Montag, 20. Mai 2013

Die Gabe des Heiligen Geistes




Der Geist ist nach christlicher Lehre und nach christlichem Glauben derjenige Gott, der ganz nah und bei und mit uns ist. Er ist die und diejenige der drei göttlichen Personen, die augenblicklich uns ganz durchdringt, durchweht, durchtränkt. Und damit: bestimmt, leitet, (er)zieht, hindert und aufbaut. 
Er ist ganz DER Gott, in dessen und durch dessen Licht und Walten und d.h. durch dessen Anwesenheit und Kraft, die Welt in jenem und zu jenem himmlischen Gold auferleuchten könnte und das Fleisch zu jener Heilheit und Vollständigkeit gelangen und emporwachsen könnte, welche die Vollendung und die Erfüllung, die Frucht wäre und ist. 

In welcher Weise haben wir den Heiligen Geist?

Der Geist ist das Lebensprinzip des Lebens. Der Welt und unserer Selbst, jedes Einzelnen, der Gruppen und der Gesamtheit, des Kosmos und dann damit der gesamten Schöpfung und zwar in der Weise, dass er nicht nur der Vitalgeist des Kosmos, der Schöpfung und des Selbst ist, sondern auch noch die Kraft seiner Verwaltung, Vergegenwärtigung und Gestaltung, seines Betreibens und seiner Feier. Er ist auch die Kraft des Kultes der Feier der Gegenwärtigkeit und der Verwandlung und Einverwandlung der Welt, des Kosmos und des Selbst. 

Bis heute ist der Geist einer der, wenn nicht sogar DER Hauptbegriff und das Haupt- und Zentralverhältnis der abendländischen Philosophie, also der Disziplin, deren Zuständigkeit gerade in der Verwaltung und der Betreuung und der Ob-hut des wesentlichen Verhältnisses der Wirklichkeit liegt. Die Philosophie ist somit wesentlich immer Ontologie (die Kunde und Wissenschaft und BEtreuung des Seienden als solchen und der Versorgeung seines Seins) und Metaphysik (Versorgung und BEtrachtung des Seins des Seienden, der Grundsätze des Seins des Seienden und des Seins als solchen (Fundamentalontologie)) gewesen. (Sie ist dies nicht nur als „theoretisch-kontemplative Betrachtung“, sondern sie ist theoretisch-kontemplativ indem und damit sie praktische, ethische Philosophie und Handlung und Einrichtungsverhandlung und -verfügung ist.) Und sie ist dies europäisch wesentlich und klassisch, indem sie die Ontologie und die Metaphysik (auch als praktische und ethische Philosophie) ist als Philosophie und Ontologie und Metaphysik des Geistes. Der Geist ist die eigentliche kontemplative und meditative und dann auch handlungs- und verhandlungsmäßige materia prima einer solchen Wesentlichkeitswissenschaft und -kunde und -be- und -verhandlung. Das ist er aber wesentlich und explizit durch und im Rahmen der „Christianisierung“ und d.h. Personalisierung und Verabsolutierung des Denkens, der Wirklichkeitsaufstellung und -vernehmung. Wenn die antike Philosophie (und d.h. Ontologie und Metaphysik und Politie) in ihrer klassischen Kulmination auch wesentlich eine Nous- und Eido-Philosophie sind, so werden sie erst und im Zuge der Judäo-christianisierung erst als solche zu sich emanzipiert und befreit und absolutiert und vollendet und d.h. auch erfüllt. 
Der Geist also solcher - und das gilt letztlich bis heute so - wird dann aber auch sehr häufig als das Negative und das Andere der „Materie“, der „Physis“, der Erscheinungen und ihrer Vielfältigkeiten und ihrer Welt und Welten verstanden und aufgefasst. Dann ist der Geist - wenn er zu sehr in und aus dieser Entgegensetzungs- und Negationsbewegung wird und erwächst - das Nicht-materielle, das Andere. Das Gespenst. Spiritus. Der Geist wird das Gespenst. Er ist höchstens die destillierte Materialität.

Gegen ein solches Verstehen und Vernehmen des Geistes hat auch Hegels Versuch der material-geschichtlich-onto-phänomenologischen Einbergung des Geistes noch nicht viel wesentlich vermocht. 
Die intellektual-technizistisch-instrumentalistische Reduktion steht der pneumatischen Vernehmung des Geistes als des Lebensgeistes und d.h. des „Lebensprinzips“ der Wirklichkeit, dem Seins- und Lebendigkeitsprinzip des Lebens entgegen, auch da, wo es diesen verheerenden Reduktionismus mit einer vitalistischen Verkürzung zu überwinden androht.

In diesem Sinne ist heute jede Geistrede oder Verhandlung aus dem Begriff und der Grundwirklichkeit des Geistes immer intellektualistisch, spiritistisch und instrumental-technizistisch bedroht. Sie ist damit das genaue Gegenteil zur Fülle und Alldurchdringung des und jenes Geistbegriffes und -verhältnisses, welches als das hier primäre erkannt wurde und wird. 
Der Geist ist gerade die Fülle der Wirklichkeit und dies aber eben nicht nur im Sinne einer ebenfalls irrigen „Materialisierung“ des Geistes, im Sinne einer Völligkeit. Der Geist als die Fülle und als das Prinzip der Wirklichkeit ist gerade auch der Geist der Scheidung und Unterscheidung, der Grenze und der Kontur, ist der Geist der Bestimmung der der Gestalt, der Geist der Mächtigkeit und der Dezision. Als solcher ist er das Prinzip und die Materie des Selbstbewußtseins und der Kommunikation und Interkommunikation. Er ist Geist der Teilung und Mitteilung und auch der Geist und die Möglichkeit und Ermöglichung auch der Absolutendifferenz und -differenziation (entsprechend der ontologischen Differenz) und nicht nur der Geist der ontischen - oder der Immanenzdifferenziation. Ja, er ist, wenn er wahrer und vermögender Geist ist niemals ein Geist der Separation dieser zwei Dimensionalitäten und Ontologien. Er ist immer ihre Verfügung (nicht Verwechslung und Verschmelzung!), ihre optimale Verfügung. Und diese ist (schematisch-bildlich dargestellt) immer das Kreuz. Dieses ist der kürzeste und der umfassendste und damit gerechteste Weg ihrer Verschränkung und Verfügung, ihrer „Vereinigung“, welche aber damit auch gleichzeitig immer die Eröffnung und die Freilegung eines Dritten, Eigentlichen, Bedingenden und Erwirkten ist, welches aus dieser Kreuzigung als die wahre Wirklichkeit hervorkommt und ersteht und dann auch (hoffentlich) besteht. Es ist die Freilegung DER Wirklichkeit. 

Somit ist der Geist, auch wenn er in dieser seiner Komplettierung ergänzt und von der Vereinseitlichung seiner bloßen aszetisch-negationalen Reduktionierung befreit und somit er-füllt und selbst befreit wird aber trotzdem die Gewahrung der Unerfülltheit, der Verwiesenheit, der Negationalität der Existenz und der Essenz, des Seins und allen seinen Seienden. Gelingt es der Philosophie des er-füllten Geistes die Welt und die Wirklichkeit zu durchschreiten und dann auch zu versammeln und versammelt sein zu lassen, so wird diese Philosophie letztlich immer eine nekrische Verwiesenheit und Ausständigkeit sein und bleiben. In der Mitte der Versammlung wird ein Loch, eine Unerfülltheit und eine Unbefriedigtheit, eine Ausständigkeit und dann eine Erflehung, eine Erbittung, eine Errufung sein. Ein Rufen, welches nach der Einkunft und der Herabkunft jenes und des Vollendeten und Vollkommenen und des vollkommen Manifestierten und Materialisierten und d.h. Erscheindenden ruft und schreit und verlangt. Das ist die Bedeutung der judaischen Heilsverheißungsgeschichte. Das ist die Bedeutung des Lochs, der Absenz, des Ausstands in der Mitte der Ontologie, des Fehls und des Fehlens des absoluten Signifikats (und d.h. des adäquat, des ontisch adäquat vollkommenen Signifikats). Das ist die Bedeutung des Rufs und der Verwiesenheit der Philosophie nach dem und vom Erlöser, dem Heiland, dem herabgekommenen Gott, dem Messias, von welcher der platonische Politikos redet. Alle Wirklichkeit des Ontischen ist ungenügsam und selbstungenügsam, weil sie beschränkte und bedingte Wirklichkeit und Realität ist (Das bedeutet aber nicht und keineswegs, dass sie ein Nichts und nichtswertig ist!! Sie ist einfach das, was sie ist und als solche ruft sie automatisch nach dem Unbedingten und dem Vollkommenen, welches zugleich aber nicht das ihr ganz Andere und damit sie negierende und damit vernichtende und bedrohende und nichtend-konkurrierende wäre, sondern das ihr entsprechend Vollkommene, das inkarnierte Vollkommene, das inkarnierte Wort, der inkarnierte Logos, der Geist der Leib und Fleisch und Mensch geworden ist. Die Wirklichkeit kann nicht anders als in ihrer „christlichen“ (d.h. salbungsmäßigen) Ergänzung und Vollendung ihre Vollendung und Erfüllung zu finden. Und dieses bedeutet nicht eine konfessionelle oder ideologische Einschränkung und Partialierung. Die Struktur des Christlichen, das Christische, ist die Vollendung und die Erfüllung und damit die Apotheose und gleichzeitige Selbstvollendung der bedingten und geschaffenen Wirklichkeit. Sie ist die Weise ihrer Selbsterfüllung selbst. 

In welcher Weise ist aber der Heilige Geist heilig und d.h. auch heilbringend ohne zu schnell in diesen Chrstozentrismus sich zu beschleunigen und somit die Zwischenstufen und -gnaden der Heilung der Wirklicheit zu überspringen und zu vergessen, welche im und auf dem Weg dieser christologischen Vollendung der Wirklichkeit passieren?

Was ist die Heilung des Geistes vom Geist her selbst?

Was ist die Heilung und d.h. die Verwandlung des Geistes jener zentrischen und innersten Absenz und Unerfülltheit und Unnamentlichkeit (Unselbstigkeit)? Was ist die Heilung und Überwindung jener bedingten Realität und Wirklichkeit auch in jenen ihren verherrenden und demütigenden Manifestationen, des Todes, der Verletztlichkeit, Hinfälligkeit, Verfehlungs- und dann auch Verschuldungsbedrohtheit? Was ist die Befreiung des Geistes der bloßen Bedrohtheit und Hinfälligkeit und Ausständigkeit und Verschuldetheit zu jenem Geist des Heils, zu jenem Heiligen Geist, welcher der Geist der Vollendung und Vollendetheit ist, jener Geist des Heils, das gegenwärtig, präsent, gegeben und gewährt ist, präsent gewährt ist, um uns ins Heil zu setzen und zu versetzen, um uns zu erlösen und erlöst sein zu lassen, oder an unserer Erlösung und Vollendung arbeiten und beitragen zu lassen? Was ist jener Beistand der Vollendung des Himmelreiches, der Basileia tou Theou, das wie Jesus verkündete und lehrte so nah war und ist?

Pfingstmontag 2013

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