Mittwoch, 10. Oktober 2012

Grund und Boden


"Aus der Möglichkeit des Eigentums und den daraus ermöglichten Rechtskonstrukten der Verpfändung und der Belastung eines Eigentums oder Vermögens leiten Heinsohn/Steiger schließlich die Entstehung des Geldes ab. Sie unterscheiden Gesellschaften danach, ob sie das Eigentum als Rechtsinstitution kennen. Gesellschaften ohne (privates) Eigentum, die sie Besitzsysteme nennen, sind in ihrer Kategorisierung demnach die Stammesgesellschaften, der Feudalismus und der Sozialismus. Eigentumsgesellschaften sind dagegen die antiken Stadtstaaten Mesopotamiens, Griechenlands und Rom sowie der Kapitalismus. Diese Eigentumsgesellschaften sind immer, so die Autoren, durch politisches Handeln, durch Revolutionen der vordem Leibeigenen oder Knechte (Hvhg. durch mich) geschaffen worden, nicht jedoch aus den Besitzsystemen organisch gewachsen. Klassisches Beispiel ist ihnen der Gründungsmythos Roms, wonach Romulus und Remus ihren adeligen Stiefvater Ämilius totschlagen, Romulus sodann dessen Land in gleich große Parzellen teilt und sie unter seinen Mitstreitern verlost. In diesem Moment sei Eigentum gesetzt worden, es sei aus dem Besitzsystem, in dem alle unter der Regie des Herrschers gemeinsam arbeiten und nach dessen Gutdünken an den Früchten der Arbeit teilhaben, die Eigentumsgesellschaft geschaffen worden. Klar wird an diesem Beispiel auch, dass Heinsohn/Steiger vor allem über das Grundeigentum reden. Plausibel wird die damit einhergehende Geschichtsinterpretation auch dadurch, dass die Verfügungsgewalt über den Grund und Boden der zentrale Punkt der Auseinandersetzung in allen gesellschaftlichen Konflikten und Kriegen war."


Lucas Zeise in seinem Buch "Geld - der vertrackte Kern des Kapitalismus"
über Gunnar Heinsohns/Otto Steigers Eigentumstheorie des Geldes

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