Montag, 11. März 2013

Fest Glauben

"Die klassische christliche Lehre ist daher in der Tat bei weitem kraftvoller und revolutionärer als die platonische. Es waren Menschen mit einem unerschütterlichen Glauben an die Auferstehung, die im ersten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung dem Kaiser widerstanden, nicht Menschen, die Kompromisse eingingen und sich für ein bloß spirituelles Überleben entschieden. Eine Frömmigkeit, die den Tod als den Moment ansieht, "an dem man endlich nach Hause geht", als den Zeitpunkt, an dem wir "in Gottes ewigen Frieden gerufen werden", hat mit den Machttechnikern kein Hühnchen zu rupfen, die die Welt auf eine Weise zerstückeln wollen, die ihren eigenen Zwecken dient. Auferstehung ging im Gegensatz dazu immer mit einer ausgeprägten Vorstellung von Gottes Gerechtigkeit und von Gott als gutem Schöpfer einher. Jene beiden Glaubensüberzeugungen rufen kein mildes Schweigen zu den Ungerechtigkeiten in der Welt hervor, sondern eine feste Entschlossenheit, diesen entgegenzutreten. Englische Evangelikale gaben ihren Glauben an den dringenden Imperativ zur Verbesserung der Gesellschaft (wie wir ihn bei Wilberforce im späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts finden) ungefähr zur gleichen Zeit auf, als sie auch den festen Glauben an die Auferstehung aufgaben und sich stattdessen mit einem unkörperlichen Himmel zufriedenengaben. Es würde eine ausführlichere Studie als die vorliegende erfordern, wollte man sehen, ob derselbe Umschwung zur gleichen Zeit in den USA und anderswo stattfand, aber ich wäre nicht überrascht, wenn dem so wäre. Wir werden gegen Ende des Buches auf dieses entscheidende Thema zurückkommen."

Tom Wright, Von Hoffnung überrascht

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