unendliche gleichzeitige Vertiefung und Glorifizierung, Vertiefung und Entäußerung (Ausstrahlung) des Selbst erfahrbar und real wird, welches als Modell und Struktur und Muster nicht anders als die ideale und darum wundersame Auflösung der Aporien und Sehnsüchte genau jener gegenwärtigen Struktursehnsüchte und Dornengänge und -krönungen ist.
Und sie ist zur gleichen Zeit erkannt (weil sie sich auch nie von sich aus nicht anders verstanden hat) als das Gnaden- und Geschenkzeichen des unendlichen Gottes oder einrichtenden Grundes, welcher sich durch dieses wundersame Geschenk- und Gnadenzeichen als der wundersame und unbeschreiblich unübersteigliche Schenker erzeigt, welcher dann auch nicht mehr ganz sein Gesicht verbergen wird müssen.

In der Einfügung der Welt und des Selbst in dieses einfügende und bergende Reflexionszeichen und -symbol erweist sich dann die Anverwandlung und Weiterentwicklung der neuzeitlichen Wirklichkeitsaufstellung als eine durchaus „rationale“ Wunderanverwandlung und -erschließung, von woher auch die unbedingte analogische Kongruenz beider Bezüge ersichtlich und als unbedingt notwendig seiend ersichtlich wird.

Welt und Selbst ist im eucharistischen Sturkturzeichen und der Zeichenstruktur die offene und selbstberührte (selbstbefreite), gefügte und oberflächenvertiefte Erfüllungswelt und damit das Symbol der Welt; das Erreichen und Berühren und Betreten jener ganzheitlichen Wirklichkeit, von welcher anfangs ausgegangen und nach welcher anfangs als der internen Entwicklungstendenz und dem "physikalischen" Entwicklungszweck der gegenwärtigen Wirklichkeitsgestalt gefragt wurde, sowie es die erfolgreiche Versöhnung und Rückschließung der ersten, mythologischen Phase der Welt mit der zweiten, aufgeklärt-eröffneten zum Zwecke der Offensichtlich- und Realwirksamwerdung der dritten, der realgültigen und vollendeten Figur der Wirklichkeit, ist, wie sie als solche gegenwärtige in der Struktur der eucharistischen Ökonomie und Politik und Handlung realwirksam offenkundig wird.

So ist sie gefügte Welt (in Freiheit und Gesamtheit und Grundgesichertheit).

15./16. 9. 2009, Novigrad

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen