Freitag, 2. Dezember 2011

Die missleitete Wissenschaft

Wie legitimiert sich die Ausgabe von öffentlichen Mittel für den Forschungs- und Bildungsetat? Wie weist die Wissenschaft und der Wissenschaftsbetrieb dem öffentlichen Haushalt seine grundsätzliche Sinnhaftigkeit, Effizienz und Zugewandtheit zu diesem seinen Subjekt/Objekt aus? Zu welchem Ziel und Zweck wird Wissenschaft heute betrieben?


"Die Wissenschaft ist längst in den Dienst des Gruppenkultus getreten. Und an dem typischen Campusphänomen der politischen Korrektheit kann man sehen, dass nicht mehr die Wissenschaft verfolgt wird, sondern sie selbst die Verfolgung des häretischen Geistes organisiert. An den Universitäten darf man heute dumm sein, aber man darf nicht von der Parteilinie abweichen."
Norbert Bolz, Preisrede Tractatus 2013 
 
Ein Herausruf

Der folgende Beitrag möchte den Scheinwerfer der Aufmerksamkeit auf ein für die öffentliche Politik und Realität nur mittelbar eminentes Thema legen, einen Bereich, welcher aber aufgrund unseres Gesellschaftssystems dann doch letztlich der konstitutive und d.h. verlaufs- und bestimmungsentscheidende sein könnte.

Ich rede von der Wissenschaft und ihrer öffentlichen Einrichtung, ihrer Institutionalisierung als Wissenschaftsbetrieb der Forschung und Lehre, der Bereich der öffentlich subventionierten, öffentlich getragenen und damit auch auf die Maßstäbe der Öffentlichkeitswertigkeit rückverbundenen wissenschaftlichen Tätigkeit, Forschung und Einrichtung.

In zumindest allen westlichen, nicht mehr unmittelbar traditionalen oder auktorialen Gesellschaften wird in dem Wissensbetrieb und -netz, wie gesagt, der wesens- und aufrechterhaltungsnotwendige Teilbereich der Gesellschaft gesehen. Das Nerven- und vielleicht auch Zentrale Nervensystem eines Körpers, welcher die Schwelle der natural-gewöhnlichen, unreflexen Selbstversorgungs- und Selbstaufstellungsorganisation überschritten hat auf etwas hin wie eine bewußte, zunehmend reflexe und auch selbstbestimmte und selbstverantwortete Selbstorganisation, welches als das Leben begriffen wird.

In einigen und dazu führenden westlichen Nationen wird in der Entwicklung und Stärkung des Wissens- und Wissenschaftsbetriebes und seiner hauptsächlich öffentlichen Einrichtung als Forschung und Lehre der entscheidende, nicht nur Wettbewerbs- sondern auch, auf der Schwelle zu einer solchen expliziten Wissensgesellschaft sich befindende, das entscheidende Überlebens- und dann auch Lebensverhältnis gesehen. Ein Wissen, das durch diese Sinnfindung und -gebung damit aber schon die Dimension der puren, hauptsächlich dann technisch-verwaltenden-instrumental-produktionsbedingenden Organisationswissenschaft überschreitet (welche in der Bereitstellung von Innovationsdifferenzialen, Organisationseffizienzen und Produktionsadditoren, sowie der Bereitstellung sozialer Steuerungseffizienzen besteht) auf etwas hin wie eine Prinzipienwissenschaft, auf dem reinen organisational-ökonomisch-sozialen Betrieb transzendente oder zumindest transzendentale Verhältnisse, welche als solche prinzipialen, axiomatischen, kategorialen, a apriorisch, metaphysischen Charakter haben, der Sinn- und Organisationseinrichtung überhaupt ermöglicht, ein Wissen also, das somit unmittelbares Quellenwissen, primäres Einrichtungs- und Einrichtungsverwaltungs-, Innovations- und Ökonomiewissen ist und werden könnte.


Entwicklungsgeschichte der Wissens- und Wissenschaftsgesellschaft

Was ist Ihre Geschichte, was ist die Entwicklungsgeschichte eines solchen vorherrschenden Systems unserer selbstverständlichen Wirklichkeitseinrichtung?

Natürlich kann ich an dieser Stelle die komplexe Geschichte der Komplexität der Generation der Wissens- und Wissenschaftsgesellschaft nicht in ihrer geschichtlichen Fülle rekonstruieren. In Stichworten und in einem groben Abriß wird man wohl sagen und sehen müssen, daß es geschichtlich so etwas wie einen Typus von wissenszentriert sich aufbauenden und entfaltenden (meistens dann auch als geschichtliche Großreiche oder Bestimmungsgrößen bekannte) Entitäten sind, welche eben als Manifestationen eines zumeist als holistisch-"mytho-theo-gnostisch", heiligen Wissens- und Wissenschaftskernes, welcher eben auch dann zugleich an der Grenze zum Sakral- und dann auch Ritualbetrieb sich befand und zusammen in eins sich mit diesem entfaltete und mit ihm einen Generations- und holomorphischen Betrachtungs-, Konstituions- und Manifestationskern der jenigen sozialen Entität darstellte, welche sich dann zumeist als ein zivilisatorischen Großreich oder -zentrum entfaltete und vollzog. Ich denke dabei an zivilisatonsbegründende Reiche und Entitäten der Mesopotamier, der Babylonier, der Vedischen Kultur, der chinesischen Kultur, der mittelamerikanischen Hochkulturen, der Ägypter und dann in einer besonderen Weise der Hebräer und vielleicht auch der klassischen Griechen.

Dieser Generationstypus der Wissensgesellschaft, welcher als dem unseren ebenfalls präexistent und prägend angesehen werden muß und häufig in dieser Weise als Generationsfigur aus der Betrachtung ausfällt, führt unmittelbar zu einer spezifisch europäisch-abendländischen Figur der Wissensreichseinrichtung und -synthese, welche zu unserer heutigen, häufig aber verdrängten oder abgelehnten Herkunfts- und Abkunftsbestimmung gehört und welche von daher für ihr Verständnis und für ihre Entwicklung (auch die zukünftige! was gerade das Quellenwissen anbetrifft!) von bestimmender Bedeutung ist und bleiben muß. Es ist das Christentum und die christliche Einrichtung des Wissensreiches. Explizit geworden in der Einrichtung einer doctrina christiana und der scholastischen Philosophie bzw. Wissens- und dann auch Lebensbetriebeinrichtung. Der Kern dieser Figur besteht in der Materialisation eines Wirklichkeitsverfassungssystems letztlich nichts anderes sein soll, als der Betrieb der Purgation der realexistenten Realität im Zusammenhang und zusammen mit einer herab- und hineingekommenen jenseitig-idealen und erlösten Realität in Richtung und auf so etwas hin wie das zunehmende Werden der Einrichtung und des Aufgangs eines inkorporierten, realexistenten Himmelreiches als des Reiches der totalen Erlösung und Idealität unter der Führung und dem Geleit eines zentralen Verkörperers und Repräsentanten einer solchen Erlöstheit, des Königs des Gesamts der kosmischen Realität, des ersten der neuen verkörperten Neu- und Ideallebensordnung und als des herab- und hineingekommenen Grundgottes, welcher als der Schöpfer von allem der Garant auch der Sinnhaftigkeit und Sinnaufgängigkeit und Einrichtungsmöglichkeit von allem ist. Dieser Aufgang, seine Christuszentrierte Einrichtung wird aber vermittelt und zur Verwirklichung unter gegebenen Umständen geleitet, durchgeführt und eröffnet durch einen den Grundgott repräsentierenden und er seienden Gottes, des Heiligen GEISTES, in Vermittlung und über den Weg seiner realen Einrichtung der Kirche, der Versammlung des Christus und des Heiligen Geistes. Der Zentrale Kern dieser Welteinrichtung, die hier natürlich in keinster Weise erschöpfend dargestellt werden kann, ist der LOGOS selbst, das Wort des Gottes aber, welcher der Schöpfer der Welt ist, der Logos, welcher als der sich verkörpernde Logos, die Einrichtungsbewegung des göttlichen Logos in realen und realexistenten Verhältnissen bedeutet und die Einrichtung und den Vollzug der Wirklichkeit somit zu einem logos-haften Geschehen, einer "wissensmäßigen" Einrichtung macht, der Purgation und Anverwandlung, der Aufhebung, der Übersetzung und Übertragung des Lebens, als der Übertragung von der und der Gefallenheit und Hinfälligkeit in die Aufgehobenheit und Anverwandeltheit im idealen selbstverkörperten Gott und der Weise des Wissens ihrer und dieser Einrichtung der Verwandlungs- und Transformationsbewegung. Wesentlich bestimmte sich aber dieser Vollzug anbetracht der angeschlagenen Naturbeschaffenheit der Wirklichkeit des Menschen (Todesverfallenheit, Hinfälligkeit, Verwirrungs- , i.e. Schuld-, Verschuldungsbedrohung) im Einübensollen des (Selbst-)Opferungs- und d.h. Darbringungsvollzuges, der Darbringung der eigenen Realität vor und an Gott, in welchem Opferungs- und Darbringungsvollzug Wandlung der Beschaffenheit und d.h. HeilsVerandlung der Beschaffenheit besteht und bestand, welche in die Idealität der Wirklichkeit und d.h. klassisch in die Basileia tou Theou, die Waltwirklichkeit Gottes, als die Vollkommenheit führt und führte, oder zumindest führen und sie einrichten helfen sollte auf dem Weg eines umfaßenden "Wissens-", i.e. LOGOSbegriffes (eines transinstrumental-faktizistischen des reinen, unseren "Wissens"-begriffes, welcher einen einsehenden Wissensbegriff beinhaltete, welchem als dem Lebendiges Einsehendem immer auch die Dimension der Vertraulichkeit, der Überläßlichkeit, der Erwirktheit und Gewährtheit letztlich eigen sein muß, um überhaupt Zugangsmöglichkeit zu so etwas wie der Wirklichkeit des Lebens und seiner Materialisation zu haben.)
Dieses und seine institutional-vollzugshafte Einrichtung ist der Versuch der klassischen Einrichtung und Phase des abendländischen Kulturprogrammes der doctrina christiana und seiner Materialisation in der mittelalterlichen Scholastik und dann in dem Lehramt der Kirche in seinem Anspruch und seiner wirklichen und instrinsischen Bestimmung.

Eine weitere und unmittelbarere Abstammungsgestalt der heutigen Wissensgesellschaft, ihres Betriebes und ihrer realen Einrichtung ist die Figur der konstruktiv-inkrementalen, sog. experimentalen Wissenschaft und Kulturtechnik. Diese beruht grundsätzlich auf folgenden Axiomen: 1. Die tendenzielle apriorische Unerkennbarkeit und Ferne, Abständigkeit des Apriorischen. 2. Die möglichste Konsistenz, Perseverenz und auch Adaptanz der versuchsweisen Projektionen, Erprobungen und Erstellungen (Provisorik) 3. Ihre tendenzielle, grundsätzliche und unreflexe Fundierung in der Mathematisierung und Physik. (Instrumentalität, Funktionalität, Konstruktivität) 4. Ihr grundsätzlich antagonal, technizistisch und unaufgelöst bleibendes Verhältnis von Inellektus (Verstand) und sinnlicher Materialität. 5. Die Unaufgelöstheit des obersten Begriffes der Vernunft als eines letztlich antagonal, instrumental-technizistisch-naturwüchsigen, letztlich urgründlich unproduktiv-impotenten, selbstabscondisch-verschlossenen, d.h. einer nicht-aparenten Vernunft und Vernünftigkeit, was wiederum für das ganze die Anwesenheit einer mehr oder weniger aparenten und realen Unvernünftigkeit hypostasierend bedeutet, welche ausständig auf ihre Auflösung und die Offenbarwerdung einer Grundvernunft, DES LOGOS, wartet.
Diese Stufe ist nun die unmittelbare Vorgängerstufe der heutigen Gesellschaft und Wisseneinrichtung, welche teilweise noch über weite klassische Strecken des Wissens- und Wissenschaftsbetriebes die manifestationsvorherrschende ist, welche aber gegenwärtig (seit etwa 30 Jahren mehr oder weniger offenkundig) durch eine neue Form und Stufe herausgefordert wird.
Diese neue Figur ist aber dadurch gekennzeichnet, daß sie wiederum, in gewisser Weise, den Schatten der bisherigen zu ihrem Hauptgegenstand und Motiv hat, aus den Mitteln der bisherigen Gestalt aber kommend und mit ihren Mitteln sich zunächst entfaltend.
Ich will diese neue Gestalt wie folgt charakterisieren und bestimmen:
Wir leben in der Zeit des Aufkommens einer Welt- und Wissenseinrichtungsgestalt, welche im Vordergründigwerden des Grundsätzlichen, des Apriorischen, des Unbedingten besteht.
Dies bedeutet für die Wissenschaft zunächst eine Phase ihrer Totalisierung und d.h. der Totalisierungsbemühung ihrer A-totalen-Welteinstellung, der Totalisierung des agnostischen Betriebes und seiner bestimmten inversiv-produktiv-destruktiven Einrichtung (als Zwangssystem des Zu-Grunde-Gehens als Bemühung des Erleuchtungs- und Einsichts- und Ankunftsaufgangs). Wir leben in einer Phase der Totalisierung der sog. Wissenschaft, in einer Phase ihrer eigenen Perversion (siehe Aksiom 1 der rational-wissenschaftlich-experimentalen Phase).

Ich will es bei diesem geschichtlich-genetischen, aber auch kritischen Aufriß bewenden lassen, um zum Fokus dieses Textes zurückzukommen.
Dieser war und könnte formuliert werden als die Frage nach der gesellschaftlichen Sinnhaftigkeit der öffentlichen Einrichtung der Wissenschaft und des Wissenschaftsbetriebes.
Dieser ist zwar autonom, er obliegt aber in einem vermittelten Verhältnis der öffentlichen Legitimisierung 1. durch die Tatsache seiner öffentlichen Finanzierung und 2. durch die Tatsache der Lehre und Erziehung.
Insofern kann diese Frage nur in einer Weise der Selbst-Verfassungs-Erforschung (klassisch: Gewissenserforschung) und einer grundsätzlichen, transzendentalen, "philosophischen" Anfrage an das Einrichtungssystem und seine aktuale Bestimmung, Adäquanz, Verfassung und Ausrichtung geschehen.

Zu welchem Zweck wird heute Wissenschaft (und damit meine ich nicht "die Wissenschaft" abstrakt als eine rein geistige-reflektorische Einheit. Ich meine ihre realexistierende Gestalt, den vorherrschenden und charaktergebenden Typus ihrer augenblicklichen realen Existenz, ohne dabei die Bedeutungsebene ganz zu verlassen und in den reinen Faktizismus und den reinen "Realismus" abzusteigen, welcher in reiner Faktizität den Gegenstand betrachtet und dann auch keine Aussage über die Bedeutung, die Sinnhaftigkeit machen kann.) betrieben und eingerichtet? Mit welchen Mitteln wird sie betrieben, so daß der Betrieb erfolgs- und erkenntnisgenerativ wird, ist und bleibt (d.h. was ist ihr "grundlegendes" Verfahren, wenn es so etwas aktual zu bestimmen gibt)?
Worin kann Wissenschaft verankert werden und worin ist sie verankert und zu verankern, damit sie selbstexplikativ und selbst-erträglich wird und ist (Was wäre heute der Produktions- und Generationsort wirklicher welt- und wirklichkeitseröffnender Wissenschaft)?

Die These und Beobachtung dieses Textes ist die, daß die heutige "westlich" betriebene Wissenschaft (aber ich werde mich hier auf das Spezifikum der "Deutschen Wissenschaft" mehr beschränken, auf die Betrachtung der Realgestalt deutscher Wissenschafts- und Forschungseinrichtung) von ihrer wissenschaftstheoretischen, metaphysischen Grundverfassung nicht mehr in Übereinstimmung mit den Erforschungsanforderungen der Wirklichkeit (auch von ihr teilweise eröffneten Wirklichkeit) steht, daß sich hieraus Unstimmigkeiten und grundlegende Ineffizienzen und auch Dogmatisierungen ergeben (welche zu rückgeschlossenen Wirklichkeitserfassungsverzerrungen führen), daß somit eine grundlegende Fehleinsetzung des größten Teils der nicht geringen Geldsumme öffentlicher Mittel und damit ihre Vernichtung, Verschwendung, ihr mißgeleiteter Einsatz und damit ein Mißbrauch geschieht, der auf dem Weg der aufgewiesenen Systemrelevanz des Wissenschaftssystems die größte Bedrohung für die Gesundheit, die Aufrechterhaltung, die Existenz und den Fortbestand, die Möglichkeit der öffentlichen Existenz überhaupt darstellt und zum Verhinderungsgrund der grundlegenden Motivation der Wissenschaft geworden ist: Wissenschaft wird heute nicht mehr grundlegende Aufklärung und Wirklichkeitskompetenzerhöhung. Sie ist gleichbedeutend mit simulakrischer Verdeckung der wirklichen Wirklichkeit, ihrer konstruktivistisch-mythodogmatischen Ineffizienzaufstellung und im extremsten Fall mit der Implementierung eines Primärsystems der Vernichtung der Grundaufrecherhaltungsfunktion des Lebens, sprich zur systematischen Einrichtung seiner Verhinderung oder sogar dann auch Vernichtung.

Das ist vielleicht eine harte, zu harte und unverschämte, alarmante These. Sie verliert aber etwas von ihrer Skandalosität, wenn man bedenkt, daß sie eine transzendentale Analyse ist, also eine transzendentale zwar, aber dennoch Selbst-Analyse. Sie ist keine bloße naive Objektanalyse, welche dann bei so einem Urteil, sich auch immer davor rechtfertigen müßte, inwieweit sie nicht bloße Projektion betreibt oder schlichtweg aus niederen und selbst destruktiven Motiven handelt.

Worin besteht, meines Erachtens nach, die Möglichkeit einer solchen Verfassung und Aufstellung der Wissenschaft?

Dies kann hier wiederum nur kurz und in äußerster Zusammenraffung dargestellt werden.

1. Der erste Punkt hat, meines Erachtens nach, etwas mit der Herkunft der heutigen Wissenschaft zu tun. Sie ist wesentlich und in ihren soz. tiefsten Bewußtseinsschichten noch bestimmt vom und eine entfernte Darstellung jenes regulatorischen Rationalismus, wie ich die Figur nennen will, welcher als objektivistisch-mathematisch-physizistischer konstruktivistisch-verstandesschematisch verfahrend Mechanismen erstellt und nach Maßstäben ihrer verfügbaren Effizienz zum Einsatz bringt und dann dieses Ganze als die anfangs bewußt experimenal-provisorische und zunehmend dann als  d i e   "Wirklichkeit" projiziert. Die Grundlage dieses Weltbildes und der Mentalformatierung ist die Alleingültigkeit und Wirklichkeit des allerdings nur mathematischen Gesetzes, welches mathematische Gesetz oder welche Mathematik dann aber als  d i e  Wirklichkeit, für das wirkliche Gesetz der Wirklichkeit gehalten wird (welcher eine "geist- und einsichtslose" Sinnlichkeit auf der anderen Seite als pure Potenzialität und dann auch mittels Kraft und Verstand zu brechende und modellmäßig hinzurichtende Widerständigkeit entgegensteht). Dies ist die grundunlebendige, die grundunwirkliche und grundvorläufige Grundkonstitution des regulatorisch-zugriffigen Rationalismus und bis heute eine, zunehmend durch eine Beliebigkeitssensitivitäts- und Induktionswissenschaft konterkarierte, der Grundmental- und auch Ausführungsschichten der Wissenschaft und ihrer Inadäquanz.

2. Der erste Punkt der Gründe für eine öffentliche Inadäquanz der Wissenschaftsaufstellung enthält schon in sich das zweite Feld und den zweiten Bereich der Inadäquanzgründe. Die Projektionsmodelle einer solchen rationalistischen Grundeinstellung der Wissenschaft, ihre Einbildungskraft, ist ebenfalls nicht in der Wirklichkeit der Einbildungskraft und von ihr aufgängig und in ihr verwurzelt. Wie überhaupt die Wissenschaft (und d.h. immer die neuzeitliche Wissenschaft) allererst ergeht aufgrund einer Verschlossenheit des Grundes (der Wirklichkeit) und aufgrund einer mehr oder weniger verzweifelten und sehn-süchtig, dann auch gierig-verzweifelten Suche nach diesem und diesen. Von daher erstehen Modelle einer schematisch zu erstellenden und erstellten Wirklichkeit nach Kriterien der Absurdität, der Gewöhnlichkeitspragmatik, der Skurrilität und jeglicher Projektion der eigenen, systematisch unreflekten Empfindungs- und Leidenschaftslage des Erstellers oder des Bestellers der Modelle und Absichten (gerade und erst recht und auf verheerendste Weise im Modus der sog. Neutralität und Objektivität wie man in der systematischen Ausführung z.B. des Euthanasieprogramms im Nationalsozialismus sieht). Die Modell-Wirklichkeits-Projektionen und dann auch Realisationen sind nach Beliebigkeitskriterien erstellte, ästhetisch und moralisch mäßig ausgebildete Individualprojektionen der Unreflektivität, einer übermäßigen Reflektivität oder einer subjektiven Intentionalität etc..

3. Die grundunlebendig-mathematische und die ästhetisch-moralisch grundunverwurzelte Grundbeschaffenheit der modernen Wissenschaft gepaart mit einem öffentlich geförderten  Experimentalismus erwirken eine wirklichkeitsbeliebige oder zumindest -provisorische, skurril-unverwurzelte Beliebigkeitsineffizienz des gesamten Wissenschaftssystems (der Experimentanz, der ergebnisoffenen Beliebigkeit, oder unreflekten Intentionalität einer mehr oder weniger herrschaftsinteressengeleiteten Forschung). Ein Bild äußerster Unverwurzeltheit, Beliebigkeit, Ineffizienz, Gefährlichkeit, Vorläufigkeit etc. für einen Bereich wie die Wissenschaft, also den Bereich, in welchem und aus welchem die Gesellschaft ruht und ruhen sollte: dem des Wissens und des milliardenmäßig unreflekt und selbstverständlich finanzierten.

Auch wenn die Wissenschaft und der heutige Wissenschaftsbetrieb nicht mehr explizit durch diese 3 Grundbestandteile aus den Anfängen der modernen Wissenschaft und aufgrund der historischen Entwicklung und Systemverwurzelung beschrieben werden können, so enthalten sie doch die immer noch wirkenden Grundbestimmungen der auch heutigen Wissenschaft. Sie werden in ihrer wissenschaftsverhindernden Grundbestimmung ja gerade noch verstärkt durch die Tatsache der Inkulturalisation des Wissenschaftsbetriebes, also durch jenes wonach unsere Gesellschaft zu einem wesentlichen Teil durch diesen Bereich der Wissenschaft produziert ist und somit die Wissenschaft selber viel mehr ein organisches und eben nicht pur konstruktiv-exklusives Unternehmen mehr ist.
Dieser Zustand aber (die Organik eines solchen Betriebes und seine grundgebliebene wirklichkeitsinadäquate Konstruktivität und zugreifende Mechanizität) enthält aber auch aufgrund des Verstärkungseffektes seiner Brisanz und somit seiner Offensichtlichkeit die Gelegenheit zu einer echten Metamophose, Eröffnung und Anverwandlung, genauso wie er eben die Gefahr seiner totalen Kylchorisierung enthält und d.h. seiner Entwicklung und Einrichtung zu einer lebensverhindernden, wirlichkeit- und einsichtvernichtenden globalen Maschine der Verdunkelung, der Inbetriebnahme und der totalen Verbeliebigung und Substanzvernichtung.

Die Frage ist, inwieweit die öffentliche Hand ungefragt und ohne öffentliche Diskussion diesen Bereich ihrer Selbstförderung, -aufklärung und -ermächtigung der Unreflektivität überlassen soll und sich existenziell erlauben kann?
Und wie es die Wissenschaft in dem Zustand einer solchen Selbstbelämmerung, -inkompetenz und Verhinderung aushält?

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