Montag, 23. Dezember 2013

Vor dem Kind, das im Trog lag...Frohe Weihnachten!!

"Doch ich habe schon zu lange gesprochen. Wir haben das in der Krippe weinende Kind gehört und angebetet, und wir wollen es anbeten bis auf den heutigen Tag. Wir wollen es auf unsere Arme nehmen, wir wollen es anbeten als den Sohn Gottes. Groß ist Gott, der so lange im Himmel als Gewittergott sich offenbarte, ohne zu erlösen, der dann wie ein Kindlein geweint und uns erlöst hat. Warum erwähne ich all dieses? Weil niemals der Stolz Erlösung bringt, sondern nur die Demut. Solange der Sohn Gottes im Himmel war, wurde er nicht angebetet; er kam auf die Erde herab und wird angebetet. Es unterstanden ihm Sonne, Mond und Engel, aber er wurde nicht angebetet. Er wird auf der Erde Mensch, ein vollkommener, ein ganzer Mensch, um dem ganzen Erdkreis Heilung zu bringen. Was er irgendwie von der menschlichen Natur nicht angenommen hat, das hätte er auch nicht erlösen können. Wenn er zwar Fleisch, aber keine Seele angenommen hätte, dann hätte er diese auch nicht erlöst. Wie, soll Christus das, was an Wert zurücksteht, erlöst haben, das Kostbarere aber soll er nicht erlöst haben? Wenn man jedoch zugibt, er habe die Seele erlöst, wie er ja auch eine solche angenommen hat, dann auch die Vernunft, welche, ähnlich wie die Seele über den Körper erhaben ist, bei der Seele als wichtigster Faktor in Frage kommt. Hat Christus aber die Vernunft nicht erlöst, dann auch nicht die Seele, die tiefer steht. Man wird einwenden: "Deshalb hat er die menschliche Vernunft nicht angenommen, damit die menschlichen Bosheiten, die schlechten Gedanken keinen Eingang in sein Herz finden". Wenn er also selbst nicht Herr zu werden verstand über das von ihm Erschaffene, wie wird er mir dann zürnen dürfen, wenn ich nicht Sieger sein kann auf einem Gebiete, auf dem er selbst es hätte sein sollen?
Doch ich habe meinen Vorsatz vergessen und mehr gesagt, als ich beabsichtigte. Ich hatte mir zwar einen Plan zurechtgelegt, aber die Zunge hat sich in ihrem Eifer nicht darnach gerichtet. Schenken wir also jetzt dem Bischof Gehör, und das Wenige, das ich gesagt habe, wollen wir um so eifriger zu Herzen nehmen, indem wir den Herrn preisen, der verherrlicht werde in alle Ewigkeit. Amen."

Hieronymus, Homilie über die Geburt des Herren

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