Freitag, 9. Dezember 2011

Der Gott, der kommen wird

Zwar ist die Adventszeit eine Zeit der Ankunftserwartung und -vorfreude eben, aber was erwarten wir, wenn das was eintreten soll das vollkommen Unerwartete ist, das Unvorstellbare und jegliche Erwartung überraschende sein und werden soll?
Und so soll die Adventszeit auch dann und vor allem eine Zeit (erneut?) des Abschlusses, der Inventur sein, der krassesten Gewahrung gerade des Fehlenden, des Mangel in dem, was da ist, jene spätherbstliche Erfahrung.

Die Adventszeit, diese und jene Zeit des Abschlusses, auch des Weltjahres, der große Abschluß der kosmischen Evolution, welches dann das ausständige Jahr ist, jenes Jahr, das zwar ein gewisses Ergebnis durchaus vorweisen kann, eine Produktion von Wert, das aber dann doch letztlich ungenügend, mangelhaft, ausständig bleibt, sehnsüchtig nach jener großen und endgültigen und vollkommenen Erfüllung und Aufgängigkeit, die alles dann, und gerade die Teile und das Ungenügende, ganz werden lassen kann, die Adventszeit, diese kosmische Ereignung in unserem kleinen und geringumläufigen eigenen, je eigenen Leben, das Ende dieses Jahrkreiszyklus, dieser Jahreszeiten und dieser Bilanzen des werktätigen, unternehmerischen, des arbeitenden Lebens mit samt ihrer Herbst- und Wintererfahrung, mit samt dieser Unvollkommenheits- und Bedürftigkeitsbilanz.

Diese Adventszeit, in der Lichter angezündet werden, kleine Lichter in der Dunkelheit, diese Erwartungs- und Ausstandszeit ist diejenige Zeit, deren Erfüllung wir vom letzten Jahr dann aus der Erinnerung erinnern eben können und deren Erfüllung und Ankunft wir wissen und eben im Bild erinnern können: Wir wissen, dass als Ankunft jenes kleine neugeborene Kind ankommen wird. Wir wissen von der Erzählung (und es genügt diese Erzählung wahr-zunehmen), dass dieses geborene Kind, der Gott gewesen sein wird.

Das aus der Erzählung und Geschichte und unserer Kultur wissend versuchen wir dann die unerwartbare Erwartung erwartend zu erwarten und wissen jetzt schon, dass wir etwas geboten bekommen werden, dass unsere Erwartungen (auch trotz dieses "Vor-Wissens") immer übersteigen, unendlich überraschen, weil unter- und überschreiten wird, ur-irritieren wird: dass wir einen GOTT bekommen werden und sollen, welcher DER Gott ist und der als das Verletztlichste vom Verletzbarsten, als ein Menschenkind geboren werden wird,

dass der Gott der kommen wird, der unsere Erwartung immer ekstatisch versetzende Gott, als DAS Menschenkind sein soll.

Und dieses wird gerade für unser Menschsein die Rettung gewesen sein und dieses wird die ganze Fülle und Flut des Göttlichen und Gottes in die Erde und über die Erde und d.h. in den Menschen und über den Menschen überströmen und eingehen lassen. Es wird ihn tränken mit jener erneuten Verbindung und Vereinigung, welche jenes neue Äon eröffnet und begründet, das ewig ist, das nicht vergehen kann und somit immer neu werden wird und immer mehr werden wird und immer aufgängiger und voller, erfüllter werden wird, immer mehr das werden wird, was es ist, nämlich die erfüllte und wiederhergestellte, die den Tod verwindende Schöpfung sein, jene Schöpfung, die den Tod wieder und erneut geschluckt hat, eingefaßt hat und zum Sockel jenes ihres immerwährenden Lebens gemacht hat.

Dass der GOTT, der kommen wird, ein Baby ist und gewesen sein wird, ist das unfassbare und unvorstellbare und unausschöpfbare und heilsamste Wunder, das je geschehen kann

und dass unglaublich leicht verpasst werden und ungesehen bleiben kann.

Wir können aber sagen, dass wir wissen, welcher und dass der Gott kommen wird
und dass wir fast schon übermenschlichen Vermögens bedürfen,
um fähig zu sein, diese Ankunft und Erscheinung zu vernehmen
und vernehmen zu können.

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