Freitag, 3. August 2012

warum?

"Das Endliche hat - um unsere Überlegungen wieder aufzunehmen - also seinen Grund in der freien, gelichteten Tat Gottes. Die freie, bei-sich-seiende Tat ist aber Liebe. Denn Liebe ist der gelichtete Wille zur Person in ihrer unableitbaren Einmaligkeit. Eben diesen Willen betätigt aber Gott in der Setzung eines endlichen Seienden. Denn er will dabei sich selbst in seiner freien, schöpferischen Macht als dem "Vermögen" der Seinsgabe, in der er selbstlos dem anderen dessen "Seinshabe" gewährt. Das endliche Zufällige ist gelichtet in der freien Liebe Gottes zu sich selbst und darin zu seinem frei gesetzten Werk. Damit erscheint die Liebe als die Leuchte der Erkenntnis des Endlichen und, da wir das Unendliche nur durch das Endliche kennen, auch als das Licht unserer Erkenntnis überhaupt, und die Erkenntnis ist in ihrem letzten Wesen nur die lichte Helle der Liebe. Eine Erkenntnis des Endlichen, die sich nicht in ihrem letzten Wesen als erst in der Liebe zur Erfüllung  ihres eigenen Wesens kommend begreifen will, verwandelt sich in Finsternis. Sie muß das Zufällige zu einem Notwendigen umlügen oder es in absoluter Unbegreiflichkeit, die es nicht geben kann und der die Erkenntnis stets widerspricht, stehenlassen oder das Seiende aus dunklem Drang erklären, in dessen Tiefen kein Licht leuchtet.
Insofern also Gott in der Liebe zu sich frei als die setzende Macht des Endlichen liebt, begreift er liebend das Endliche selbst. In dieser Liebe ist auch das Gesetzte in das Licht des Seins erhoben. Weil und insoweit Gott das Endliche liebt, nimmt es teil an der Gelichtetheit  des Seins. So und nur so. Die Logik kommt nur in der Logik der Liebe zum Begreifen der Seinsfreiheit."

Karl Rahner, Hörer des Wortes, Der freie Hörende

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