Samstag, 2. April 2011

THEO-POLITISCHER INKURS II: Der Ausspruch Gott und die Begründung der Welt

Die Ermöglichung, Begründung und Vollendung der Welt in der rück-verbindend-verankernden und lobpreisend-ehrerweisenden Huldigung des Gottes


"Daß ich allem, was der Veränderung und dem Wechsel unterworfen ist, vollständig entronnen in unbewegter, ruhiger Seelenverfassung den Unwandelbaren und Unveränderlichen zuvor durch meine Gesinnung mir geneigt mache und dann mit dem vertrautesten Namen anrufe, indem ich spreche: "Vater!" Welche Seele ist zu diesem Worte notwendig! welches Vertrauen! welches Gewissen!"  
Gregor v. Nyssa (+394), Das Gebet des Herren 

"Die Menschen bergen sich im Schatten deiner Flügel, sie laben sich am Reichtum deines Hauses; du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht."
Psalm 36 

"Er ist nämlich aller Dinge Ursache, Anfang, Wesen und Leben. Er ist Rückberufung und Aufrichtung für alles von ihm Abgefallene; er ist Wiedererneuerung und Wiedergestaltung alles dessen, was unter die das göttliche Ebenbild verdunkelnde Macht gesunken ist; er ist die heilige, feste Einstellung von allem, was von irgendeiner unheiligen Erschütterung ins Wanken gebracht wird; er ist die sichere Haltung des Stehenden (Ruhenden). Er ist die emporleitende Handführung für alle, die zu ihm emporgeführt werden, die Einstrahlung für alle, die erleuchtet werden, die Urweihe für alle, die Weihevollendung erlangen, die Urgottheit für alle, die vergöttlicht werden, die Vereinheitlichung für alle, die vereinfacht werden, die Einheit aller, die in das Eine gestaltet werden, der überursprüngliche, überwesentliche Ursprung jeglichen Ursprungs, die gütige Mitteilung des Verborgenen nach zulässigem Maße, endlich, um es kurz zu sagen, das Leben der Lebenden, das Wesen der Wesenbegabten, jeglichen Lebens und Wesens Ursprung und Ursache infolge seiner Güte, weil er das Seiende ins Dasein ruft und zusammenhält."
Dionysius Aeropagita, De divinis nominibus 
 

Mit der Aussprache GOTT, welche die Wirklichkeit und die gesamte Realität, so wie sie mehr oder weniger vollkommen, mehr schlecht als recht, hoffend und flehend beschaffen sind, bemüht ausruft, kommt die Welt zur Welt.

Das ist die These und der unterschwellige große Gedanke dieser ganzen Bewegung, dieses Stranges und Stromes der kosmo-genetischen Überlegung der Entstehungsbedingungen und -bewegungen der Welt. Das ist seine Erleuchtung, welche keine Erleuchtung ist, weil sie die Übernahme und die Annahme und das Wiederaufnehmen und -aufnehmenkönnen ist eines "alten" Lichts, eines Lichts, welches die Fackel unserer Kultur gewesen ist, und welche uns ausgeredet wurde, madig gemacht wurde, mit der Folge, wie ich glaube zu sehen und entdecken und schließen zu können, daß wir ohne sie und ohne ihre Bedeutung gerade alles dessen beraubt werden, was uns versprochen und in Aussicht gestellt worden ist und werden kann: wir werden bleiben ohne Leben, ohne Licht, gefangen, enthauptet, veruteilt zu einer sinnlosen und vergeblichen und aussichtslosen Suche, einer Bemühung die enttäuscht wird, einer Sehnsucht, die geschändet werden wird, einer Verzweiflung und einem Aufschub, welche unnötig sind,
weil die Welt und das Versprechen, das gegeben worden ist,
eingelöst worden ist,
eröffnet und bereitgestellt worden ist,
auf den Weg seiner Vollendung und d.h. seiner Realisierung gesetzt worden
ist, und welches Heute zur Vollendung steht,
welches Heute Erfüllung
gelangen will
und wird.



Die Aussprache und der Ausspruch GOTT, das wurde bisher schon mehrmals angesagt und umnähert, geschehen sie wie sie wollen, bedeuten eine Vollendungsbewegung und d.h. eine Vollendungsentdeckung und das wiederum heißt Vollendungseinge-ständigung der Realität, der Wirklichkeit, des Lebens, eines Lebens und einer Realität, welche sich dadurch bestimmte und dadurch bestimmt war, daß sie eine sog. pragmatische ist, eine unabgeschlossene und unabschließbare, eine höchstens auf dem Weg zu einer wie auch immer gearteten Vollendung und Erfüllung seiende Realität ist, eine Realität welche auch noch durch unverbrüchliche "Naturgesetze" bestimmt war und ist, Gesetze, welche ihr die Hoffnung auf manche "illusionäre" Vorstellungen von vorne herein madig und überflüssig machten, Gesetze, welche unüberwindlich sind und Sachzwänge, die, wie traurig auch immer, trotzdem und "leider" herrschen und gültig sind, Gesetze, die das Leben zu einem hinfälligen und das Ganze zu einem Uneigentlichen, selbst Unerlösten und Unheilen machten, oder höchstens zu einem noch nicht hinlänglich Offengelegten und Entäußerten, zu einem noch nicht ganz Mitgeteilten und Offenbarten, zu einem der Vollendung Ausständigen oder der Vollendung Unmöglichen.

Nun ist die Tatsache und die Sachlage so, daß die Offenbarung und Selbstentblößung des GOTTES und des Ganzen und des Lebens so weit gediehen war und ist, daß in ihnen das Mittel und der Vollzug, die Vollbringung ihrer Vollendung offengelegt und dargeboten worden ist,
so daß ihre Aussprache und wähnende Erwähnung und wie hauchhaft und unzulänglich auch immer seiende Aussprache eben jene Vollendung und die Eröffnung und Wiedereröffnung jener Vollendungsbewegung eröffnen und beschleunigt in Gang setzen,
weil sie ja Wieder-erinnerungen und Wieder-aufnahmen sind,
von geschichtlichen Durst- und Bemühungsstrecken,
welche große Bedingungen geschaffen hatten, bevor sie
durch den nun zu durchschauenden Betrug bei Seite geschoben wurden
und als undiskutabel ihre Diskreditierung und damit Entfernung
vom Leben erfuhren.
Der Vollzug der Vollendung der Bewegung der Wirklichkeit wird
insofern auch beschleunigt wirken,
weil der Ausruf des GOTTES auch, auf eine wundersame Art und Weise,
gerade aus dem Mund des Verleumders erklingen wird,
eines Verleumders, der sich eines Besseren besinnt
hat und dem mancherlei eigene Verstrickungen und
Unzulänglichkeiten aufgegangen
und in einem möglich heilen Licht aufgegangen sind,
welche ihn jenes ausrufen lassen, welches die Vollendung ist,
und in dem auch er dann die Vollendung finden wird,
wie er hofft.

Der Ausruf ist aber nicht nur die Vollendung,
er ist auch das Er-wachsen als das Hinauswachsen und als das Eingehen
des Lebens, das Größer- und Eigentlicher Werden und d.h. das Sich-Aufrichten und Aufgerichtetsein und das Eingeständigen des Lebens.
Der Ausruf eines ganz Anderen und "absolut Fernen"
läßt das Ausrufende über sich hinauswachsend sich dann, wenn
das Ausgerufene die Erfüllung bedeutet und das Garantierende,
Bürgende ist, in eine unendlich größere Form seiner selbst
einwachsen und so zu einer unvorstellbar größeren Möglichkeit
seiner selbst kommen und einge-städigen, zu einer ehemals ungeahnten Möglichkeit,
welche den Ausrufenden adelt, krönt und zur wahren Selbstbewußtheit
kommen und in ihr sein und stehen läßt,
zu jenem, welches es so lange und eigentlich ersehnt hat.

Was aber ist Vollendung des Lebens und Hinauswachsen des Lebens anderes als wirkliche Gründung, wirklicher Anfang und als gelebtes Leben, daseiendes Leben: WELT?

Was ist der Ausruf GOTT dann anderes als die Begründung und die wahre Geburt der WELT?

Wie paradox oder konsequent auch immer, die Möglichkeit dieses Vollzuges, der Aussprache der totalen Ermöglichung und des Ermöglichungsgrundes als des naturgemäß personalen Ermöglichungs- als Schöpfungsgrundes ist der Augenblick, in welchem das Selbstbewußtsein zur Vollendung und d.h. zur Wirklichkeit kommt und damit wirklich daseiendes und absolut entlassenes und ermöglichtes Leben wird und in welchem Bedingungen, Anwähnungen und Vorstellungen zur WELT werden, zur wirklichen Welt, welche, wie paradox oder konsequent, wie gesagt, auch immer, entlassene, geborene und zur Welt gekommene Welt wird, wenn in ihr jener Name eingezeichnet ist und bleibt (und d.h. dar-sprechend gesagt wird), welcher der Name ihres Möglichkeitsgrundes ist, welcher, wenn WELT volle und wirkliche Welt sein soll und nicht nur eine materiale Monumentalität und Tödlichkeit, der LEBENDIGE, ALLMÄCHTIGE UND LIEBENDE UND WOLLENDE GOTT sein muß,
welcher die Möglichkeit seiner Aussprache, durch das Vorzeigen seines Angesichts, seiner Stimme und seines Leibes, gibt.



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