"Gewiss kann das Leiden einmal so gross und geheimnisvoll werden, dass es Gott aus dem Bewusstsein des Leidenden auslöscht. Aber es kann auch sein, dass Gott im Leiden noch größer wird und dass er im Größerwerden die letzte Zuflucht und Hoffnung des Leidenden bleibt.
Der Atheismus ist also immer möglich, aber er ist nie notwendig. Er scheint zu unseren Zeiten eine Art geschichtlichen Schicksals und geschichtlicher Notwendigkeit zu haben. Aber auch dies ist nur ein Schein.
Man kann manchmal die Menschen verstehen, die zum Atheismus gekommen sind. Wir haben es versucht. Aber was die Geschichte und ihr Geschick angeht, so bleiben die letzten Gründe des geschichtlichen Geschehens, das den Atheismus zur Weltmacht gemacht hat, auf jeden Fall im Geheimnis.
Man kann, auf die Geschichte blickend, sagen: Die Zeit des Atheismus ist gekommen. Aber wenn sie gekommen ist, kann sie, wie jede Zeit, auch wieder gehen. Und für die, für die Gott zur lebendigen Erfahrung wurde, bleibt immer ein Weg des Glaubens. Nur wird der Glaubende für einige Zeit mit seinen atheistischen Zeitgenossen leben müssen."
Bernhard Welte, Religionsphilosophie, 165
Montag, 26. November 2012
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