Donnerstag, 23. Juni 2011

Gnade

Zusammenfassung

Der folgende Text steht in der Reihe der unmittelbaren Fragen nach der Grundverfassung und dem Werden der Welt. In seinem Mittelpunkt steht das genaue Verhältnis von Welt und Gnade. Seine These und sein impliziter Erweis ist die Identifikation der Welt mit Gnade. Welt wird erst wenn Gnade, wenn Gnadenwelt aufgeht. Dies hat etwas mit dem notwendigen politisch-praktischen Verständnis des Wesens der Welt zu tun, welches ein (realsymbolisch) Mittleres zwischen der reinen elementaren Materialität und der körperjenseitigen Geistigkeit (z.B. als reine Rationalität) ist, sowie mit der Ergründung der Wesensmitte des Praktischen und Politischen im Verhältnis der Verfassung der Gnädigkeit als selbsterfüllende, optimale und perfekte Praxis und Gegebenheit/Gabe.
Diese notwendig „weltliche“ oder weltgewordene, verkörperte Verfassung der Gnädigkeit wird entlang einer Gnadendefinition des Hl. Bonaventura entwickelt und aufrechterhalten.
Der Text versteht sich somit als ein Beitrag zur Elementarökonomie und -politik der Welt in Form ihrer paradeigmatischen Er-klärung. 
Gnädigkeit wird in der Einrichtung eines adäquaten Funktivs des Absoluten-Kontingenten-Verhältnisses gesehen. 



quod gratia nihil aliud est quam datum optimum et donum perfectum, descendens a Patre luminum per Verbum incarnatum, per Verbum crucifixum et per Verbum inspiratum.“ Hl. Bonaventura, Collationes de septem donis Spiritus Sancti, 2.1*

*(„..als daß Gnade nichts anderes ist als das Datum optimum (die optimale Gegebenheit) und das Donum perfectum (die vollkommene Gabe), herab- und hineingekommen vom Vater aller Leuchtung durch das fleischgewordene Wort hindurch, durch das gekreuzigte (fleischgewordene) Wort und durch das inspiriert-begeisterte (fleischgewordene und gekreuzigte) Wort.“)


I. Einführung in die Natur der Gnade
In dem obigen Zitat findet sich eine überaus reizvolle Definition jenes Sachverhaltes, welcher zu den zentralsten der christlichen Theologie- und – Geschichte überhaupt geworden ist und gehört.
An mehreren Scheidemarken der christlichen Geschichte taucht sein wunderbar-wunderliches Licht auf und fängt seinen Schein zu verbreiten an, fängt an zu strahlen und zu fluten.

Ich denke, daß er auch heute noch taugt, um anhand des Begriffes und des Verhältnisses der Gnade, dann auch noch ausgeweitet zu einem fundamentalen Welt- und Wirklichkeits- und Schöpfungsbegriff und -verhältnis, den wesentlichen Unterschied, die Entscheidung und das, was auf dem Spiel steht und was der Einsatz ist, zu bezeichnen und deutlich zu machen zwischen einer christlichen Welt- und Wirklichkeitskonzeption und einer nicht-christlichen (sei es säkularen, sei es andersreligiösen) Konzeption und Verständigung und Darbietung.
Er scheint dazu besonders geeignet zu sein, weil er selbstevident und plausibel den Unterschied kenntlich macht und an sich selbst ausweist, ohne dabei in rein theologisch-religiösen Verhältnissen und Differenzierungen zu versanden und seines Gnadenlichtes verlustig zu gehen.

Auf dem Spiel steht nichts anderes und nichts weniger als die Welt und die Verständigung und die Verfassung der Welt als einer gnadenlosen (d.h. unweltlichen, unerlösten, unaufgehobenen oder nicht vollendeten, nicht zu Ende gedachten und nicht zu einem konkreten Mittelpunkt gebrachten, noch aufbau- und konstitutionsausständigen) und der Welt als einer gnadenreichen, einer Welt der Gnade und aus Gnade, einer gnädigen Welt, welche, wie wir sehen werden synonym ist mit WELT: Welt die nicht anders und noch nicht gedacht werden kann als eine Gnadenwelt, Welt welche zur Welt und zu sich kommt, wenn sie stichhaltig und plausibel und konkret als Gnadenwelt gedacht und erwiesen ist und sich darlebend, vollzughaft er- und ausweist.

Bonaventura unterstellt in seiner Definition die Beschaffenheit der Gnade als des Datum optimum vom Vater allen Lichts.
Als solches datum optimum ist dann Gnade eo ipso das Wesentliche des Gegebenen, der Schöpfung, der Welt und Wirklichkeit,
weil sie das Datum und dann das Datum optimum dessen ist, der der Schöpfer von allem sein muß, wenn er der Urheber und der Vater des Lichts ist, welches alles überhaupt erst erscheinen und sein läßt, in seinem Sein ermöglicht, ein Licht das nicht der Vater ist, dessen Vater der Vater ist, der Hervorbringer von allem, wenn er der Hervorbringer der Möglichkeit der Hervorbrinung (des Lichtes) ist.
Aber kommen wir auf die Betrachtung der Beschaffenheit der Gnade, welche uns Bonaventura in bewundernswert essentialisierter und doch überaus konkretester Form schenkt, zurück.
Die Gnade ist ein Datum. Sie ist ein Gegebenes. Eine Gegebenheit. Ein wie auch immer beschaffenes Seiendes, ein Sein, eine Wirkliche, reale Wirklichkeit. Die Gnade ist nicht Möglichkeit, Option, „Geisthaftigkeit“... Die Gnade ist ein Wirkliches, Gegebenes.
Sie ist aber gerade als ein Datum nicht irgendein Gegebenes, so Bonaventura, sie ist DAS Datum schlechthin, sie ist das optimale Gegebene. Das optimale Gegebene ist nicht das Maximale oder das wie auch immer geartete Ultimative. Es ist als das Optimale das Mittlere, das Gemittelte, das Allseitsbefriedigende und Versammelnde, oder das versammelnd Befriedigende oder eben dann das befriedigend Versammelnde.
Der Gnade als einer solchen eignet somit ein Zentral- und Wesens- und Mittelpunktcharakter der eigentümlich ist und dessen Erfassung und Aufdeckung besonders wichtig ist für das Erfassen und das Verstehen der Wesensbeschaffenheit des Wesens der Gnade.

Bevor ich zu dieser Erörterung einen Anlauf und Versuch nehme, werde ich hier noch die zweite auszeichnende Bezeichnung und Bestimmung der Gnade in unserer Bonaventuradefinition an- und ins Feld führen.
Die Gnade ist das Donum perfectum. Die Gnade ist also eine Gabe. (Unter der Voraussetzung, daß Bonaventura natürlich von einer personal-kreationalen Welt- und Wirklichkeitsauffassung ausgeht, welche, dies sei hier nur nebenbei gesagt, die logisch optimale Ausgangsbasis der Wirklichkeitsauffassung ist, ist die Rede und die Verständigung des datum als donum natürlich selbstverständlich und selbstredend. Das Datum, das Gegebene, so sagt es aber auch schon das Wort, kann nichts anderes als ein Donum, ein Gegebenes (etwas, das jemand gibt) eben, hier fällt die deutsche Wortbedeutung, obwohl sie völlig etwas anderes bezeichnet, zusammen, weil sie das Selbe ist, es kann nichts anderes ein Gewährt-Gegebenes, ein Geschenktes eben sein, eine Gabe.) Sie ist aber wiedermal nicht irgendeine (wenn bei einer Gabe und einem Geschenk von „irgendein“ geredet werden kann) Gabe, sie ist die Perfekte, die Vollkommene und Vollendete Gabe. Sie ist das In-sich-Abgerundete und -Abgeschlossene (in der Weise der völlig in sich zentrierten und gegebenen und gerade dadurch völlig offenen und geöffneten und strahlenden Abgeschlossenheit und Abgerundetheit. Sie ist dadurch eben gerade kein Abschluß und ein bloßes einrollendes Verschließen und Abschließen gegen außen. Sie ist, das Wort Strahlung, wäre besser: Strahlung.) Als das donum perfectum, die vollendete Gabe, ist sie Selbstübergabe, totale Selbstmitgabe und -übergebung und sie ist Abschluß im Sinne der Übergabe der Vollendetheit, also des Vollendeten. Sie ist Haben, gewährtes, beschenktes Haben des Abzuschließenden. Sie ist Haben der Erfüllung, des Zieles, soz. In der Mitte und aus ihrer Mitte her. Das ist dann auch die besondere Logik (Geschichts- und Zeit- und Entfaltungslogik) der Gnadenwirklichkeit, welche eben eine fundamental Andere der vor-gnadenhaften ist. Die Gnade, heißt das, verwandelt die Konstitution des Unwandelbarsten, des Raumes und der Zeit. Die Gnade ist Wandlung der Verfassung des Seins (Gnade ist wesentlich Transsubstantiation. So müssen wir an dieser Stelle und von hieraus schließen.)
Das Optimum und das Perfectum sind wesensverwandt. Sie sind direkte Äußerungen und Aussagen der Logik der Gnade. An dieser Stelle reicht es nur zu sagen und festzuhalten/festzustellen, daß das Optimum und das Perfectum (in der Gnade) also gegeben sind, Gegebenes und Gabe sind. Die Gnade ist Gabe/Geben des Perfekten und des Optimalen, des Optimums. Deswegen ist sie Gnade. Deswegen ist sie Erhöhung und Anverwandlung vom Normalen, welches eben ohne Gnade ist, der Gnade ausständig, auf Gnade hoffend, Gnade erstellen versuchend. Gnade bedeutet immer die Verwandlung und die Anverwandlung und die Erlösung (ein anderes und passenderes Wort hierfür gibt es nicht!) des Normalen, Herkömmlichen, des Zu Erwartenden. Gnade ist Ordnung der Optimation und der Perfektion. Sie ist aber auch, so lernen wir bei Bonaventura, das vom Vater allen Lichtes Gegebene und das Geschenkte.
Die Annahme der Gabe des Vaters, des Gottes, ist immer Annahme der Gabe und des Geschenkes des Optimums und des Vollendeten. Hierin aber besteht auch gerade seine Schwierigkeit für uns. Es scheint, wider allen Sinn, nicht das Einfachste zu sein, das Vollendete und das Optimale anzunehmen und annehmen zu können.

Was ist aber, und damit komme ich zu jenem Verhältnis zurück, dessen Erörterung ich vorhin ein wenig bei Seite gelassen hatte, was ist aber die Verfassung, die Natur jenes mittelnden, mittleren Wesens des Optimums und des Perfekten, welches wesentlich ist für das Verstehen und die Eröffnung der Verfassung der Gnade? 


II. Mittelnde Gnade der Offenbarung der Welt
Gnade und Gegenwart der Gnade, so wie sie von Bonaventura hier besonders gefaßt wird als datum optimum und das donum perfectum, bedeutet und setzt voraus 1. immer eine Möglichkeit der Offenbarkeit, der Werdung und des Werdens, der Erscheinung jenes Allversammelnden, Allfügenden und Allentlassenden und Wohl- (und d.h. optimal und perfekt) einordnenden. Dieses oder diese Mitte ist zwar immer das Andere des Eingeordneten und ihm somit transzendent, es übersteigend, ja in einer ganz anderen Sphäre zum Eingeordneten seiend, welche noch eben die Einordnung betreiben und eigenmächtig und freiverfügend und gestaltend und aufrechterhaltend vollziehen kann. Die Mitte ist somit einerseits ein Herausgewachsenes, Anderes, sie ist aber auch immer die eigentliche Mitte, das Herz, das allem immer unendlich viel nähere als es sich selbst ist. Es eignet ihm oder ihr als diesem gegebenen Optimum und Vollkommenen immer diese zweifache Natur, welche Zweifachheit aber Einheit ist, wenn aufgeht, daß es um die dritte, neue, die völlig neue und gleichzeitig eigentliche und eigentlichste Wirklichkeit geht, die aufgeht, wenn dieses Mittlere als das Eigentliche wird oder aufgeht. Dann ist eine Realität, welche wie selbstverständlich die Koexistenz und die Notwendigkeit ihrer anzeigt, welche jetzt nur eine Unmöglichkeit und eine Unvorstellbarkeit ist und ein Widerspruch. Gnade bedeutet deshalb gerade die Anwesenheit dieser (dritten und eigentlichen) Realität. Und diese Realität bedeutet Gegenwart und Anwesenheit von Welt, oder besser von WELT, da Welt hier jene Welt bedeutet, die die eigentliche, die zu sich gekommene bedeutet, jene die vollkommen aufgegangen ist und die somit als völlig und in Gänze aus dem Unendlichen und dem Schöpfer Entsprechendem, das dem Schöpfer Entsprechende ist und in diesem ist und gerade damit Selbstadäquanz und Selbstsein, Autonomie und Autarkie hat, eine Autonomie und Autarkie die die unendliche ist, die der unendlichen Dimension, die somit immer da ist, gerecht wird und d.h. im rechten und adäquaten Verhältnis und in Komm-union somit mit ihr ist.

Die Gnade wird aber damit 2. zum Titel jenes Verhältnisses, das allererst, wie gesagt wurde, Welt ausmacht, begründet und eröffnet. Weltlichkeit bedeutet Anwesenheit von Gnädigkeit. Ja die Welt ist die Realisation von Gnädigkeit, immer und andauernder Ertrag, Ergebnis, Vollzug der Gnädigkeit. Welt ist nicht solange Notwendigkeit herrscht im Sinne einer puren uneinseh- und unbefragbaren Faktizität (welche sich als wie immer geartete tote Materialität darstellt). Welt ist noch nicht als beliebige bewußtseinslose und erst recht nicht als personalitäts-, end- und anfangslose und zu-fällige Energie. Sie ist es nicht als rein körperloser und „ganz anderer“ Geist (in Form des Gesetzes z.B.). Welt ist noch nicht als ein wie auch immer geartetes bloßes Komplexionsgesamt und Geschehen, welchem eine mögliche Abschließbarkeit oder Rückführtbarkeit auf eine Eindeutigkeit der Form und der Gestalt und der Darbietung fehlt, welche es dann wirklich zu einer Welt und nicht nur zu einem Agglomerat verschiedenartiger Synthetizitäten, in einem Geflecht unendlicher und unendlich offener Funktionalitäten und Variabilitäten von topographischen Manifestationen machen würde.
Welt ist immer erst als real und grundsätzlich sich darstellende und ereignende, formierte und vollmateriale Darlebung, welche in und aus Freiheit und freier Gewähr und absoluter Adäquanz und d.h. Adäquanz an das Absolute, das Völlige, das Unendliche, das Vollkommene immer sich ereignet und sich manifestiert. Diese Art von lebendiger Ereignung und Lebung ist nur möglich unter und in der Vorstellung einer grundsätzlichen und d.h. kosmogenetischen Gnädigkeit, welche aber eben nicht bloß eine Werthaftigkeit und Geistigkeit bleibt, die bis in die tiefsten Tiefen der Materialität hinabsteigt und in sie eingeht, sie mit ihrer Gnädigkeit eben durchtränkt und sie sich als Darstellungen und Gaben der Gnädigkeit eben ereignen läßt. Gnädigkeit und dann eben eine solche und aus ihr und als sie formierte Welt ist dann eben nur personal-verkörpert-geistig möglich und vorstellbar. Personal-verkörpert-geistig aber bis ins Herz und das Wesentliche und das Grundsätzlichste hinein, mit einer in der Mitte sie versammelnden kosmo-universal-transzendentalen Allperson und Personalität im Vollzug eines immerwährenden Aktes der eigenen Darbringung und Dargabe und der Gewähr der Substanz, der Möglichkeit und Wirklichkeit von allem in ihrem ewigen, auferständigen vollgeistig-verkörperten Leben ihrer Ewigkeit und Präsenz, zu welcher das ganze Andere ihrer als sie/nicht sie in Bezug und Verhältnis und in Kommunikation und Kommunion gemeinsamen ewigen, dreifachen Vollzuges ist.
Welt wird erst, wenn Gnädigkeit aufgeht. Wenn Gnädigkeit in Form konkreter und aber auch alles verbürgender und verbürgen könnender und tragender Gnädigkeit und ihrer Personalität und Materialität wird und ist. Davor und außerhalb dieses Verhältnisses und dieser Grundbedingung darf und kann nicht eigentlich und im strengen und d.h. sich aufrechterhaltenden Sinne von Welt geredet werden.
Erst wenn Welt die Allumfassendheit der Möglichkeit der Realität und Wirklichkeit umfaßt und so sich in sich abrundet und abschließt und wenn dieser Allumfaßendheit und Möglichkeitswirklichkeit eine konkrete, auch uns kommunizierbare und entsprechende Form und Inhaltlichkeit wird, erst dann wird und ist Welt und die Rede von der Welt möglich.


III. Personal-Strukturale Notwendigkeit der Gnade und Welt

Gnade bedeutet also, wenn in ihr das Werden der Welt identifiziert wird, welche Welt ohne Gnade nicht ist und nicht sein kann, noch nicht Welt im wirklichen und eigentlichen Sinne geworden ist,
die Personalisierung der Welt, die Abhebung der Welt (und dann auch eine absolute, nicht nur zwischenmenschlich personale!) von einer Materialität und einer als solcher verstandenen Substanzialität (und Ontologie in ihrer philosophischen Erfassung). Sie bedeteut aber auch eine Wirklichwerdung einer bloßen (auch noch dazu intellektualen) Geistigkeit, welche noch nicht in die volle Verkörperung und Werdung und Erscheinung ihrer selbst getreten ist, diese Leistung also noch nicht vollbracht oder offenbart hat. Sie bedeutet also eine Unterschreitung der bloßen (funktional-intellektual letztbestimmten) Geistigkeit (z.B. als philosophischer Rationalismus) und eine Transzendierung einer bloßen substanziell-fundamentalen Materialität (z.B. Gegenstandsontologie oder Physizismus). Das aber heißt, daß Welt erst aufgeht als personal-interkommunikative-lebensweltlich verkörperte und ereignete auch aber des absoluten und unendlichen Grundes als absolute Bezüglichkeit und Personalität und nicht nur die Summe und das Gesamt des Komplexes der kontingenten personalen und personal gebundenen funktional-materialen Formationen, welche dann mit dem Titel Welt verwechselt werden.
Welt ist Aufgang der gnädigen, d.h. der selbstverständlich, liebend-sorgend, zugewandten Zuwendung des Urgrundes als der Urschöpfungsperson im Akt ihrer Selbstmitteilung und Selbstdarreichung und Selbstanwesenheit als Geistigkeit (materiale Liebesgeistigkeit als Lebensursprungsgrund) als Gnadenwelt, als Vollzug und Ereignung und Einrichtung der Welt als gnädige Wechsel-hervorbringungs-dank- und Anerkennungs-Gewährungswelt. Davor ist Welt nicht, geht Welt noch nicht auf. Die Gnade bedeutet aber die volle Realisierung und Verkörperung der absoluten Geistigkeit in absoluter Materialität: ewige Welt als Welt und Leben. Gnadenwelt. Weltengnade.

Welt als Gnade, das donum perfectum und datum optimum, kann nur bedeuten das Zentral- und Eigentlichwerden der Gnade und Gnädigkeit als Weltvollzug und Welteinrichtung. Dieses aber bedeutet in der Form der Menschenwelt nicht nur eine substanzialistische und auch nicht bloß eine wertmäßige (ethische) Verwandlung. Welt ereignet sich und ist in der Menschenwelt als der Mitte der Welt und Wirklichkeitsereignung eben als eingerichtete, konkret, physisch ausgeführte Werthaftigkeit, als dinghaft gelebte und vollzogene und eingerichtete, betriebene Handlungs- und Einrichtungswelt in Form der ökonomischen Subjekte und ihrer Interaktionen und Einrichtungen. Erst wenn hier Gnädigkeit zum Prinzip der Einrichtung wird, ist Welt Gnade geworden und Gnade Welt und d.h., wie wir sahen, überhaupt erst etwas (für Menschen wirklich Wirkliches) geworden. Es versteht sich aber hier auch von selbst, wenn wir das Verkörperungsprinzip absolut halten, daß dieses Gnädigwerden der Welt und d.h. Werden der Welt überhaupt (welche eben erst wird, wenn sie politisch als Gnade und Gnädigkeitshandeln und -einrichten ist) noch nicht geworden sein kann, wenn diese Gnade selbst, die Welt selbst also, das was die Welt ausmacht, nicht selbst noch mal als absolutes Fleisch - und wirklich geworden ist. Welt ist also noch nicht (und dann auch nicht Gnade im wirklichen Sinne), wenn die Welt selbst, wenn der Grund, die Bestimmung der Welt selbst nicht weltlich geworden ist, also wenn sich das Absolute (der gnädigen Geistigkeit und Materialität) nicht konkretisiert, wenn es nicht Verkörperung geworden ist. Diese vervollkommnet die Gnädigkeit (als systemisches Gefüge oder Netz) indem es sie selbst noch mals weltadäquat repräsentiert. Welt als Gnade und d.h. Welt überhaupt wird also wenn Gnädigkeit das Prinzip der Materie und der Handlung (der Geistigkeit) wird, der Wert und die Gegebenheit (als gewährte Materie, Physis, Körperlichkeit) wird, wenn die Gnädigkeit das Verteilungs- und Einrichtungsprinzip der Welt wird und wenn sich dieses Prinzip und dieser Bestimmungssinn der Welt nochmals als Welt repräsentiert, also das Absolute als Erscheinung (des Absoluten) anwest und die Mitte, die Krönung, die Versammlung aber auch die ewig-ewiggnädige und leibhaftiggnädige Urquelle und -verfassung eben dieser Gnade und Gnadenhaftigkeit wird, welche eben erst wirklich wird, wenn die Geistigkeit ihrer absteigt und in der aufgestiegenen Materie sich entdeckt und begründet. Sie bedarf der konkreten Repräsentation, um die Präsentation und die Wirklichkeit der Welt und Gnade vollkommen und abschließend und wirklich zu machen.
Das ist das datum optimum und das donum perfectum, das, wie Bonaventura formuliert, vom Vater des Lichtes herab- und hineinkommt durch das fleisch-wirklich gewordene Sinnwort (höchste Sinnwort, DEN Sinn), das auseinander-gekreuzigte und -gerissene ebendieses Sinnwort und durch eben und als dieses völlig begeisterte und eingegeisterte und eingegeistigte Wort als Sinnwort, als Welten- und Seins- und Wirklichkeitssage, welche die Verkörperung und die Realisation und die Übergabe und Anwesung ist dieser gegenwärtigen und ewigen und umfaßenden Einrichtung der Welt als Gnade, der Gesamtwelt, des Gesamtlebens als Gnade.

Inwieweit und inwiefern ist aber, wo und wie, Welt eben als diese Gesamtheit und d.h. Gnädige Welt, wirkliche Welt und Einrichtung des realen ewigen und allumfassenden Lebens?
Dieses zu untersuchen, wäre dann aber in der Tat und wirklich die Freilegung und Rekonstruktion des datum optimum, des donum perfectum, der Gnade als wirklich und praktisch verkörperter, von welcher Bonaventura spricht,
welches ich aber an dieser Stelle nicht unternehmen werde,
wo es nur darum ging, die Aufmerksamkeit und die Präzision des Gedankens (und der Vernunft) darauf zu lenken, wo klar und offenbar und angesicht wird und werden kann, 
1.inwiefern Welt und Weltlichkeit erst ist, wenn Gnade ist, wenn sie Gnade ist und d.h. Einrichtung aus Gnade
2. inwiefern Gnade und Gnädigkeit nicht eine bloße, wenn auch überhohe Geistigkeit ist, oder inwiefern Geistigkeit (Werthaftigkeit) eben nur und wirklich ist, wenn sie selbst verleiblichte, sie selbst als sie materialisierte und „gegenständliche“ (personalisierte) ist und wird, als wirkliche Handlung und d.h. Handlungsursprung und Handlungsquell wird, welcher konkret personal ist und d.h. leiblich-körperlich verfügt als eine Person ist, welche als die Mitte der Welt dann oder die Anschauung, die Repräsentation der Welt ist und handelt und gegenwäritig ist.
Und 3. inwiefern es nötig und notwendig ist, genau diese Verfassung aufzuspüren und dieser Verfassung nachzufragen und den Fokus der Aufmerksamkeit des Suchens und Ausrichtens auf sie zu lenken, wenn Welt werden und sein soll. 


Schluß: Überlegungen zur realpolitischen Verfassung der Gnade

Ein Wort noch, zum Schluß, zur politischen Verfassung und Handlungs-Bedeutsamkeit und -Logik einer solchen fundamental und umfaßend, konstitutiv verstandenen GNADE.

Gnade bedeutet und heißt, wenn es um eine solche Weltkonstitutive (d.h. Wirklichkeitskonstitutive) Reflexion geht das urprüngliche und eigentliche und bestimmende Gültigsein des Erbarmungs-, Gewährungs-, Überfluß- und Freigebigkeits-, Verzeihens- und Versöhnensvollzuges als des praktischen und d.h. eigentlichen Grund- und Einrichtungsvollzuges der Welt.
Welt ist immer praktisch-handlungsmäßige, leiblich-personal eingerichte, vollzogene und dargestellte Darstellungs- und Erbringungswelt. Dieses ist das Symbol und das optimale Realsymbol der Erfassung und Repräsentation der Wirklichkeit, welche im Menschlichen versammelt und eröffnet ist. Eine elementarische Auflösung und Grundverständigung der Welt verhindert und negiert die Möglichkeit der Werdung der Welt, ebenso wie eine bloß geistig-unverkörpert, wertmäßige. Erst die Vermittlung und die adäquate, lebendige und lebensmäßige Verbindung der beiden in ihrer adäquaten funktional-vollzugshaft-repräsentativen Verfügung (wobei hier wiederum auf die Genügsamkeit der Realsymbolischen Repräsentanz und Realmetaphorik zu achten ist, so daß eine bloß technisch-vermittelnde Verständigung des Rational-materialen z.B. immer noch eines dritten Korrektivs ihrer Perfesktionsmäßigen und lebensmäßigen Adäquanz bräuchte um realrepräsentativ und real-physisch-wirklich zu sein), welche als die lebensmäßige Einrichtung und Vollzug der Einrichtung und des Betriebes und des Vollzuges der Welt ist in seiner Absoluten-adäquanz, repräsentiert Welt in adäquater Weise.
Gnädigkeit und Gültigkeit der Gnädigkeit der Welt, das wird aber hieraus deutlich, bedeutet neben und vor einer horizontalen und topischen Verteilung und Betreibung der Gnädigkeit immer schon eine ursprüngliche und d.h. vertikale, eigentliche Gnädigkeit und Gnädigkeitseinrichtung, wobei beide für uns immer verfügt bleiben. Gnädigkeit der Welt bedeutet von daher zu allererst die Vollgnädigkeit des Grundes der Welt und d.h. seine übermäßige, freigebige und adäquate Selbstübergabe. Sie bedeutet und beinhaltet die Gnädigkeit der Gnade.
Letzlich bedeutet die inner-weltliche, bestimmte Gnädigkeit und die „außerweltliche“, d.h. unbedingte Gnädigkeit, der Gnädigkeitswert und die Gnädigkeitssubstanz an sich immer nur adäquate und wirkliche Gnädigkeit und d.h. Gegenwart und Realität von Welt und Wirklichkeit in der Adäquanz und der Stimmigkeit und der Gefügtheit, der funktionalen Offenbarkeit ihres Bezuges und der Einrichtung ihres Voll- und Bezuges. Auf die Adäquanz des funktionalen Voll- und Bezuges, der Technik also, der Adäquanz dieser zu jener Substanzialität und Geistigkeit kommt es also an, ob Welt aufgeht und eingerichtet ist, ob Welt als Gnädigkeit ist, also Welt eingerichtet ist und Gnade wirklich und d.h. wirksam, welcher als der Grundvollzug der politischen und d.h. überhaupt Einrichtung der Welt ist.
Das richtige und d.h. stimmige und adäquate Funktiv des Vollzuges des Verhältnisses der Immanenz (und ihres Betriebes) und der Transzendenz (des unbedingten Kapitals und Wesens und Wertes) des Grundes in ihrer bewußtseinsmäßig-personalen Repräsentanz und d.h. die adäquate Praxis der Weltlichkeit an sich ist, welche darüber entscheidet, ob Welt ist, ob Lebens- und Verwirklichungsmöglichkeit, ob Erscheinungs- und Offenbarwerdungsmöglichkeit ist.
Adäquate Praxis in diesem Vollzug und Bereich der Grundsätzlichkeit, Umfassendheit, Allgemeinheit und Eigentlichkeit bedeutet aber im ursprünglichen und eigentlichen Sinne Kult. Es kommt also auf die adäquate Einrichtung des Kultes an, welcher die adäquate Handlung, die adäquate Technik der Gnädigkeit und damit der Welt wäre. Politik im Sinne der großen und eigentlichen Politik, der Urpolitik (Politik als Politeia, Einrichtung und Verfassung der Lebenswirklichkeit), wäre dann die Politik und die Einrichtung und der Repräsentationsvollug dieses Kultes, als des Kultes, der Mitte der Welt, des anwesenden und einwohnenden Wesens, Inbegriffes und Vollzuges der Welt.

Der sich um die wirkliche Einrichtung der Welt sorgende Blick, Sinn und sein Bemühen müssen, aber immer achtsam und mit voller Aufmerksamkeit achten und prüfen, ob einer solchen Notwendigkeit nicht etwas in der Wirklichkeit entgegen kommt, das ihr korrespondiert, das sie erfüllt und damit Gnade der Wirklichkeit der Welt anzeigt.





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