Sonntag, 18. April 2010

Das Geheimnis

Einholung einer philosophischen Kategorie


In jenem, was hier das Geheimnis, das Mysterium, genannt wird und auch genannt werden kann, wird alles Fassbare und Fassliche überhoben. Das Geheimnis ist der Inbegriff oder die Apokatastate oder die unmittelbar waltende Darstellung der Unfaßbarkeit per se, jenes Verlorensein im Verfügen, Erscheinen in der Unverfügbarkeit.

Geheimnis andererseits aber bleibt und ist das Herz des Wissbaren. Es ist die unbedingte Notwendigkeit und Gewißheit und Insistenz jenes unbedingt Gewußten, jenes unbedingt Hervorbringenden. Das Geheimnis ist die Summe der Bestimmtheit.

Das Geheimnis geht oben und/oder unten auf, innen und/oder außen.

Das Geheimnis ist der Ausstand der Mitte, jener Spring- und Quellpunkt aller erscheinenden Wirklichkeit als des gelebten gefaßten und eingefügten, ins Geheimnis eben hinein- und hinausgestellten Lebens.


Diese kurze Aufstellung stellt das Geviert oder auch es ist das aufgestellte Kreuz des Geheimnisses, als dessen Erwirken und Ertätigung, Vollzug, Aufsichnehmen(Kreuzigung) das Geheimnis nicht wird oder erscheint, sondern in seiner eigenen Weise erwährt wird und über die Passion und den Zerriß seiner selbst, seine Auferstehung, sein Werden-In feiert.

Philosophie aber wird grundsätzlich und von vornherein vollkommen verwandelt, wenn jenes in ihren Bereich und in ihre Mitte genommen wird, gegessen wird, einverleibt wird, was gerade nicht zu ihr gehört, was ihr gegenüber ist, was ihr Grund vielleicht und ihre Absetzung, Abstammung, Herkunft ist. Aber was Herkunft ist, ist auch Gegenwart und wird auch Zukunft gewesen sein, für immer.

Das Geheimnis ist der Anverwandlungs- und Aufhebungsort (das Zusichkommen als das unbedingte Übersichhinausgehen, Instasis als Ekstasis, Einstand als Ausstand), die Heim-kehr der Philosophie.

Dieses (Grund)wendungs-verhältnis besagt und offenbart damit: Philosophie steht nicht gegen das Geheimnis. Das Geheimnis ist nicht die Vernichtung, die Auslöschung der Philosophie. Auch aber ist es so, daß man nicht sagen könnte, man wüßte per se nicht, wie es zu einer solchen Verwindung und Aufhebung gekommen ist, aber auch, daß es ausgeschlossen ist, man hätte selber etwas erwirkt, von sich, von der Philosophie aus, hätte man sich also ein geheimishaftes Gehäuse gebaut, in welchem man sich wohl verbergen könnte: das Geheimnis und die Einholung und Hineinverwandlung in das Geheimnis kann immer nur als ein Erwirktwerden, als eine Übermächtigung, ein Geschenk und eine Gewähr verstanden und als solche dann auch hingenommen und dann auch ausgeführt, angebetet werden.

Auf eine seltsame Art und Weise bedeutet gerade ein Zusichkommen der Philosophie ein Zum Unendlichen, zum Unverfügten, zum ganz Anderen, zum Schöpfergott kommen ihrer, aber dann auch ein eingefügt sein in dieser Ankunft im ganz Anderen, ein Aufgehobensein der Philosophie im Umkreis und der Umhüllung und Umwaltung und Durchdringung mit dem ganz anderen Wort. Es bedeutet ihre Optimalisation (größtmögliche Effizienz von Beisichsein und Ausschöpfung, Wirkung). Es bedeutet ihre Glorifikation des absoluten, ganz anderen und unverfügbaren Wortes. Es bedeutet das Mysteriöswerden der Philosophie: das eigentlich und philosophisch Werden der Philosophie. Das sich Erfüllen der Philosophie. Es bedeutet die Erwirkung des absolutunverfügbaren Geheimnisses der Philosophie (Schöpfung/Philosophie als das Angesicht, das Medium, die Darstellung Gottes: Christus, Kirche, Wiederherstellung).

Philosophie ist die philosophia perennis ist die doctrina christiana ist die apokatastasis und das Vollwerden der Welt als der Offenbarung des Wortes, des Grundes als und in seiner Darstellung (Angesicht).

In diesem Sinne ist die Vernunft (der logos und der nous) das Geheimnis aber gerade so, daß sie das Einbergen der Welt in das Ganz-andere ihrer ist und als solche Darstellung der Herrlichkeit, Herrlichkeit.

Wesentlicher Vollzug der Vernunft und der Philosophie ist von daher das Vollziehen oder das Vollziehenlassen dieser Auf-wendung in die Aufgehobenheit, in die und als die Hineinverfügung und das Hineinverfügt- und Aufgehobensein in das und von dem Geheimnis, das Beisichankommen, der Vernunft, welches Ich oder die Vernunft gerade als das Im-Hören und Vernehmen-Sein und Eingeständigen dieses absolut unverfügbaren Wortes als des Selbstvollzuges ist: Das Ich als das erschöpfte, als das geschöpfte Ich. Das Schöpfungsich. Adam.

Wenn aber Philosophie wesentlich Geheimnisphilosophie, in ihr selbst Philosophie als Ankunft ist und das sich Halten in der Nähe und in dieser Ankunft, das liebende Sein in dieser Aufgehobenheit der Nähe und der Ankunft, Ge-Heimnis, ist, dann ist der Vollzug und das Ereignis dieser Philosophie und dieses Geheimnisses die Ertätigung dieses Geheimnisses. Sie ist sein Vollzug, seine Einrichtung. Sie ist Institution. Welt-, Wirklichkeit- und schöpferisch-geschöpfte Gestalt. Sie ist sakramental. Sie ist die eigentliche Versammlung und Gemeinde und sie ist die Versammlung jenes der der Inbegriff, das Symbol, der Schlüssel, das Haupt und das Gesicht, die Verkörperung, der monarchische Repräsentant dieser Wirklichkeit und Philosophie als Geheimnis, als Wirklichkeitsgeheimnis ist. Sie ist die Versammlung, die Ecclesia des Herren, die Kyriche. Philosophie ist Geheimnisphilosophie, Geheimnisphilosophie ist Kirche, ist Darstellung und sakramentale Ereignung einer solchen Selbstseienden um ihren absoluten Schöpfungsgrund und aus ihm versammelte und gewährte und angesichtige Wirklichkeit. Der Zugang zu ihr aber ist dann, von der Seite der Philsophie, der der funktionalen Differenzierung der funktionalen Differenzierung als welche „Wirklichkeit“ sich vorläufig ereignet und präsentiert, bis hin zu ihrer Verflüchtigigung oder Eröffnung des absoluten Unverfügbaren Grundes, bis hin zur Herstellung der Empfangsbereitschaft für die Ankunft und das Sichmelden und das Emergieren Gottes, jenes Gottes,welcher Liebe ist und als Liebe lebendige, leibhaftige, reale fleischgewordene absolute und unübersteigbare und allesvermögende Liebe..aber dazu dann doch später oder nicht so voreilig schnell..


Zwischenbemerkung zur Art der Rede An dieser Stelle muß eine Zwischenbemerkung und Erleuchtung eingeschaltet werden: Es ist offensichtlich, daß ein solcher religiös-, oder gar konfessionell – und dann auch noch „mythologischer“, „bildlicher“, „personaler“, „körperlicher“ Sprachgebrauch für die „Philosophie“ und die „(menschliche) Vernunft“ und für den „(gesunden) Menschenverstand“ erst recht und auf dem Boden der „Realität“ und „der Wissenschaftlichkeit und Naturwissenschaftlichkeit“ oder gar im Rahmen einer philosophischen Argumentation völlig ausgeschlossen und disqualifizierend ist. Er ist ja der direkte Beweis und Grund für die Disqualifizierung und eben Unwissenschaftlichkeit und den nichtphilosophischen Charakter seiner!

Aber warum ist dem und muß dem so sein?

Kann und könnte oder muß es nicht geradezu sein, daß es sich gerade umgekehrt verhält und daß die sprach- und real- und personalsymbolische Rede gerade das Gegenteil der Beschränkung und des Mangels an logischer Erfordernis sind, daß sie gerade die Apotheose, die Erfüllung und die Vollendung der Logik und der Wirklichkeitsrede sind, insofern als sie gerade das Wirkliche und das Logische der Wirklichkeit und der Logik zur Sprache bringen und reden? Sie sind ja gerade oder die sprachsymbolische Rede ist ja gerade die Erfüllung der Wirkllichkeitsrede! Sie ist ihre Vollendung und damit vom höchsten Grad der Logik und der Wirklichkeitseröffnung und -eröffnetheit. Ohne sie gar keine Sprache und Wirklichkeit. Sie ist ja jenes, was aller jener abkünftigen Entfaltung und Manifestation Sinn und einen Ursprung gibt, insofern sie ihnen eine ursprüngliche Vergegenwärtigung und Gegenwart und Eröffnetheit gibt, eine Realität, (welche natürlich gegeben, offenbart, ist.) In diesem Sinne bedeutet die Eröffnung der Philosophie in das Geheimnis hinein gerade die Eröffnung und die Verwindung der Philosophie und der Realität und der Rede in die Sprach- und Realsymbolik des Wirklichkeitsvollzuges, jenes Bereiches, in welchem allererst Wirklichkeit und Realität sind.


Was also ist oder wie ist funktionale Differenzierung der funktionalen Differenzierung?

Als erstes muß man sagen, daß funktionale Ausdifferenzierung selbst nicht ein Faktum ist, eine tote, unrührbare, univoke Gegebenheit, welche dann selbst völlig der funktionalen Ausdifferenzierung abständig und von ihr ausgenommen wäre, funktionale Ausdifferenzierung und dann auch noch in so einem grundlegenden und fokalen Bereich ausständig, ja gegenteilig wäre: einfache univoke Festsetzung, anonyme Faktizität der Faktizität.

Funktionale Differenzierung ist selbst eine geschichtliche Gegebenheit und als solche und an sich selbstdifferent.

Zusammengefasst können drei verschiedene Grundtypen funktionaler Ausdifferenzierung ausfindig gemacht werden. Die erste ist jene der Entfächerung der Eineindeutigkeit, die zweite die des Entfächertsein, des Ausreizens der funktionalen Ausdifferenzierung auf die Eröffnung einer „Beständigkeits“dimension, welche selber aber erst als monoton erscheint, in sich nicht differenziert..und die dritte ist jene der funktionalen Differenzierung dieser Differenzierung selbst. Sie richtet sich ein als eine Weise der Versammlung und der gleichzeitigen Entbindung der Differenzierung und des Funktionalismus. Sie ist erneut ihre Apotheose, Maximierung, indem sie ihre Einfassung und Optimation ist, die Herstellung und Einrichtung ihrer Einfügung und Einfügungsinstitution. Diese ist aber nur denkbar als 1. Versammlung und Beibringungsstelle, Integral, der bishin zu Ausdifferenzierungs- und Funktionalitätsmannigfalt und 2. als Integralskreislauf selbst, als Selbstversammlung und Entbindung, als Selbst-Unendlichkeits-Einfügungs- und Selbt-transzendierungs-kreislauf, welcher funktional-differente funktionale Ausdifferenzierungen entläßt oder versmamelt. Die zweite Ebene und der damit verbundene zweite Kreislauf sind der Neuzeit und der Neuzeitlichen Philosophie dekapituliert. Die Neuzeit ist der Anlauf zur erneuten Rekonstitution und Fassung dieser zweiten Integralen Form aus der Mannigfalt und Autonomie der Welt her, welche sich dann aber nicht als totale Selbstherstellbarkeit ereignet oder ereignen kann (vielmehr als die gesamte Katastrophe und Apokalypse der totalen Selbstherstellbarkeit), sondern als die totale Gnade der außergeschichtlich-transzendenten Einfügung und Herstellung, Schöpfung, vermittelt über die Heils- und als Heilsgeschichte, wiederum wundersam, uneinfügbar und gotteseingriffserweisend auf dem Weg der wundersamen Konflektion von Welt, Eröffnung und Geschichte.

Was meine ich damit? Die Instituierung, die gnadenhafte absolut göttlich gewährte und eingerichtete und nur einrichtbare Wiederherstellung der Vollkommenheit der Geschichte und ihre Erfüllung und Erlösung ereignet sich im Medium einer sich als solchen absolut wundersamen und unselbstherstellbaren Eröffnung des Göttlichen im Göttlichen, einer selbsterweisenden Mysteriumshandlung damit, als Konflektion von Glaube und Glaubenssystem und Vernunft und Vernunftsystem. Die Vernunft erkennt auf dem Weg der geschichtlichen Eröffnung der eigenen Geschichte als Offenbarungsgeschichte (in der Geschichte Jesu und dann der vorlaufenden Tradition seiner Kirche in der Welt) und ihrer sich ihr plötzlich eröffnenden Eröffnetheit das Geschehen und die Vollendung ihrer eigenen Heilung und Erlösung und Erfüllung und die esoterische Überlieferung und Einsetzung und Theophanie erwirkt sich nun in der Fülle und Gesamtheit der Weltlichkeit der Welt und d.h. auf dem Wege ihrer eigenen Darstellung in ihr und als sie.

Kirche wird Welt und Welt wird Kirche.

Dieses geschehen und dann auch noch in seiner unmittelbarkeit, Gegenwärtigkeit und geschichtlichen Realität ist aber der Selbsterweis der absoluten göttlichen Anwesenheit, Eröffnetheit und Handlung.

Der Gott selbst vollzieht die Erlösung und Anverwandlung und Erfüllung der Anverwandlung der Welt.

In diesem Sinne ist die Integration der Geheimniskategorie in die Vernunft und Philosophie die Heimkehr der Vernunft und Welt. Sie ist Heimkehr zu Gott wie sie auch die Einkehr Gottes in die Welt ist. Sie ist ihre Eröffnung, welche aber (und das auf dem Wege jener Zeichen, Vollzüge und Logiken) nur ein unmittelbares Wirken und damit Anzeige der absoluten Gegenwart des Unendlichen Gottes sind.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen