„Ich werde gefragt, was für mich der wichtigste jemals auf der Erde ausgesprochene Satz ist. Die Antwort weiß ich sofort: Ego sum resurrectio et vita. Ich bin die Auferstehung und das Leben. Was wir unser ganzes Leben hindurch lesen oder hören ist beträchtlich, aber sobald man die meisten Sätze einmal gesagt oder gelesen hat, reicht es für immer. Andere jedoch treffen einen mitten ins Herz. Ein Spruch hat mich geprägt, als ich ihn zum ersten Mal hörte. Ich war sechs und meine Mutter redete schon mit mir wie mit einem Mann. „Denke immer daran“, erklärte sie mir, „was Christus gesagt hat. Ich bin die Auferstehung und das Leben. Darin ist alles enthalten.“ Das war geheimnisvoll in seiner großen Einfachheit und mithin unvergesslich. Dieser Satz hat mich mein ganzes Leben lang begleitet. Er schenkt jedem seine Wahrheit und erklärt jedem den Sinn seines Schicksals. Was wäre der Mensch ohne diese endgültige Hoffnung? Ein Schatten unter den Schatten einer zufälligen Schöpfung, ein Gemisch von Atomen, die von nirgendwo herkommen , um ins Nichts zu gehen. Ein Wesen, das ohne Grund in einem unerklärlichem Universum aufgetaucht ist. Das ist die Vorstellung jener, die an das Nichts glauben. Aber es gibt dieses Wort Christi. Es löscht alle anderen, die seit Anbeginn unserer Geschichte ausgesprochen worden sind. Mit ihm besteht der Geist fort. Wir sind zu unsterblichem Fleisch, zu endloser Jugend bestimmt. Der Traum der Menschheit nimmt buchstäblich Gestalt an.“
Julien Green, Tagebücher, 26. 9. 1996
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