Mittwoch, 18. Juli 2012

différence

"1. Wisse nun wohl, Tryphon“, fuhr ich fort, „durch das, was der sogenannte Teufel in trügerischer Nachäfferei unter den Griechen erzählen ließ, durch das, was er in gleicher Weise durch die ägyptischen Zauberer und durch die falschen Propheten zur Zeit des Elias tat, ist mein aus der Schrift geschöpftes Wissen und mein Vertrauen auf die Schrift befestigt worden. 
2. Wenn nämlich die Griechen von Dionysos, dem Sohne des Zeus, erzählen, er sei aus einer Verbindung mit Semele geboren worden, wenn sie von ihm berichten, er habe den Weinstock erfunden, er sei, nachdem er infolge Zerfleischung gestorben war, auferstanden und in den Himmel aufgefahren, wenn sie bei seinen Mysterien einen Esel vorführen, soll ich da nicht merken, daß der Teufel die oben erwähnte, von Moses aufgezeichnete Prophetie des Patriarchen Jakob nachgeahmt hat? 
3. Da sie ferner von Herakles behaupten, er sei gewaltig, habe die ganze Erde bereist, sei von Alkmene dem Zeus geboren und sei nach seinem Tode zum Himmel aufgefahren, soll ich da nicht wiederum an eine Nachahmung dessen denken, was die Schrift von Christus gesagt hat mit den Worten: ‚Gewaltig wie ein Riese zu laufen seine Bahn’? Wenn der Teufel von Äskulap anführt, er habe Tote erweckt und anderes Elend geheilt, soll ich nicht auch hierin eine Nachahmung dessen behaupten, was in ähnlicher Weise von Christus prophezeit worden war?
4. Da ich euch jedoch noch keine Schriftstelle genannt habe, welche diese Wundertaten Christi prophezeit, so muß ich noch irgendeine Stelle erwähnen, aus der ihr auch ersehen könnt, wie selbst solchen, welche der Mangel an Gottes Erkenntnis gleichsam in einer Wüste wohnen ließ, das ist den Heiden, welche Augen hatten und nicht sahen, ein Herz besaßen und nicht verstanden, und welche die materiellen Gebilde anbeteten, der Logos vorausverkündet hat, daß sie den Götzen entsagen und auf unseren  Christus hoffen. 
5. Es heißt: ‚Freue dich, o Wüste, die du dürstest! Juble Wüste, und blühe auf gleich einer Lilie! Blühen und jubeln werden die Wüsten des Jordans. Die Herrlichkeit des Libanon und die Pracht des Karmel ist der Wüste gegeben. Mein Volk wird schauen die Größe des Herrn und die Herrlichkeit Gottes. Werdet stark, ihr schlaffen Hände und ihr matten Knie! Ihr Kleinmütigen, tröstet euch, werdet stark und fürchtet euch nicht! Siehe, unser Gott vergilt im Gerichte und wird vergelten. Er selbst wird kommen und uns retten. Dann werden die Augen der Blinden geöffnet werden und werden die Ohren der Tauben hören. Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, deutlich wird sein die Sprache der Lallenden. Denn in der Wüste bricht hervor Wasser und Bäche im dürstenden Lande. Und wo kein Wasser ist, wird Wiesengrund sein; Wasserquellen werden in dürstender Erde sein.’ 
6. In der Wüste, in welcher es keine Gotteserkenntnis gab, im Lande der Heiden, quoll als Quelle lebendigen Wassers von Gott her unser Christus hervor, welcher auch in eurem Volke erschienen ist und die, welche von Geburt aus und dem Fleische nach blind, taub und lahm waren, heilte, indem er dem einen durch sein Wort die Möglichkeit zu springen gab, dem anderen durch dasselbe das Gehör, wieder einem anderen das Augenlicht verlieh. Aber auch Tote erweckte er zum Leben. Durch seine Werke führte er die Menschen seiner Zeit zu seiner Erkenntnis. 
7. Sie aber nahmen, obwohl sie diese Wunder sahen, in ihnen Trugbilder und Zauberei an; wagten sie es ja auch, Christus einen Zauberer und Volksverführer zu nennen. Er aber wirkte eben diese Wunder, um die, welche später an ihn glauben sollten, zu überzeugen, daß er dem, der von körperlichen Leiden heimgesucht ist, wenn er nur seine überlieferten Lehren beobachtet, bei seiner zweiten Ankunft Unsterblichkeit, Unvergänglichkeit und Leidensunfähigkeit verleihen, ihn zu einem Leben frei vom Gebrechen erwecken werde."

Justinus der Märtyrer, Dialog mit dem Juden Tryphon, LXIX

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