Freitag, 3. Juni 2011

Zur Himmelfahrt

Das Folgende nur kurz, im Telegrammstil, (obwohl es sehr ausführlich sein müsste..).

Bei diesjährigem Himmelfahrtsfest geht mir auf, fast schon das Entgegengesetzte von dem, wie ich die Himmelfahrt bisher im Rahmen der rekonstruktiven Vergegenwärtigung des Christlichen für und im Rahmen einer Weltbegründungsüberlegung auffasste und vorstellte.

Ich legte bisher zwar Wert auf die Auslegung der Auferstehung in Richtung einer Gegenwartsauferstehung. In letzten Tagen verschärfte sich das und mündete wieder in dem, was die Kirche sagt: Der Auferstandene ist nunmehr todesjenseitig erzeigt. Als solcher ist sein Leib und er allgegenwärtig. Der Leib ist ewig. Die Ewigkeit aber auch hiesig, mit uns seiend.
Im leiblich gegenwärtigen Herren, im ALLERHEILIGSTEN, wird dies dann besonders drastisch und prekär und festsetzend deutlich. Es ist eine Faktizität (wenn auch natürlich eine ewige, anastatische, pneumato-somatische Faktizität.)
Mit der Himmelfahrt, der ascensio Domini, schien es mir dann aber doch natürlich und noch selbstverständlich den "Weggangs"-Charakter der Himmelfahrt zu betonen oder in diesem das Wesentliche des Ereignisses anzunehmen.
Ich will jetzt nicht zu einem bloßen Gegenteil, zu einer Negation dessen umschwenken. Der unbedingte Entzugscharakter bleibt. Er bleibt so lange "der Himmel" nicht vollkommen verwirklicht und offenbar geworden und eingerichtet ist. Trotzdem schien mir die Bedeutung des Himmelfahrtsfestes doch eine andere zu sein. Die theistisch-aszensuale Bedeutung ist ja mehr oder weniger klar und geschenkt. Sie versteht sich von selbst.
Die anthropologische ist deswegen bei diesem Ereignis die für uns auch gewichtigere und revolutionärere. In dieser erfüllt sich gerade der ganze Sinn der Herabkunft und der Fleischwerdung des Gottes. Ihr Sinn war die Erlösung, die Heimholung und die Wiederherstellung des angestammten unversehrten Lebens.

Hier ist also das Zentrale der Himmelfahrt zu sehen. In diesem Sinne ist Himmelfahrt zwar ein ascensus, er ist es aber so, daß er damit und dadurch ein eigentlicher Incensus ist. Er ist der eigentliche Eingang und d.h. der im Hineingehen verwandelte und die Verwandlung zum Heil abschießende Eingangs-Ausgang, Deszensus-Aszensus.

Die Himmelfahrt konfirmiert, bestätigt, was Auferstehung bedeutet. Sie ist somit die eigentliche Auferstehung oder die Auferstehung immerwährend in actu.

Dies wird auch dadurch deutlich, daß die Auferstehungserscheinungen des Herren 40 Tage nach Ostern ja keine echten Auferstehungserscheinungen waren. Sie waren natürlich echt, aber auch in der Weise der Kenosis, des Deszensus: Der Auferstandene hat sich damit den zwar gläubig verwandelten und damit erlösten und gnadensehenden Augen gezeigt, er hat sich aber trotzdem dem Irdischen gezeigt.
Erst die himmelfahrtliche Auferstehung ist also die eigentliche Auferstehung, das eigentliche Licht und Leib und Leben der Auferstehung.

Dies aber bekommt seine volle Bedeutung erst wieder, wenn wir doch einen Schritt zurückgehen. Der in den Himmel Gefahrene, also nun auch als Mensch dort angekommene, wo er als Gott eh schon her ist und her kommt und ist, d.h. die himmlische und d.h. die glorienreiche, wiederhergestellte, erlöste Natur des ursprünglich-neuen Menschen, welche in dem Fest der ascensio Domini gefeiert wird und bestätigt ist, ist ja auf dem Wege der sakramental-pneumatischen Gegenwart des Herren in seinem heiligen Leib und Blut und mit dem Geiste seiner Anamnesis, der Himmel also hier gegenwärtig.
Der erhöhte Herr also inwohnend und als solcher alles an sich ziehend, alles verwandelnd, erlösend und heilend, als solcher alle "Sünden" der Welt tragend und auf sich nehmend, als solcher König und Herrscher von allem, als solcher der Dominus und das Inbild des himmlischen-kosmischen Herrschers von allem, das in seinen Händen die Schlüssel des Lebens, des ewigen, schöpferischen und gnadenreichen, naturglorreichen Lebens, welches sein Blick ist und sein pneumatischer Leib, der uns liebend umfangen hält, zu sich kommen lassend befreiend heilt und der unsere Uneinsichtigkeiten und Selbstverworfenheiten erträgt.

Mit der Auferstehung also und mit ihrer Bestätigung als Himmelankünftigkeit und -vollendung des Menschen Jesus wurde also nicht nur der Weg zum Himmel für uns und über uns eröffnet, vielmehr ist dieser Himmel so einwohnend, daß er überströmend alles heilen und verwandeln kann,

den Tod sättigen kann und in Befriedetheit und zum bescheiden-hintergründigem Grund des Lebens machen kann,
die Zwistigkeiten auflösen kann, weil Allbefriedigtheit da ist und genug für alle da ist,
überzeugen kann, weil er die Erfüllung ist,
und der Zweifel, Argwohn zu seinem Lob, Preis, zu seiner Liebe werden kann,
weil er die Unruhe befriedigen kann
und sättigen als Aufgang, Lobpreis in Gott und Gottes
und Überquellen aufgängig-zufriedenden Lebens.

Der Himmel steht also nicht offen nur, denn das Gold des Himmel hat uns vielmehr schon überströmt.
Wir sind in der Sintflut des Goldes, des goldflüssigen Lichts des Himmels
&
wir grämen uns vor Eingeständnis, Gewahrung und Zugeständnis.

Wir stäuben uns vor Vollendung.

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