doctrina christiana und die Vollendung der Welt
- Nun lässt du, Herr, deinen Diener, wie du gesagt hast, in Frieden fahren.
- Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
- das du vor allen Völkern bereitet hast,
- ein Licht, das alle Ethnien erleuchtet, Ruhm für dein Volk Israel.“
- Lukas 2,29ff
Der folgende Abschnitt wird ein verkürztes Plädoyer, bzw. eine Einsichtskundgabe sein, nach welcher in dem, was mit dem Namen und unter der christlichen Philosophie bezeichnet wird, ein Fortschritt in der Repräsentation der Welt und der Potenz der Vernunft erkannt werden kann, in welcher eine wissenschaftliche und institutive Optimalität gewährleistet wäre, welche uns an- und zusteht.
Sie leitet sich ab und beruht in dem vielleicht zu erweisenden Quantensprung der Wirklichkeitsrepräsentation und Validität, welche mit dem frühen Christentum im Vergleich zum antiken und zum jüdisch-mosaischen Kultur- und Philosophiehorizont eingetreten ist.
Der Kern dieses weltgeschichtlichen Ereignisses ist heute noch ein grundsätzlich modifikatives und transformatives Movens und Moment, welches,wenn Philosophie und Leben unter Maßgaben der Optimalität stehen, nicht ignoriert oder unterboten werden kann, welches vielmehr zu einer grundsätztlichen Einordnung und Eröffnung von Welt, Selbst und Einordnung befähigt, dessen Erfüllung der Imperativ der Stunde und d.h. der Realisation, der Vernunft und der Potenzialität ist.
Christliche Philosophie zentriert und gruppiert sich wesentlich um die Rede vom und die Figur des neuen Menschen und damit dann auch vom neuen Kosmos, deren philosophisch-fundamentale Verfasstheit die Vor- und Aufgabe jeglicher wissenschaftlichen, Erkenntnis-, praktischen- und ästhetischen Tätigkeit und dann eben auch re-ligiösen, rückaufgehobenen Tätigkeit ist.
Weil die christliche Rede eine Rede vom Neuen Menschen und vom Neuen Himmel und der Neuen Erde ist, ist das Christliche keine „bloß“ religiöse Angelegenheit oder Rede. Weil sie eben eine Rede vom Neuen Menschen, dem Neuen Himmel und der Neuen Erde ist, ist sie eine fundamental philosophische -, Weltverständigungsvorgabe.
Wissenschaftliche „Vernunft“ oder Erkundungsintelligenz, oder das Werkzeug der Erkundung und der Erfassung der Wahrheit (Kantisch-hermeneutisch: Verstand) haben nach Selbstvorgaben einer größtmöglichen Offenheit, Neutralität und „Objektivität“, einer größtmöglichen merkurischen Vermittlungsinsubstanzialität zu geschehen. Sie können das aber nur oder tun dies nur wegen der bestmöglichen und der adäquatesten Erfassung, Vermittlung und Wiedergabe der Wahrheit der Vernunft, welche sie darstellen, repräsentieren und rekonstruieren sollen, als die Wahrheiten der notwendigen und vollständigen Synthesis der reinen Vernunft und Vernunftbegriffe, auf deren Erfassung sie aus sind oder zu deren mittelbarer Vergegenwärtigung sie da sind, eben als Ver-Ständigungs-Leistungen und Voraussetzungen der Daseinsweise der reinen Vernunft, der noetischen Verfassung der Erscheinungswelt oder eben als ihre verantwortlichen, bewußten und gestaltungs- und einrichtungspotenten Akteure.
Im Augenblick als das moderne Subjekt seine Selbstapperzetion in der kulturepochalen Realisation der Paulischen Askese (Mit dem Begriff der Paulinischen Askese bezeichne ich die erste weltgeschichtliche Phase des Christentums, in dessen Vollendungszeiten wir leben. Es ist die Zeit des Karsamstags. Es ist die Zeit der Körperfeindlichkeit und der Meditation der Tat, des Wesens und des Namens des nachjesuanischen Gottes) erfährt und sich zu gleich in seiner Selbstgründung als gewährend gewährt (versöhnt) erfahren darf, schlägt das weltepochale Schicksalsrad um in seiner grundbasalen Verfassung und Modifikation. Die Errungenschaft des abendländischen sog. Cartesianischen und Leibnitzschen Rationalismus, der Sieg des wissenschaftlichen Rationalismus und der zunehmend und bemüht asketisch-abständigen Lebenspraxis, sowie deren Realwerden in praktischen Realitäten wie der Erfahrung und Wirklichkeit der Würde des Menschen, der Gültigkeit von Werten und Leitsternen wie der Freiheit, der Liebe, des Lebens als auch deren bisherige technisch-soziotechnisch-“ethische“ Kombination im naturwissenschaftlichen Technizismus und der Selbstbestimmung des Menschen und der Gemeinschaften, als auch ihre hermeneutischen Pendants der ästhetischen Lebenskunst- und -praxisbewegung sind Vor- und Ahnungsformen einer weltgeschichtlichen Wende und Metabolé, welche in ihrem Kern im Herzen des Fragens der Einrichtung der Basileia tou Theou besteht, wenn eine solche fokale und sicherlich dann auch für viele anstößige und provokante und damit mißverständliche und inakzeptable Ausdrucksweise erlaubt sein mag.
Das innere Subjekt, das sich von der bloßen magischen Prävalenz der Erscheinungsnatur zum Selbstbewußtsein befreit hat, erfährt sich in der substanziellen Erfahrung seines „inneren“ Grundes und Selbstbewußtseins als Gestaltungssubjekt der Wirklichkeit bzw. der Erscheinungseinrichtung der Welt und seiner Wirklichkeit (vermittelt über das absolute Grundverhältnis des Wesens aller Wesen, welches klassisch das religiöse genannt wurde). Das solchermaßen beschaffene Subjekt lebt dann einzig in dieser Weise der Frage der angemessenen und der Angemessenheit der Einrichtung der Welt nach Vor- und Maßgaben einer transzendenten Idealität, welche aber für eine bestimmte Gruppe der Hierseienden nicht nur eine transzendente, also eine künftige Idealität ist, sondern auch eine vormalige Idealität und Realität ist, welche sie in ihrem Realisierer, dem Menschen- und nach ihrer Überzeugung und Beweis, Gottessohn, Jesus Christus und seinem irdischen Leben, als schon realisiert und geschehen er- und bekennen und zu deren erneuter Einrichtung sie sich unter der Leitung des Heiligen Geistes (und der Heiligen Seele) erfähigen.
Das Mittel hierfür, das vorgegeben wurde, wird in der Liebe gesehen. Der Liebe welche in der Lage ist jegliche und die schwersten und die vertraktesten und endgültigsten Schicksals- und Naturverhältnisse zu durchdringen, aufzutun, zu verwandeln, zu heilen und zu besiegen, in deren Grundstörung sie die Grundstörung und Verhinderung der Welt sehen, einer Welt, die eben in ihrem Grundverhältnis liebesgestört und -verbrannt und damit ausgebrannt ist, in welches Grundverhältnis sie erneut eine Wiederbelebung und Heilung und Verwindung zu bringen haben oder kraft ihres Glaubens und ihrer Überzeugung auch bringen, welche Liebesheilungsbewegung gerade die real-spekulative Heilungstat ist, die geschieht.
Christliche Philosophie stellt in vierfacher Hinsicht eine Transformation der Philosophie und der Philosophischen Grundstellung auf eine optimale Operation hin dar.
Sie aktiviert die Philosophische Ausrichtung fundamental und grundsätzlich (und steht somit in direkter Nachfolge und Tradition der Bestimmung des Politischen und des Politikers bei Platon), indem sie das Grundparadigma der Wirklichkeitseinrichtung auf ein personal-aktivisches Personalhandlungs- und -gestaltungsparadigma hebt.
Zugleich vertieft sie die ontologische Fundierung und Durchdringung der Philosophie radikal, indem es sie auf eine ganzheitlich-gefügte Ontologie ausweitet, in welcher eine erneute Kosmologisierung der Auffassungswelt stattfindet (als Reich Gottes Verwirklichung, Apokatastasis). Sie transformiert die Auffassung der Elementarität und der Maximalität. Das Maximum wird Liebe und Elemente sind humane Handlungselemente in einer zur Optimalität hin ausgerichteten und sich transformierenden Welt und in Richtung einer optimalen paradiesischen Schließung (von Gott und Welt und Selbst). Optimalität bedeutet nicht zuletzt, dass Optimalität hier Optimalität der menschlichen Verwirklichung bedeutet und somit auch die Erfüllung seiner Ideale und Werte, auch der der Freiheit, der Selbstbestimmung, der Offenheit und der Weltlichkeit.
Die christliche Philosophie des Mittelalters bedarf z.B. einer Öffnung und radikalen Transformation und Antagonizität durch die neuzeitliche Philosophie, um wirkliche gefüllte(re) christliche Philosophie zu werden, um in der Vereinigung und dem Werden eines neuen Samens zu jener grundsätzlichen Disposition zu werden, welche aus optimalen Ausgangsstellungen auf wunderlichen Wegen optimale Positionen realisiert, die es wieder und mit eigener Verantwortung bewohnen darf.
Das Herausschießen der Säkularen Philosophie auf Christliche Philosophie als Vollendungs-, Eingeständnis- und Erfüllungsbewegung und -vollzug
Neuzeitliche sog. Säkulare Philosophie bestimmt sich wesentlich aus: 1. ihrem provisorischen, vorläufigen Charakter, 2. dem Charakter seiner Reduktion im Sinne der Beschränkung des Radius und des Wirk- und Beglaubigungsfeldes der Gewissheit (Empirie), 3. sie konstituiert sich in einer wesentlichen, dabei wesentlich skeptischen und skeptisch im Sinne des absoluten Agnostizismus bleibenden Offenheit und Mitteilungsgeöffnetheit und absoluten Offenbarungsbereitschaft (Das Zu-sich-Kommen der Vernunft und das Bei-sich-Sein der Vernunft ist eins der völligen Konzentration und der formalen Einfassung, aber ein solches, das in der korporalen Einfassung und dem korporal-formalen In-Form-Sein völlige Vernehmlichkeit, Empfänglichkeit, absolute Schärfung des Gehörs, der Sinne ist, welche bereitmachen für den Empfang geistiger, d.h. pneumatischer Erscheinungen und Gestalten, welche das Wesen des Vernunftreiches (Reich der Vernunftideen) selbsthaft vollenden und personal präsentabel und emergent machen.), 4. Neuzeitliche Vernunft und Philosophie ist im wesentlichen eine Transformation der Ontologie (oder anscheinenden Ontologiephilosophie, als Philosophie der Objektivität oder Gegenständlichkeit der Welt und des Seins, als eben bloße faktizistisch-tote Vorhandenheit) auf eine „Ontologie“ oder „Epistemologie“ oder „Ethik“ des Seins als Lebendiges Sein und als Leben, als lebendiger Vollzug, der die conditio sine qua non ist und bleibt der Weltaufstellung, der Weltbewältigung und der Weltverfügung. Und schließlich 5. Neuzeitliche oder Säkulare Philosophie ist in ihrem Wesen radikal a-ideologisch, a-totemisch, a-dogmatisch im Sinne der absoluten Auflösung und Verhinderung von Simulakrenanbetungen und Idolatriefestsetzungen, wenn sie auch und gerade dann wenn sie eigene Idolatrisierungen, Phantasmogorisierungen und Festsetzungen sind. Neuzeitliche, säkulare Philosophie ist wesentlich und unübersteigbar Aus- und Einsetzungs und Einlassungs- und Eingelassenheits- und Aufgehobenheitsphilosophie des kontingenten Bestimmten in das Unverfügbare, Unbestimmbare, Allverfügende und Allbestimmende Unbestimmte (des Absoluts als seine anonyme Freilassung im Sinne der Befolgung des Zweiten/(Dritten) Mosaischen Gebots: Du sollst meinen Namen nicht unnötig in den Mund nehmen und beliebig machen die unbedingte, unbezeichenbare und die unvorstellbar allmächtige Kraft und Macht!!..). Sie ist die unbedingte Adäquanz seines Vollzuges und Ereignisses. Sie ist aber auch damit die einzig mögliche Begründung oder (Selbst)Legitimation der Würde, der Selbsthaftigkeit und der Erkenntnisigkeit des Vollziehenden, dessen der ehemals den Namen Mensch führte, dessen der oder zu dessen Auszeichen es gehört Philosophie zu betreiben oder in der Hut der Weisheit zu sein, in der Einfaltung der Weisheit aufgehoben und ausgesetzt, hörend und vollziehend das absolute Wort des absoluten Gottes. Das ist das Ärgernis und die Hürde, das Öhr der Kantischen Philosophie, seine moderne Mosaität, sein Gesetz und seine Wahrheit.
Empirie als Vernunft- und Verstandesempirie (Konstruktivismus, in Folge dann: Technizismus) ist dann aber nur Empirie und Vernunft- und Verstandesempirie des sich vollendenden und vollziehenden Verstandes und der Vernunft. Sie ist Einlösung und Eröffnung und Herausbringung des Kerns, des Herzstückes der Materie. Sie ist Emergenz des Lebens und des gefügten Lebens und des geistigen Lebens und des eingefaßten, absoluten Vollzugs-- und Ereignislebens des Vollzuges der Einlassungs- und Empfangenswahrheit (siehe oben Kant). Insofern ist sie Koinzidenz, Konvergenz und Konjektur der beiden Hälften zur Emergenz der eigentlichen, der dritten Welt, der Ewigen Welt, des Auferstehungsleibes der Welt, jenes an dem und in dem alles offenbar und damit schön und gut und wahr und eigentlich und voll natürlich, kosmisch..schöpfungsnatürlich sein wird.
Das ist die Säkulare Philosophie und damit die säkulare Welt, wie wir sie kennen oder wie sie gelebt wird, bzw. wie es offensichtlich wird, daß gerade sie und diese Säkularität ihrer selbst nicht eingelöst und realisiert, geworden sind, daß gerade die säkulare Welt ausständig ist und ihrer Realisierung, Erfüllung und das heißt der Vollendung ihrer selbst und ihrer Versprechen und ihrer Möglichkeiten (Selbstbesetzungen, Namen, Gerufenheiten) bedarf. Neuzeit ist die Zeit der Realsierungserwartung und des Realisierungsausstandes. Neuzeit ist immer präliminale Zeit der Erfüllung. Noch nicht.
Der Gott aber oder das Selbst will und lieberwünscht und gewährt und bereitet die Erfüllung oder die Realisation. Gott will die Welt!! „Und so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn hingab.“
Jetzt aber geht auf der Sinn der Opferung, der Selbstopferung und sein Verhältnis zum Werden, zur Genesis, zum Hervorgang und Hervorgehen der Welt. Welt vergeht oder entsteht aus dem (Ver)Schwund. Welt aber welche jene ewige Welt ist, jene unendliche, unverstör- und unzerstörbare ist, jenes Aion das kein Ende und keinen Anfang hat, jene Fülle des Einstands und der Salbung und der Taufe in Liebe und absolutem Liebeswollen und Gebär.
Symbolische Sprachen als Sprachen der Erfüllung
Und nun wird merklich, und was nicht geschehen darf, wie unmerklich und fast unweigerlich aber wir von einer Rede der gesschichtlichen Vergegenwärtigung und Analyse und Anamnesis/Logos der Geschichte oder Eingang in physis unmerklich und fast automatisch in eine Rede und zu einer Rede gekommen sind, welche uns alles auf den Kopf gestellt hat, welche eine Invulsion der Evulsion betrieben hat, eine Um- und Ein- und Ausstülpung, eine Sprachgestaltenrede generiert hat, welche in apersonalen Verhältnissen und Geschehen und Vollzügen im Vollziehen ihrer selbst und in ihrer Erfüllung und Vollendung jene kosmischen Personalitäten oder eigene Sprachlichkeiten des Unendlichen (wir sprechen plötzlich mit der Unendlichkeit und bereden uns..!!) hervorgehen und werden läßt, uns einbefinden läßt im Raum der Apotheose, im Raum der Aufgehobenheit, im Raum der gewordenen Welt, in deren Mitte das unfassbare und unbeschreibliche Geheimnis ist, daß sich aber gibt und daß wir auf dem Wege der Welt zu sehen haben (Wenn die Welt ganz wird und sich erfüllt geht also die Sichtbarkeit des unsichtbaren Grundes auf! Und du wirst deinen Gott schauen..) in einer Funktion oder Geistigkeit, wie man früher sagte, in einem Geist, welcher jener Geist ist, der alles erfüllt und möglich macht, der allmächtig ist und der Berge versetzt und neu- und werden läßt mit Leichtigkeit und Freigabe und Gewähr alles, in der Wahrheit, in der Schönheit, gut, weil selbstaufgängig, befriedigend in sich und gesamt. Jener Geist der glimmt für kurze Augenblicke bevor er verschwindet (solange wir noch schwach sind in der Beständigkeit des Aus-haltens der Unendlichkeit), bevor wir ihn nicht mehr halten und an sich halten können und vermögen, jener Geist der absoluten und kosmischen und bergenden und kleinstmenschlichen Liebe, jene Liebe die Substanz ist, die diese und die Materie hervorgebracht hat, alles was steht und was aufgegangen ist und aufgeht, jene Liebe, die dich will und dich gerufen hat und eingesetzt hat und dir die Würde gegeben hat und übertragen hat zu herrschen (zu obwalten, hüten) über und die gesamte Erde und du, dessen Angesicht du bist und daß du ewig bist in seinem Licht, in seiner Hut, in seiner Wahrheit und seiner Freilassung und daß du nicht mehr diesen, den Traum/Alptraum für wahr hälst, in welchem und als welchen du ausziehst und dich irre, geteilt, zerstört und zerstoben werden läßt, vom Wurm angenagt und bevor er dich nagt, du sagen sollst: Wach auf!! oder besser: Stehe auf!! und dass der Stein wegrollt, denn seine Liebe und seine Allmacht und seine Wärme trägt dich und läßt dich siegreich auferstehen, damit du nicht schläfst, sondern damit dem Raum volle Erfüllung ist: unbeschreiblicher Vollzug und Eingewähr, Einstand dieses deinen Lebens.
"Und es ist der Entschluß des Intellekts, "die Dienerin des Gewissens" zu werden (ancilla conscientiae) - ganz wie im Mittelalter die Philosophie sich als "Dienerin der Theologie" betrachtete (ancilla theologiae) -, der die Tür öffnet."
Anonymus d´outre-tombe, Mond
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen