Donnerstag, 12. Mai 2011

Selbstbeschränkung


Die Fähigkeit und die Wirklichkeit der und zur Selbstbeschränkung, zur Selbstdisziplin leitet sich ab und gründet in einem Vermögen und einer Möglichkeit des völligen, übermäßigen Aufgehens.

Wäre der Sinn der Selbstdisziplin, welcher der Akt einer Formung und Selbstformung ist, nicht der einer übererfüllender Abudanz, wäre die Leistung und die Bestrebung der Disziplin, der Askese, eine vergebliche und gar eine sinnlose, verwerfliche.

So ergibt es sich, daß die Tatsache des Vollzuges und des Ritual der Selbstbeschränkung paradoxal bestimmt ist, indem schein- und offenbar ein Verzicht beübt wird, welcher aber eine Übererfüllung terminiert, welche die Vollendung ist und welche in der Vollendung und d.h. in der Idealität und Optimalität, im Ankommen und in der optimalen Ausgangsbasis ihre Verfassung und Bestimmung hat.

Das Paradox reicht noch weiter und scheint mit der (wahrscheinlich) paradoxalen und vorläufig noch unzulänglichen Grundverfassung unserer unerlösten Wirklichkeit und Natur zusammen zu hängen und von ihr bestimmt zu sein: Die Vollendung und d.h. die natürliche Übererfüllung und Selbstverständlichkeit als der Selbstverständlichkeit der Koexistenz und des Mit-Seins von Gott und Geschöpf, Endlichem und Unendlichem, ihre heilbringende Vermittlung und Einrichtung scheint nicht unmittelbar anstreb- und einrichtbar zu sein. Sie bedarf der Vermittlung über ihren Verzicht, im Sinne der Annahme und des Auflösens in dem Beschränkten des Gegebenen Bedingten. Diese Beschränkung aber eröffnet, in dem gleichen Maße in dem sie vollzogen wird, die Vor-gegebenheit und die Gewährtheit einer Unbedingtheit und einer Sphäre des Übermäßigen, welche aber als die umfangende, tragende, gewährende, überliebende empfunden, wahrgenommen und entdeckt wird und als solche, welche ob solcher Durchdringung die Beschränktheit heiligt und veredelt und d.h. verewigt und vergöttlicht. Der paradoxe Weg der Selbstbeschränkung eröffnet die gewährte und tragende Quelle des Unbedingten, Glorreichen in der Eigenschaft seiner unbedingten Wollendheit und Bergendheit und seiner unendlichen Gabe und abudanten Gewährung. Sie öffnet sie als Liebe und eröffnet somit sich als Liebe, als liebend Geliebtes, als geliebtes Gewolltes.

Selbstbeschränkung ist der Weg zur Unendlichkeit und zur Ewigkeit. Selbstbeschränkung ist der Weg zur Vergöttlichung.

Welches Paradox!

Welche Offenbarkeit aber für den, welcher erfährt und somit erfahrend versteht, was wirkliche Verunendlichung bedeutet und ist, welcher versteht und erfährt, inwiefern Verunendlichung nicht eine massenhafte Agglomeration von Massenhaftem ist, auch nicht der Diebstahl an unendlicher Schöpfungspotenz und ihre schlaue Abtrotzung, welche doch nicht und niemals das Licht selbst gemacht und angezündet hat und nicht gewährt, welches sie auch diese Abtrotzung machen und vollziehen und zu ihrer Lächerlichmachung vollendungsblind vollziehen und ausführen läßt, welcher vielmehr die Gnade der Erfahrung machen und erfahren darf und den gewährten Stolz eines größeren und eigentlicheren Wissens besitzt, welches ihm offensichtlich macht, wie Unendlichkeit immer gewährte Unendlichkeit ist, immer ein pendables Geschenk, eine Verhängung ist, welches seine Macht in der Macht und seine Freiheit in der Freiheit und sein Wissen in dem Wissen besitzt, diese Unendlichkeit auszuhalten, zu gewahren, anzunehmen, anzuerkennen und sich somit unendlich, ewig, göttlich machen zu lassen, diese göttliche Kraft zu besitzen, welche nur gnadenhaft gewährt und geschenkt werden kann und welche eine Aktivität der Passivität ist (der unendlichen Passivität!), welche jene unmittelbare Aktivität um Unendlichkeiten eben übersteigt und welche die Aktivität zu jener wirklichen Aktivität vollendet, welche die wahrhaft schöpferische, weil einrichtende, die Unendlichkeit einrichtende ist.

Die Unendlichkeit einrichtend insofern inwiefern sie die moralische und die sittliche Kraft und Potenz des Geistes, des Körpers und der Seele hat, diese Unendlichkeit anzunehmen und in sich aufzunehmen und auszuhalten und wirken zu lassen und wirksam und d.h. einzig real sein zu lassen, diese Kraft, welche DIE Kraft des Menschen ist und das Auszeichen seiner Vorhandenheit und das Würdezeichen seiner Vollendung.

Überall dort, wo diese Tatsache verdeckt und verstellt wird, wird das Wesen des Menschen (aus welchen Gründen und Interessen auch immer) verdeckt und verstellt und als nicht vermögend bekundet. Es wird eine unaufgängige Unmöglichkeit beglaubigt, welche selbstverhindernd und erlösungsbedürftig ist, eine Möglichkeit, welche der wahren Selbsthaftigkeit und Selbstfähigkeit und d.h. Selbstbeschränkung und -beherrschung nicht eigentlich fähig ist und welche ob dieses Unvermögens wegen alles zur Verdeckung dieser Tatsache des Unvermögens und zur Verhinderung seiner Einrichtung unternehmen muß, wenn sie vom Interesse lebt, welches diese Hinfälligkeit und d.h. eine immer potentiale und reale Unaufgängigkeit spendet.
Novigrad, 30.04.11

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